Kapitel 23

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Ich erwachte mit dröhnendem Kopf und war im ersten Moment völlig desorientiert, bis mir alles wieder einfiel.

Meine Eltern waren tot. Ich wäre ebenfalls beinahe verbrannt. Die Fabrik war abgebrannt. Ich war nun eine Waise.

"Hey.", flüsterte Damir und strich mir die Haare aus dem Gesicht.

"Hey.", erwiderte ich krächzend. Achja, das hatte ich ganz vergessen.

"Wie geht es dir?", fragte er und küsste nun meine Stirn.

"Ich weiß nicht.", gestand ich ihm. "Wo ist Finnick, ich will ihn hauen, mein Schädel explodiert gleich."

Ich blickte zu meinem Freund und sah wie er schmunzelte.

"Er meinte du würdest so etwas sagen. Eine Schmerztablette liegt auf dem Nachttisch. Danach ist er sicherheitshalber geflüchtet."

Ich nahm die Tablette sofort und spülte sie mit dem ebenfalls bereitstehenden Wasser hinunter. Danach bettete ich meinen Kopf wieder auf das Kissen.

"Wie lange habe ich eigentlich geschlafen?", fragte ich und sah aus dem Fenster. Es war dunkel draußen.

"Es ist kurz vor Mitternacht.", antwortete er.

"Was? Aber meine Eltern! Ich muss mich doch um so vieles kümmern!", rief ich verzweifelt und versuchte mich aufzusetzen, doch Damir drückte mich wieder zurück in die Kissen.

"Finnick hat sich darum schon gekümmert. Er wird morgen früh vorbei kommen und alles mit dir besprechen."

Okay. Sie nahmen mir also alles ab. Eigentlich sollte mich das freuen, doch genau das Gegenteil war der Fall. Ich wollte selbst etwas tun, irgendetwas. Vor allem aber wollte ich nicht nur hier herum liegen. Doch zumindest bis morgen früh hatte ich keine andere Wahl.

Als die ersten Sonnenstrahlen das Zimmer durchfluteten schälte ich mich aus der Bettdecke und deckte Damir damit zu. Vorsichtig stand ich auf und schrieb ihm einen Brief, damit er wusste dass ich nur spazieren war, danach verschwand ich im Bad und anschließend nach draußen.

Ich ging die Straßen entlang und hatte eigentlich keine Ahnung wohin genau. Ziellos lief ich umher, bis ich irgendwann gepackt und mitgezogen wurde.

"Spinnst du?", fuhr mich diese Person an.

"Sam?"

"Was machst du hier? Geh nach Hause, leg dich ins Bett und bleib da.", zischte er.

"Was hast du denn?", fragte ich ein wenig verwirrt und blickte zu ihm hoch.

"Was ich... was ich... Du fragst was ich habe?", fragte er und sah mich ungläubig an. "Du dummes Ding läufst in eine brennende Fabrik. Ich hab dir geschrien, doch du bist einfach weiter gerannt! Dann kamst du nicht mehr, ich bin dir hinterher und war mir sicher, dass du tot bist! Denkst du eigentlich auch mal mit? Ich habe dich gerettet obwohl es die Chance gewesen wäre, dass du tragisch ums Leben kommst! Ich wurde dreimal verhört aber ich konnte sie glücklicherweise davon überzeugen, dass ich nicht gesehen habe, dass du es bist. Ich wollte lediglich zeigen wie mutig und heldenhaft Friedenswächter sein können! Und jetzt, nach allem was passiert ist, läufst du einfach so in der Gegend rum, noch nicht mal wirklich fit!"

Sam schrie mich an und er wirkte unglaublich wütend und auch verletzt. Aus diesem Grund wartete ich bis er fertig war, erst dann schlang ich meine Arme um seinen Körper.

Ich rechnete damit dass er mich wegschieben oder wieder anschreien würde, doch stattdessen drückte er mich plötzlich fest an sich.

"Es tut mir leid. Ich wollte dir keine Schwierigkeiten machen.", sagte ich leise.

"Ich fürchte das ist unvermeidlich seit ich dich kenne.", meinte er. "Wenn du aber wenigstens auf dich acht geben würdest. Ich will nicht, dass dir etwas passiert."

Vorsichtig wich ich ein wenig zurück, doch nur um ihn ansehen zu können.

"Wieso nicht? Weil ich dir dann nichts mehr nütze?", fragte ich ein wenig neckend.

"Deshalb auch.", stieg er mit ein, gab aber sonst keine weitere Antwort.

"Danke. Also dass du mir gefolgt bist."

"Schon gut. Versprich mir einfach, so etwas nie wieder zutun.", bat er mich.

"Solltest du nicht wieder los? Man darf uns nicht zusammen sehen.", fiel mir plötzlich ein und seufzend ließ er mich wieder los.

"Geh jetzt nach Hause und bleib da. Sonst lass ich dich irgendwann noch einsperren, das wär sicherer für dich."

Sam sah mir noch ein letztes Mal in die Augen, danach ließ er mich stehen und verschwand um die nächste Ecke.

Auch ich setzte mich wieder in Bewegung, ging jedoch einen anderen Weg als er und kam dabei an Darians Haus vorbei. Ich beschloss zu läuten und zu fragen, ob er vielleicht Lust hatte mit an den Strand zu gehen, da ich dort plötzlich unbedingt hin wollte und dann niemand mehr sagen konnte, ich lief einfach allein durch die Gegend. Doch gerade als ich den Entschluss gefasst hatte und in Richtung Haustür ging, kam mir plötzlich Sarah entgegen.

„Elina? Was zum Teufel machst du hier? Solltest du nicht noch im Bett liegen?", rief sie sofort und kam auf mich zu.

„Es geht mir schon besser, deshalb gehe ich spazieren. Was machst du hier?", entgegnete ich.

„Darian suchen. Er ist seit gestern einfach verschwunden.", sagte sie und wirkte unglaublich besorgt, was ich bei ihr bisher kaum gehört hatte.

„Was ist los?", fragte ich deshalb sofort nach.

„Er ist weg. Doch nicht nur er, sondern seine ganze Familie ist nicht auffindbar. Sie sind weder im Laden noch bei ihnen zu Hause. Ich mache mir schreckliche Sorgen Elina, da ist irgendwas passiert."

„Hat er irgendwas getan wodurch er das Kapitol verärgert hat?"

„Nein, ich glaube nicht. Er war doch immer der Vernünftigste von uns.", erwiderte sie und Tränen traten in ihre Augen, weshalb ich sie sofort in meine Arme zog.

„Hey, alles ist gut. Bestimmt geht es ihm gut, er hat nur viel zutun. Ist nicht bald die Tour der Sieger? Bestimmt muss er helfen um alles herzurichten, immerhin müssen wir jetzt ein paar Brände vertuschen. Vielleicht haben sie ihn für diese Arbeit eingeteilt? Mach dir keine Sorgen, wir finden ihn schon.", sagte ich um sie zu beruhigen und strich dabei über ihren Rücken.

Die Zeit in der es mir schlecht gehen durfte war schon wieder vorbei. Ich musste mich zusammenreißen und ihr helfen. Ihr und Darian. Denn ich glaubte nicht wirklich, dass er arbeiten musste. Irgendetwas war faul und wir durften keine Zeit verlieren. Zumindest sagte mir das mein Gefühl.

Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt