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Erst als ich das kalte Wasser auf meinem Gesicht spürte, wurde mir klar, was ich eigentlich tat und schwamm zurück ans Ufer. Klatsch nass setzte ich mich in den Sand. Meine Kleidung war vollkommen durchnässt und meine Haare klebten unangenehm an meinem Kopf. Meine Atmung war unendlich schnell und mein Herz hatte sich immer noch nicht beruhigt. Wie konnte mich eine so unwahrscheinliche Vorhersehung so aus der Fassung bringen? Es war doch nur das Gerede einer Frau, die versuchte Geld mit sonderbaren Geschichten zu verdienen. Doch tief in meinem Inneren wusste ich, dass etwas an der Vorhersehung wahr war. Ich wusste nur nicht was.

Lange saß ich im Sand und dachte an die Worte der Frau, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand und die noch immer feuchten Klamotten meinen Körper beinahe zum Erfrieren brachten.

Zurück im Zimmer sahen Rhaka und Marigold mich fragend an, doch ich wusch mich erst und zog mich um, bevor ich mich auf mein Bett setzte und meine Haare kämmte. „Ich kann kaum glauben, dass du in dem kalten Wasser schwimmen warst. Und dazu auch noch mit samt deinen Klamotten." Rhaka wirkte sichtlich belustigt und sah mir dabei zu, wie ich mein langes Haar versuchte zu entwirren. „Ich auch nicht, glaub mir. Ich hatte eine seltsame Begegnung mit einer Hellseherin und im nächsten Moment war ich im Wasser. Keine Ahnung was über mich kam." Sagte ich nachdenklich und legte die Bürste zur Seite. Ich begann meine Haare in einen Zopf zu flechten, doch die waren noch zu nass so frisch gewaschen. „Lass mich." Bot Rhaka an und setzte sich hinter mich. Vorsichtig mich nicht zu verletzen, flocht sie mein Haar, während Marigold sie dabei beobachtete.

„Was meinst du damit, dass du eine seltsame Begegnung mit einer Hellseherin hattest?" der misstrauische Unterton in Marigolds Stimme war unüberhörbar und ich sah sie schief an, bevor ich beiden erzählte, was die Frau mir erzählt hatte. Als ich fertig war, mussten Rhaka und Marigold schmunzeln und auch ich musste mich beherrschen nicht zu lachen. Erst jetzt wurde mir klar, wie lächerlich das eigentlich klang. Ich, die Retterin der Welt? Ich wusste doch nicht einmal wer meine richtigen Eltern waren oder woher ich überhaupt kam – wer ich wirklich bin. Und ich sollte die Welt retten? Mit was? Meinem langen Haar? Oder meinen schlechten Kochkünsten? Das ich nicht lache.

Rhaka hatte meine Haare zu einem schönen Zopf geflochten und ich bedankte mir bei ihr, bevor wir ins Esszimmer des Gasthauses gingen, um zu Abend zu essen. Wir unterhielten uns über die morgige Reise und über die weiteren Schritte und ich stellte schnell fest, dass auch Marigold sich über die Reise freute.

Sie sprach begeistert von Agrev, der sogenannten Stadt des Wissens. Sie war die Stadt mit der größten Bibliothek des Landes angeschlossen an ein riesiges Kloster, in dem die bedeutsamsten Schriftrollen unserer Vorväter aufbewahrt wurden. Die Mönche, die dort lebten, hätten sogar eine Kampfausbildung machen müssen, um die Schriftrollen und ihr darin enthaltenes Wissen zu schützen. Niemand wusste genau was in ihnen stand, außer ein paar auserwählten Mönchen und der Königsfamilie. Auch ich war gespannt auf Agrev. Ich liebte es zu lesen. Jedes Buch, das ich in die Hände kriegen konnte, musste ich lesen. Die meisten Bücher hatte ich sogar drei oder vier Mal gelesen, weil ich sie so sehr mochte. Meistens waren es wissenschaftliche Bücher über die Natur, die ich innerhalb eines Abends las. Mal über Säugetiere, mal Reptilien, dann das Buch mit den Blumen oder auch ein Buch über die Pflanzen eines Waldes. Aber auch Romane oder Geschichte zogen mich in den Bann, aber nicht so sehr wie die Natur. Das Lesen dieser Bücher verband mich nur noch mehr mit der Natur und ich fühlte mich im Einklang mit ihr, je mehr ich über sie wusste.

Rhaka hatte meine Bitte vom Tag davor zu Herzen genommen und weckte mich am nächsten Morgen, um mit mir frühstücken zu gehen. Ich zog mich schnell an und ging mit ihr ins Esszimmer. Wir genossen unser Essen in angenehmer Stille und ich sah ab und zu aus dem Fenster, neben das wir uns gesetzt hatten. Gestern noch schien die Sonne, doch heute war es regnerisch und grau und mir war ungewohnt kalt. Doch ich mochte den Regen. Er gab den Pflanzen ihre Nahrung und machte mich einfach glücklich.

„Wir sollten eine Kutsche mieten." Sagte Rhaka nach dem Essen und ich sah sie überrascht an. „So viel Geld habe ich nicht dabei Rhaka. Ich weiß nicht einmal, wie teuer so etwas ist." „Mach dir keine Sorgen, Gwenneth. Meine Mutter hat mir mehr als nur genug Geld mitgegeben für uns alle. Und eine Kutsche zu mieten wird schon kein Vermögen kosten. Es muss ja keine mit Gold verzierte Edelkutsche sein, sondern nur eine mit einem Dach, damit wir nicht nass werden und der Saum an unseren Kleidern nicht braun vor Schmutz wird." Ich nickte zustimmend und ging mit Rhaka zusammen zurück ins Zimmer, in dem Marigold gerade dabei war sich anzuziehen. Wir reichten ihr ein belegtes Brot, das wir für sie vorbereitet hatten und packten all unsere Sachen zusammen, um uns wieder einmal auf den Weg zu machen.

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