3. CHARLES

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Achtung! Charles Gefühlswelt und Schmerz ist hier offengelegt!

Ohne Vorwarnung tritt ein junger Ferrari-Akademie-Fahrer in das Leben unserer kleinen, bunt gemischten Familie.

Charles Leclerc, der junge Monegasse mit den rehbraunen Augen, fährt mit sehr viel emotionaler Stärke. Seine Rookie Saison, 2018, fährt er bei Sauber. Sein Ziel ist es Ferrari Fahrer zu werden.

Für ihn war es wohl eine Nicht-Aktiv-Gesucht-Und-Doch-Gefunden Situation. Der Junge, in dessen braunen Augen immer zumindest ein Hauch von Traurigkeit mitschimmert, hat bereits zwei, ihm sehr wichtige Personen, in seinem Leben verloren. Doch diese Tatsache machte ihn stark. Er fährt nun für seinen Vater und seinen Patenonkel Jules und verwirklicht sich somit nicht nur seinen Traum.

Charles ist Jules wirklich sehr ähnlich in seinem Wesen. Der junge Franzose, der selbst mit einem deutlich unterlegendem Auto Meisterleistungen verbrachte, lebte nun in Charles weiter.

Das erste, was ich bei ihm bemerkte ist, dass er immer freundlich ist und sich oft einfach nur im Hintergrund aufhält. Er beobachtet viel, um sich ein Bild über Situationen und die Menschen in seinem Umfeld zu machen. Er schien noch nicht wirklich glauben zu können, dass er es in die Königsklasse des Motorsports geschafft hat und nun selber Vorbild für junge Talente in den Nachwuchsklassen ist. Sein jüngerer Bruder Arthur eifert ihm bereits länger nach, aber das sich noch andere Personen ein Vorbild an ihm nehmen, ist ihm noch fremd.

Besonders Charles hatte viel abseits der Rennwochenenden in seiner Rookie Saison mit Ferrari zu tun. Man merkt doch schon deutlich, dass er bereits auf einen späteren Einsatz als Ferrari Fahrer vorbereitet wird. So sehen wir uns regelmäßig auch bei Ferrari, wo ein Teil seiner Saisonvorbereitung stattfindet.

Mitten in einer gemeinsamen Vorbereitungswoche mit Charles und dessen Teamkollegen Marcus Ericsson macht sich bei mir wieder das Gefühl breit, dass ich mich um den jungen Monegassen kümmern muss.

Ausschlaggebend dafür ist, dass Charles an Tag 3 komplett übermüdet und mit deutlichen Augenringen eigentlich nur durch den Tag von einem Programmpunkt zum nächsten taumelt. Ich schaute mir dies bis zur Mittagspause mit an, danach schenkte ich Seb einen entschuldigenden Blick. Er konnte sich, nach Max, wahrscheinlich denken, dass er die Pause heute entweder allein oder mit mir und Charles verbringen wird.

„Hei.". grüße ich den brünetten, der praktisch so aussieht, als ob er jeden Moment über seinen Pasta Teller gebeugt einschläft.

Er war wohl wirklich kurz davor gewesen einzunicken und fährt bei meiner Begrüßung plötzlich hoch. Sein erschrockener Blick fällt langsam auf mich, wobei er scheinbar einige Sekunden brauchte, um mich zu erkennen. Wahrscheinlich vor Scham, dass er aufgefallen ist und gerade fast in der Öffentlichkeit eingeschlafen ist, schleicht sich ein intensiver Rotton auf seine Wangen und seine Augen werden groß, bevor er seinen Blick peinlich berührt nach unten auf seinen Teller richtet.

„Hi." murmelt er zurück und fast hätte ich dieses sanft gesprochene Wort gar nicht ausmachen können. Im Gegensatz zu Max ist er deutlich zurückhaltender im persönlichen Kontakt. Gut, Max konnte man an manchen Tagen schon praktisch als forsch bezeichnen. Doch Charles schien mehr Respekt vor anderen Menschen zu haben und möchte sie erst richtig kennenlernen um festzustellen, wie er jemanden einzuschätzen hat.

„Darf ich mich an dich setzen?", fragte ich bedacht und so leise, dass selbst am Nebentisch, 2 Meter von uns entfernt, die Ferrari-Mitarbeiter unsere Unterhaltung nicht mitbekommen.

„Gerne." Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich auf seine Gesichtszüge, nachdem er vor Erstaunen seinen Kopf wieder hochgerissen hat, um mich anzusehen und zu erkennen, ob ich meine Frage ernst meinte oder nicht. Scheinbar schien er mich aktuell nicht als nicht vertrauenswürdig einzuschätzen. Das ist doch schon einmal ein Anfang.

Father Figures (Simi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt