Prolog

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'Die letzte Ansprache unseres Lagerkommandeurs, dann geht es endlich im Konvoi zum Flugfeld und dann endlich in die USA, nach Arlington. Von da dann weiter zur Familie nach Glensdale in Irland und ich hoffe der Alptraun beginnt nicht von Neuem. Papa hat es ja nie verkraftet dass ich in die UN eintrat. Mama hatte nie etwas zu sagen und die letzten Jahre ist der Kontakt komplett abgebrochen. Mal sehen wie sie reagieren wenn ich da in drei Tagen vor der Tür stehe' denkt Lynn Duncan und hört dem UN Kommandeur weiter zu.

Kurz danach setzt sich der Konvoi in Bewegung und es geht zum Flugfeld.
152 UN Soldaten dürfen endlich nach Hause.
Lynn, in sandfarbenem Shirt, Camouflagehose und blauem UN Basecape gekleidet, sitzt im Gepäcknetz der Transportmaschiene und freut sich auf ihr zukünftiges neues Leben als Reservistin.
Vor ihr auf der Bare liegt ein verletzter Kamerad, der als Liegendtransport nach Hause darf und schläft.
Tom, ihr Kamerad rechts neben ihr, fragt "was wirst du machen wenn wir zurück sind, kleiner Red Fox (Rotfuchs)?"
Lynn lächelt, denn dieser Spitzname hat sie die gesamte Zeit begleitet.
Ihre unbändigen kinnlangen rotblonden Haare sind daran schuld und sie richtet ihre grünen Augen auf Tom, antwortet "für mich geht es weiter nach Irland, Glensdale, zur Familie und das wird eine Überraschung mit Spießroutenlauf."
Tom fragt "wie kommst du darauf Lynn?"
"Ach weißt du Tom, für meine Familie ist die Army und die UN die größte Schande, sie waren nie damit einverstanden dass ich in die UN ging und im Feldlazarett arbeiten wollte. Zum Abschied hat mein Vater mir noch gesagt ich wäre nicht mehr seine Tochter. Ich bin gespannt, was sie sagen wenn ich zurück komme" erklärt die hübsche 160 cm große und zierliche Frau mit dem Elfengesicht und Tom antwortet "oh, dann wünsche ich dir viel Glück. Ich freue mich auf meine Frau, unser Kind kommt bald zur Welt. Lass uns noch etwas schlafen."
Tatsächlich schafft sie es nach einigen Minuten einzuschlafen und ist dankbar für den erholsamen Schlaf.

In Arlington werden sie mit allen Ehren empfangen, ihre Kameraden werden alle freudig von Familie und Freunden empfangen.
Lynn geht am Rand der Gruppe allein mit ihrem Marschgepäck entlang, spürt vereinzelt ein Schulterklopfen und hört vereinzelt einen Dank, aber abgeholt wird sie von niemandem.
Am Mietwagenschalter nimmt sie sich einen SUV um zu ihrem Stützpunkt zu fahren und blickt mit Wehmut auf ihre Kameraden, die zukünftig ohne sie in die Einsätze gehen werden.
Tom erblickt sie, winkt ihr zu und hält eine hübsche Brünette mit Babykugel im Arm.
Er deutet mit den Fingern noch einen Telefonhörer am Ohr an und Lynn hält einen Daumen hoch.
Danach macht sie sich auf zum Stützpunkt.

Auf dem Stützpunkt wird sie nur eine Nacht bleiben und am nächsten Morgen sehr früh nach Irland reisen.
Das Haus in dem sie lebt, wenn sie in Arlington ist, ist typisch Amerikanisch.
Sie zieht alle Tücher von den Möbeln, lüftet durch, schließt ihr Handy an und sieht drei Nachrichten im Display.
Sie lächelt, der einzige Freund der ihr blieb lebt in Deutschland und ist eigentlich Italiener.

He Zwerg, freust du dich schon auf Arlington?
Endlich nach Hause.
Ich wünsche dir alles Gute, melde dich bitte bald mal und denk dran, du musst mich unbedingt in Köln besuchen.
Liebe Grüße Franco.

Hi Lynn, vermutlich sitzt du schon im Gepäcknetz.
Ich wünsche dir eine gute Heimreise und ich hab dir in einer Email meine Adresse in Köln gesendet, bitte komm mich unbedingt hier mal besuchen.
Viele Grüße Franco

Okay, ich denke, du bist mittlerweile gelandet. Liebe, aus der Ferne, herzlich Willkommen zurück.
Fühl dich gedrückt, leider geht das nur virtuell.
Meld dich bitte mal wenn du zu Hause bist.
Liebe Grüße Franco

Lynn lächelt und schreibt.

Hast du gerade Dienst?

Fast sofort kommt knappe Antwort.

Ja, bist du zu Hause angekommen?

Sie antwortet ihm nochmal.

Ja, bin in Arlington.
Ruhigen Dienst dir.
Ich geh schlafen.
Fliege morgen nach Irland, zur Familie.
Melde mich dann.

Franco antwortet nochmal.

Oh, hoffe die Reise lohnt sich.
Viel Glück und schlaf gut.

Lynn schläft unruhig und liegt öfter wach.
Sie erinnert sich an die Zeit als sie Franco bei der Fliegerstaffel kennen lernte und daraus eine sehr gute Freundschaft entstand.
Diese Freundschaft hält nun schon 20 Jahre an und sie ist dankbar für diesen Kontakt.

Am nächsten Tag ist sie nach Irland geflogen und kommt abends mit Camouflagehose, sandfarbenem Shirt und blauem UN Basecape in Glensdale an.
Der Ort hat sich tatsächlich in den letzten 20 Jahren stark verändert und sie muss sich erst orientieren.
Endlich findet sie das Häuschen, in dem sie fast 15 Jahre gelebt hat und bemerkt, an der Klingel steht O'Melly statt Duncan.
Sie klingelt trotzdem und eine junge Frau von vielleicht 20 Jahren öffnet ihr die Tür.
"Oh, Entschuldigung, ich dachte hier würde Familie Duncan, meine Eltern, leben" stellt Lynn sich vor und die junge Frau sieht sie traurig an, antwortet "nein, das tut mir leid, wir wohnen seit fünf Jahren hier, davor lag das Haus drei Jahre leer. Aber fragen Sie mal beim Pfarrer, über den haben wir dieses Haus bekommen."
"Okay, vielen Dank, dann werde ich es dort versuchen" verabschiedet sich Lynn und geht zur Kirche.

Father Patrick Kelly ist tatsächlich noch dort und blickt die Frau in den militärischen Klamotten mit Marschgepäck überrascht an.
"Father, sie werden mich vielleicht nicht mehr erkennen, ich bin Lynn Duncan, die Tochter von Luise und Daniel Duncan" erklärt sie höflich.
Father Patrick Kelly denkt einen Moment nach, dann erhellt sich sein Gesicht und der 87 jährige Mann antwortet "ach ja richtig. Komm rein mein Kind, der Abend ist kühl."
"Father, ich bin auf der Suche nach meinen Eltern. In unserem ehemaligen Haus lebt jetzt eine junge Familie" erklärt Lynn und der alte Mann wird traurig, bittet "warte kurz mein Kind."
Er holt seine Jacke und bedeutet ihr zu folgen.
Auf dem Friedhof bleibt er an zwei Gräbern stehen und Lynn sieht gleich, ihre Mutter starb vor neun Jahren und ihr Vater vor acht Jahren.
"Es tut mir leid mein Kind, dein Vater hat das Haus schon vor 15 Jahren der Kirche vermacht und das restliche Geld wurde für die Beisetzung genutzt. Ich dachte du wüsstest das" erklärt der Geistliche.
Lynn taumelt verstört zur Bank und setzt sich hin.
"Wo soll ich denn jetzt hin? Ich hab nichts mehr, ich steh auf der Straße und bin mittellos" murmelt sie hilflos.
Der Parrer bittet "Kind komm mit, du kannst eine Nacht im Gästezimmer schlafen und morgen sieht die Welt wieder anders aus."

Im Gästezimmer schließt sie ihr Handy an und schreibt Franco in einer Email was passiert ist.
Ihr Leben liegt in Schutt und Asche und sie verliert jede Hoffnung.

Mitten in der Nacht bekommt sie eine Nachricht von Franco.

Ich hab 24h Dienst, komm nach Köln, Adresse Wache in Email. Bis morgen Abend, hier in Köln.

Noch in der Nacht bucht sie ihren Flug und schöpft etwas Hoffnung.

Am nächsten Morgen bedankt sie sich bei dem Pfarrer für seine großzügige Gastfreundschaft und erzählt ihm von ihren Plänen nach Köln zu reisen.
Sie hat ihr letztes Erspartes in das Flugticket gesteckt und hofft auf eine Zukunft in Köln.
Der Pfarrer segnet sie zum Abschied noch und Lynn macht sich auf den Weg.

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