In unserer Erinnerung ~ Part 1

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~Steff~
Stille. Etwas, was ich absolut nicht gewohnt bin. Hier nimmt sie mich fast jeden Abend vollkommen ein. Ich liege seitlich zusammengerollt auf meinem Bett, schaue nach draußen auf die riesigen Felsen, hinter denen vor wenigen Stunden die Sonne in einem Schleier aus atemberaubenden Farben verschwunden war. Ich spüre etwas nasses an meiner Wange. Tränen tropfen auf das Lacken. Obwohl es draußen warm ist, zittere ich leicht. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich angefangen habe zu weinen. Mit dem Ärmel meines Hoodies wische ich mir über die Augen, leise Schluchzer verlassen meine Lippen. Ich versuche meine Emotionen zu kontrollieren, wiege mich leicht hin und her. Ich hänge meinen Gedanken nach, weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als es plötzlich leise an der Tür klopft und ich meinen Namen vernehme. Ich schniefe leise und beschließe mich schlafend zu stellen. Ich kann jetzt nicht darüber reden, obwohl ich weiß, dass es mir gut tun würde. Wieder versinke ich in meiner Gedankenwelt, bei Menschen, die ich gerade so vermisse. Ich fühle mich schrecklich einsam in diesem riesigen Bett in diesem anderen Land auf einem anderen Kontinent. Alles bricht erneut über mich hinein, ich verliere die gerade halbwegs erlangte Kontrolle über meine Emotionen wieder und gebe mich ihnen nun einfach hin. Kraft sie zu unterdrücken, habe ich nach diesem Tag ohnehin nicht.

~Luca~
Langsam werde ich müde. Der Drehtag war lang und morgen wird es früh weitergehen. Dennoch habe ich eingewilligt mit Clueso, Johannes, Lea und Alli noch ein Bier zu trinken. Nur Steff hatte gleich nach der Aufzeichnung erklärt, dass sie müde sei und war ohne Weiteres in ihr Zimmer verschwunden. Heute haben wir ihren Abend gedreht, mich wundert es sehr, dass sie nicht auch noch kurz geblieben ist. Sonst sagt sie zu einem Bierchen doch auch nicht „Nein". Irgendwie komisch. Ich beschließe mich auch langsam auf den Weg in mein Bett zu machen und zur Sicherheit noch mal bei Steff vorbeizuschauen. Sie war den ganzen Tag total emotional und war auch während der Aufzeichnung mehrfach in Tränen ausgebrochen, ich möchte sichergehen, dass sie okay ist. Ich laufe durch den leisen Flur und klopfe schließlich an Steffs Zimmertür. Als sich auch beim zweiten Klopfen nichts tut, halte ich mein Ohr an die Tür. Stille. Sie schläft sicher. Gerade als ich mich zurückziehen will, vernehme ich ein leises Schniefen. Nun bin ich offiziell besorgt. „Steff, ist alles gut?", frage ich leise, bekomme aber bis auf ein paar unterdrückte Schluchzer keine Antwort. Mein Herz wird ganz schwer. Meine „Schwester" weint und ist ganz allein. Lange denke ich nicht nach, bevor ich gegen die Tür „Steff, ich komme jetzt rein." murmele und die Tür langsam öffne. Steff liegt mit dem Rücken zu mir auf ihrem großen Bett und scheint mich gar nicht wahrzunehmen. Die Knie hat sie leicht angezogen, ihr ganzer Körper bebt unter ihren Schluchzern. Es bricht mir das Herz, sie so zu sehen. Langsam gehe ich um das Bett herum und setze mich zu ihr. Mittlerweile hat sie mich wahrgenommen und schaut mich aus ihren riesigen braunen Augen traurig an. Ihr Blick ist verschleiert, immer wieder laufen neue Tränen über ihre Wangen. Sanft streichle ich ihr mit meinen Fingern immer wieder durch die Haare. „Was ist los?", frage ich sie nach einigen Minuten leise. Sie richtet sich langsam etwas auf, sodass wir nun nebeneinander sitzen. Ihre Schluchzer haben aufgehört, doch die Tränen laufen stumm weiter über ihre Wangen. Ich sehe sie, wie sie dort sitzt, weinend, das Make-up überall in ihrem Gesicht verteilt und trotzdem wunderschön. Immer wieder öffnet sie den Mund, doch sie schafft es noch nicht, ist noch nicht bereit, sich mir zu öffnen. Langsam öffne ich meine Arme für sie und es dauert keine Sekunde bis sie sich an mir festklammert und erneut bitterlich zu weinen beginnt. Ich halte sie fest, streiche ihr sanft über den Kopf und rede ihr gut zu, bis sie sich einigermaßen gefangen hat. Ihre Verzweiflung ist im Raum zu spüren und jagt mir eine Gänsehaut über den Körper. ***tbc***

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