Als das Leben Joan die Chance gibt nach Australien zu reisen und dort ein Auslandssemester zu verbringen ergreift sie diese sofort. Anstatt Aussie Life-Style und Universität entwickelt sich ihr Leben schon bald in eine ganz andere Richtung.
Sie wir...
Bereits in meinem neuen Kleid eingekleidet, war ich gerade in unserem Bad um meine Haare zu stylen als ich ein lautes Knallen hörte. "Nein, nein, nein, nein. Komm schoooooon." kam es erneut aus Kates Zimmer. Wir wollten eigentlich in einer Stunde los, jedoch war Kate direkt in ihrem Zimmer verschwunden und seitdem nicht wieder aufgetaucht. In den letzten 10 Minuten hatte ich sie auf und abgehen gehört, mir dabei jedoch nichts Tieferes gedacht. Mai und Felicitas waren bereits zu einer Party verschwunden und hatten mir versprochen, dass wir das nächste Mal zusammen gehen. Ich klopfte vorsichtig an ihre Tür und öffnete sie kurzerhand. "Hey, alles ok?" Ich betrachtet Kates zusammengesackten Umrisse an ihrem Schreibtisch, auf dem Boden lag ein zerbrochener Teller. Da sie die Vorhänge komplett zugezogen hatte, war es schwer mehr von ihrem Zimmer zuerkennen. Einzig allein ihr Laptop spendete ein wenig Licht. Von Kate kam nur unverständliches Gemurmel. Ich ging langsam durch den Raum, um die Scherben herum, und setzte mich auf ihre Bettkante hinter sie. Während ich behutsam eine Hand auf ihre linke Schulter legte versuchte ich zu verstehen was auf ihrem Laptop geöffnet war. Bevor ich auch nur dazu kam setzte sie sich mit einem Ruck auf und ließ sich nach hinten in ihren Stuhl fallen, die Arme um den Kopf geschlungen. "Ich bin so dumm, so unglaublich dumm", dabei presste sie immer wieder ihre aufgequollenen Wangen zusammen, während ihr Blick die Decke nicht verließ. Vorsichtig zog ich meine Hand, welche zwischen Kate und Stuhl klemmte hervor, die Räder in meinem Kopf drehten sich. Schnell überflog ich die E-Mail, die sie so aus der Fassung gebracht haben musste. Sie hatte eine wichtige Prüfung nicht bestanden, wodurch man ihren Praktikumsplatz zurückgezogen hat. Ich drehte ihren Stuhl sodass sie mir nun gegenübersaß. Wir kannten uns zwar noch nicht lange und wahrscheinlich wäre es auch besser, wenn Mai oder Feli mit ihr nach einer Lösung suchten. Aber immerhin konnte ich versuchen sie zu trösten.
"Du bist nicht dumm, ganz im Gegenteil. Die Klausur kannst du doch nochmal schreiben, oder nicht?" fragte ich vorsichtig, da ich mich nicht genau mit den Regelungen von Klausuren aus kannte. "Ja, dass schon. Aber darum geht es nicht." Nun sah sie mich zum ersten Mal an, seit ich in ihr Zimmer gekommen war. Ihre Augen waren vom Weinen und Rubbeln bereits angeschwollen und Blutunterlaufen. "Der Praktikumsplatz hängt von meinen Noten ab und ich bin überall überdurchschnittlich, weshalb ich die Chance auf diesen wirklich richtig coolen Platz bei dem größten, ältesten, öffentlichen Museum bekommen habe. Und jetzt haben sie ihn an wen Anderes vergeben. Und nur weil ich so unfassbar blöd war und Kiki vertraut habe." Sie hatte den Kopf wieder in den Nacken gelegt und schien nicht weiter erklären zu wollen, was es mit Kiki auf sich hatte. "Denkst du, du kannst da eine Zusatz Leistung erbringen, was die Klausur vielleicht ersetzt?" Und dahin war der Trösten Plan und ich schien auch keine hilfreichen Ideen zu präsentieren, denn Kate schüttelt nur trostlos den Kopf. Ich öffnete die Arme um ihr eine Umarmung zugeben, die sie sofort dankend annahm. Ihr Kopf lag auf meiner Schulter und ich strich ihr beruhigend über den Rücken. "Es tut mir wirklich leid Kate. Wir bleiben heute doch zuhause und machen uns einen Mädels Abend, mhm?", sie schien mir nicht in der Lage ein Konzert genießen zu können, allein ihre Augen würde das grelle Licht nicht vertragen. Ich schluckte meine eigene Enttäuschung über die verpasste Gelegenheit runter und drückte sie sanft an den Schultern nach vorn sodass wir uns erneut in die Augen sahen. "Die Jungs treten doch bestimmt öfter auf, wir gehen einfach das nächste Mal hin." Sie nickte mir zustimmend zu und griff nach einem Taschentuch "Das ist lieb von dir. Ich muss erst Mal sacken lassen das ich einen neuen Praktikumsplatz brauche."
Nachdem sie eine lange Dusche genommen hatte, lagen wir beide in Decken eingemummelt auf der Couch und sahen auf ihrem Tablett, welches auf dem Sessel gegenüberstand, Brooklyn 99. Wenigsten brachte die Serie aus ihr immer mal wieder ein kleines Lachen hervor. Feli und Mai würden wahrscheinlich bis morgen früh nicht wieder kommen, somit konnten wir solange aufbleiben wie wir wollen. Ich musste sie jedoch unbedingt beide erwischen bevor sie mit Kate sprachen. Total in Gedanken versunken war mir gar nicht aufgefallen, dass die Serie gar nicht mehr lief. An stattdessen drehte sich einfach nur ein Kreis auf dem Bildschirm der 69% anzeigte. Kate nutze die Gelegenheit und setzte sich auf und sah zu mir runter. "Nochmal sorry das wir jetzt doch nicht zudem Auftritt gegangen sind. Obwohl ich dich doch so gedrängt hatte." Ihre Stimme war immer noch ganz Rau von ihrem Zusammenbruch und dem Fakt, dass sie bisher kaum etwas getrunken hatte. "Ich wäre wirklich gerne mit dir gegangen, du hast mich nicht gedrängt. Und ich bin gerade mal eine Woche hier, es wird sich noch genug Gelegenheiten ergeben um das nachzuholen. Es muss dir wirklich nicht leidtun." Mit meinem Lächeln versuchte ich sie auf zu muntern, jedoch schien sie immer noch nicht überzeugt zu sein. "Ich habe Lust auf Eis, willst du auch?"
Während wir weiter auf die Rückkehr des W-lan warteten aßen wir still unser Eis, unweigerlich schweiften meine Gedanken zu dem Konzert was nicht weit von hier gerade im Gange war. Ich wae vielleicht nicht allzu vertraut mit allen K-Pop Bands, jedoch war mir EXO auf jeden Fall ein Begriff. Scheinbar hatte meine Glücksträhne heute ihr Ende erreicht. Die letzten Tage wurde ich in ein komplett anderes Leben geworfen und hatte trotzdem schon so viel erlebt, dass ich Lizzie noch gar nicht alles erzählen konnte. Alleine die Sache mit Chris schien mir immer unrealistischer und wie ein Traum. Für gewöhnlich entsprach es nicht meiner Art sofort Freunde zu finden. Unterschwellig fühlte ich das ich immer noch nicht ganz entspannt war, versuchte meinen Mitbewohnerinnen nicht auf die Füße zu treten und die Gruppendynamik nicht allzu sehr zu verändern. Kate war die lauteste aber scheinbar auch emotionalste der drei Mädels zu sein. Feli hingegen hatte ich bis jetzt kaum angetroffen, so viel wie sie unterwegs zu sein scheint. Wiederum mit Mai führte ich häufiger Gespräche über die Universität und ihre Pflanzen, da diese auch den größten Teil unseres geteilten Zimmers einnahmen. Meine Vorstellung der ersten entspannten Woche in Australien hatte sich in Luft aufgelöst. Gleichzeitig ließen die Gedanken an die letzten Tage ein Lächeln auf meinem Gesicht erscheinen. Ich war mir sicher, dass es mit meinen neuen Freundinnen nicht langweilig werden würde. Und das versprach mir zu mindestens etwas Abenteuer, was ich mir meine letzten Schuljahre erträumte hatte.
"Sag mal isst du das noch oder willst du warten bis es Suppe wird?", lehnte sich Kate zu mir rüber und schaute auf mein schmelzendes Eis. "Ich hätte noch Platz...", sagte sie und blickte mich mit großen Augen an. Ein seufzen verließ meine Lippen, aber ich reichte ihr trotzdem meine Schüssel. "Nimm schon. Du solltest es vielleicht auf deine Augen tun, die sind alienhaft groß." Sie warf mir nur einen ihrer typisch bösen Blicke zu, die man bei ihr nur zu oft beobachten konnte. Ein Lächeln löste diesen jedoch schnell wieder ab, "Danke das du es mit mir aushältst. Ich weiß das ich anstrengend sein kann. Und wir kennen uns nicht mal lang genug, dass ich das eigentlich sagen könnte. Aber du bist mir gleich an Herz gewachsen." Kate hatte sich in der Zwischenzeit aufgesetzt, "ich kann wahrscheinlich ziemlich einnehmend sein. Falls ich dir zu viel werde bitte sag es mir. Es würde mich traurig machen, wenn es am mir läge das du dich nicht wohl fühlst." Zerknirscht rührte sie in dem Brei von Eis, welchen ich ihr kurzerhand wieder abnahm und auf den Boden stellte. Ich sah das sie erneut was sagen wollte, also zog ich sie schnell in eine enge Umarmung. Sie hatte sich scheinbar auch Sorgen gemacht darüber wie ich mich fühlte und das gab mir ein Gefühl von Geborgenheit.
"Kate, du hast es gleich von Anfang an geschafft das ich mich willkommen gefühlt habe. Ihr habt mich Teil sein lassen von eurer Gruppe, mehr hätte ich mir nicht wünschen können. Ich hatte Angst, dass ich mich nicht mit euch verstehen würde oder ihr keine Lust habt mit mir rumzuschlagen. Aber das war total unnötig, denn ich mochte euch auch sofort." Kurz pausiere ich um sie an ihren Schultern zurückzudrücken, um ihr wieder in die Augen sehen zu können. "Und du musst dir keine Sorgen machen, wenn du eine Grenze überschreiten solltest werde ich dich darauf hinweisen." In ihren Augen stehen bereits wieder die Tränen. Ich schiebe diese jedoch auf ihre bereits aufgewühlte Gefühlslage. "Das hat mir schon seit vorhin auf der Seele gelegen, jetzt geht es mir ein bisschen besser", sagt sie und wischt sich verstohlen über die Augen und blickt zu Boden. Mein Blick folgt dem ihren, "Tja, das Eis ist wohl jetzt wirklich geschmolzen." Wir lächeln uns an und das Gefühl von Wärme, das man bei einer echten Freundin fühlt erfüllt mich und überschattete die Enttäuschung über das verpasste Konzert. Man konnte eben nicht alles haben.
Sadge. Da hätte man doch glatt gedacht, dass wir Chan wieder sehen. Die Chancen kommen und gehen, aber ein Vote bleibt (hoffe ich doch).
Let's all get some peaceful sleep, bye.
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