2.

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Margaret

Ich stieg die Treppen zum Saal hinauf, in dem ich hoffte meinen Vater anzutreffen, dieser Saal war so etwas wie sein Arbeitszimmer. Hier traf er sich mit wichtigen Partnern und Diplomaten, sowie auch unserem Verwalter. Meiner Meinung nach war der Raum einer der schönsten des ganzen Anwesens. Die Decke war aus Mamor und der Boden aus hellem Pinienholz, aber das Schönste an diesem Raum war das große Bild von Venus und Mars an der Wand, es lud ein zum Träumen, man brauchte es nur zu betrachten und man wurde in eine andere Welt entführt, die Zeit der Mythen und Götter des alten Roms.

Als ich den Saal betrat fand ich zwar meinen Vater vor, die andere Begleitung machte mir allerdings viel weniger Freude. Lord Henry war ein stattlicher Mann, er war gutaussehend und das wusste er auch, mit jedem Blick ließ er seinen Gegenüber spüren, dass er sich für etwas besseres hält.

" Sieh an, die reizende Margeret. Sie hatten Recht; Richard sie ist wirklich bezaubernd.", der Tonfall Henrys war wirklich abscheulich und noch viel schlimmer empfand ich sein gieriges Grinsen und die gebleckten Zähne, während er sprach.

"Nun das ist sie wirklich. Komm doch rein Schätzchen, ich möchte dir unseren Gast vorstellen.", ich merkte meinem Vater an, dass er nichtwirklich glücklich war mir meinen zukünftigen Bräutigam vorstellen. Zuvor hatte ich noch nie ein Wort mit dem Lord von Sedglemoor gewechselt, ich kannte ihn von Gerüchten und von Festen. Er, der älteste Sohn eines Vaters, der meinen Respekt hatte, aber leider viel zu früh verstorben war und dabei leider nichts gutes an seinem Sohn hinterlassen hat. Irgendwie machte es mich nervös ihm so ins Gesicht zu sehen und dabei zu wissen, dass er schon bald, derjenige sein wird, der mein restliches Leben bestimmen wird.

"Es freut mich.", ich rang mir ein gequältes Lächeln ab. Die hässliche Grimasse auf dem Gesicht von Henry wuchs zu einem breiten Grinsen.

"Die Freude ist ganz auf meiner Seite, vorallem freue ich mich schon auf unsere Verlobungsfeier am Dienstag, die Hochzeit kann ich gar nicht mehr abwarten...", mit diesen Worten trat er einen Schritt auf mich zu und strich mit seiner Hand über meine Wange. Empört von so viel Dreistigkeit und zu wütend und hilflos überfordert mich dagegen zu wehren, warf ich einen flehenden Blick zu meinem Vater, für einen kurzen Moment sah ich etwas wie Schmerz in seinem Gesicht, doch dann wirkte er wieder sehr gefasst und fügte hinzu: "Dein Zukünftiger war gerade hier um die Details mit mir zu klären, er wollte gerade gehen, die Hochzeit ist ja nun beschlossene Sache."

Der letzte Teil klang weniger wie eine Aussage, er glich einem Befehl. Ich kannte meinen Vater. Für ihn war in diessem Moment ein Schlussstirch unter die Sache gezogen, er würde diese Hochzeit durchsetzen, Diskussion - zwecklos.

Noch bevor Lord Henry den Saal verlassen konnte, stürmte ich schon die Treppe hinunter und verbiss mir die Tränen. Es schien auswegslos. Ich würde ihn heiraten müssen, er war ohne Frage keine schlechte Partie, aber er gehörte der Art Mensch an, die ich so sehr verabscheute. Ein Adelstitel winkte, doch was war der Preis?

Meine Fingernägel bohrten sich in meinen Unterarm, der Schmerz erinnerte mich daran, dass ich noch fühlen konnte, denn ich war wie gelähmt. Es bot mir Halt, daran konnte ich mich klammern und festhalten.

Ich würde die mir letzten verbleibenden Tage doch sinnvoll nutzen müssen und nicht nur eingeschlossen in meiner Kammer bleiben können. Aber da hatte ich nicht mit meiner Mutter gerechnet, ich hörte ihre Rufe und Aufforderungen, ich solle bitte pünktlich zu meinen Tanzstunden erscheinen...

Ausgerechnet Tanzen...

GreensleevesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt