Kapitel 26

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Der Flur bog um eine Ecke und sie sah das Licht, das im Wohnzimmer brannte. Sie blieb stehen und holte ihre Waffen aus ihrer Tasche. Sie nahm den Schlagring in die linke und das dazugehörige Messer in die rechte Hand. Erst dann ging sie zu dem Türrahmen und spähte vorsichtig hinein.

Das was Finn sah, ließ ihr die Farbe aus dem Gesicht weichen. Ihre Eltern saßen mit mehreren Polizisten am Tisch und lachten, während sie irgendetwas tranken das wohl Tee oder Kaffee war.

„Keine sorge, Miss Tenebris. Wir finden ihre Tochter schon und dann kommt sie entweder zurück in die Anstalt oder direkt ins Gefängnis". Die blauen Augen ihrer Mutter strahlten und sie strich sich ihre braunen Haare aus der Stirn, während sie nickte,

„Das wäre gut, dann müssen wir keine Angst mehr vor ihr haben. Wir haben immer versucht sie gut zu erziehen, aber nach dem sie diesen Jungen getötet hatte, haben wir Fiona aufgegeben". Finns Eingeweide verkrampfen sich und sie spürte, wie ihr Herz zerbrach.

Sie hatten sie aufgegeben?

„Ich denke jede Mutter wäre schockiert, wenn das Kind einen Menschen tötet" meinte einer der Polizisten.

„Nicht nur eine Mutter wäre schockiert!" Meinte nun ihr Vater, seine Schwarzen Haare waren mittel lang und zu einem Zopf zurückgebunden, während seine braunen Augen ernst in die Runde blickten. Die Polizisten nickten bekräftigend und Finn taumelte von der Szenerie weg. Sie schwankte wie benommen durch den Gang, bis sie gegen Sully stieß, der sie festhielt als sie drohte umzukippen.

„Finn, was ist los?" Fragte er dunkel und leise. Als sie seinen Blick erwiderte, waren ihre Augen so voller Trauer, dass sofort die Mordlust in ihm erwachte.

„I-ich muss h-hier w-weg" stotterte sie leise und der Braunhaarige nickte sofort. Sie stützte sich auf seinen Arm und leise verschwanden sie aus dem Haus.

Nachdem sie ein paar Straßen weiter gegangen waren, brach sie zusammen. Ihre Knie fielen auf den harten Stein und der kalte Schnee saugte sich als Nässe in ihre Hose. Sie schlug sich die Hände vors Gesicht und am liebsten hätte sie geschrien. Doch angesichts ihrer Situation wagte sie es nicht. Tränen flossen aus ihren Augen und ihre Psyche zersplitterte nun vollends.

Sie hatte Recht gehabt.

Ihre Eltern wollten sie loswerden.

Wollten sie zurück in die Klapse schicken oder sogar ins Gefängnis.

Sie hatten sie aufgegeben.

Welche kranken Menschen gaben denn ihre Tochter auf?

Ja, sie hatte jemanden umgebracht.

Aber er hatte es verdient gehabt! Er hatte sie all die Jahre schikaniert.

Warum verstanden sie das denn nicht?

Sie hatte Recht!

Sie war die einzige Person, in dieser beschissenen Situation, die Recht hatte!

Sie spürte, wie Sully sie auf seine Arme hob.

„Hey Sweetheart, was ist passiert? Willst du nach Hause?" Fragte er und seine Stimme war ungewöhnlich sanft.

Nach Hause.

Bis vor kurzem hatte sie ihr Haus noch als zuhause gesehen.

Sie schüttelte den Kopf, während sie schluchzte.

„Wo willst du dann hin?" Fragte er weiter und zog sie dabei enger an sich. Sie hätte ihm gerne geantwortet, doch durch ihre Heulattacke bekam sie nichts aus ihrem Mund. Also zuckte sie nur mit den Schultern und krallte sich dann in seine Jacke, bevor sie den Kopf gegen seine Schulter drückte.

Viskosität... (x Homicidal Liu)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt