민윤기
min yun kiTag um Tag das Gleiche. Blindenschrift lernen, essen, schlafen. Jeden Tag. Nur ist da etwas, was Yunkis Tag versüßt, ihn in ein Bett voll Zuckerwatte legt und ihn wohlfühlen lässt.
Hoseok, ein Junge, der dem Älteren immer mehr ans Herz wächst.Er hätte nie gedacht, dass er in ihm solch einen tollen Freund entdeckt. Einfach jemand, der einem zuhört, einen zum Lachen bringt und einen, der einem das Leben leichter sehen lässt. Durch Hoseoks Erfahrungen kann Yunki profitieren und versucht so weit es möglich ist, positiver zu denken und sich auch so zu verhalten.
Doch wieder ist er an diesem Punkt angelangt, der ihn in solch ein tiefes Loch voll Zweifel und Trauer zieht, sodass er wünschte, alles wäre anders gelaufen.
Warum er? Hätte das Schicksal ihn nicht mit etwas anderen bestrafen können? Hätte es nicht jemand anderen treffen können? Ewige Dunkelheit... Womit hat er das verdient?Still, grübelnd, allein sitzt er in dem Zimmer von ihm und Hoseok. Der Jüngere wollte eigentlich wieder mit Yunki in den Garten, doch dieser weigerte sich.
Was bringt ihm das? Pflanzen, Blumen... all das, was er doch sowieso nicht sehen kann? Die Natur hat sich ihm gesträubt, ihm das Augenlicht genommen. Anscheinend möchte die Natur nicht, dass Yunki sie sehen kann.Nun sitzt er da. Immer noch. Sicher schon länger als zehn Minuten. Zurückgelassen in der Dunkelheit. Und Tränen, die seine Wangen schmücken.
Salziges Wasser, was sich an seiner Wasserlinie staucht und gnadenlos an seinen unteren Wimpern hinunter tropft. Nur ganz leise ist ein Schluchzen zu vernehmen, welches aber niemandem zur Kenntnis kommen mag.Warum auch, wenn er sich hier im Zimmer verkriecht?
Doch während sein Körper bebt, während er sich völlig der Situation ausgeliefert sieht, öffnet sich die Tür.
Und allein an der Art, wie sie aufgeht und welche Schritte zu hören sind, weiß er sofort, wer es ist. Nun hat er Angst, unterdrückt weitere Laute und lässt nur noch vereinzelnd Tränen kommen.«Yunki, ich hab Lavendel mitgebracht. Ich dachte, wir können welches im Zimmer aufhängen... Soll angeblich auch Ungeziefer vertreiben», sagt er unmittelbar, nachdem er ins Zimmer getreten ist, wobei Yunki ein warmes, heiteres Lächeln aus seiner Stimme vernehmen kann.
Er selbst sagt aber nichts, sitzt einfach da und rührt sich nicht.Doch dies ist Hoseok sowieso gewohnt, weshalb er sich einfach neben den Älteren setzt und leise, ganz zag lacht.
«Willst du mir wieder ein Totschweigen vorspielen oder mit mir den Lavendel verteilen?», fragt er und trifft somit unbemerkt Yunkis Schwachstelle.
Ein Totschweigen. Kommt das wirklich so rüber? Jetzt schon kein Augenlicht mehr... also auch die Stimme verstummen lassen?
Das ist keine Lösung, das weiß Yunki, aber er findet sonst keinen anderen Weg, seine Probleme zu vermitteln.Plötzlich aber spürt er eine warme, feine Hand auf seinem Oberschenkel und sofort fühlt er - allein in Hoseoks Griff - dass dieser besorgt ist.
«Oh mein Gott, Yunki, du weinst ja...»Und nun stellt sich ihm die Frage: Woher weiß er das?
«Ich spüre dich zittern... Was ist denn los?», fragt er weiter und nimmt Yunkis Gesicht in beide Hände und wischt ihm die Nässe von der Haut.
«I-ich... H-Hoseok, i-ich...», stottert er unbeholfen, doch er weiß einfach nicht, was er sagen soll.Darauf schlingen sich keine Sekunde später zwei dünne Arme um seinen Körper, während er Hoseoks Haarschopf am Halse spürt. «Shhh, alles gut. Weine nicht...», kommt es mit lieblicher und doch ängstlicher Stimme aus ihm.
Mit zitternden Händen wischt Yunki sich die Tränen gänzlich von den Wangen und legt nun auch seine Arme um ihn.Und nun bemerkt er, dass eine Umarmung eines guten Freundes wirklich mehr helfen kann, als Worte, die einen zu trösten versuchen.
«Wie schaffst du das bloß?», murmelt Yunki.
«Was genau?», antwortet Hoseok sofort.
«Dieses Leben mit... diesen Umständen...»Sein Nebenmann seufzt. Hat er etwa was Falsches gesagt?
Die Umarmung lösend streicht Hoseok über Yunkis Arme und scheint etwas zurückhaltend, ehe er spricht: «Yunki, ich... ich habe dir schon gesagt, dass ich nichts anderes kenne. Ich versuche dir bloß zu helfen, dir zu zeigen, wie du jetzt leben kannst.»
«Aber das ist nicht das Leben, was ich mir erhofft habe...», stammelt er.
«Das kann ich mir vorstellen... Aber akzeptiere es. Versuch es wenigsten. In der Akzeptanz nämlich liegt die Kraft für ein erfülltes Leben. Vertrau mir...»Wieder bilden sich Tränen in Yunkis Augen, doch diese klimpert er keine Sekunde später weg. «Ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll...»
Kurz herrscht eine überlegende Stille im Raum, als würde Hoseok etwas sagen wollen, doch nicht können.
«Soll... ich es... dir mal auf eine andere Weise zeigen?», fragt der Jüngere neugierig.Gespannt bejaht er, oder auch einfach aus reiner Verzweiflung. Er möchte einfach Hilfe, er braucht diese. Aber natürlich vorrangig vom richtigen Menschen. Kann Hoseok denn dieser sein?
Doch bevor er sich dieser Frage widmen kann, überkommt ihn etwas Unerwartetes.
Die sanften, leichten Lippen Hoseok schmiegen sich ganz vorsichtig an die seinen. Überfordert aber nun auch plötzlich von unheimlich schönen Glücksgefühlen geprägt erwidert er den Kuss.Ein Kuss... Das ist die Hilfe die Hoseok meinte, der Weg, der ihm des Besseren belehren soll?
Wenn ja, dann hat er es geschafft. Denn auf einmal öffnet sich für den vorerst so kläglich Verzweifelten eine neue Welt. Eine Welte, die so viel schöner und zuversichtlicher aussieht.
Die Gefühle, die Hoseok in den Kuss steckt, verstehend, platzen plötzlich all die negativen Gedanken und sein zuvor so verengtes Weltbild.Nie wäre er darauf gekommen, dass Hoseok selbst der fehlende Platz in seiner Seele ist.
___
the end
Danke an alle, die dieses Buch gelesen haben. Ich hoffe, ich konnte euch die Zeit verschönern und euch hiermit mehr Zuversicht vermitteln ♡
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feel you ⊱ {𝐣𝐡𝐬~𝐦𝐲𝐠}
Fanfiction» 𝑰 𝒅𝒐𝒏'𝒕 𝒏𝒆𝒆𝒅 𝒕𝒐 𝒔𝒆𝒆 𝒚𝒐𝒖𝒓 𝒃𝒆𝒂𝒖𝒕𝒚 𝒕𝒐 𝒅𝒆𝒔𝒄𝒓𝒊𝒃𝒆 𝒊𝒕 « Ich kann dir nicht sagen, was Farben sind. Ich kann dir nicht sagen, was Dunkel- oder Helligkeit ist. Ich kann dir nicht sagen, wie es ist, mit Augenlicht zu lebe...