XLVIII. Es war eine Lüge

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Sicht von Gladio:
Wer war das eben an der Tür meines Zimmers? Wenn das wieder Lilly ist dann... ich gehe zur Tür und öffne sie schnell. Och, zum Glück steht sie da nicht. Aber ich hätte versprechen können, dass vorhin jemand an der Tür war... Über das was ich geredet habe, möchte ich jetzt nicht unbedingt weiter nachdenken. Ich setze mich auf mein Sofa und Nachtara liegt neben mir. Es schaut mich mit seinen großen roten Augen an. Was hat es denn? Ich denke mir zuerst nichts wirkliches dabei, mache mich bettfertig, lege mich hin schlafe schnell ein.

Ohne Lilly oder gar meiner Mutter etwas zu sagen, verlasse ich am nächsten Mittag mit der Yacht die Foundation. In dem Gedanken welche Rolle ich hier bald spielen werde, wird mir ganz anders zumute, nachdem was in der Vergangenheit hier passiert ist. Aber zurück zur eigentlichen Sache: Auf dem Meer trete ich nervös über das Deck und kann mein Spiegelbild im Wasser erkennen. Mag Selene so jemanden wie mich überhaupt? Aber das war so... wundervoll und alle meine Gedanken und Sorgen flogen durch dieses Mädchen einfach weg!
Ich gehe nervös und zitternd zu ihrem Haus, in der Hoffnung ihre Mutter ist nicht unbedingt da. Ich gehe hier überhaupt hin, um ihr die gewisse Sache mitzuteilen, wie man schon stark vermuten konnte. Vor der Tür zittere ich am ganzen Körper und versuche die Nervosität in irgendeiner Weise zu verstecken. Am liebsten würde ich mein Gesicht in meiner grauen Zackenkapuze verstecken.
„H- Hallo", begrüße ich sie, als Selene die Hauseingangstür öffnet.
Komischerweise sagt sie nichts, so als ob gestern am Strand gar nichts war. Wir schauen uns trotzdem ununterbrochen tief in die Augen. Ich fange an zu zittern und zu stottern. Jetzt hilft mir auch keine Kapuze mehr weiter.
„S- Selene ich muss dir was sagen,...", meine ich mehr als nur unsicher: „Das von gestern... Es tut mir so leid, dass ich dich angeschrien habe und ich wollte dir nur sagen, dass ich gemerkt habe ich empfinde mehr für dich, als ich oft zugeben möchte... I- ich mag dich sehr, mehr als nur sehr und das habe ich vor allem gemerkt als wir uns vor einigen Wochen endlich wiedergesehen haben."
„Und ich, Ich HASSE dich! Du denkst immer nur an dich! Was auch immer du mir jetzt sagen willst, du kannst es vergessen, Gladio! Die Aktion von gestern und vorgestern habe ich nicht vergessen! Ich will dich nicht mehr sehen. Geh weg! Schon bei der Inselwanderschaft warst du zu oft gemein zu mir!", ruft sie wütend, laut und enttäuscht.

Selene geht stampfend vom Balkon ins Haus und verlässt es schlagartig. Sie knallt die Tür zu, sodass man es bis nach Akala hören kann. Ich merke wie mich innerlich ein fester Schlag trifft und ich mich auf der Reling abstütze. Weil das Haus ebenerdig ist, falle ich mühevoll und schmerzhaft über die Reling und gehe in das Stück gigantischer Palmen hinter dem Haus. Dort gehe ich auf die Knie und falle zur Seite hin um. Ich fange an schwer zu atmen und meine Pupillen weiten sich. Wenn mich jetzt jemand sieht, kann man die Adern in meinen Augen erkennen. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich das machen und an jeden einzelnen Moment zurückspringen, wo ich nicht die freundlichste Person zu Selene war. Das was sie zu mir gesagt hat, kann und will ich nicht glauben. Es fängt an zu regnen und ich kann Tränen nicht von Regentropfen auf meinem Gesicht unterscheiden. Neben mir taucht auf einmal das Wolwerock von Selene auf und dreht mir aber direkt den Rücken zu. Ich fühle mich mehr als nur mies. Die Wolken ziehen sich zusammen und werden grau bis schwarz. Ich will nicht nach Hause, ich will nicht in die Foundation, nach der Aktion will ich nicht einmal zu Selene. Was will ich überhaupt?




Sicht von Lilly:
„NEIN!!!", höre ich mitten in der Nacht eine Stimme von nebenan ertönen und schrecke hellwach auf.
War das Gladio? Ich habe ihn schreien gehört! Da sein Zimmer sich unmittelbar neben meinem befindet, war es auch schlecht zu überhören. Er klang verzweifelt und schreckhaft. Ich steige aus meinem hellblauen Himmelbett auf und klopfe an seiner Tür. Nachdem ich in sein Zimmer komme, sehe ich ihn auf dem Bett sitzen. Seine Augen sind weit geöffnet und er atmet sehr tief ein und aus. Ich nähere mich ihm und stelle mich neben sein Bett. Er zittert ja total und seine Hände verkrampfen leicht. Nachtara sitzt auf seinem Schoß und schaut ihn mit seinen feuerroten Augen besorgt an.
„Was ist los?", frage ich aufmerksam.
„S- Selene! Ich war bei ihr am Haus!", antwortet Gladio verwirrt.
„Was ist mit ihr?", frage ich erneut und schaue ihn besorgt an.
„Ich war bei ihr am Haus und sie ist wütend gegangen. Danach bin ich vom Balkon aus in den Teil mit Palmen gestiegen und hingefallen", berichtet er verschreckt von einem Traum.
„Warum kann ich mir vorstellen um was es ging...", meine ich leise und schaue meinem Bruder tief in die Augen.
Ich sehe wie seine Augen sich mit Tränen füllen und er mich auch anschaut. Ich kann mir vorstellen, dass er ihr im Traum seine Gefühle gestanden hat und sie danach wütend war. Ich hätte niemals gedacht, dass er so verletzlich sein kann. Gladio nickt wortlos und starrt an die Wand. Man kann sehen wie verunsichert er ist.
„Es war nur ein Alptraum! Glaub mir, Selene wird nie in dieser Weise sauer auf dich sein. Mach dir keine Gedanken! Sie mag dich auch. Warte mal ab", meine ich beruhigend und gehe langsam zur offenen Tür, wo Licht aus dem Gang in das dunkle Zimmer einfällt.
„Danke", antwortet er leise. Ich nicke, lächele und gehe auf den Gang. Ich glaube er muss kurz alleine sein. Das war zu viel auf einmal für ihn.

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