58- Kapitel: Aufarbeitung

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Emmis Sicht

Natürlich hatte ich auch diese Nacht Albträume, aber Amelie hatte mich immer relativ schnell beruhigt. Sie war die ganze Zeit für mich da und genau das schätzte ich so unfassbar sehr. Sie war meine beste Freundin und würde es für immer bleiben. Dies sah ich auch in dieser Situation. Amelie war grade im Bad und machte sich fertig. Ich dagegen saß schon fertig auf meinen Bett und drehte vor Nervosität durch. Heute hatte ich meine erste Therapie Sitzung. Amelie würde mich dorthin begleiten.
,,Emmi wo ist dein Glätteisen?" rief sie aus dem Bad.
,,Irgendwo in der dritten Schublade." antwortete ich ihr. Von Amelie kam keine Antwort mehr und so ging ich davon aus, dass sie es gefunden hatte. Mir persönlich wäre es ja viel zu viel Aufwand jeden Tag diese Wellen in meine Haare zu machen. Amelie machte es wohl scheinbar Spaß, denn sie stand dafür sogar früher auf. Warscheinlich hatte sie deshalb immer gute Laune direkt morgens vor der Schule. Plötzlich blinkte mein Handy auf und ich musste drei mal hin schauen wer mir da schrieb.

Markus von Theumer
Guten Morgen,
Ich hoffe du bist nicht zu nervös, aber du schaffst das. Ich werde auf jeden Fall die ganze Zeit an dich denken. Hast du vielleicht Lust danach etwas zu unternehmen?

Ja ich hatte ihn immer noch unter Markus von Theumer eingespeichert. Vor ein paar Monaten sah unser Chatverlauf immerhin noch ungefähr so aus:
Markus: Ist Amelie bei dir?
Ich: Ja
Markus: Okay

Woher sollte ich denn auch ahnen, dass er mir jetzt eine so unfassbar süße Nachricht schrieb? Mein Herz fing schneller an zu schlagen und ich antwortete ihm, dass ich mich gerne nachher mit ihm treffen würde. Markus und ich waren Freunde. Schließlich trafen sich Freunde auch und ich würde Amelie nicht vom lernen abhalten. Richtig vom lernen. Sie arbeitete schon mal den Stoff vom nächsten Schuljahr vor. Ich sage es immer wieder, sie ist unglaublich.

Als meine beste Freundin fertig war gingen wir nach unten zu meinen Eltern. Mama und Papa warteten schon im Flur und lächelten mich aufmunternd an. Erst zog mich Papa in eine Umarmung und dann Mama.
,,Sobald irgendetwas ist rufst du uns an okay?" meinte Mama.
,,Versprochen." gab ich ihnen als Antwort. Damit ließen die beiden uns gehen und mit einem mulmigen Gefühl machten wir uns auf den Weg zu Frau Finke, meine Therapeutin. Sie war spezialisiert auf Jugendliche und eigentlich müsste ich keine Angst haben. Ich musste dort nichts machen was ich nicht wollte.
,,Also schreibst du mir, wenn ich dich abholen soll?" fragte Amelie mich. Gut wie erklärte ich ihr das jetzt am besten?
,,Du brauchst mich nicht abholen. Ich mache danach noch was mit Markus." sagte ich schnell zu ihr. Kurz und schmerzlos war am besten für Amelie.
,,Meinst du das ist eine gute Idee?" wollte sie direkt wissen.
,,Ich denke schon. So ein bisschen Abwechslung würde mir sicher mal ganz gut tun." Amelie schaute nach meinen Worten traurig auf den Boden.
,,Du meinst Abwechslung von mir?" nuschelte sie.
,,Gott nein. Doch nicht von dir. Von allem hier. Ich möchte einfach mal den Kopf frei bekommen." erklärte ich ihr.
,,Okay, aber wenn irgendetwas ist, dann schreibst du mir. Mach nichts was du nicht möchtest und ich sag dir ich mach meinen Bruder fertig, wenn er dich unter Druck setzt." zischte sie.
,,Das wird alles gut." lächelte ich. Wir liefen zusammen bis zu der Praxis und dann verabschiedete sich Amelie von mir. Die nächsten Schritte müsste ich alleine gehen. Es war ein großer Schritt für mich, aber ich wusste auch das alles besser werden würde.

Nun saß ich bei Frau Finke in dem Raum. Er war wirklich hell gehalten und ich fühlte mich direkt wohl. Sie kam mit zwei Gläsern Wasser wieder und stellte Kekse aus den Tisch.
,,Also Emily...." fing sie an, aber ich unterbrach sie.
,,Emmi....Tschuldigung." Sofort entschuldigte ich mir bei ihr. Es war unhöflich jemanden zu unterbrechen.
,,Ist schon in Ordnung. Also Emmi dann erzähl mir doch mal etwas über dich." Sie lächelte mich freundlich an. Frau Finke hatte schwarze, schulterlange Haare und trug eine ebenfalls schwarze Brille. Darunter konnte man gut ihre dunklen Augen erkennen.
,,Also da gibt es eigentlich gar nicht so viel." druckste ich herum.
,,Jeder hat etwas zu erzählen. Was hast du denn vorhin so gemacht oder was machst du heute Nachmittag?" fragte sie mich wieder.
,,Heute Morgen war meine beste Freundin Amelie da und har mich hier hin begleitet. Nun und nachher unternehme ich etwas mit einem Freund." Ich erwähnte Markus Namen mit Absicht nicht.
,,Amelie ist deine beste Freundin? Wie lange kennt ihr euch denn schon?"
,,Nun ich war damals in der Gang bei Gonzo....." Ich stockte und atmete einmal tief ein. Es fiel mir wirklich schwer seinen Namen zu erwähnen.
,,Du musst noch nicht über ihn reden, Emmi." beruhigte sie mich. Ich nickte nur und versuchte innerlich meinen Puls wieder zu beruhigen. Am Ende der Sitzung musste ich feststellen, dass es mir wirklich gut tat darüber zu reden. Wir hatten im Nachhienein doch über Gonzo geredet und von Satz zu Satz wurde es besser.
,,Mach dir keinen Druck, Emmi. Das wird alles mit der Zeit." ermutigte mich Frau Finke und ich verließ ihr Büro.

Schon als ich die Praxis verließ sah ich ihn. Markus lehnte lässig an der Wand und fing sofort an zu grinsen als er mich sah. Mein Herz schlug direkt schneller und wie gerne hätte ich ihn in den Arm genommen. Ich brauchte dafür noch Zeit und Markus würde dies sicher verstehen.
,,Na wie war deine erste Sitzung?" fragte er mich.
,,Ganz gut. Es hilft wirklich." gab ich zu. Wir liefen los und ich glaube keiner wusste wohin so wirklich.
,,Das ist doch schön. Hast du eigentlich Hunger?" wollte er von mir wissen. Konnte er Gedanken lesen? Mein Magen zog sich schon zusammen weil er so lange nichts mehr zu Essen bekommen hatte.
,,Und wie. Du auch?" Es wäre wirklich blöd, wenn er keinen Hunger hätte.
,,Na sonst hätte ich dich ja nicht gefragt. Wo hast du denn Hunger drauf?" Ich wusste direkt wo drauf ich Hunger hatte.
,,Döner."
,,Döner?" fragte er überrascht. Warscheinlich war es doch keine gute Idee. Markus sollte einfach aussuchen wo wir hin gingen.
,,Wir können auch wo anders hin." nuschelte ich.
,,Nein Döner ist perfekt. Mich hat es nur gewundert. Du bist die beste Freundin von Ami und beim besten Willen würde sie niemals Döner essen." erklärte er mir.
,,Nur weil wir beste Freunde sind, sind wir nicht komplett gleich." schmunzelte ich.
,,Na Gott sei Dank." gab er von sich.
,,Sei nicht so gemein zu ihr. Aber hat Amelie überhaupt schon einmal Döner gegessen?" Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass sie jemal Döner gegessen hatte. Vielleicht hatte Markus sie ja mal dazu gebracht.
,,Gegessen kann man nicht sagen. Sie hat ihn geschnitten." grinste er. Ich fing laut an zu lachen. Wieso konnte ich mir das nur so gut vorstellen.
,,Das hat sie mir nie erzählt." lachte ich. Von der Seite sah ich nur wie Markus grinste.
,,Was ist?" fragte ich ihn.
,,Ich habe dein wunderschönes Lachen vermisst." sagte er ganz leise. Sofort merkte ich wie ich um die Nasenspitze rot wurden. Wie konnte man nur so süß sein?

Best Friend BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt