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Die Gäste wurden nach der Szene die sich abgespielt hat, direkt in ihr Gemächer gebracht und dort verpflegt. Vermutlich sind alle früh zu Bett gegangen, um sich im Schlaf zu erholen.

Ich liege hellwach nach diesem ereignisreichen Tag. Wie jeden Tag fast die ganze Nacht, aber heute besonders. Der Mond steht schon weit am Himmel, das bedeutet ich versuche schon seit Stunden, Ruhe zu finden, vergeblich. Ich gebe es auf, ich werde lieber nach draußen gehen, anstatt sinnlos rumzuliegen. Barfuß und in meinem Nachthemd gehe ich den verborgenen und uralten Gang meines Turmes entlang, der mich geschützt vor den Augen anderer, ins Freie bringt. Bei jedem Schritt kann ich die kleinen Steinchen unter meines Füßen spüren und schlussendlich, unten angekommen, das Gras. Meine Stimmung hebt sich im selben Augenblick und ich muss lächeln. Ich atme zunächst einmal die frische Abendluft ein, Strecke die Arme aus und drehe mich ein paar Male unbeschwert im Kreis mit dem Blick zum Mond. Ich genieße diese Nächtliche Ruhe einfach zu sehr und das zarte Licht des Mondes. Es ist als würde der Mond über meine unbedeckte Haut streicheln. Es ist zart und in irgendeiner Weise auch belebend und energitisierend. Ich wünschte ich könnte in diesem Moment mit meiner Schwester unter dem Mondschein tanzen, so wie wir es früher immer heimlich getan haben. Nachts, wenn unsere Eltern schliefen, kam sie zu mir in meinen Turm und wir schlichen uns durch den Gang raus. Es gab nicht viele Momente in unserer Kindheit in denen wir zusammen waren. Außer am Esstisch, habe ich sie nicht oft zu Gesicht bekommen. Ich glaube Mutter wollte sie von mir fernhalten, dass meine Dunkelheit nicht auf sie abfärbe oder ich ihr etwas antue. Dabei würde ich das nicht tun. Meine Schwester ist eine der wenigen Menschen, die ich um ehrlich zu sein gern habe. Ich gestehe mir das nicht gerne ein, denn das macht mich verletzlich.
Ich hebe meine Rechte Hand in die Luft und lasse sie kreisen bis schwarzer Rauch eine Spirale formt. Ich leite den Rauch mithilfe meiner Gedanken und forme eine Gestalt, meine Schwester. Mit einem Wink bewegt sie sich genau so wie ich es in Erinnerung habe. Ausgelassen und lachend dreht sie sich um sich selbst, bevor sie zu mir kommt und meine Hand ergreift. Zusammen mit der Nebelgestalt meiner Schwester tanze ich im Mondschein. Ich vergesse beinahe, dass dies nur eine von mir geschaffene Projektion ist. Bei dem, was ich hier mache, muss man mich für Geisteskrank halten.
Doch während wir diesen kleinen Tanz aufführen, stört etwas meine Aufmerksamkeit. Plötzlich verfliegt die Stimmung und ich fühle mich Beobachtet. Ich lasse meine Schwester verschwinden und schaue mich um. Hier im Hinterhof ist niemand, also schaue ich hoch zu den Fenstern des Schlosses. Und tatsächlich steht eine Person am Fenster, die ich aber aufgrund der Dunkelheit nicht erkennen kann. Kaum habe ich zu der Gestalt geblickt, ist sie auch schon wieder verschwunden. Ich fluche und beeile mich, zurück in meinen Sturm zu gelangen. Niemand sollte mich und meine Gabe derart entblößt sehen. Immerhin trug ich mir ein dünnes Nachthemd, welches eher an ein Freudenhaus erinnert, als an eine Königin. Zum Anderen, ist es besser wenn die Leute die Tragweite meiner Kräfte nicht kennen. Zu schade, dass ich nicht habe erkennen können, wer am Fenster stand und mich beobachtete, ich hätte ihn auf der Stelle umgebracht wie den Vertreter des Königs. In meinem Zimmer angekommen, lege ich mich direkt in mein Bett. Anscheinend hat mich der kleine Nächtliche Ausflug derart ermüdet, dass ich auch schon in wenigen Minuten einschlafe.

Ich werde, wie immer geweckt durch ein Klopfen, diesmal ohne Ansprache. Ich schleppe mich aus dem Bett und trage den Bediensteten auf, dass sie mir ein Bad einlassen sollen. Nach der Wanderung durch den Hinterhof gestern, sehen meine Füße nicht gerade sauber aus. „Heute etwas schlichtes und unauffälliges zum Bekleiden, reitfähig ebenfalls, ich möchte den Gästen den Markt und die Stadt zeigen. Informiert König Luceat und seiner Mannschaft ebenfalls darüber" sage ich noch schnell, bevor ich mich entkleide und in die Badewanne steige. Ich lasse mich entspannt sinken in das nach Lavendel duftende Wasser und schließe die Augen.
Nachdem auch der ganz Dreck ausgewaschen und das Wasser nur noch lauwarm, steige ich aus der Wanne und mache mich in meinem Handtuch auf dem Weg zum Ankleiden und Frisieren. Ich Bürste meine ebenholzfarbenen Haare und lasse sie offen über meinen Rücken fallen, bevor ich mich im Spiegel betrachtete. Das erste was mir ins Auge sticht, sind die dunklen, niemals zu verschwindenden Augenringe. Zusammen mit meiner sehr hellen Haut, lassen meine rötlich-braunen Augen müde und trüb aussehen. Das einzige, was ich an meinem Gesicht noch schön finde sind meine blutroten Lippen. Jeder aus meiner Familie fande sie unnatürlich und unheimlich, doch für mich sind sie in einzigartiger Weise wunderschön.
Ich trete vom Spiegel zurück und mache mich auf den Weg zum Speisesaal, zeitgleich mit mir König Luceat. Ich begrüße ihn lediglich mit einen Nicken, bevor ich ohne ihn anzusehen zu mein Platz laufen möchte. Doch noch bevor ich an diesem ankomme höre ich seine, ein wenig belustigte Stimme „An Götter nicht glauben, doch Nachts einen Ritualstanz aufführen". Ich schaute ihn ein wenig verdattert an, bevor ich meine Fassung wiedererlange und mich setzte. Während ich anfing zu essen dachte ich über deine Aussage nach. Er war es also, der am Fenster stand. Er hat mich beobachtet. Er... Meine Gedanken wurden unterbrochen durch Dorotis „Willst du unserer Herrschaften nicht über den Tagesplan in Kenntnis setzten?". Gut, dass sie mich daran erinnert. Ich erhebe kurz darauf hin meine Stimme „Wie ihr sicherlich schon mitbekommen habt, plane ich für heute einen Ausritt in die Stadt. Ich habe euch aufgetragen, in schlichter Kleidung zu erscheinen, um unerkannt als Bürgerliche den Markt in einem besseren Erlebnis erkunden zu können und die Leibwachen bleiben aus demselben Grund hier", ich lasse aus, dass es auch vom Vorteil war, dass mich niemand erkennt und somit auch Angst und meine Geschichge hochkommt „So könnet ihr ebenfalls einen Eindruck gewinnen, von dem, was Nebula zu bieten hat". Nachdem ich zuende geredet habe, wendet sich jeder zu kleiner Gesprächen über die Stadt zu. Ich überlege krampfhaft, was ich den Markt zu besorgen vorhatte. Ach ja genau, ich habe mich umhören lassen nach neuen Heilern. Angeblich sollen Hexen am Markt verkaufen. Ich erhoffe mir endlich Schmerzlinderung für meinen Rücken durch neue Salben. Denn auch jetzt sitze ich zum Beispiel nie angelehnt an meinem Stuhl, es würde mir Schmerzen bereiten. Genauso wie Abends, dort schlafe ich immer auf der Seite. Ich will zu gern, dass dies endlich aufhört. Dieses ewige Leiden... dass mit mein eigener Vater angetan hat. Das berauschende prickeln meiner Gabe, fühle ich sofort bei diesen Gedanken. Ich spüre die Peitschenhiebe bis heute, abends in meinen Träumen. Er ist tot und selbst jetzt habe ich keine Ruhe. Ich merke wie meine Macht meine Finger hinaufkrabbelt, Dorotis anscheinend ebenfalls, denn sie legt eine Hand auf meine Schulter und fragt mich, ob alles in Ordnung sei. Ich nickte nur und atmete ein paar Tiefe Atemzüge, um mich zu beruhigen. Als dies der Fall ist, schaue ich in die Runde, ob irgendwer etwas bemerkt hat. Anscheinend niemand, außer... Luceat. Schon wieder erwische ich ihn dabei, wie er mich Beobachtet. Diesmal mit einem neugierigen Blick.

Wahrscheinlich ist er nur eingeschüchtert vom letzten Mal, als ich meine Gabe genutzt habe und ich liege deswegen unter Beobachtung bei ihm.
Ich hoffe es zumindest...

When the evil never turns good Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt