Diese blöden Gefühle

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(Pov Antonia)

Heute war mein erster Tag als Annalenas Assistentin, sie hatte mir gesagt, dass ich um 8:30 in ihrem Büro sein sollte. Nachdem ich gestern noch länger als ich mir zugestehen wollte an Annalena und die Umarmung gestern gedacht hatte, war ich schon etwas nervös sie wiederzusehen. Was war nur los mit mir? So besonders war das ja nun auch nicht! Zumindest redete ich mir dies ein.

Letztendlich war ich schon kurz vor acht im Büro. Ich setze mich für die verbleibend Zeit in mein Büro, irgendwie surreal, vor nichtmal einem Monat wusste ich noch nichteinmal, dass ich es überhaupt bis in den Bundestag schaffen würde und jetzt saß ich hier, am überlegen ob ich vielleicht Gefühle für Annalena hatte. Eigentlich wusste ich es zwar, ich war aber immer noch nicht ganz bereit, das an mich ran zu lassen. Noch 10 Minuten bis halb neun, sollte ich schon rüber gehen? Ich wollte sie nicht stören, aber vielleicht könnte ich auch schon etwas helfen. Warum machte ich mir so viele Gedanken? Ich entschloss mich also, einfach an ihre Tür zu Klopfen.

"Ja bitte" hörte ich von der Innenseite des Büros.

"Hey, ich bin's"

"Morgen Antonia, komm rein. Ich hab dir wie versprochen einen zweiten Schreibtisch organisiert."

"Danke"

'Mit Annalena in einem Büro arbeiten, das wird ja immer besser!' die Arbeit mit ihr machte wirklich Spaß, ich hatte nie auf eine negative weise das Gefühl, Fehler zu machen. Ich hatte immer Angst vor Fehlern, aber nicht wenn ich mit ihr zusammen war, davor und danach vielleicht schon aber nie wenn sie dabei war. Ob das was zu bedeuten hatte, langsam zweifelte ich an, ob das nur eine kurze Phase der verknalltheit war. Aber kann man sich in so einer kurzen Zeit überhaupt verlieben? Ich würde es schon herausfinden.

Wir arbeiteten weiter an ihrer Rede, welche immer besser wurde. Einen Teil sollte ich ganz alleine schreiben, erst war ich mir unsicher ob ich das so konnte wie sie es wollte. Ich kam aber schnell rein und das Endergebnis gefiel Annalena wirklich gut. Ich war stolz etwas geschrieben zu haben, was ihr so gefiel.

Wir verbrachten durch die Arbeit viel Zeit zusammen und wurden richtige Freunde. Ihre Rede hatte Annalena mittlerweile gehalten und wirklich viel Applaus und Zustimmung erhalten, nur die AFD hatte natürlich was daran auszusetzen. Aber wäre eine Rede wirklich gut, wenn sie der AFD gefiel? Die Antwort überlass ich da mal euch...

Eine Woche später hatte Annalena eine Einladung zu einer Talkshow und sie bat mich mitzukommen. Als ihre Assistentin war das auch Teil meiner Aufgaben, aber ich würde so oder so ja sagen. Bei der Autofahrt zum ZDF Studio war Annalena sichtlich nervös, ich hätte gar nicht gedacht, dass ihr das so viel ausmacht. Sie rieb sich nervös die Hände und schien keine gemütliche Sitzposition zu finden. Die bewegte sich fast ununterbrochen auf dem Autositz hin und her und war einfach nicht in der Lage sich zu entspannen.

"Hey du schaffst das!" Ich versuchte ihr etwas mit ihrer Nervosität zu helfen.

"Danke, siet man's mir wirklich so sehr an?"

"Ich sehe schon, dass du nervös bist. Aber wie gesagt, du machst das mit links." Ich lächelte sie mit einem ehrlichen Lächeln an.

"Danke nochmals, ich bin immer so nervös... Ich bin froh dich dabei zu haben, du bist wirklich eine große Hilfe."

Annalena entspannte sich sichtlich immer mehr, je länger wir redeten. Ich schien ihr wirklich zu helfen, es war schön, kein drittes Rad am Fahrrad zu sein. Nicht, dass ich mich bei ihr je wie eins gefühlt hätte, fremd war mir dieses Gefühl aber nicht.

"Robert hat nie bemerkt, wenn ich nervös war. Schön jemanden zu haben der soetwas bemerkt, wie du siehst ist das wirklich hilfreich." Sie schenkte mir ein wunderschönes Lächeln in dem sich gut wiederspiegelte, dass sie es vermisste, gesehen zu werden, und dass sie froh war, dass ich dies tat.

Ich war glücklich das für sie tun zu können, ich war immer gut darin gewesen, zu sehen was in anderen Menschen vorgeht, und gerade jetzt war mir diese Fähigkeit wirklich nützlich. Genauergesagt war sie vorallem Annalena nützlich, weil ich sie so besser beruhigen konnte.

Bis kurz vor Beginn der Talkshow redeten wir miteinander, so konnte Annalena nicht nochmal so unsicher werden. Wie ich ihr gesagt hatte lief die Show reibungslos, sie hatte auf alle Fragen eine gute Antwort und sie sah auchnoch verdammt gut dabei aus. Bei diesem Gedanken erwischte ich mich öfters.

"Und, wie fandest du's? War ich gut?" Annalena kam glücklich und voller Energie zurück in den Umkleideraum.

"Du warst super, genau wie ich gesagt hatte!"

Es war schön mit anzusehen wie sie sich freute. Ich konnte gut nachvollziehen wie sie sich fühlte. Damals in der Theater AG war ich nach jeder Aufführung so. Ob das ein guter Vergleich war, weiß ich zwar nicht, aber das ist ja auch egal. Wichtig war, Annalena war glücklich und ich freute mich mit ihr.

Wir fuhren, obwohl es schon spät war, nochmal zurück zum Büro, weil wir beide noch was haben liegen lassen. Und wir waren auch erst später fertig als wir gedacht hatten. Es war allem Anschein nach, niemand mehr im Büro und der Gang war ziemlich dunkel. Aber gerade noch so hell, dass niemand es für nötig hielt, das Licht anzuschalten. Ich unterhielt mich mit Annalena und achtete nicht wirklich darauf, wo ich hinlief. Nach nicht allzulanger Zeit, schaffte ich es also in eine Trazena, die vor einer der Bürotüren stand, zu laufen. Wir mussten beide nur lachen. Annalena meinte außerdem noch, ich solle aufpassen wo ich hinlief. Der Kommentar hätte von mir sein können. Wir schnappten uns beide was wir vergessen hatten und fuhren anschließend nach Hause.

Mittlerweile war mir wohl bewusst, dass ich mich verliebt hatte. Ich wusste aber nicht so ganz, was ich davon halten sollte. Ich mochte Annalena wirklich gerne und die Freundschaft mit ihr bedeutete mir jetzt schon sehr viel. Ich wachte jeden Morgen glücklich auf und freute mich auf den Tag seitdem ich sie täglich sah. Einerseits war ich wirklich glücklich darüber, andererseits wusste ich aber auch, dass das ganze einseitig war und ich für Annalena nie mehr als, wenn überhaupt, eine Freundin wäre. Solche Gedanken stachen mir jedes mal wie ein Messer ins Herz, aber was sollte ich machen. Würde ich Annalena davon erzählen, würde ich wahrscheinlich jegliche Art der Nähe zu ihr verlieren. Schon der alleinige Gedanke daran tat weh, wie das im echten Leben wäre wollte ich gar nicht erst wissen. Ich könnte mich jedesmal selbst auf den Mond schießen, wenn ich daran dachte, dass ich mich ausgerechnet in Annalena verlieben musste. Jemand, bei dem ich niemals eine Chance hätte und auchnoch jemand, mit dem ich täglich zusammen arbeitete, was auch Einfluss auf meine Karriere haben könnte, auch wenn die mir ehrlich gesagt ziemlich egal war, wenn ich dafür Annalena haben könnte. Das mir mein Erfolg mal so egal sein würde...

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen und danke an alle denen das hier gefällt

I never knew I missed you/ Annalena BaerbockWo Geschichten leben. Entdecke jetzt