Kapitel 22 - Die erste Mission

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Ich hänge eins nach dem anderen an die leeren Hacken an den Wänden.
Das selbe tue ich mit den restlichen im ganzen Haus.

Zufrieden betrachte ich den nun viel freundlicheren Flur. Und jetzt stelle ich mir die Frage. Die entscheidende.

Soll ich kämpfen oder aufgeben?

Es hört sich einfach an, ist es aber nicht. Wenn ich kämpfe, könnte ich auch verlieren und mich so in noch größeres Unglück sinken lassen. Wenn ich allerdings gewinne, werde ich für immer glücklich sein. Ich finde ich habe Glück verdient. Oder nicht? Ich hatte schon so viel Pech im Leben, dass das Glück so langsam mal aufwachen könnte.
Trotzdem bin ich unschlüssig.

,,Du solltest kämpfen, Liebes." Höre ich ein Stimme die ich irgendwo schon mal gehört habe. Ich sehe nach rechts und im Türrahmen zur Küche steht die weiße Dame. Ich lächelte.
,,Sie haben recht." Sie lächelt zurück.

Wir stehen noch einen Moment so da. Schließlich sage ich: ,,Danke das sie gesagt haben, ich soll aufstehen. Sie wissen schon, als ich im Schnee lag, kurz nach dem meine Mutter gestorben ist." Murmle ich. ,,Gerne Liebes. Aber du solltest wissen, dass sie nicht gestorben ist. Sie lebt immer noch weiter. In deinem Herzen." Ihre Worte spenden undenkbaren Trost.

Ich seufze: ,,Ich wünsche ich hätte ihr noch einmal sagen können, dass ich sie lieb habe." Sie lächelt. ,,Ich bin mir sicher, sie ist sich dessen bewusst gewesen. Weißt du, manche Menschen verdienen es, in den Himmel zu kommen." Ich nicke.

Es tut gut das zu hören. Diesen Gefallen hätte nur sie mir tun können. Ich habe großen Respekt vor ihr. Sie strahlt Herzlichkeit und Weisheit aus. Vielleicht kann ich diesen Gefallen ja erwidern.

,,Kann ich etwas für sie tun?" Fragte ich Ernst. Sie lächelt wieder. ,,Ja da kannst du allerdings. Es wäre sehr nett von dir." Fragend sehe ich sie an und fordere sie stumm zum weitersprechen auf.

,,Ich würde gerne erlöst werden. Und dar ich meine Aufgabe vor dem Tod nicht erfüllen konnte, hoffe ich das du das für mich machen kannst."

Ich nicke langsam. ,,Klar, kann ich machen. Was ist es?" - ,,Meine Tochter wurde drei Jahre alt. Sie hatte sich sehnlichst eine Spieluhr gewünscht. Kannst du sie suchen und ihr diese schenken? Sie müsste inzwischen zwar schon etwa 63 Jahre alt sein aber ich hoffe es klappt trotzdem."
Bittet sie mich.

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Das würde bestimmt nicht leicht werden. Wie soll ich sie finden?

,,Okay, und wie heißt ihre Tochter?" - ,,Alicia Bell. Sie lebt nicht weit von hier. In der 'Deeprode' Straße."
Ich nicke. Die kenne ich.

Boa vom ganzen nicken wird mein Gehirn irgendwann im Keller liegen...

,,Und wo soll ich eine Schatulle her bekommen?" Sie lächelt. ,,Ich hab ihr damals eine besorgt, bevor ich starb. Aber dafür müssen Sie erst mal ins Haus kommen. Ich hatte sie damals in einem geheimen Versteck aufbewahrt. Eine Diele im Kleiderschrank war locker und ich hab sie dort hineingestellt."

Okay also als erstes würde ich in Haus müssen, dann würde ich ihr die Schatulle geben und ihr erklären das sie von ihrer Mutter ist. Aber wer lässt ein wild fremdes Mädchen einfach so ins Haus? Ich würde eine gute Ausrede brauchen. Oder ich würde es ihr erzählen müssen. Das ich Geister sehen kann und das ihre Mutter mich schickt.

Aber...
Sie würde mich für verrückt erklären und höchstwahrscheinlich die Polizei informieren.

Und dann gibt es da noch die anderen Probleme:

Soll ich bei Roberto kündigen?
Ich kann nicht einfach so verschwinden. Und irgendwann werde ich auch wieder zur Schule müssen.

Ich atme ganz tief durch und versuche meine Gedanken zu ordnen. Eine gute Sache hat es jedenfalls: Wenn ich die Frau erlöse, werde ich wissen was mit Geistern passiert, wenn sie erlöst werden. Ich sollte alles Schritt für Schritt tun.

,,Okay, los gehts!" meine ich und gehe den Flur entlang zur Garderobe, wo ich Schuhe, sowie Parker anziehe. Dann gehen wir zusammen aus dem Haus und laufen die 20 Minuten Strecke, bis zu dem Haus.

Die Sonne scheint und es ist keine Spur von Schnee mehr zu sehnen. Hier und da sieht man auch schon die ersten Schneeglöckchen an den Gartenzäunen.
Ich atme die frische Luft ein und sammle Mut, für das bevorstehende.

Das Haus ist braun und unter den Fensterbänken mit den Hortensien sieht man tiefe Wasserspuren. Die Farbe bröckelt hier und da ab und die Fenster sind mit weißen Gardinen bestückt. Vor dem Haus ist ein kleiner Garten, mit einer Steintreppe, die zum Eingang führt. Ich gehe langsam die Stufen hinauf und bleibe zögern vor der Tür stehen.
,,Okay, ich schaffe das." Murmle ich in mich hinein und drücke die schwarze Knopf Klingel.

Tote LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt