Nach dem Frühstück, machten wir uns alle fertig und stiegen auf unsere Pferde. Mitkommen tun nur Ich, Dorotis, der König und sein übriger Vertreter.
Ich sitze nun also auf meiner schwarzen Stute und wir haben nur noch eine kurze Strecke des Weges vor uns. Den gesamten Ritt, hielt der Vertreter des Königs mindestens ein Pferd Abstand zu mir. Ich denke er fürchtet sich nach dem Tod seines Kollegen vor mir und ich finde das sehr belustigend. Nach einigen Minuten konnte ich bereits von dem Wald, durch den wir ritten, die ersten Häuser am Rande der Stadt erkennen „Wir sind in kürze am Stadtrand, wo wir unsere Pferde lassen werden. Den Rest des Weges führen wir zu Fuß fort, denn vier Pferde erregen zu viel Aufmerksamkeit und lassen uns von den Bürgerlichen abstechen". Alle Nicken bestätigend bevor wir unser Tempo zügeln und zu einem Stall in der Nähe reiten. „Achlys, wie schön. Ich habe dich in den letzten Wochen vermisst, sonst warst du doch mindestens einmal die Woche hier. Und oh wie ich sehe du hast Gäste dabei. Einen jungen Burschen und seinen Gefolge, na wenn das nicht dein Glückstag ist" rief der alte Stallmeister, den ich schon seit meiner Kindheit kenne, und kommt auf uns zu um uns die Pferde abzunehmen. Ich errötete bei der letzteren Aussage und senkte den Kopf, um dies zu verbergen. Sein loses Mundwerk hat er wohl im Gegensatz zu seinen Haaren noch nicht verloren. Wir steigen ab und ich gebe ihm ein paar Münzen, zur Verpflegung unsere Pferde, wobei der König und seine Begleitung sich noch höflich vorstellen. Dorotis machte auf dem Weg zum Markt noch einen Vorschlag „Wie wir wissen hat der König keine besondere Interesse an den politischen Angelegenheiten, weswegen ich seinem Berater die verschiedenen Waaren unseres Königreiches zeigen werde. Eure Majestät die Königin, hat wie ich vermute einige persönliche Angelegenheiten. Der König soll tun, was ihm beliebt". Ich nickte nur bestätigend, doch der König meldete sich zu Wort „Da ich mich hier ohnehin nicht zurechtfinde, werde ich die Königin Achlys hier begleiten" und macht Anstalten seine Hand auf meinen Rücken zu legen. Ich zucke mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück und antworte „Nun gut", da ich ohnehin allein aus Höflichkeit nicht verneinen konnte. Der König zieht ein wenig erschrocken seine Hand zurück und mustert mich, doch ich habe mich bereits umgedreht und laufe Richtung Markt. „Warum seid ihr eben zurückgetreten, als ich euren Rücken berührt habe? Habt ihr Schmerzen?", höre ich die Stimme des Königs. Es schwingt eher Neugier mit, als Sorge, weshalb ich ihn ignorierte. König Luceat folgt mir daraufhin einfach, während wir durch den Trubel gehen. Überall um uns stehen Stände mit bunten Waaren, die von Lebensmittel bis hin zu Stoffen und Schmuck reichen. Dazwischen Bürger mit gefüllten Körben, auf dem Weg zum nächsten Händler. Ich halte dabei Ausschau nach einem Stand, der sich von den anderen Abhebt. „Wonach sucht ihr, wenn ich fragen darf?" kommt es vom König, doch ich lasse weiterhin ihn kalt. Denn ich habe, wie ich glaube, gefunden wonach ich suche. Ein kleiner Stand, etwas Abseits der Menschenmenge und keine Interessenten, die die Waare begutachten. Ich trete näher und schaue mir zunächst die Waaren an, ebenso König Luceat. Seinem Blick kann ich entnehmen, dass er das alles nicht sehr vertrauenswürdig findet. Ausgelegt sind Kräuter und Mischungen in kleinen Fläschchen oder Säckchen sowie zahlreiche Tinkturen. Ich sehe Lavendel, Bergkräuter, Salbei und andere Kräuter, die man definitiv nicht zum kochen verwendet. Ich schaue zu den kleinen Glasbehältnissen, die teils mit Kräutern oder mit Ölen gefüllt sind. Jedoch ist nichts davon beschriftet. „Sucht ihr etwas bestimmtes" kommt es von einer etwas älteren, erwachsenen Dame, die nun an den Stand tritt und mich anlächelt. In ihrem dunklen Haar und um ihren Hals hängt mystisch aussehender Schmuck mit Zeichen, die ich noch nie gesehen habe. Ich schaue hinab zu ihren Handflächen und suche... da ist es... das Zeichen. Narben die sich an der Innenfläche eines Finger auf jeder Hand befinden. Eine Linie die sich über den gesamten Finger erstreckt, sich selbst angetan, um sich den anderen Begabten zu erkennen zu geben. Es ist ein Zeichen unter den Erstgeborenen, die mit einer Gabe gesegnet sind. Nicht viele Unbegabte wissen davon, die meisten halten es für ein Überbleibsel eines Unfalls der Kindertage.
Meine Mutter, als ehemalige Königin, wusste davon und hat mir verboten, jemals einen Schnitt in meine Mittelfinger zu setzen, sie hat mir gedroht mit allem was ihr einfiel. Das war jedoch das erste, was ich nach ihrem Tod am Abend, eingesperrt in meinen Zimmer getan habe. Ich habe meinen kleinen verzierten Dolch genommen und ihn an meinen Fingern angesetz und durchgezogen, bis die Haut auseinander geklafft ist und Blut geflossen ist. Ich war so stolz, als ich es endlich getan hatte. Ich habe mir geschworen, mich von da an nie wieder zu verstecken.
Ich zeige der Dame meine Narben ebenfalls, unauffällig, dass Luceat nichts davon mitbekommt. Sie nickt wissend, dass es sich bei meinem Anliegen um ein besonderes handelt. So sprach ich daraufhin „Ich suche etwas... gegen Verletzungen... ,besonders langlebige... Wunden" und versuche mein Problem so unauffällig wie möglich zu schildern, damit König Luceat neben mir, nichts ahnt. Die Frau am Stand antwortet jedoch zu meinem Bedauern „Ich muss es mir ansehen, nur so kann ich ihnen das richtige geben" und schaute zu Luceat. Ich nicke und mache bereits einen Schritt nach vorn, doch jener hält mich auf „Sie können doch dieser fremden Frau nicht vertrauen und ohne darüber nachzudenken, mit ihr, zu ihren Zelt gehen. Sie könnte euch, wer weiß was antun. Ich bestehe darauf, zu ihren Schutz mitzukommen". Ich schaue ihn unglaubend an, dass passt diesem dahergelaufenden, neugierigen König wohl ganz Recht. Mit einem entschlossenen Ton sage ich „Ob sie es glauben oder nicht, ich kann mich sehr gut selbst verteidigen", doch Luceat erwiedert mit einem festen Ton „Auf keinen Fall lasse ich euch mit dieser Frau allein!". Ich atme tief durch, um meine Wut zu zügeln und erwiedere trotzig „Na schön, wie ihr es wollen, doch sollte ich herausfinden, dass mein Anliegen irgendjemand sonst erfährt, endet ihr wie euer Vertreter... nein schlimmer!". Wenn er so unbedingt alles Wissen und sehen möchte, na schön, soll er es doch. Dann habe ich einen Grund, diesen nervenden König zu erledigen, sollte er ein Sterbenswörtchen weiterplaudern. Die Dame nickt und beiden zu und führt uns in ihr Zelt. Von weiten kann ich bereits Räucherungen riechen. Als wir eintreten, kann ich Sitzkissen in dem kleinen Zeltinneren erkennen und lasse mich dort nieder. Zuletzt tritt auch König Luceat ein und schaut sich in dem grünen Zelt um. Es Hängen Kräuter zum trocknen an den Zeltwänden und auf dem Boden stehen allerlei Behältnisse und Räucherungen. Die begabte Frau setzt sich neben mich und schenkt mir einen Ermutigenden Blick, ihr meine Verletzung zu präsentieren. Ich blicke zu Luceat und zögere kurz, doch fasse meinen Mut zusammen und hebe mein Oberteil an und entblöße den unteren Teil meines Rückes. Die Dame nimmt den Stoff und schiebt ihn hoch zu meinen Schultern, um alles betrachten zu können. Luceat zieht die Luft ein und flucht leise. Ich schließe meine Augen und bereite mich auf die Berührungen der begabten Frau vor. Testweise streicht sie über die Striemen, die teilweise offene Wunden bilden und ich kann dabei ein paar schmerzverzerrte Laute nicht unterdrücken. Sie stellt fest „Peitschenstrieme". Erneut ein fluchen von Luceat und ich bin froh, dass wenigstens die Dame sich Kommentare erspaart. Sie analysiert die Wunden genauer „Sie heilen nicht, hab ich recht?", stellt sie fest, ich nicke und fragt „Wie lange schon nicht?". „Fast ein Mondjahr schon nicht", erwiedere ich etwas leiser und auch der Ecke ist wieder nur ein fluchen zu hören. Ich war ihr dankbar als die Dame sagte „Ich erfrage an dieser Stelle nicht die Umstände, unter denen es ihnen angetan wurde. Da dies keine gewöhnlichen Wunden sind, gibt es auch kein gewöhnliches Heilmittel. Ich gebe euch eine schmerzlindernde Salbe mit und kann euch nur sagen, dass jeder schmerzende Gedanke an die Person und seine Gräueltat die Wunden an eurem Rücken wieder aufreißen lässt, genauso vermutlich die inneren. Ihr müsst damit Abschließen, damit die Striemen verheilen und loslassen. Ansonsten kann man nichts Anderes bezüglich ihres Leidens tun". Ich ließ mein Oberteil wieder fallen, bedankte mich und nahm das Angebot mit der Salbe an. Wenigstens kann ich auf Schmerzlinderung hoffen. Wir verließen das Zelt und die Begabte, drückte mir zum Abschied eine Dose mit einer Ölsalbe in die Hand, bevor wir den Stand verließen. König Luceat neben mir bringt weder ein Wort heraus, noch blickte er mich an.
Auch während dem gesamten Rückweg, sprach er kein Wort mit irgendwem von uns und so ritten wir schweigend zum Schloss zurück.
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When the evil never turns good
FantasyJede andere Geschichte handelt davon, dass Gut und Böse sich treffen. Und jede andere Geschichte endet damit, dass die Böse gut wird. Doch was wenn das nie passiert? Was ist, wenn sie sich nie ändert, immer dunkel und kalt bleibt. Was ist, wenn sie...