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AURORA

HOUSE OF MARINO
Train Wreck - James Athur

Ich wurde eingesperrt. In meinem Zimmer. Mein Vater hat die Tür verschlossen.

Ich versuche nicht durch zu drehen. Ich versuche nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Ich versuche ihn bloß zu verstehen....
In diesen vier Wänden habe ich schon so oft geweint. So oft bin ich an meinen Tränen fast erstickt. Alleine. So einsam.

Das erste mal in meinem Leben, fühle ich das es okay wäre...es wäre okey wenn ich einfach nicht mehr da bin. Für alle. Davor hatte ich noch jemanden. Jetzt habe ich niemanden und das ist auch besser so. So weint niemand so viel auf meiner Beerdigung. Ich denke meinem Vater wäre das schlichtweg Egal, wenn er zu dem Sarg seiner Tochter sehen würde.

Meine Mutter? Meine Mutter würde ihre Fake Szene Spielen. Doch Zuhause wäre es genauso wie davor. Still. Leise. Es würde niemanden hier etwas ausmachen.

Und dann würde ich endlich erlöst sein, von diesem Leben hier. Wenn man das hier überhaupt noch Leben nennen kann. Ich versinke in meinen Gedanken. Mit einer Überdosis, wäre es glaube ich friedlich. Oder vielleicht sollte ich davor lieber verbluten.

Ein wenig bin ich Stolz auf mich, dass ich geflüchtet bin. Da konnte ich die letzten drei Monate meines Lebens noch genießen. So kann ich in frieden Los lassen. Los lassen von etwas was mir nur weh getan hat.

Mein Leben ist sowieso schon aussichtslos.

Ich soll Luciano heiraten? Habe ich es denn so sehr verdient unglücklich zu sein?

Noch bevor ich tiefer in Gedanken fallen kann, höre ich das Schloss an meiner Tür und mir kommt die Übelkeit hoch. Ich werde einfach von meinem eigenen Vater in einem Zimmer eingesperrt. Das macht mich verrückt.

Doch als ich meine Mutter an der Tür sehe, heben sich überrascht meine Augenbraun. Sie sieht perfekt aus. Es tut mir so weh zu wissen das diese Frau mich geboren hat und wir jetzt soweit von einander entfernt sind.

Ohne ein Wort schließt sie elegant die Tür und setzt sich dann auf einen Sessel im Zimmer, während ich mich auf meinem Bett gerade hin setze. Kerzengerade.

Sie atmet einmal tief durch und dann treffen ihre tiefen blauen Augen in meine. Manchmal kann ich nicht fassen das wir die selben Augen haben. Ihre sind so kalt.

„Ich habe dir immer beigebracht so arrogant und egoistisch wie möglich zu sein. Ich habe dir immer gesagt das du in dieser Welt nichts fühlen darfst. Weil sie dich zerstören wird. Und das hat sie. Ich sehe es in deinen Augen. An deinen Haaren...An deinen blicken und an deinem Ton. Das einzige was ich wollte war dich zu beschützen Aurora."

Ich sehe sie intensiv an und es kommt mir fast so vor als würde es ihr so schwer fallen mir auch nur ein Gefühl zu zeigen. Als wäre sie kaputt. Als wäre sie gebrochen.

„Und das einzige was ich wollte ist das ihr mich liebt."
Ich beiße mir fest auf die Zunge und starre nun zur Wand. Sonst breche ich auseinander.

„Das können wir nicht."

Mein Blick schießt zu ihr und ich versuche krampfhaft die Tränen zurück zu halten.

„Wir können nicht lieben Aurora. Dein Vater kann nicht einmal mich lieben und ich nicht ihn. Es funktioniert in uns nicht."

„...Aber ich bin eure Tochter. Ich..ich bin euer Fleisch und Blut!." sofort rollen mir Millionen von Tränen über meine Wange. Schwere Tränen.

Mein Herz bricht dieses mal auf eine andere Weise. Es zerfällt in mir drinnen.

Meine Mutter sieht weiterhin streng zu mir.

„Als du geboren worden bist. Wollte ich dich so sehr beschützen Aurora. Ich wollte nicht das diese Monster dich auch nur anfassen dürfen. Ich wollte das du ein Leben lebst, welches ich mir schon immer gewünscht habe. Und dein Vater...dein Vater würde es niemals zugeben, doch er hat dich in der Hand gehalten, wie als wärst du ein wahrer Engel. Doch wir beide wussten, dass diese Welt dich brechen wird."
spricht sie weiter, während ich weiterhin weine.

„Hör auf...ich will das nicht hören!" schreie ich sie an.

„Keine Entschuldigung wird es wieder richten. Denn im Endeffekt wart ihr die Monster die mich gebrochen haben. Ihr alleine. Man muss nicht wissen wie liebe funktioniert um sie zu geben oder zu fühlen. Das ist Bullshit. Ihr seit beide bloß so zerstört, so egoistisch das ihr mich kaputt gemacht habt!" brülle ich sie an und wische mir meine heiße Tränen weg, doch ich weine trotzdem wie ein Wasserfall weiter. Anders konnte ich schon nie mit meinen Eltern reden. Entweder ich schwieg oder ich würde weinen und ich wollte nie das sie mich so verletzt sehen.

„Wenn du so wie ich wärst, dann wäre das alles einfacher. Dann würdest du nicht ständig weinen!" schreit sie als nächstes.

„Ich bin aber nicht wie du! Das will ich auch niemals sein!"

„Denkst du denn, wenn du einen Bianchi Mann heiratest, dass du anders sein wirst? Denkst du denn, das ich deinen Vater heiraten wollte?!"

Ich halte inne und sehe sie verwirrt an.

„Wieso willst du mir das selbe dann antun?! Wieso?! Was habe ich je getan um sowas zu verdienen?"

Ich komme ihre näher und lasse sie den Schmerz in mir sehen. Denn gerade kommt alles hoch. Alles.

Sie schweigt. Sie schluckt einmal hart und starrt mir direkt in die Augen. Ich nicke nur enttäuscht. Das war klar. Selbst wenn ich vor ihr sterben würde, würde sie es zu lassen.

„Irgendwann...wirst du und Papà bemerken, was ihr verloren habt. Denn ab Heute habt ihr eure Tochter verloren. Und zwar für immer."
Sie reißt geschockt ihre Augen auf.

Ich drehe mich um, weil ich ihren Anblick nicht mehr ertragen kann.

„Geh! Ich will dich nicht mehr sehen! Ich will dich NIE WIEDER sehen!" schreie ich und halte mir danach die Hand vor dem Mund, während meine Schultern zu beben beginnen.

Sie können mich nicht lieben.

Sie können, aber sie wollen es nicht. An diesem Tag verspreche ich mir meine Kinder nicht so zu erziehen, wie meine Eltern mich. Ich werde meine Tochter lieben, weil sie etwas wertvolles sein wird. Sie wird etwas besonderes sein und ich werde das meiner Tochter jeden Abend sagen. Ich verspreche es mir das ich nie wie meine Mutter sein werde, selbst wenn Luciano der Vater meiner Kinder wird, werde ich einen Weg finden alles meinen Kindern zu geben. Ihnen alles zu geben, was man nicht kaufen kann.

Ich weiß das meine Eltern gebrochen sind. Ich weiß das meine Mutter ein Kind bekommen hat, obwohl sie innerlich zerstört war, doch hätte sie alles anders gemacht...dann wären wir  jetzt glücklicher.

Und jetzt stehe ich an diesem tiefen Punkt in meinem Leben. An dem Punkt wo der Tod wie eine Lösung erscheint und das Leben eher wie ein Problem.

AcquaintedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt