Dr. McCoy hatte ihm noch für eine Woche minimal ein bis zwei Stunden körperliche Ruhe verordnet zwischen zwei Schichten. Keine Meditation, keine mentalen Aktivitäten und keine Druck- oder mechanischen Belastungen der Blutgefäße im Gesichtsbereich.
Ruhen!
Spock hielt sich daran und lag bereits seit einigen Minuten wach auf seinem Bett. Er blickte apathisch an die Decke seines Quartiers, als ein leiser Signalton eine eingehende Nachricht auf seinem Terminal ankündigte und ihn in seinen bisherigen streunenden Gedankengängen unterbrach.
Die Ablenkung kam Spock durchaus entgegen. Ohnehin produzierte sein Verstand noch immer weitgehend irrationale Gedankengänge und Fragen, sobald er es zuließ seine eigenen Abschirmungen etwas zu lockern. Es war erschöpfend und zugleich beunruhigend, denn das meiste waren Fragen, die er sich selbst noch nicht beantworten konnte oder wollte. eine dieser Fragen schien stetig wiederzukehren.
‚Was willst du?', waren Jims vor einigen Tagen an ihn gerichtete Worte gewesen.
Eine schlichte, einfache und doch so essentielle Frage. Sie addierte sich zu den vielen Fragen, die sich Spock in diesem Moment nicht beantworten konnte und doch eine so wesentliche Frage. Niemand, abgesehen von seiner biologischen Mutter, hatte ihm bisher jemals diese Frage gestellt oder sich überhaupt mit derart ineffektiven, emotionalen und subjektiven Fragen beschäftigt, zumindest nicht in dieser spezifischen Bedeutung für sein gesamtes Leben.
Logik und vulkanische Erziehung verbaten im Kern subjektiv orientiertes Wunschdenken. Es war nicht wichtig und nicht effektiv, was jemand wollte. Es war wichtig, was notwendig für eine gewisse Sache war, um ein Ziel zu erreichen und welche Fähigkeiten und Kompetenzen jemand dazu beisteuern konnte. Nicht Emotionen und Wunschvorstellungen zählten, sondern Fakten und Grundlagen.
Doch Jim hatte wie so oft mit dieser simplen Frage einen Punkt in Spock erreicht, das er bisher mehr oder weniger verdrängt hatte: Seine eigenen Bedürfnisse. Hatte er sie? Natürlich hatte er sie, sonst hätte er nicht vor fünfzehn Jahren Vulkan verlassen.
Jim hatte auf diese Frage eine Antwort verdient und Spock war dadurch gezwungen worden über etwas nachzudenken, das er bisher tief in sich vergraben hatte.
Seitedem er Vulkan verlassen hatte, war es für ihn immer logisch gewesen, das zu tun, was notwendig für das Erreichen eines Ziels der Gemeinschaft gewesen war. Spock hatte immer danach gehandelt, seine Stärken und Fähigkeiten für eine Sache eingesetzt, für die Forschung, die Wissenschaft und selten auch für ie Verteidigung und den Kampf. Seine eigenen Bedürfnisse standen dann hinten an oder existierten nicht.
Es war logisch und richtig gewesen Pike nach Talos zu bringen und auch richtig, es auf diese Art zu tun, die Menschen zu schützen, Jim zu schützen. Er hatte es getan und seine persönlichen Konsequenzen waren seine persönlichen Konsequenzen. Was ist, ist.
Es zählte dabei nicht, was er subjektiv wünschte. Es zählten nicht die damit verbundenen Gefühle, nur die Fakten. Das war der logische und damit ihm vertraute Weg, die vertraute Art und Weise Dinge zu betrachten.
Sich aus Gründen der eigenen Bedürfnisse oder gar eigener individueller Vorlieben und Wünsche einer Sache zu entziehen und eine andere, bequemere oder subjektiv angenehmere zu wählen, war für Spock keine Option.
Nicht mehr zumindest, gestand er sich ein.
Er hatte es durchaus bereits einmal getan, war bereits einmal aus Neugier, Wissensdurst oder zu Anteilen auch eigenem Verlangen seinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen gefolgt und war vielleicht darin auch primär seinem menschlichen Erbe gefolgt. Er hatte zu jener Zeit aufgrund seines menschlichen Erbes Fragen gehabt und Antworten gesucht, die er in der traditionell verankerten, xenophoben und engen Kultur Vulkans nicht bekommen hatte und niemals bekommen hätte. Er war aus den Erwartungen Vulkans, der seines Clans und seines vulkanischen Vaters ausgebrochen.
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TOS Sequenzen 151 - 161
FanfictionArena Kirk und Spock müssen beide mit den Konsequenzen von Spocks Taten leben und umgehen lernen. Sind die Risse in der noch jungen Freundschaft zu tief? Die Gorn Krise stellt alles in Frage.