VIII. Der Perspektiven-Alptraum

89 15 13
                                    

Verfasser*in: KiethQ

Der Perspektiven-Alptraum - Der ständige Wechsel einer Perspektive, welche es gibt und so weiter

Wie erzähle ich meine Geschichte? Soll sie erzählt werden oder erzählt sie meine Protagonistin aus ihrer Sicht? Welche Zeitform wähle ich?

Viele Fragen kommen auf vor allem bei jungen Autoren, die gerade an ihrer ersten Geschichte sitzen. Viele wissen nicht wo sie da Anfangen sollen und dann passieren meistens Fehler. Ich rate jedem immer erst in beiden Perspektiven ein paar Sätze zuschreiben und dann zu Bestimmen welche ihnen am besten Gefällt. Doch, was gibt es denn eigentlich für Perspektiven?

Auktorialer Erzähler

Der auktoriale Erzähler ist während des Geschehens persönlich anwesend und weiß uneingeschränkt über alle handelnden Personen und dessen Beweggründe Bescheid. Man nennt ihn deshalb auch allwissenden Erzähler. Er führt durch die Handlung und gibt nach und nach sein Wissen preis. Der auktoriale Erzählstil zeichnet sich durch Kommentare und Wertungen des Erzählers aus. Er gibt Rückblicke und nimmt Handlungsstränge teils auch vorweg. Er weiß mehr als die Figuren und weiß, was diese denken und fühlen.

Personaler Erzähler

Der personale Erzähler berichtet aus Sicht eines Charakters oder mehreren. Er kann dabei nur über die Gefühle, Eindrücke und Gedanken der Person berichten, in dessen „Kopf" er sich befindet. Er weiß nur, was die Figur auch weiß. Er wertet und kommentiert somit auch nicht. Rückblicke gibt es nur, wenn sich die Person selbst erinnert oder von einem Ereignis erzählt. Für diesen Stil sind die erlebte Rede und der Monolog charakteristisch.

Ich-Erzähler

Der Ich-Erzähler ist eine Figur der Geschichte, die aus der eigenen Perspektive erzählt, was geschehen ist oder gerade geschieht. Es muss sich dabei nicht zwangsläufig um die Hauptfigur handeln. Eine Nebenfigur kann auch aus ihrer Sicht schildern, was passiert. Er kann nur über die eigenen Gefühle und Sinneseindrücke berichten. Der Ich-Erzähler zeichnet sich durch eine starke emotionale Beteiligung am Geschehen aus. Er gibt keine Kommentare oder Wertungen von außen ab. Zudem unterscheidet sich der Ich-Erzähler in zwei verschiedene Typen: Das erzählende (auktoriale) Ich erzählt die Geschichte rückwirkend und ist somit das Geschehen betreffend allwissend. Das erlebende oder personale Ich beschreibt das aktuelle Geschehen und wie es dieses im Moment wahrnimmt. Es kann sich erinnern, aber nicht vorausschauen. Diese Erzählperspektive ist stark subjektiv.

Neutraler Erzähler

Bei dem neutralen Erzähler spricht man auch vom erzähllosen Erzählen. Der Erzähler ist bei dem Geschehen nicht anwesend und greift nicht in die Handlung ein. Er ist rein beschreibend, was man äußerlich sieht und kommentiert nicht. Der Leser wird nicht durch eine individuelle Sicht beeinflusst. Charakteristisch sind hier vor allem Dialoge und Monologe sowie szenische Darstellungen. Die neutrale Erzählperspektive wird vor allem bei dramatischen Texten genutzt.

Polyperspektivische Ansatz

Dann gibt es noch den polyperspektivische Ansatz, der eignet sich wenn man sich zwischen den Perspektiven nicht entscheiden kann. Dabei wird immer wieder zwischen den verschiedenen Erzählarten gewechselt. Diana Gabaldon wechselt in ihren Romanen kapitelweise zwischen Ich- und personalem Erzähler. Wenn ihre Heldin in einer Szene nicht anwesend ist, wird die Handlung aus der Sicht eines anderen Protagonisten erzählt.

Wenn Du dir unsicher bist stelle Dir die folgenden Fragen:

- Soll der Leser die Gedanken und Gefühle meiner Figuren kennen?

- Nein? Dann solltest Du den neutralen Stil wählen.

- Soll das Geschehen aus der Sicht einer Figur geschildert werden?

- Nein? Dann kommen Ich- und personaler Erzähler nicht in Frage.

- Soll ein außenstehender Erzähler sein eigenes Urteil und Kommentare abgeben?

- Nein? Dann wähle nicht den auktorialen Erzähler.

Booklove - Das Wattpad-MagazinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt