Kapitel 3.2

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Es war ein riesiges, in den Berg geschlagenes Schloss mit vielen Plätzen wie Innenhöfen, die zwischen den Felsen lagen, Aussichtspunkten auf Türmen oder Landeplätzen auf den Steinen.

Ich würde lange brauchen, um mir zu merken, wo was war, doch so hätte ich sicher nie Langeweile, weil ich alles erkunden konnte. Das würde sicherlich Spaß machen.

„Sollte dir der Bereich, den ich dir ausgesucht habe, nicht zusagen, dann kannst du dir gern jeden anderen wählen. Ich habe ihn genommen, weil er direkt neben meinen offiziellen Räumen liegt und du so immer zu mir kommen kannst."

„Mir gefällt es sehr, wo ich mich gerade befinde", bemerkte ich, denn so war ich in seiner Nähe. Ich konnte nicht genau sagen warum, doch seine Nähe hatte etwas Anziehendes und Beruhigendes. Fast so, als würde ich mich entspannen können, weil er auf mich Acht gab. Ob dem wirklich so war, konnte ich jedoch nicht einschätzen. Dazu kannte ich ihn nicht lange genug.

„Ich würde jetzt gern mit dir losfliegen, dir warme Kleidung holen und dann noch einmal zurückkehren. Damit du dich vorher waschen kannst. Ein heißes Bad würde dir gut tun und ich möchte gern deinen Körper nach Verletzungen absuchen."

Er sprach so ruhig und unaufgeregt, dass ich nickte, bevor mir seine Worte bewusst wurden. Er wollte meinen Körper nach Verletzungen absuchen? Was genau meinte er damit?

„Ich ... Ich habe mich noch nie einem Mann nackt gezeigt", brachte ich hervor und wurde rot. Ich hoffte, dass ich das Ganze jetzt nicht falsch verstanden hatte. Oder vielleicht doch. Ich wusste wirklich nicht, ob ich lieber die Peinlichkeit einer falsch eingeschätzten Lage oder die in meinen Ohren sehr peinlich klingende Situation haben wollte.

„Das ist gut zu hören. Dieser Anblick ist auch nichts, was anderen gestattet wäre", sagte er ernst, wobei eine Spur von Besitzerstolz darin mitklang. Zumindest würde ich das so benennen. Vielleicht verhörte ich mich auch und bildete es mir nur ein, weil ich es mir wünschte.

Ich wurde nervös, als er mich hinausführte. Nicht, weil wir wohl fliegen würden, sondern wegen dem, was noch kommen sollte. Der Gedanke daran hinterließ ein ganz seltsames Kribbeln in meinem Magen.

„Bitte blieb hier stehen", bat er, als er mich hinaus auf eine flache, weite Fläche führte, die jedoch noch zum Schloss gehörte.

Von hier aus konnte man viele der Felsen sehen, in die das Schloss gebaut war. Auch einige Fenster und Türme. Gleichzeitig war aber auch nach oben hin sehr viel Platz.

Ich beobachtete Foscar, wie er langsam auf die Mitte des Platzes zulief. Dabei schimmerten seine schwarzen Schuppen wunderschön in der Sonne.

Überrascht bemerkte ich, dass er immer größer und größer wurde. Zudem schob sich ein Schweif aus seinem Rücken, bevor er sich soweit veränderte, dass er definitiv nicht mehr menschlich war.

Ich hielt meinen Atem an, während ich zusah, wie er sich in einen majestätischen, riesigen Drachen verwandelte. Er war weitaus größer als der Feuerdrache und seine Schuppen waren fast durchgängig schwarz. Manchmal konnte ich jedoch für einen kurzen Moment etwas Violettes aufblitzen sehen. Es schimmerte.

Als er seine Flügel ein wenig streckte, bemerkte ich, dass die Membran dieser ebenso Violett war.

Wunderschön.

Schließlich wandte er mir seinen Kopf zu. Ich stieß meinen Atem aus, als ich die großen, violetten Augen sah, die mich an Amethyste erinnerten. Sie waren so schön, dass ich für einen Moment einfach nur sprachlos war.

Er gab mir scheinbar ein wenig Zeit, bevor er leicht den Atem ausstieß. Damit hüllte er mich in eine warme Wolke, was mich kichern ließ.

Ich trat auf ihn zu und legte meine Hand auf seine Nase. Es erinnerte mich irgendwie von der Beschaffenheit an die eines Pferdes.

Drachenkaiser [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt