02 Schrödinger's Kiss (Callum Ilott + Marcus Armstrong)

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Huhu, hier kommt Nummer 2, gestern entstanden nachdem ich eine Idee äußerte und dann gemeint wurde 'das musst du schreiben!' 😉
Das hier ist also der lieben Ziam4ever10 gewidmet - danke für deine Unterstützung und unsere tollen Gespräche!! ❤️

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Teamhotel Jeddah, Saudi-Arabien, 29.11.2021

Was hatte er sich nur dabei gedacht? Eigentlich hätte der Kiwi es wissen müssen. So war nunmal Callum's Charakter, brutal ehrlich (was in manchen Situationen auch ganz angebracht war, er bewunderte den Älteren dafür immer seine Meinung zu sagen) und eben auch oftmals flirtend (besonders gegenüber anderen Formelfahrern und natürlich immer im Spaß gemeint). Genau in diese Charakterzüge hatte Marcus sich jedoch über die Jahre hinweg verliebt. Es gab Tage da kam er mehr mit dieser Tatsache und dass niemals etwas daraus werden würde klar und es gab welche an denen dies weniger der Fall war. Heute gehörte definitiv zu letzteren. Marcus' neuster Beitrag bei instagram war ein Bild von ihm in seinem Auto beim Fahren und der kleine Text den er dazu verfasst hatte lautete:

Back kissing walls this weekend 🇸🇦

Die meisten Kommentare darunter waren Glückwünsche für das anstehende Rennwochenende in Jeddah, besorgte Äußerungen seiner Fans dass er die Streckenbegrenzung lieber nicht zu dolle oder gar nicht küssen sollte und einige schlugen vor, dass er stattdessen lieber einen Pokal küssen sollte. Doch dann kam während des Abendessens eine weitere Benachrichtigung, die dafür sorgte, dass er sich ordentlich verschluckte. Es war ein Kommentar von Callum, welcher lautete:

How 'bout you rather kiss me than the walls in Saudi-Arabia? 💋

Er hustete kräftig und spürte eine Hand, die ihm sanft auf den Rücken klopfte.
"Alles okay?", wollte Robert wissen, der neben ihm saß.
"Ähm ja, ich... entschuldige, ich brauch einen Moment...", brachte er noch immer leicht hustend hervor, erhob sich und verschwand in Richtung der Toiletten des Hotelrestaurants. Dort stützte er sich mit den Händen auf eines der Waschbecken und versuchte seine Atmung zu beruhigen. Kurz darauf hörte er wie die Tür aufging und durch den Spiegel vor sich erblickte er Robert. Der Prema-Fahrer war zwar nicht mehr sein Teamkollege, aber ihre gute Freundschaft war erhalten geblieben als er zu DAMS gewechselt hatte und Robert war der einzige, der von seinen Gefühlen zum Briten wusste.
"Hey... ich hab den Kommentar von Callum gelesen, du hast dein Handy auf dem Tisch liegen lassen... hab es mal sicherheitshalber gesperrt und dir mitgebracht", informierte der Russe ihn, stellte sich neben ihn und schob ihm das Mobiltelefon in die Hosentasche. "Wie geht's dir?", fragte er einfühlsam.
Marcus lächelte seinen Kumpel kurz an und bedankte sich, dann zuckte er mit den Schultern: "Wie soll es mir schon gehen? Ich bin verliebt in Cal, wir Fahrer wissen alle dass er bi ist, aber er hat noch nie angedeutet, dass er auch Interesse an mir hätte. Es ist aussichtslos und das wird es auch immer bleiben. Ich sollte ihn mir langsam echt aus dem Kopf schlagen!"
Robert grinste daraufhin schief und entgegnete leise: "Ist wirklich bescheiden wenn die eigenen Gefühle nicht erwidert werden... aber hast du auch schonmal darüber nachgedacht, dass sein Kommentar eigentlich Sorge um dich ausdrückt? Ich meine er hat öffentlich vorgeschlagen, dass du lieber ihn küssen solltest als einen Unfall zu bauen. Das wäre glaube ich allen lieber als wenn du dich eventuell verletzen würdest."
Marcus konnte bei diesen Worten nicht verhindern, dass sich ein Gefühl der Hoffnung in seinem Bauch ausbreitete. "Denkst du echt er ist um mich besorgt?"
Der Russe schmunzelte: "Natürlich ist er das, Callum ist dein bester Freund!"
"Ja, aber mehr als das bin ich nicht für ihn, also ist es doch nichts besonderes...", stellte der Kiwi fest und sah wieder traurig drein.
Robert seufzte: "Weißt du was? Vielleicht solltest du es einfach tun!"
"Was tun?", stand Marcus kurz auf dem Schlauch.
"Na ihn küssen und dadurch rausfinden wie er es gemeint hat!", klärte Robert ihn auf. "Was hast du schon zu verlieren?"
Marcus schloss die Augen und antwortete leise: "Alles. Meinen besten Freund. Ich weiß nicht was ich tun würde wenn er es weiß, aber nicht so fühlt und nichts mehr mit mir zu tun haben will. Oder er zwar noch mit mir redet, aber mich dann immer mitleidig ansieht oder sein Verhalten mir gegenüber ändert weil er Angst hat ich könnte mir sonst falsche Hoffnungen machen. Das will ich alles nicht! Ich will Callum nicht verlieren."
Robert schwieg einen Moment, dann spürte Marcus wie er ihm sanft eine Hand auf die Schulter legte und sehr erwachsen und erfahren klingend sagte: "Das sind viel zu viele 'wenn' und 'vielleicht' Kumpel. Das Leben ist zu kurz um den Personen, die einem wichtig sind, nicht zu sagen was man für sie empfindet. Schon am nächsten Tag kann es sein dass sie nicht mehr da sind und dann bereust du es geschwiegen zu haben. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung."
Der Kiwi öffnete seine Augen wieder und sah den Russen entschuldigend an: "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht an deinen Vater erinnern..."
Doch sein Kumpel schüttelte nur leicht den Kopf und lächelte ihn an: "Keine Sorge deswegen. Ich bitte dich nur darum, diese Möglichkeit die er dir mit dem Kommentar gegeben hat, nicht ungenutzt zu lassen! Verwehre dir nicht die Chance auf Glück indem du es noch nichtmal probierst. Verwehre euch nicht die Chance, dass das was ihr eh schon habt noch besser werden könnte."
"Wow, das...", murmelte Marcus ziemlich berührt. "Wann bist du denn unter die Philosophen gegangen? Aber ich fürchte du hast Recht. Vielleicht sollte ich es wirklich einfach darauf ankommen lassen..."
Robert drückte seine Schulter bevor er sie losließ und sagte leicht verlegen: "Naja, seit Papa's Tod habe ich viel nachgedacht... ich bin dafür, dass du es einfach probierst! Das ist wie mit Schrödinger's Katze, oder? Man weiß erst woran man ist wenn man die Kiste öffnet."
Dieser Vergleich brachte Marcus zum Grinsen: "Ich soll also die Katze küssen und gucken ob sie schnurrt oder mir die Krallen ins Gesicht schlägt?!"
"Genau!", lachte sein Kumpel.
"Oh man...", schüttelte Marcus ebenfalls grinsend den Kopf. Dann seufzte er nochmal und fügte ernst hinzu: "Ich kann nicht glauben dass ich das jetzt sage, aber ich werde auf deinen Rat hören und es einfach tun. Unter einer Bedingung: wenn es schiefgeht, darf ich mich bei dir ausheulen und du wirst mir eine große Pizza mit Ananas besorgen! Und Eiscreme."
Dies brachte Robert erneut zum Lachen: "Du hast den romantischen Film vergessen! Aber okay, wir haben einen Deal!" Er hielt ihm die Hand hin.
Marcus zögerte noch kurz, schlug dann aber ein und zog den Russen anschließend in eine kurze Umarmung. "Danke für's Aufmuntern und dass du immer für mich da bist! Ich hab sonst niemanden mit dem ich über dieses Thema reden kann..."
"Hey, das mach ich doch gern!", entgegnete Robert und drückte ihn an sich. "Wollen wir dann zurück zum Abendessen? Da sind noch diese mit Hackfleisch gefüllten Auberginenröllchen auf Couscous die ich noch nicht probiert habe..."
Marcus löste sich grinsend von seinem Kumpel: "Klingt gut, ich bin dabei!"
So machten sie sich gemeinsam auf den Rückweg ins Hotelrestaurant.

Oneshots, with love ❤️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt