H xx

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Eine Woche ist es jetzt her. Eine Woche seit sie nicht mehr bei mir ist. Das Haus ist seltsam leer, ebenso wie ich. Außer meiner Arbeit habe ich nichts mehr wirklich, wofür es sich lohnen würde, aufzustehen.

Die meiste Zeit liege ich in meinem Bett oder auf dem Sofa und sehe mir alte Folgen von Clifford an. Einmal wollte ich ein altes Video anschauen, das Mom an meinem zehnten Geburtstag gemacht hat, aber ich musste es ausmachen. Es hat mich fertig gemacht, Molly und Mom zu sehen. Ich war damals so glücklich. Ich wäre jetzt wirklich gern wieder zehn. Doch das geht nicht. Ich werde nie wieder zehn sein oder von irgendjemandem der Sohn.

Der ganze Schmerz, den ich bei Moms Tod gefühlt habe, kommt durch Molly doppelt so stark zurück. Es ist kaum mehr auszuhalten.

Ein Klingeln reißt mich aus meinen Gedanken. Ich überlege einen Moment, ob ich überhaupt die Tür öffnen soll, doch dann raffe ich mich auf und laufe barfuß zu meiner Wohnungstür. Vorsichtig öffne ich sie einen Spalt, doch als ich Harry sehe, öffne ich die Türe ganz. Was will er denn hier? Robins tägliche Besuche bin ich mittlerweile gewohnt, aber Harry ist neu.

"Hey, Louis."

" 'ey" ,murmele ich müde und lehne mich gegen den Türrahmen. Ich habe einfach keine Kraft mehr. Ich bin am Ende.

"Ich soll dir das hier vorbeibringen" ,sagt er mit einem Lächeln und hält mir eine Karte entgegen. Ich nehme sie an und mustere sie stirnrunzelnd. Es ist eine Weihnachtskarte.

"Mom und Dad möchten dich einladen, mit uns Weihnachten zu feiern. Die beiden würden sich wirklich sehr freuen, wenn du kommst. Immerhin bist du für sie fast schon wie ein Sohn" ,meint Harry und lächelt jetzt so breit, dass man seine Grübchen sehen kann. Diese und seine Worte bringen mich tatsächlich zu einem kleinen Lächeln. Anne und Robin sind wirklich süß.

"Ich werde es mir überlegen, aber eigentlich habe ich sowieso nichts vor. Ich denke, ich werde kommen. Mal sehen" ,sage ich weniger überzeugt, da ich ihre Familienidylle nicht zerstören möchte.

"Wie gesagt, Mom und Dad würden dich wirklich gern dabei haben. Oh, und ich hab gestern Plätzchen gebacken, ich dachte, dass du dich vielleicht über ein paar freust" ,fügt er noch hinzu und hält mir eine kleine Box hin, die ich zuvor gar nicht wahrgenommen habe. Überrascht nehme ich sie entgegen.

"Danke Harry, das ist wirklich lieb von dir."

Seine Freundlichkeit überrumpelt mich etwas, weshalb ich nicht genau weiß wie ich damit umgehen soll. Ich bin ihm wirklich dankbar, aber ihm das nur zu sagen fühlt sich nach zu wenig an.

"Hab ich gern gemacht, aber ich muss jetzt auch schon wieder weiter. Es war schön, dich wiederzusehen. Bis Weihnachten. Hoffentlich."

Ich verabschiede mich ebenfalls und sehe ihm etwas bedröppelt hinterher, als er noch einmal winkt und schließlich um die Ecke verschwindet. Irgendwie hätte ich ihn gerne länger hier gehabt. Er war wie ein kleiner Lichtblick, der mich aus meiner trostlosen Wohnung geholt hat.

Meine Laune ist ein bisschen besser, als ich die Tür wieder hinter mir schließe.

Während ich zurück in mein Wohnzimmer laufe, drehe ich die Weihnachtskarte um und lese mir durch, was auf der Rückseite geschrieben steht.

Ich würde mich allerdings am meisten freuen, wenn du die Einladung annimmst
H xx

Ps: Ich hoffe die Plätzchen schmecken dir!

Mit einem kleinen Lächeln lasse ich mich auf das Sofa fallen und lege die Karte behutsam zur Seite, bevor ich die Box öffne. Ich nehme eins der schönen Plätzchen heraus und betrachte es einen Moment, bevor ich es esse.

Und zum ersten Mal seit einer Woche, fühlt sich der Schmerz in meiner Brust nicht mehr so stark an.

Don't Let It Break Your Heart // LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt