𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 𝒛𝒘𝒆𝒊

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Rose

Bevor ich mich wieder auf den Weg zu Stacy und Cloes Tisch mit einem Tablet voller Getränke mache, wische ich meine leicht glasigen Augen ab. Sie haben sich alle drei ein Glas Rotwein und etwas zu essen bestellt. So schnell das alles passiert, kann ich gar nicht reagieren und schon liege ich mit zerbrochenen Scherben am Boden.

Einer aus ihrer Clique hat mir ein Bein gestellt und jetzt liege ich hier wie ein Vollidiot am Boden. Zu meinem Glück habe ich heute mein weißes Lieblingskleid an, dass jetzt von oben bis unten weinrot befleckt ist. Um mich herum sammeln sich die Menschen mit ihren Handys in den Händen und lachen mich aus. Ich hasse Menschen, vor allem wenn es viele und dann noch alle um mich herum sind, dann ist es am schlimmsten. Menschen bedeutet mit ihnen zu reden und Augenkontakt zu haben und darin bin ich verdammt schlecht. Ich habe das noch nie gekonnt, mit fremden Menschen reden. Vielleicht fällt es mir deswegen so schwer mit meinem Papa zu reden, da ich das Gefühl habe, das ich ihn seit seiner Alkoholsucht nicht mehr kenne. Er hat sich seitdem sehr geändert.

„Ohh Rosetta, das tut mir jetzt aber leid! Soll ich dir aufhelfen?", fragt mich Stacy mit übertriebenem Sarkasmus. Ich bin so wütend und mir ist die Situation so peinlich, dass ich zu weinen und die Scherben aufräumen beginne. Nachdem wieder alles sauber ist, gehe ich aufs Klo, um kurz runterzukommen und mir die Tränen aus den Augen zu wische. Mein Kleid versuche ich gar nicht zu säubern, denn das würde sowieso nicht funktionieren. Hoffentlich schafft es die Reinigung zu retten, wenn nicht muss ich es eben mit Flecken anziehen, die so aussehen als würde ich jemanden ermordet haben. Trotzdem bleibt es mein Lieblingskleid. Das Beste an der ganzen Situation ist, dass ich das Geschirr, das zerbrochen ist von meinem Lohn zahlen muss.

Nachdem ich meine Wut unter Kontrolle habe, begebe ich mich zurück hinter die Bar und mache erneut die Bestellung. Dieses Mal landet die Bestellung sicher am Tisch. Ich bin so froh, dass meine Schicht in einer halben Stunde zu Ende ist.

Die letzte halbe Stunde versuche ich so gut es geht zu meistern und ziehe mich danach um und hole meinen Lohn ab. Ich bedanke mich noch für den Arbeitstag und kläre alles wegen Samstag, wann ich kommen sollte und wie lange ich arbeiten werde. Zusätzlich regeln wir, was ich dann machen muss und wir machen aus, dass ich gegen Abend alles putzen muss, damit für Montag alles sauber ist, denn am Montag ist eine große Feier. Die am Sonntag vorbereitet wird, weswegen am Samstag alles Blitzblank sauber sein muss und das ist nun mal meine Aufgabe.

Da ich bei einem guten Freund arbeite, kann ich mir das Geld persönlich nach jeder Schicht abholen. Danach lehre ich noch meine Trinkgeldkasse und gehe nach Hause. Am Heimweg höre ich wieder meine altbekannte Playlist, die ich immer und bei jeder Gelegenheit höre. Dort angekommen lerne ich noch etwas, was bei mir momentan nur aus Zusammenfassungen schreiben besteht. Die nächsten Tests haben wir ja erst nach Paris.

Die nächsten drei Tage bis Samstag verliefen ruhig und nicht besonders spannend.

Heute war Samstag ich muss schon um acht bei der Arbeit sein, deswegen mache ich mich schnell auf den Weg und nehme mir zum Frühstück nur eine Scheibe Brot. Der ganze Arbeitstag vergeht schnell bis auf das Putzen am Abend. Heute ist sehr viel los gewesen, weswegen ich erst spät zum Putzen anfangen konnte. Mit einer Kundin habe ich über eine halbe Stunde darüber diskutieren müssen, dass sie einen Käsekuchen haben will, wir aber keinen mehr auf Lager haben. Bis ich sogar den Chef holen musste, das er ihr es erklären konnte.

Gerade war ich bei den Klos beschäftig. Mein Chef ist schon seit einer Ewigkeit weg, da er geschäftliche Angelegenheiten erledigen muss. Aber er hat gemeint, dass er mir das Geld auf seinen Schreibtisch abgelegt hat.

Nach dem Bad mach ich mich an die Küche ran. Anhand der Menge der Leute heute wusste ich das die Küche viel Arbeit wird, aber so viel wie sie wirklich ist hätte ich nicht gedacht. Die Köchinnen und Köche haben kein einziges Geschirr gespült, es liegt Essen auf dem Boden und die Arbeitsfläche ist verklebt. Na super, wird das ein Spaß und noch eine lange Nacht. Zum Glück hat mein Chef schon im Vorhinein gewusst, das ich länger bleiben werde und hat mir Geld für zwei Überstunden ins Büro gelegt. Mit einer Notiz: Nimm dir so viel Geld wie du Überstunden machst.

Also dann ran an die Küche! Ich beginne damit, die Essensreste vom Boden aufzuheben und gehe dann über zum Spülen. Da die ganzen Oberflächen beschmutzt sind, räume ich das Geschirr in die Schublade, damit ich sie dann besser putzen kann. Danach begebe ich mich ans Oberflächen säubern. Schnaufend schmeiße ich den Putzfetzen in den Müll und bin heilfroh das ich nur mehr den Boden wischen muss. Jetzt fehlt nur mehr der Gästebereich, den ich rasch fertig habe, da er nicht allzu viel Arbeit ist.

Da mein Stundenlohn bei sechs Euro liegt freue ich mich, dass ich die Chance habe zwölf Euro zusätzlich zu verdienen. Um fast genau eins in der Früh bin ich endlich mit allem fertig. Heute hätte ich regulär bis zehn gearbeitet, aber da das Putzen so lange gedauert hat, habe ich es erst um eins raus geschafft. Eigentlich wären das drei Stunden mehr und nicht zwei, aber ich mache mir nichts draus.

So wichtig ist mir das Geld dann auch wieder nicht, dass ich wegen sechs Euro herum meckern gehe. Immerhin habe ich das Geld für Paris schon vollständig und dazu kommen auch noch ich 100 Euro Taschengeld fürs Herumpummeln in Paris, die ich von meiner Oma bekommen habe. Ich nehme mir das Geld, hinterlasse eine dankende Notiz und sperre danach den Laden zu. Ich überprüfe, ob ich wirklich abgeschlossen habe und mache mich auf den Weg.

So spät nach Hause gehen hasse ich aus dem Grund, da es sein kann, dass genau um diese Uhrzeit mein Vater von der Bar nach Hause kommt. Vom Laden aus ist es zu mir nach Hause fast genau eine Stunde, das ist ein ziemlich langer Weg. Ich schalte meine Playlist ein und beobachte mein Umfeld. Um diese Uhrzeit ist es leer in der Stadt. Ein paar vereinzelte Autos und Fußgänger sind zu sehen. Die Meisten sind entweder auf dem Weg zur Arbeit oder heim von der Arbeit. Ich liebe das Nachtleben. Es ist jedes Mal schön, die Stille zu genießen und abzuschalten. Zudem liebe ich die Stadtbeleuchtung, die in hellem Gelb strahlt. Aber mir währe es gerade um einiges lieber weg von zu Hause gehen.

Auf einmal kommt mir der Gedanken, dass ich noch gar nicht weiß, was ich alles mit nach Paris nehmen soll, deswegen beginne ich mir Gedanken darüber zu machen.

Das wichtigste sind die Bücher, plus meine Lernnotizen für den Flug und den Aufenthalt im Hotel, damit mir nicht langweilig werden kann. So kann ich die Zeit effektiv nutzen. Mein Gewand und Make-up darf natürlich auch nicht fehlen und zu guter Letzt meine Kamera, damit ich schöne Erinnerungen von Paris habe.

Vollkommen in Gedanken versunken vergesse ich, was um mich herum geschieht, spüre plötzlich einen stechenden Schmerz in meiner linken Schulter und pralle am Boden auf. Ich sehe hoch und starre direkt in ein Paar giftgrüne Augen, die mich anfunkeln. Er trägt einen hellblauen Kapuzenpulli. Seine Harre kann ich nicht sehen, denn er hat die Kapuze über den Haaren. Er scheint gut gebaut zu sein, soweit ich es sehen kann und zudem sieht er nicht schlecht aus. Aber da es dunkel ist, sehe ich ihn nicht genau. Bevor ich mich vor lauter Wut beschweren kann, hält er mir seine Hand hin, um mir aufzuhelfen und beginnt sich dann lautstark bei mir aufzuregen.
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𝐖𝐚𝐬 𝐢𝐧 𝐏𝐚𝐫𝐢𝐬 𝐩𝐚𝐬𝐬𝐢𝐞𝐫𝐭 𝐛𝐥𝐞𝐢𝐛𝐭 𝐢𝐧 𝐏𝐚𝐫𝐢𝐬!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt