Die Gefährten der Nacht wurden wir genannt, Jäger der Dunkelheit. Mit stechendem Blick schritten wir durch den nebelverhangenen Wald, wie Schatten im silbernen Licht des Vollmonds. Als würden wir einem stimmlosen Ruf folgen, der uns zu sich bat. Es hieß, wir wären erwacht wenn Finsternis die Landschaft verhüllte. Dies sei die Zeit, die wir zugleich ersehnt und gefürchtet hatten - die Zeit der Jagd.
Der Moment, in dem wir uns dem uralten Fluch hingaben, der uns dazu brachte, die Kontrolle über uns selbst zu verlieren. Alles, woran wir nun denken konnten, war Blut. Wie sich der Duft in unserer Nase wiederfand, die Verlockung durch unsere Venen schoss, so bittersüß.
Weit entfernt von unserem wahren Selbst, rannten wir kraftvoll und furchterregend durchs Unterholz, auf der Suche nach Artgenossen, die ebenso verflucht waren wie wir. Unser Verstand wurde von der Kraft des Mondes gelenkt und ruhte nicht eher, bis das über dem Horizont aufgehende Morgenlicht uns von unserem schicksalhaften Bann erlöste.
Die Verwandlung setzte sich zurück und wir bekamen wieder das Leben, dass wir mit jenen teilten, die wir liebten. Familie und Freunde wussten nichts über die Veränderung, die uns heimsuchte und es wäre zu gefährlich, wenn auch nur ein Wort davon preisgegeben werden würde. Wir lebten ein einsames Leben, missverstanden und bis auf alle Zeit gejagt ...
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Diese und viele andere Geschichten entstammten der Fantasie und den Ängsten der Menschen. Die aus alter Zeit gesponnen Mythen wurden am Lagerfeuer weitererzählt und überdauerten so die Zeit. Sie klangen mystisch, faszinierend und mich überraschte es nicht, dass sich dadurch die Bilder eines blutlechzenden Wesens mit Zähnen und Klauen in den Köpfen der Menschen eingebrannt hatte. Doch all diesen alten Legenden und Überlieferungen, in denen von einem Geschöpf wie diesem gesprochen wurde, fehlte etwas Entscheidendes - Die Wahrheit.
Die Wahrheit über das Leben, das wir führten, über das Geheimnis, dass wir bewahrten. Die Wahrheit darüber, was es hieß, in einer Welt aufzuwachsen, in der man Acht geben sollte, wem man ein Vertrauen schenkte. In der die eigene Sicherheit davon abhing, wen man an seiner Seite hatte und wie viel man bereit war, zu opfern für die, die man liebte.
Wir waren nicht bloß eine Gruppe von Hybriden, die hypnotisiert losrannte und allem nachjagte, was sich bewegte. Wir waren eine Familie, die durch ihr Schicksal verbunden war. Eine Gemeinschaft, die zusammenhielt und Seite an Seite miteinander lebte, aufeinander Acht gab und sich gegenseitig Schutz bot. Wir waren ebenso menschlich, fühlten uns unsicher, hatten Angst und waren verletzlich. Unsere Fähigkeiten waren kein Fluch. Sie dienten dazu, jene zu beschützen, die uns etwas bedeuteten.
Die Absichten der Menschen waren nicht grundsätzlich böse, doch wenn die Existenz unserer Art ans Licht kommen würde, wäre nichts mehr wie zuvor. Mir war klar, dass die Menschen niemals aufhören würden, nach dem Unnatürlichen zu suchen. Nach etwas, dass ihnen bewies, dass etwas Faszinierendes und mitnichten Gefährliches umherwanderte, für das sie keine Erklärung finden konnten. Die meisten Menschen fürchteten sich vor etwas, dass sie nicht kannten. Und Furcht war eine gefährliche Waffe.
Unter keinen Umständen durfte ich zu große Aufmerksamkeit erregen. Daher war ich zu jeder Zeit vorsichtig. Ich hatte eine Aufgabe zu erfüllen und da diese Aufgabe das Einzige war, was meinen Lebenswillen noch antrieb, hielt ich eisern an ihr fest. Sie gab mir Kraft und Hoffnung.
Doch ich war bereit zurückzuschlagen. Mit jeder Faser meines Körpers wusste ich, dass der Tag kommen würde. Der Tag, an dem ich stark genug wäre, den Tod meiner Familie zu rächen.
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Wolves - Silberblut
Fantasy~ Wir sollten keine Angst haben etwas zu riskieren, wenn wir die beschützen wollen, die uns wichtig sind ~ Mein Name ist Alexa Haze und vor drei Monaten war ich noch eine Jägerin in einem der mächtigsten Werwolfsrudel in Shadow Hills. Bis mir in ein...