Kapitel 8

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Die Spieler der Aoba Johsai stiegen gerade aus ihrem Bus. Heute hatten wir ein Trainingsspiel gegen Seijoh und Shiratorizawa. Da bald die Qualifikationen für das Oberschulturnier stattfand, versuchte Takeda-sensei so viele Spiele wie möglich zu organisieren.

Ich war so hibbelig, wie ein kleines verliebtes Mädchen, das ihren Crush sah. Ich unterhielt mich gerade mit Kags, als plötzlich Oikawa auf mich zu kam. »Sou-chan! Komm mal eben kurz mit«, sagte er und griff beim Vorbeigehen nach meinem Arm. Etwas abseits von den anderen blieb er stehen.

»Was willst du, Oikawa?«, fragte ich. Nervös blickte er nach links, in die Richtung, wo die anderen standen. Anscheinend zufrieden blickte er mir nun tief in die Augen, bevor er seinen linken Arm um mich schlang. Seine rechte Hand legte sich an meine Wange und zog an mir. Bevor ich überhaupt realisieren konnte, was gerade geschah, spürte ich schon die Lippen von ihm auf meinen.

Ich war so überrumpelt, dass ich mich einige Sekunden nicht rührte. Und dann war es auch schon vorbei. Oikawa löste sich von mir und lächelte mich verlegen an. Ich wollte ihn gerade anschreien und wissen, was zur Hölle das sollte, als mir schlagartig klar wurde, wo wir gerade sind.

Ich packte die Hand des Braunhaarigen und zog ihn hinter die Sporthalle. Vor der Halle standen schließlich gerade zwei Mannschaften und der Bus der Shiratorizawa war auch eben angekommen. Schlimm genug, dass er mich vor versammelter Mannschaft geküsst hatte!

»Sag mal, hast du Lack gesoffen?«, schrie ich, sobald wir zum Stehen kamen. Ich konnte den Kerl noch nie besonders gut leiden und wir hatten auch sonst nie großen Kontakt. Mir fiel also beim besten Willen kein Grund ein, welcher seine Aktion von eben erklärte.

»Ach komm schon, Kuriyama. Du brauchst nicht so zu tu, als hätte es dir nicht auch gefallen. Wer würde auch nicht gerne mal von mir geküsst werden wollen?«, fragte er und trug dabei ein selbstverliebtes Lächeln im Gesicht. Ich starrte ihn ungläubig an. »Oh ja, Tooru, du hast Recht! Ich bin schon seit Jahren in dich verliebt! Sag mal geht's noch? Bist du als Kind zu oft gegen die Wand gelaufen, oder was?!«

»Du brauchst ja nicht gleich wieder so sarkastisch werden«, sagte er lachend. »Na schön. Ich wollte Iwa eifersüchtig machen und brauchte dafür jemanden. Und du warst halt der Glückliche«, erklärte er nun ernst. Ein überhebliches Lachen kroch aus meiner Lunge. »Du willst mir ernsthaft weißmachen, dass diese hirnrissige Aktion dafür war, dass Iwaizumi sich dir an den Hals schmeißt?!« Oikawa nickte vollkommen von seiner Idee überzeugt. »Na dann viel Spaß, Kumpel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du deine Chance bei ihm nun verspielt hast«, lächelte ich übertrieben.

Ich boxte ihm einmal mit voller Wucht gegen die Brust und lief dann zurück zu den anderen, die mittlerweile schon in der Halle waren und sich aufwärmten. Mit sicheren Schritten lief ich auf die Shiratorizawa zu. »Kuriyama! Nichts da! Herkommen und aufwärmen! Schwatzen könnt ihr auch danach«, hielt mich plötzlich Ukai auf. Auf dem Absatz kehrt machend, lief ich also nun auf mein eigenes Team zu.

Kags hielt mich sofort am Arm fest. »Kuri, was war das denn bitte? Ich dachte, du stehst auf Shirabu?«, fragte er verwirrt. »Was denkst du denn von mir? Oikawa hat einfach einen Schuss weg«, beschwichtigte ich. Ich wollte jetzt einfach keinen Elefanten aus einer Maus machen. Dass es die anderen alle mitbekommen haben, ging mir schon genug gegen den Strich.

Das erste Spiel war gegen die Shiratorizawa, danach spielten wir gegen Seijoh und zum Schluss die andern beiden gegeneinander. Allerdings ging der dritte Satz nur bis 15, statt bis 25 Punkte.

Nachdem wir uns alle gut genug aufgewärmt hatten, standen wir nun unserem ersten Gegner gegenüber. Noya und ich sollten uns immer wieder abwechseln, da wir unterschiedliche Fertigkeiten hatten. Während er in der Annahme extrem stark war, fing ich sämtliche Bälle bei der Abwehr ab. Somit stand also Nishinoya als erstes auf dem Feld.

Das Spiel wurde angepfiffen und mein Blick rutschte sofort zu dem kupferblonden Setter. Das Lächeln auf meinen Lippen verrutschte allerding augenblicklich. Irgendwas stimmte nicht. Seine Haltung war unglaublich verkrampft und auch sonst schien er nicht ganz bei der Sache zu sein. Das Zuspiel an Wakatoshi war viel zu niedrig, doch er konnte ihn dennoch verwandeln.

Als ich das Spielfeld betrat, warf er mir so einen finsteren Blick zu, dass mir das Blut in den Adern gefror. Hatte ich was verpasst? Allerdings konnte ich mir schon denken, was los war. Seit dem Tag, an dem wir aus Tokyo zurückkamen, hatten wir uns nicht mehr gesehen und auch nur sporadisch miteinander geschrieben. Wir konnten uns also noch nicht aussprechen und somit war nicht klar, in welcher Beziehung wir zueinander standen. Und so, wie ich Kenjirou kennengelernt hatte, war er kein besonders geduldiger Mensch.

Der komplette erste Satz ging so weiter und auch der nächste begann nicht anders. Als es dann 9:5 für Karasuno stand, kam es, wie es kommen musste. Semi stand am Spielfeldrand und hielt ein kleines Schild mit der Nummer 10 in der Hand. Shirabu fluchte, warf mir noch einen letzten bösen Blick zu und ging dann vom Feld.

Er wollte gerade zur Bank gehen, da stoppte er in der Bewegung, griff nach Semis Hand und wirbelte ihn zu sich herum. Seine Hand griff in seinen Nacken und zog ihn zu sich runter. Sie standen so, dass ich genau mit ansehen konnte, wie sich seine Lippen auf die von Semi legten. Dabei sah er die ganze Zeit in meine Richtung, verkeilte unsere Blicke. Ganz langsam nahm er seinen einen Arm von dem Aschblonden und streckte mir damit den Mittelfinger entgegen.

»Ha?!«, schrie ich auf. Das war jetzt nicht wahr, oder? Das war alles nur Spaß und wir würden uns alle gleich glücklich umarmen. Richtig?! Die Wut brodelte immer weiter an die Oberfläche, je länger ich das mit ansah. Ich setzte gerade einen Fuß in deren Richtung, da stellte sich Kageyama vor mich und hielt mich auf. »Beruhig dich Sou. Wir sind hier, um zu spielen. Klärt das danach, okay?«

Das Spiel lief weiter, als hätte es den Zwischenfall nicht gegeben. Semi hatte nun Aufschlag. »Na komm schon!«, schrie ich ihm kampfbereit entgegen. Mein Körper war wie unter Strom, ich bewegte mich mehr als nötig, doch ich nahm jeden verdammten Ball an. Ich konnte an Semis Gesicht erkennen, dass er langsam verzweifelte, denn egal an wen er den Ball zuspielte, ich stand bereit. Meine Teamkollegen ließen mich machen, denn auch ihnen war klar, dass nichts und niemand mich jetzt noch aufhalten konnte.

Das Spiel gegen die Shiratorizawa gewannen wir haushoch, denn durch mich gelang ihnen kein Punkt mehr. Doch Ukai hatte beschlossen mich bei dem Spiel gegen Seijoh komplett rauszunehmen. »Kuriyama, wir denken alle, dass es das beste wäre, wenn du jetzt nach Hause gehst«, sagte Sugawara ruhig.

»Ich gehe nicht eher, bevor ich diesem Mistkerl nicht eine verpasst habe!«, schrie ich. Ich war absolut gegen Gewalt, deswegen hatte ich auch Oikawa vorher keine geknallt, doch hier und jetzt war ich so rasend vor Wut, dass meine Prinzipien über Bord fielen.

»Das bringt doch auch nichts, Sou. Komm, ich gehe mit dir und bring dich Heim, okay?« Es klang zwar nach einer Frage, doch seine Tonlage ließ keinen Raum für Widerworte. Ergebens nickte ich stumm und Suga nahm mich am Arm gepackt mit zur Umkleide.

Loving you's a Bloodsport - Shirabu x male OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt