Kapitel 5

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»Sou, steh auf, sonst verpasst du das Frühstück«, hörte ich meinen besten Freund sagen. Dabei war er meinem Ohr gefährlich nahe. Sehr grober Fehler, er hätte es besser wissen müssen. Ich schleuderte, mit aller Kraft, die ich um diese Uhrzeit aufbringen konnte, meinen Arm in seine Richtung. »Verzieh dich und lass mich schlafen!«, brummte ich in mein Kissen.

Ohne ein weiteres Wort verließ Kageyama das Zimmer und ich war endlich allein. Glücklich drehte ich mich auf meinen Bauch und zog die Decke bis hoch zu meinem Kinn. Die Stille, die mich umgab, war göttlich und wenn ich könnte, hätte ich die Zeit eingefroren.

»Keinen Hunger?«, hörte ich jemanden fragen. Könnt ihr mich nicht mal für fünf Minuten in Ruhe lassen? »Nein.« Schritte kamen meinem Futon immer näher. »Dann wird es ja ein Leichtes, dich heute fertig zu machen«, hauchte er in mein Ohr.

Sofort war ich hellwach und erhob mich ruckartig. Ich schleuderte so herum, dass ich Shirabu mit mir riss, sodass ich nun über ihm kniete. »Wovon träumst du nachts?«, flüsterte ich und sah ihm dabei drohend in die Augen. »Wenn du dich so leicht überrumpelt lässt, mach eher ich dich fertig. Aber sicherlich nicht im Volleyball.«

Sein Gesicht färbte sich leicht rot, doch der geschockte Ausdruck wurde schnell von einem frechen Grinsen abgelöst. Plötzlich wirbelte er uns herum, sodass er nun über mir thronte. Meine Arme wurden über meinem Kopf fixiert. Unter seinem Blick wurde mir unglaublich heiß. »Ich werde nicht nochmal den Fehler begehen dich zu unterschätzen«, raunte er. »Sehr gut, Sweetheart. Ich will schließlich einen ebenbürtigen Kampf.«

Shirabu beugte sich so weit runter, dass ich seinen heißen Atem an meinem Ohr spüren konnte. »Ich freu mich schon.« Mit diesen Worten stand er auf und verließ das Zimmer in Richtung Essbereich. Grummelnd richtete ich mich ebenfalls auf. Ich kramte in Kageyamas Tasche und zog einen seiner Hoodies raus.

Übergezogen lief ich zu den anderen. »Hast du keine eigenen Sachen mit, dass du meine anziehen musst?«, fragte Kags. »Deine Pullover schreien förmlich danach von mir angezogen zu werden«, gab ich zurück und ließ mich neben ihm fallen. Während ich gerade anfing zu frühstücken, waren die meisten anderen schon fertig. Viele gingen bereits hoch zu den Duschen und somit wurde es zunehmend leerer.

Als ich mit dem Essen fertig war, waren nur noch Shirabu und ich in dem Raum. Langsam ging ich auf ihn zu und blieb unmittelbar hinter ihm stehen. »Du hättest doch nicht auf mich warten müssen, Sweetheart«, flüsterte ich in sein Ohr. Er zuckte unmerklich zusammen, reagierte aber sonst nicht weiter darauf. »Wir sehen uns auf dem Feld«, sagte ich noch, bevor ich den Raum verließ und mich umzog.

Während ich zur Halle lief, band ich mein Haarband um die weißen Haare. Beim Schlafen trug ich keines und sonst verbargen meine Haare meine Stirn ganz gut.

»Kuriyama da bist du ja endlich! Los geh dich warm machen, das erste Spiel beginnt gleich«, rief Ukai, unser Trainer, mir zu, nachdem ich die Halle betreten hatte. Ich lief also an den Rand der Halle und wärmte meine Muskeln auf. Es dauerte nicht lange, und Shirabu gesellte sich dazu. Laut Plan spielten wir als erstes gegen Seijoh und dann gegen Shiratorizawa, also musste ich nicht lange warten, bis wir gegeneinander spielten.

»Wie zur Hölle kannst du so gelenkig sein?«, fragte Shirabu aufgebracht. Ich saß gerade breitbeinig auf dem Boden, mit dem Oberkörper nach vorne gebeugt. Allerdings bildeten meine Beine fast eine gerade Linie. »Meine Schwester ist Turnerin und wenn sie Zuhause ihre Dehnübungen macht, mache ich immer mit. Und das schon seit einigen Jahren, daher kann ich meinen Körper sehr gut bewegen«, antwortete ich. Den letzten Teil aber sagte ich mit unterschwelliger Tonlage.

Ich hatte meinen Oberkörper so gedreht, dass ich ihn ansehen konnte und dabei sah ich deutlich, dass er bei meinen Worten schluckte. Mein Bauch begann aufgeregt zu kribbeln, doch bevor ich noch etwas sagen konnte, wurde ich unterbrochen. »Kenjirou! Bist du fertig? Sonst spielt Semi für dich«, rief Kawanishi. Shirabu sprang direkt auf. »Das kann er sich schön abschminken!«

Auch ich begab mich nun zu meinem Team. Unser Spiel hatte bereits begonnen, also stellte ich mich zu den Auswechselspielern. »Kuriyama, du spielt ab dem nächsten Spiel mit. Ich will dich mit voller Power gegen Shiratorizawa einsetzten«, bestimmte Ukai. Ich nickte verstehend und wandte mich dem Spiel zu.

Ushijimas Aufschläge waren ein verdammt harter Brocken. Dadurch, dass er mit Links schlug, war die Drehung des Balls anders. Den ersten hatte ich total versemmelt und den zweiten konnte ich nur unsauber annehmen, doch er war oben und damit konnte Kags arbeiten.

Mir ist schon beim letzten Spiel aufgefallen, dass Kageyama vor allem bei unsauberen Annahmen den Schnellangriff mit Hinata startete. So auch dieses Mal. Es war der erste Angriff gegen die Shiratorizawa und somit kannten sie die Attacke nicht. Der Ball schoss förmlich an ihnen vorbei und hinterließ verwirrte Blicke.

Nachdem sie sich wieder gefangen hatten, verlief das Spiel recht ungewöhnlich. Ich hatte mir genug Spiele von der Shiratorizawa angesehen, um sagen zu könne, dass keiner von ihnen wirklich einhundert Prozent gab. Naja, außer Goshiki vielleicht, aber der hatte sowieso zu viel Energie in seinem Körper.

Gerade war wieder ein besonders hartnäckiger Ballwechsel. Keine wollte nachgeben, jeder wollte den Punkt für sich entscheiden. Der Ball wurde gerade von Tanaka auf die gegnerische Seite geschlagen, aber von Yamagata angenommen. Er kam perfekt auf Shirabu zu und ich wusste anhand seiner Haltung sofort, was kommen würde. Die anderen hätten diese kleine veränderte Bewegung in seinem linken Arm wahrscheinlich nicht bemerkt, doch ich hatte sie mir gut eingeprägt. Genau für diesen Moment, denn Shirabu schlug tatsächlich eine Finte mit der zweiten Berührung. Ich schoss so schnell ich konnte nach vorne und schob meine Hand unter den Ball. Er ging wieder in die Luft und dieses Mal konnte Hinata mit einen Schnellangriff punkten.

Ich lag noch immer auf dem Boden, den Blick auf den gegnerischen Zuspieler gerichtet. Dieser schaute ebenfalls zu mir, doch sein Gesicht zeigte alles andere als Freude. »Ich hab's dir gesagt, Sweetheart. Ich mach dich fertig.« Ich zwinkerte ihm von unten zu und stand anschließend auf.

Erst jetzt fiel mir auf, dass die Punktetafel 25:23 für anzeigte. Ich hatte wohl gerade unseren Sieg gerettet. »Wahnsinn, Sou! Woher wusstest du, dass er eine Finte machen würde?«, fragte Noya und sprang dabei halb auf meinen Rücken. »Das bleibt mein kleines Geheimnis«, flüsterte ich, mit Blick auf Shirabu gerichtet.

Loving you's a Bloodsport - Shirabu x male OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt