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Zurück zuhause hatte ich diese grünen Augen noch immer nicht vergessen. Sie waren wie eingebrannt in meinen Kopf und bei dem Gedanken an sie wurde mir seltsam warm.
Ich schüttelte verwirrt meinen Kopf und wandte mich meinem Abendessen zu. Nachdem ich das Geschirr gewaschen und mich bettfertig gemacht hatte, legte ich mich müde hin. Noch bevor ich endlich einschlief, wanderten meine Gedanken wieder zu den Augen und ich hörte mich genervt seufzen.
Am Morgen darauf war der Gedanke an die Augen wie weggeblasen und ich startete meinen Tag wie sonst auch. Zurück auf dem Marktplatz erwischte ich mich jedoch dabei, wie ich nach dem Mann mit den grünen Augen Ausschau hielt, doch dann verbiet ich mir weiter zu gucken und konzentrierte mich auf den Verkauf.
Aus dem Augenwinkel sah ich Calimas feuerroten Haarschopf und drehte mich zu ihr, bevor sie mir auf die Schulter tippen konnte. Überrascht sah sie mich an und blinzelte „Wow. Hast du mich etwa gesehen? Dabei dachte ich, ich hätte mich super angeschlichen. Wie dem auch sei, du wirkst heute so aufgeregt. Ist irgendetwas passiert?" Ich schüttelte energisch den Kopf. „Alles gut. Ich hatte nur gestern eine seltsame Begegnung mit jemandem und ich bekomme diesen Moment nicht aus meinem Kopf. Aber mach dir keine Sorgen." Callie nickte nachdenklich und zuckte dann mit den Schultern. „Na gut, aber du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn du reden willst." Dankend lächelte ich sie an und sie ging wieder zurück zu ihrem Gemüse.
Am Nachmittag waren weniger Leute auf dem Markt als sonst, also gab ich Calima Bescheid, dass sie auf meinen Stand aufpassen sollte und lief ein wenig über den Marktplatz. Ich sah mir die zahlreichen Lebensmittel, Gewürze, Leder, Stoffe, Möbel und Töpferwaren an und entdeckte unter den Büchern eines, dass ich mir dringend genauer ansehen wollte. Gerade als ich das Buch in die Hand nehmen wollte, griff jemand anderes danach und unsere Hände berührten sich. Wir zuckten beide zurück und ich sah erschrocken hoch. Neben mir stand die Person mit dem langen schwarzen Mantel. Die Kapuze hing ihm über das halbe Gesicht und ich konnte seine Augen nicht sehen, doch er lächelte schräg und deutete auf das Buch. „Verzeihung. Nehmt es ruhig. Ich suche mir ein anderes aus." Seine Stimme war freundlich und sanft wie eine Melodie und strahlte ein gewisses Maß an Autorität aus, was mir eine warme Gänsehaut verlieh. Ich nickte nur als Antwort und griff nach dem Buch, dass ich wollte. Eilig bezahlte ich es und drehte mich dann wieder zu dem Mann, doch er war bereits verschwunden und ich sah mich verwundert um. Er war nirgendwo zusehen, also ging ich zurück zu meinem Stand und beendete meinen Arbeitstag.
Zuhause angekommen, holte ich mein neues Buch aus der Tasche und sah es mir noch einmal genauer an. Es hatte einen lila Ledereinband und an den Ecken Ranken aus Eisen, die alle in der Mitte zusammenkamen und einen Kreis bildeten in dessen Mitte eine große Lilie saß. Sanft strich ich erst über das weiche Leder und dann über die Lilie, die unfassbar realistisch geschmiedet worden war und öffnete dann das Buch. Es war ein Buch über alle bekannten Blumenarten. Es war als sei das Buch dazu bestimmt gewesen in meinen Händen zu landen, denn es schien mir zuzuflüstern und zog mich mit jedem Wort, das ich las, in den Bann. Als ich irgendwann müde wurde, legte ich das Buch auf meinem Nachttisch ab und schlief ein.
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Natures Heritage
FantasyGwen führt ein einfaches Leben im Königreich Emberess. Sie hat ein Haus für sich allein, Freunde fürs Leben und verkauft voller Stolz die wunderschönen Töpferwaren der Gräfin von Meran, doch ist das wirklich alles was sie ist? Diese Frage muss sie s...