Kapitel 11

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Es vergingen ein paar Tage, in denen man nichts von den neuen Siegern hörte. Sie mussten sich wohl erst auskurieren, was eigentlich nichts Besonderes war. Trotzdem herrschte die reinste Unruhe im Distrikt und irgendeine Spannung lag in der Luft. Einige hatten die Befürchtung, dass sie nun doch die Konsequenz auf ihr Verhalten in der Arena erhalten hatten. Sie rechneten damit, bald die Nachricht zu erhalten, dass sie, oder zumindest Katniss, bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen waren. Okay, ich musste gestehen, ich gehörte auch zu diesen Menschen die diese Befürchtung hatten und war deshalb umso froher, als sie endlich wieder im Fernsehen zu sehen waren. Gesund und munter, ohne Anzeichen von frischen Verletzungen. Aber eigentlich hätten sie ihnen auch gar nichts tun können, so wurden einfach zu sehr gefeiert. Egal ob im Kapitol oder in den Distrikten, sie waren zu einem Symbol geworden, was sogar in den Medien gezeigt wurde.

Meine größte Freude war jedoch, dass Finnick endlich wieder kam. Ich wusste nicht wieso, aber auf seine Meinung legte ich einfach größten Wert. Außerdem kam er ja gerade aus dem Kapitol, er konnte uns also sagen, wie die Stimmung dort war.

„Man könnte meinen, du wärst seine Freundin und nicht meine.“, murmelte Damir ein wenig schmollend, während wir am Bahnhof warteten.

„Du übertreibst.“, erwiderte ich schmunzelnd, konnte jedoch nicht verhindern, dass ich dabei aber immer noch leicht zappelnd dastand. „Außerdem holen wir ihn ja nur ab, danach geht er gleich zu Annie.“

„Zum Glück.“

„Ach Damir.“, begann ich, doch Sarah unterbrach mich.

„Ich habe dir ja gesagt es ist nur eine Frage der Zeit bis sie merkt, wie nervig und anstrengend du wirklich bist.“

„Das sagt die nervigste und anstrengendste Person der Welt.“, entgegnete Damir sofort und ich verdrehte mal wieder die Augen. Glücklicherweise konnten sie keinen richtigen Streit beginnen, da  man endlich den Zug hören konnte, der sich leise dem Bahnhof näherte. Er war beinahe lautlos, doch ich wartete seit beinahe 20 Minuten auf dieses Geräusch, ich konnte es also sogar bei Sarah und Damirs Wortgefecht hören.

Als die Tür aufging stand ich schon halb in Startposition und als dann Finnick grinsend und mit übertrieben weit auseinander gebreiteten Armen aus dem Zug sprang rannte ich auch schon los.

„Hey Kleine.“, begrüßte er mich, während er mich an sich zog.

„Hey Kleiner. Ich bin so froh dass du wieder da bist.“, erwiderte ich.

„Ich wusste, dass ich dir gefehlt habe! Wie auch nicht?“

„Du bist so arrogant.“, stellte ich grinsend fest und gab ihn dann wieder frei, sodass auch die anderen ihn kurz begrüßen konnten.

Plötzlich jedoch waren Rufe zu hören und aus mehreren Gassen kamen Leute auf uns zu. Alle trugen schwarz und hielten etwas in ihren Händen. Wer sie waren konnte ich jedoch nicht erkennen, da sie ihre Gesichter verborgen hatten.

„Weg hier, sofort!“, rief Finnick und zog mich mit, während ich mit meiner anderen nach Damir griff, der Sarah im Schlepptau hatte.

Im nächsten Moment flogen Farbeimer durch die Luft und knallten auf den Zug, der die unterschiedlichsten Farben annahm. Doch das war nicht genug. Sie schrieben noch etwas darauf, doch ich konnte es nicht mehr erkennen, da wir in eine Gasse liefen, weg von den Gleisen und der Farbe.

„Was. War. Das?“, keuchte Sarah, nachdem wir erst nach guten 10 Minuten stehen geblieben waren und nach Atem rangen.

„Ich habe keine Ahnung. Wieso bewerfen sie den Zug mit Farbe?“, fragte ich und sah vor allem Finnick an. Er war der einzige, der nicht so überrascht wirkte wie wir.

„Ich denke wir sollten an den Strand gehen. Elina hat Farbe im Gesicht. Außerdem war ich schon lange nicht mehr dort.“, begann er da auch schon und wir nickten. Jeder von uns wusste, dass er uns damit nur sagen wollte, dass wir einen ruhigen Ort zum Reden aufsuchen sollten.

Mit schnellen Schritten gingen wir weiter, ehe wir, nachdem nun Sirenen zu hören waren, wieder zu rennen begannen. Am Strand angekommen lief ich wirklich zuerst ins Meer um mein Gesicht zu waschen, ehe ich mich neben Finnick und Damir in den Sand fallen ließ, die dort Platz genommen hatten.

„Also, was war das?“, fragte Sarah erneut, nachdem sie alle Seiten überprüft hatte.

„Ein rebellischer Akt.“, erklärte Finnick knapp, trotzdem starrten wir ihn alle an.

„Ein rebellischer Akt. Hier in Distrikt 4. Natürlich.“, gab Sarah zurück, schien jedoch gleichzeitig zu überlegen, ob daran etwas dran sein könnte.

„Es hat was mit dem Siegerpaar zu tun.“, fuhr Finnick fort, doch wieder hatte Sarah etwas zu sagen.

„Wieso, werfen die auch mit Farbeimern?“

„Eine Botschaft. Die Leute vorhin wollten den Zug nicht nur ruinieren, sie wollten auch etwas mitteilen.“, dachte ich laut nach und sofort lächelte mich Finnick an.

„Ich sags ja, die Intelligenz liegt bei uns in der Familie.“

„Eine Botschaft? Welche Botschaft?“, fragte Damir nach, doch leider hatte ich darauf keine Antwort.

„Ich konnte es nicht sehen. Aber klar, es ist eine Botschaft an das Kapitol. Immerhin fährt der Zug genau in diese Richtung. Vielleicht ist es sogar eine Botschaft an den Präsidenten selbst? Doch warum tun sie das? Es ist gefährlich und bedeutet ihren Tod, wenn sie erwischt werden.“, überlegte ich weiter.

„Im Kapitol war nach dem Sieg die Hölle los. Die einen haben gefeiert, doch die anderen waren unglaublich angespannt. Katniss hat das Kapitol lächerlich gemacht, sich gegen sie erhoben und dadurch Widerstand geleistet. Sie hat gezeigt, dass auch ein einzelner etwas bewegen kann. Was also passiert, wenn sich ganze Gruppen zusammenschließen und Widerstand ausüben? Ich denke das ist es, was in vielen Köpfen im Moment vorgeht.“, sagte Finnick und ich nickte zustimmend. Das klang alles logisch, sehr sogar. Es war die Erklärung auf das, was gerade passiert war.

„Wir müssen rausfinden, was die Botschaft ist. Ich muss das wissen.“, sagte ich und sah meine Freunde der Reihe nach an.

„Das ist zu gefährlich.“, sagte Damir sofort, doch Finnick nickte.

„Ich komme mit dir.“

„Nein!“, sagte Damir entschlossen und stand auf. „Dort wird es mittlerweile nur so von Friedenswächtern wimmeln. Das ist zu gefährlich!“

„Damir, ich werde Acht geben, versprochen! Wir stellen uns doch nicht in die Menge, wir gucken nur. Von einem der Häuser aus?“

„Na gut, dann komme ich mit.“, gab er seufzend nach, doch Finnick schüttelte den Kopf.

„Du gehst zum Haus des obersten Friedenswächters. Vielleicht kannst du Nachrichten belauschen. Sarah, du nimmst dir das Haus des Bürgermeisters vor? Ich werde dort zu dir stoßen, Elina sucht dann Damir auf?“

Sarah nickte und auch ich war bereit, nur Damir zögerte noch. Irgendwann nickte jedoch auch er.

„Ich sag dir eins Odair. Wenn ihr etwas passiert, dann bringe ich dich um.“

„Ihr wird nichts passieren, ich gebe dir mein Wort.“, erwiderte Finnick ernst.

„Hallo Leute? Ich stehe erstens neben euch und höre euer lächerliches Männergetue. Zweitens, wenn wir nicht gleich losrennen brauchen wir es erst gar nicht mehr versuchen, denn dann ist alles bereits vorbei.“

„Sie hat Recht, dann los.“, kommandierte Finnick und Damir sah mir noch ein letztes Mal in die Augen, danach lief er los. Auch Sarah rannte bereits, als Finnick mich an der Hand nahm und mit sich zog. Genau in die Richtung der Sirenen.

Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt