That is what I like

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"So, herzlich Willkommen meine Damen und Herren im Finale von "Das große Promibacken 2023"! Heute werden wir Deutschlands besten Hobby-Promibäcker küren. Ist es Mathilda oder ist es Ash? Haha, Spaß beiseite, die eigentliche Frage lautet natürlich: Ist es Katharina Thalbach, Schauspielerin und Regisseurin, unter anderem bekannt als Madame Bertoux in Hanni & Nanni oder ist es Stefanie Kloß, Sängerin und Frontfrau von Silbermond? Unsere beiden Finalistinnen haben übrigens jeweils in Sing und Sing 2 einem Tier ihre Stimme geliehen, sodass sie bereits zusammen gearbeitet haben. Wie sieht es jedoch aus, wenn sie gegeneinander arbeiten? Es bleibt spannend." , moderierte Christian Hümbs die Show an. Kathi und ich grinsten uns an und applaudierten. Dann trat Bettina Schliephake-Burchardt vor und erläuterte uns die finale Aufgabe:" Heute ist eure Aufgabe eine doppelstöckige Motivtorte zu backen, die eure Persönlichkeit, eure Leidenschaft nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich widerspiegelt. Wir wünschen uns von euch zwei verschiedene Füllungen, verteilt auf die zwei Stockwerke der Torte und ein optisch perfektes Erscheinungsbild. In der Wahl der Zutaten sein ihr vollkommen uneingeschränkt. Für eure "That is what I like"-Torte habt ihr 6 Stunden Zeit. Da nun alle Unklarheiten beseitigt sind, wünschen wir euch beiden maximalen Erfolg und sagen nun noch ein letztes Mal in diesem Jahr: Auf die Plätzchen, fertig, backt!" , beim letzten Satz war Christian mit eingestiegen. Kathi und ich machten uns sofort an die Arbeit. Ich wollte in meiner Torte meine Leidenschaft für die Musik zum Ausdruck bringen. Von außen sollte die Torte eher schlicht und schwarz weiß sein, ich würde sie mit Notenlinien, Notenschlüsseln und Noten verziehren. Ich empfand dies als passend, weil wir als Band ja auch meistens aus praktischen Gründen unsere Farbauswahl auf schwarz und weiß beschränkten. Innen drin plante ich für unten eine Quark-Sahne-Mirabellencreme mit karamellisierten Haselnusssplittern und einem Schuss Rum in einem Keksboden, wie es meine drei Jungs am Liebsten mochten. Ein Rezept, welches ich mir vor Jahren mal selbst ausgedacht hatte und auf welches ich auch ehrlich gesagt ziemlich stolz war. Und für oben plante ich eine fruchtige Himbeer-Füllung in einem Zartbitter-Biskuit mit eingebackenem Krokant, wie mein Sohn sie gern mochte. Ich kam gut voran. Ich hatte mit dem unteren Boden begonnen, da dieser lange kaltstehen musste und war nun dabei konzentriert den Biskuit für oben anzurühren. Zwischendurch schaute Betty mir mit kritischem Blick über die Schulter. Als Christian vorbei kam, schnappte er sich eine der abtropfenden Mirabellen und nuschelte mit vollem Mund: "Interessante Kombi mit dem Rum, Stefanie, ich freue mich auf das Resultat." "Ey, was wäre, wenn ich die jetzt abgezählt hätte?", fragte ich und sah ihn tadelnd an. Er entschuldigte sich, worauf hin ich ihm lachend versicherte, dass ich nur einen Spaß gemacht hatte. Er grinste und schlenderte weiter zu Kathi und stibizte sich von ihr eine Kirsche. Ich musste laut lachen, als sie sich zunächst, wie eine wütende Lehrerin vor ihm aufbaute und ihm schließlich lachend noch eine zweite Kirsche zuwarf, die er geschickt mit dem Mund auffing. Nun prustete auch Betty vorne los. Als sich die Situation wieder einigermaßen beruhigt hatte, konzentrierte ich mich wieder auf meine Arbeit. Nach etwas weniger als vier Stunden war ich mit dem Anrühren soweit fertig. Beide Füllungen und der Keksboden standen im Kühlschrank und der Schoko-Biskuit kühlte auf der Arbeitsplatte ab. Ich beschloss mich nun zunächst an die Dekoration zu machen und begann kleine Noten und Notenschlüssel aus schwarzem Marzipan zu formen, als ich plötzlich hörte, wie Kathi neben mir zu fluchen begann. Ich dachte mir zunächst nichts dabei, weil sie wirklich oft und gerne fluchte, aber als ich sie dann verzweifelt stöhnen hörte, unterbrach ich meine Arbeit kurz und ging zu ihr rüber und fragte sie, was denn los war. Sie aus als würde sie gleich anfangen zu weinen, schaute mich nur geknickt an und öffnete ihren Backofen, aus dem uns eine schwarze Wolke entgegen kann. Einer ihrer Böden war verbrannt. "Oh nein. Ausgerechnet heute.", sagte ich mitfühlend und bot ihr an, ihr zu helfen einen neuen Boden zu backen, ob wohl ich wusste, dass ich meine Zeit so total knapp werden würde. Aber ich konnte sie einfach nicht hängen lassen, wir waren während unserer Zeit bei Sing trotz des großen Altersunterschieds gute Freundinnen geworden. Sie bedankte sich in dem sie mich stürmisch umarmte, womit ich nicht gerechnet hatte und etwas steif da stand. "Ih, Mist, sorry!", rief sie aus, als sie sah, dass sie meine Schütze mit Teigresten vollgeschmiert hatte. Ich lachte, versicherte ihr, dass das nicht schlimm war, zog meine Schürze einfach aus und half ihr ohne die Zutaten für den fehlenden Boden rauszusuchen, während sie mixte. Nach ca. einer halben Stunde bedankte sie sich und sagte, dass sie es nun selbst schaffen würde. Nun waren wir beide unter extremen Zeitdruck. Mir war klar, dass ich ihr nicht hätte helfen müssen, aber ich war doch kein Unmensch und weiß, dass Kathi mir in der Not auch geholfen hätte. Schnell begann ich weiter den Marzipan zu formen. Als ich die letzte Note geformt hatte, stellte ich fest, dass mir nur noch eine Stunde blieb, um die Torte fertig zu stellen. Ich schob die Deko zur Seite und holte die Keksböden und beide Füllungen aus dem Kühlschrank. Dann begann ich mit dem türmen. Zunächst legte ich einen der etwas größeren Keksböden auf die Tortenplatte und verstrich die Mirabellen-Füllung darauf, bevor ich einen weiteren Keksboden darauf legte. Dies wiederholte ich noch einmal, legte dann auf den dritten Keksboden, einen der etwas kleineren Zartbitter-Biskuit und verstrich darauf die alkoholfreie Himbeer-Creme. Auch hier hielt ich das Muster ein und achtete dabei auf gleichmäßige Schichtung. Als ich sämtliche Böden und Füllungen verarbeitet hatte, sah ich auf die Uhr und sah, dass mir nur noch 20 Minuten blieben. Gestresst rannte ich zum Kühlschränk und holte die Sahne raus. Innerlich verfluchte ich mich dafür, mich gegen eine Fondantdecke entschieden zu haben, da das viel einfacher gewesen wäre. Aber meine Torte sollte mich ja authentisch widerspiegeln und ich mochte nun mal kein Fondant. Schnell schlug ich die Sahne, schlug noch ein Eiweiß dazu und begann gerade die Torte zu bestreichen, als Betty rief: "Kommt langsam zum Ende! Ihr habt jetzt noch 10 Minuten." 'Verdammt', dachte ich und beeilte mich mit der Eischnee-Sahne. Auch von nebenan hörte ich Kathis vertrautes Fluchen und musste schmunzeln. Das tat sie immer, wenn Betty die letzten 10 Minuten ankündigte. Ich sah zu ihr rüber. Der Schweiß stand uns beiden auf der Stirn und wir arbeiten konzentriert an den letzten Feinheiten. Als Betty die letzten 10 Sekunden runterzählte, hatte ich zum Glück schon fast alle Mazipanformen auf der Torte platziert und festgesteckt. Als der Countdown zuende war, hoben Kathi und ich gleichzeitig unsere Hände von unseren Torten ,atmeten erleichtert auf und strichen uns den Schweiß von der Stirn. "So, ihr Lieben, ihr habt nun alles gegeben. Wir kommen nun zu Verkostung. Bitte bringt eure Torten jetzt nach vorn.", sagte Christian lächelnd. Wir taten, wie uns geheißen und traten dann Arm in Arm zurück. Betty begann bei Kathis Torte und diese erzählte dazu, dass sie diese Torte für ihren Ehemann, die Liebe ihres Lebens gebacken hat, unten hatte sie die Torte gebacken, die die beiden bei ihrem ersten Date gegessen hatte und oben seine Lieblingstorte. Als die beiden Juroren die Torte anschnitten hatten, stutzte Betty und merkte skeptisch an:" Von außen ist Optik wunderschön, aber hier innen sind die Böden sehr unregelmäßig geschichtet, sowohl im oberen Teil, als auch im unteren. Was war da denn los?" "Weiß du, Betty, manchmal gibt es Dinge im Leben die man nicht steuern kann. So wie die Sache mit der Liebe, die meint über alles Kontrolle haben zu müssen.", gab Kathi frech grinsend zurück und wir alle brachen in lautes Gelächter aus. Nachdem die Juroren Kathis Torte ansonsten geschmacklich sehr gut bewertet hatten, gingen sie nun zu meiner Torte rüber. "Stefanie, du hast uns eine eher schlichte Torte, aber dennoch sehr detailliert modellierte Torte gebacken. Optisch ein wahres Kunstwerk mit den kleinen Musiksymbolen. Würdest du uns die Geschichte hinter deiner Torte erzählen und was uns im Inneren erwartet?", sagte Christian und sah mich lächelnd. Ich nickte und begann zu erzählen: "Meine Torte ist sozusagen eine Art Liebeserklärung an meine Lieblingsmenschen. Der untere Teil ist für meine drei Jungs, die allerbesten Freunde und den liebevollsten Partner, die man sich vorstellen kann und mit denen ich schon so viel durchlebt habe. Es ist ein selbst geschriebenes Rezept von mir." Ich benannte noch kurz die Zutaten und fuhr dann fort: "Der obere Teil ist die Lieblingstorte von Thomas und meinem Sohn, der unser persönliches Glück noch gekrönt hat, daher habe ich mich auch dafür entschieden, diesen Teil als oberen zu nutzen." Auch hier nannte ich noch die Zusammensetzung und erklärte auch den Gedanken hinter dem schlichten Erscheinungsbild der Torte. Als ich fertig war, schnitten die Juroren die Torte an. "Sehr schöner Anschnitt, sehr gleichmäßig, oben wie unten.", kommentierte Betty. Sie probierten zunächst den oberen Teil und lobten diesen. Als sie beim unteren Teil ankamen, hielt ich die Luft an. 'Wie würden die beiden mein eigenes Rezept finden?' Christian hatte gerade die Gabel in den Mund geschoben, als er überrascht die Augen aufriss. Auch Betty schien überrascht. "Das ist grandios, Stefanie, der absolute Wahnsinn! Dieses Zusammenspiel von Rum und Mirabellen, das hätte ich nie gedacht. Geschmacklich ein absoluter Knaller oder ganz großes Tennis, wie du sagen würdest.", rief Christian immer noch ganz hin und weg und lächelte im warm an und Betty nickte zustimmend. "Außerdem ist es sehr mutig, hier im Finale ein eigenes Rezept einzubringen.", fügte Betty noch hinzu. Ich atmete aus und eine Träne der Erleicherung löste sich aus meinem Augenwinkel. "Hey, nicht weinen, Süße!", flüsterte Kathi neben mir und ich lächelte sie an und flüsterte zurück: "Du weißt doch, was für eine Heulsuse ich bin." Wir wizelten ein wenig. Betty und Christian hatten sich kurz zurückgezogen, kamen nun wieder zu uns zurück und verkündeten nun tatsächlich, dass ich Deutschlands beste Hobby-Promibäckerin 2023 war. Kathi jubelte und Tränen der Freude traten in meine Augen. Ich versuchte gar nicht erst sie zurückzuhalten und wurde zuerst von Kathi und dann auch von den beiden anderen umarmt. Plötzlich legte sich eine Hand von hinten auf meine Schulter und ich drehte mich um. Das standen sie alle vier. Thomas mit unserem Sohn an der Hand, Hannes und Nowi. Ich war so froh sie wiederzusehen und sprang Thomas sofort in die Arme und gab ihm einen Kuss. Dann begrüßte ich meinen Sohn und die anderen beiden. "Was macht ihr hier?", fragte ich immer noch ganz ungläubig. "Jetzt hast du so eine schöne Liebeserklärung für uns gebacken, wäre doch schade, wenn wir sie jetzt nicht auch alle zusammen genießen können.", meinte Hannes nur und alle brachen in lautes Gelächter aus. Auch Kathis Mann war gekommen und wir aßen unsere Finaltorten alle gemeinsam und feierten noch bis in die Nacht.

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