Kapitel 2

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𝕎𝔸𝔽𝔽𝔼ℕℙ𝕆𝕂𝔼ℝ

Ein paar Tage später hörte ich vom Hafen aus, laute und vor allem Angsterfüllte Schreie.
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was möglicherweise Vorgefallen sein könnte. Vielleicht ein Überfall? Das konnte ich mir gut vorstellen. Die um Hilfe bettelnden Rufe kamen ungefähr aus der Richtung, wo auch Familie Shelby lebte.

Ein Mann kam auf mich zugelaufen. Sein Gesicht war voller Blut und die Augen voller Angst. Ich schluckte bei seinem Anblick.
„Bring dich ja in Sicherheit, Mädchen. Die Polizei veranstaltet gerade eine Kommunistenrazzia".
Oh, Gott-
Ich hörte nicht weiter zu und lief so schnell mich meine Beine tragen konnten zu einem der Ställe. Mit rasenden Herzen rannte ich in die Box von Monaghan Boy. Ich krabbelte in seine kleinste Ecke und legte etwas Stroh über meine Füße.

Es war ein schreckliches Versteck, doch das einzige, was im Moment funktionierte.
Versteht mich jetzt bitte nicht falsch. Ich war definitiv keine Kommunisten. Die Polizei und ich waren nur leider keine Freunde.
Vor langer Zeit hatte ich etwas sehr, sehr dummes getan, wofür ich noch Heute gesucht werde.

Das war einer der Gründe, warum ich in Birmingham war.
Niemand würde mich hier erwarten. Umgeben von Gangster, Räubern und Kriminellen.
Ich würde hier perfekt unter gehen. Schließlich war ich nur ein kleiner Fisch in einem riesigen Haibecken.

Meine Gedanken kreisten ohne Ziel umher und nach vielen endlosen Stunden des Wartens, wurde der große Mann ungeduldig. Ich hatte ihn Heute noch nicht ausgeführt und würde es auch nicht tun, aber ich musste ihn ruhigstellen.
Mit schmerzenden Beinen stand ich auf und machte ein paar leise Geräusche. Darauf folgend nahm ich Mo und streichelte ihn übers Gesicht. Sofort beruhigte er sich etwas.
Meine Augen schlossen sich und eine merkwürdige Wärme stieg in mir auf.
Dieselbe, die ich auch vor drei Tagen das erste mal verspürte.

Als ich mit Thomas Shelby sprach.

Er brauchte nichts zu sagen. Ich brauchte nichts zu sagen. Zumindest für einen kleinen Moment.
„Wie geht es ihm?".
„Er ist nervös und muss raus. Ich werde es bei dieser Lage aber nicht riskieren. Da verbrenn ich lieber".

Ich hatte ihn noch nicht angeschaut, doch ich bemerkte seinen festen Blick auf meine Rücken haften.
Ein lautloses Aufprallen.
Ich drehte mich zu ihm um. Nun stand ich vor ihm und er hob sein wunderschönes Gesicht, um in meines zu sehen.
Diese Augen bestanden vollkommen aus Eis. Meine dagegen waren ein langweiliges Grau. Sie zeigten wie ich mich fühlte. Trüb.

„Sie sind wegen Ihnen hier, habe ich Recht?". Ich bewegte mich auf gefährlichen Gebiet. Das wusste ich zu genüge.
Mister Shelby nickte und sein Blick schlängelte sich meinen gesamten Körper entlang. Über Lippen, weiter zum Kinn, meinen Hals hinunter, meine Brüste, Bauch, Hüfte, bis hin zu den Beinen. Und wieder nach oben.
In seinen Ausdruck lag etwas, was ich nicht deuten konnte.

„Ich habe etwas gestohlen und die Polizei will es zurückhaben". Alles in mir drängte nach weiteren Fragen. Was haben Sie gestohlen? Wieso ist die Polizei so scharf darauf?
Ich hielt den Mund.

„Und du versteckst dich vor der Polizei", stellte er fest und grinste müde. Nur für wenige Sekunden. Es war wunderschön.
„Warum glauben Sie das?", fragte ich zurück und setzte mich ihm gegenüber. Thomas lehnte sich gegen die Wand der Box und ich griff nach ein paar Strohhalmen.
„So wie du aussiehst, bist du hier schon Ewigkeiten". Ich lachte.
„Vielleicht bin ich auch nur ein verängstigtes kleines Mädchen, das Angst vor allem hat". Wieder dieses Grinsen, das meinen Bauch kribbeln ließ.

𝐍'𝐨𝐮𝐛𝐥𝐢𝐞 𝐩𝐚𝐬 𝐝𝐞 𝐯𝐢𝐯𝐫𝐞, 𝐌𝐫. 𝐒𝐡𝐞𝐥𝐛𝐲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt