Kapitel 4

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Finn rannte wie eine besessene, ihre beschissene Angst kroch durch ihren Körper und floss in ihre Beine, um sie zu lähmen.

Wenn du stehen bleibst, stibst du!" Meldete sich ihr Selbsterhaltungstrieb.

Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße.

Was sollte sie tun?

Weglaufen schon klar, aber dieses Tempo würde sie nicht ewig durchhalten. Es war einfach nicht möglich. Fiona verfluchte die Anstalt jetzt noch mehr, sie war durch das ständige Rumsitzen dort zu untrainiert. Ihr Körper war Sport nicht mehr so gewöhnt wie früher.

Scheiße.

Die Blondine riskierte es und warf einen gehetzten und panischen Blick nach hinten. Doch niemand war dort. Finn wurde langsamer, bis sie schließlich stehen blieb. Ihr Verstand brüllte sie an, warum zur Hölle sie nicht weiter lief, aber sie konnte einfach nicht mehr. Sie brauchte eine Pause. Ihr Atem war keuchend und stoßweise. Sie stützte sich an einem Baum ab und versuchte, nicht zu kollabieren.

Ihre Gedanken rasten in ihrem Kopf wie eine Dampflok, die zu Hochtouren auffuhr. Ihr Überlebensinstinkt hatte sich aktiviert.

Scheiße.

Sie musste aus diesem Wald raus. Aber welche Richtung? Sie hatte komplett die Orientierung verloren. Tränen des Frusts und der Hilflosigkeit brannten in ihren Augen und sie schlug gegen den Stamm, an dem sie sich abstützte.

Scheiße.

Finn wählte wahllos eine Richtung aus und begann dann in diese Richtung zu laufen, vorsichtig und immer auf ihre Umgebung achtend.

„Wenn doch wenigstens dieser verfickte Nebel weg wäre!" Fluchte sie und hatte das Gefühl, ihre Gefühle machten eine Fahrt auf einer Achterbahn. Ihre Stimmung schwankte immer wieder zwischen Wut, Verzweiflung, Angst, Hilflosigkeit und Panik. Der klare Verstand hatte sich anscheinend bereits da verabschiedet, als sie den ersten Zettel aufgehoben hatte.

Finn lief und lief und dann, ganz plötzlich, lichtete sich der Nebel und der Wald, lag in seiner ganzen bedrohlichen Schwärze vor ihr. Eiskalte Schauer liefen ihr über den Rücken und auch wenn sie es sich gerade erst gewünscht hatte, wurde ihr auf einmal bewusst, was das bedeutete. Wenn sie nun alles sehen konnte, dann konnte das Monster das auch. Wobei, anscheinend hatte es keine Augen. Verwirrt schüttelte Finn den Kopf. Alles an ihrer Situation war so surreal.

Egal. Scheiße.

Sie musste unbedingt weiter.

Das Mädchen setzte sich wieder in Bewegung und versuchte, dabei sich zu beruhigen und was noch wichtiger war, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Nun wo die blonde Frau mehr sehen konnte, kam sie viel besser und auch deutlich schneller voran. Sie suchten einen Ausgang aus dem Wald, einen neuen Zettel, oder einfach irgendwas das ihr weiter helfen konnte.

Scheiße.

Warum fiel ihr nur in diesem Moment dieser beschissene Song ein.

I'm a survivor, I'm not go give up, I'm not go Stop, I'm go work harder..." Erklang es in ihrem Kopf und sie könnte sich dafür schlagen. Sie hatte hier noch gar nichts überlebt. Wollte ihr Gehirn sie irgendwie nerven?

Sie schüttelte genervt den Kopf und begann etwas schneller zu laufen. Finn hatte schon wieder dieses unbehagliche Gefühl beobachtet zu werden.

Wieder vergingen zeitlose Minuten des Laufens, der Angst und der Panik, bevor sie plötzlich bemerkte, das der Wald sich lichtete. Unendliche Erleichterung erfüllte sie und sie begann zu rennen. Sie blieb jedoch stolpernd stehen, als sie bemerkte, es lediglich eine Lichtung war. Doch der Grund ihres Stehenbleibens war jedoch nicht die Lichtung. Sondern das Mädchen das ihr den Rücken zu gedreht hatte und reglos in die Ferne starrte.

Viskosität... (x Homicidal Liu)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt