4. LANDO

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So richtig fiel mir Lando erst auf, als er, für die Tests 2019 in Barcelona, sein Debüt in einem F1 Auto als einer der beiden Fahrer für McLaren hat. Als Testfahrer in der letzten Saison ist er mir nicht so aufgefallen, aber da war er auch noch sehr von seinem Team und Fernando beschützt worden.

Aber, dass ich ihn zuvor so übersehen konnte ist mir nun ein Rätsel. Ich weiß nicht, wo er all diese Energie und Positivität hernimmt, bei dem kleinen Körper, aber bei ihm schien das Sprichwort: ‚Klein aber oh ho.' Anwendung zu finden.

Er ist ein kleiner oranger Blitz, der den Paddock ständig hoch und runter flitzt. Manchmal in Begleitung der anderen beiden Rookies in dieser Saison, Alex Albon und George Russell. Die drei scheinen eine enge Freundschaft zu haben. Irgendwie ist es kein Wunder, dass mein erstes richtiges Aufeinandertreffen mit ihm ein Versehen ist. Ich bog gerade um einen Truck, da ich kurz an meinen Leihwagen musste um etwas zu holen, als jemand mit Schwung gegen mich prallte. Da ich nur meine heiß geliebte Sonnenbrille geholt, und diese nun auch trug, hatte ich beide Hände frei um die Person aufzufangen. Ich selber blieb stehen.

Weit aufgerissene blaue Augen blickten mich erschrocken und entschuldigend an.

„Verzeihung Mr. Räikkönen.", kommt es leicht piepsig von Lando, den ich an seinen Armen festhielt, da er sonst der Länge nach auf den Boden gelandet wäre. Bei seiner Ansprache für mich musste ich leicht schmunzeln.

„Kimi, für dich. Ist ja nichts großes passiert.", beruhigte ich ihn. Ich weiß, dass besonders ich bei den jüngeren Fahrern sehr geachtet werde. Meine Reputation und auch mein Alter und Erfahrung ließen mich für die Neulinge immer unnahbar wirken. Besonders jetzt, wo ich eine Startaufstellung mit einigen Fahrern teile, die ohne weiteres meine Kinder sein könnten, so wie auch Lando.

Kaum steht er wieder, blickt er auf seine Uhr und fängt an zu fluchen: „Mist. Ich muss los. Meeting." Und schon ist er weg.

***

Das Trio aus Lando, George und Alex bringen bereits in den ersten Saisonrennen einen erfrischenden Wind ins Fahrerlager. Die drei sind so schön unvoreingenommen und besonders bei Lando und George ist der Druck, was Leistungen angeht, ihren Erfahrungen und ihrem Können angepasst sowohl, wie an das jeweilige Auto.

Während George bei Williams in ein sehr schwaches Auto gesetzt wurde hat Lando nun einen McLaren, mit dem er sogar einige Punkte erfahren konnte. Ich konnte mir praktisch einen schmollenden Fernando Alonso vorstellen, über diese Tatsache. Neben Lando sitz Alonsos Landsmann Carlos Sainz jr. im zweiten McLaren, die, nach einigen Rennen Anlauf, wirklich wieder im Mittelfeld der Formel 1 angekommen sind nach einigen Problemjahren. Was mich für meinen ehemaligen Rennstall doch schon freut, wie gut ihre Umorganisation greift im Gegensatz zu Ferrari, wo sie allerdings auch andere Vorstellungen und Ziele haben für diese Saison.

Wie es das Schicksal will stolperte ich immer wieder über Lando. Dieser hatte sich wohl nach unserer ersten Begegnung in den Kopf gesetzt, dass er mich näher kennenlernen möchte. Somit lernte er auch schnell Seb kennen, der ebenfalls von dem quirligen Briten begeistert ist. Der Kleine hat gefühlt keinen Feind unter uns Fahrern. Scheinbar gibt es, was ihn angeht, einen ‚Welpenschutz' auch in der Formel 1.

Lando nahm Sebs und meine Einladung in unsere kleine ‚Familien' Bande mit offenen Armen an. Es ist wirklich angenehm, dass er nicht durch ein negatives Ereignis oder durch sichtbare Probleme, seinen Weg in die Gruppe unserer Schützlinge fand. Er suchte viel Kontakt zu uns, aber es gab bei ihm aktuell auch nichts, was ihn zu bedrücken scheint. Somit kommt es so, dass er sich die Mühe macht mir die Welt von Instagram zu zeigen. Meinen Freund kann er allerdings nicht von Sozial Media überzeugen, da bleibt Seb standhaft.

Father Figures (Simi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt