3. Meine Familie.

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Plötzlich schwang der Junge seine Beine hoch, katapultierte sich, kaum dass die Schuhsohlen auf der Brüstung aufgekommen waren, in die Senkrechte und sah zu Kaya hinab. Diese blickte erstaunt zu ihm hinauf, die Monotonie hatte er mit dieser Bewegung vollkommen aus ihrer Haltung gefegt und das warme Braun strahlte ihm beeindruckt entgegen. „Wow!", hauchte seine Begleitung und nahm dabei das Holzstäbchen zwischen ihren Zähnen heraus, um es ungeachtet einfach vom Dach zu werfen.
„Na komm, wir gehen woanders hin", lächelte Kazutora sie geheimnisvoll an und reichte ihr seine linke Hand. Für einige Sekunden schien die Gepiercte darüber nachzudenken, ob es eine gute Idee war. Doch ihm war klar, dass sie nicht nein sagen würde. Zu sehr schwang in ihren Augen die Neugierde mit.
Ob sie sich mit anderen Menschen wohl sehr langweilte? Fragte er sich unweigerlich und wollte ihrem öden Leben etwas Spannung einhauchen.
Endlich spürte er die leicht abgekühlten Finger, die nach seiner Hand griffen. Als das Bandenmitglied erkannte, dass sie das rechte Bein hochzog, um sich ebenfalls zu erheben, beförderte er Kaya mit einem kräftigen Ziehen auf ihre Füße.
Ungeschickt stolperte sie durch den plötzlichen Ruck und umklammerte seine Hand fester, wobei ihr linker Fuß nicht festes mehr unter der Sohle hatte. Gekonnt drückte Hanemiya sie mit dem anderen Arm an seine Brust und bewahrte die Kleinere davon einen falschen Schritt zu tun und in ihren sicheren Tod zu stürzen.
Das Mädchen, nun mit der rechten Schulter gegen seinen Körper gedrückt, fühlte sich der tiefe Abgrund vor ihnen mit einem Schlag wie etwas vollkommen Normales an. Auch wenn er sehen konnte, dass sie mit dem linken Fuß schon in der Luft hing.
Dieses Bild war in seinen Augen einfach unvergleichlich schön, denn Kaya blickte nicht etwa hinab in den Tod, der sie erwarten würde, sollte er seine Hand von ihrer linken Schulter lösen.
Nein, die Mittelschülerin sah direkt zu ihm hinauf. Er konnte eine Mischung aus Schwarztee und Zitrone riechen, etwas, das ihn vollkommen beflügelte und von allem, was schwer auf seinen Schultern lastete befreite.
Ein eisiger Windstoß kam auf, fuhr Iwasaki durch die Haare und umwehte ihr Gesicht damit, doch noch immer lösten sich die warmen Iriden nicht von den seinen, als wäre die Zeit zum Erliegen gekommen.
Die Lichter in der Ferne, die Geräusche der Stadt und der Abgrund direkt vor ihnen war vollkommen in den Hintergrund gerückt.

Kaya konnte ihren Herzschlag wild in ihren Venen pulsieren spüren, konnte nicht sagen, was der Auslöser dafür war. Ob der beinahe Sturz hinab in die dreckige Seitengasse, oder aber dass Kazutora sie vor diesem Schicksal bewahrt hatte und das mit einer solchen Leichtigkeit, dass es sich für sie anfühlte, als wäre es etwas, das er schon seit Jahren tat.
Noch immer hing sie halb in der Luft, schaffte es nicht sich zu bewegen und das trotz der ihr sehr bewussten Lage. Würde der Größere an Kraft verlieren, oder beschließen, dass er keine Lust mehr hätte so zu bleiben, würde sie einfach fallen.
Und selbst das schien ihr keinerlei Angst zu machen, etwas ließ sie daran glauben, dass Hanemiya sie nicht einfach fallen lassen würde. Ein vollkommen unlogischer Impuls, der im Gegensatz zu allem stand, was sie von Menschen hielt.
Unbewusst schlossen sich ihre Finger fester um seine Hand, die ihre noch immer hielt. Erst als der Schwarzblondhaarige seinen Kopf wieder ein Stückchen neigte und das leise Leuten erklang, kam wieder Bewegung in ihren Körper.
Ein wenig umständlich, da der Größere sich nicht vom Fleck rührte, setzte Kaya den freischwebenden Fuß wieder auf den festen Untergrund und drehte sich aus der Umklammerung heraus, um von dem Sims steigen zu können.
Dabei glitten ihre Finger auch aus dem festen Griff und erst da fiel ihr auf, dass diese mittlerweile glühten.

Fasziniert beobachtete Kazutora, wie seine Mitschülerin ihre Sachen wieder hochnahm und kein weiteres Wort zu der lebensgefährlichen Situation sagte.
Es war seltsam, doch Kaya schien dem ganzen kaum Beachtung zu schenken und das ließ in seinem Inneren ein ungewohntes Gefühl hochkochen.
Angst? Hatte er Angst, weil die Kleinere keinerlei Schiss davor hatte, dass er sie einfach hätte abstürzen lassen? Oder war es Bedauern, dass sie genau diese Regung nicht gezeigt hatte? Wollte er, dass sie ihm so sehr vertraute und ihm zeigte, wenn sie sich fürchtete?
Mit einem Satz sprang auch er von der Erhöhung hinab und zog den Riemen seiner Tasche über die Schulter.
Gemeinsam machten sich die beiden Schüler wieder auf den Weg. Die stechenden Augen des Größeren beobachteten, wie Kaya vor ihm die Treppe hinab stieg. Ihre Tasche und den Schläger hatte sie geschultert, beides auf der rechten Seite. Aufmerksam folgte sein Blick den schulterlangen schwarzen Strähnen, die immer wieder etwas von dem weiß darunter hervorblitzen ließen, wenn sie leichtfüßig eine Stufe nach der anderen hinter sich ließ.
Erstaunt stellte er fest, dass die Kleinere kaum Geräusche dabei machte. Wenn er sie nicht sehen würde, könnte das Bandenmitglied beinahe glauben, er sei alleine hier und das, wo Kaya doch ziemlich zügig vor ihm herlief.
Erst als sie sich plötzlich duckte, bemerkte auch Kazutora, dass sie wieder unten angekommen waren. Geschickt tauchte auch der Größere unter dem rot-weißen Band hindurch und schwang dann beiläufig einen Arm um ihre Schulter, zog sie dabei weiter mit sich, um an ihr nächstes Ziel zu gelangen. Er wollte diese Nähe einfach unbedingt haben, ihr Körper an seinen gedrückt fühlte sich so vertraut und angenehm an, dass er selbst kaum etwas gegen dieses Verlangen unternehmen konnte.
„Sag mal Kleine, tut das noch sehr weh?", begann der Schwarzblonde und starrte dabei auf den rot blauen Fleck, der sich an ihrem Unterkiefer auf der linken Seite gebildet hatte. Das Make-up war mittlerweile kaum noch zu sehen und verdeckte damit die Male nicht mehr.
Da er eben auf dieser Körperseite war, konnte der Tätowierte sogar die Knöchel Abdrücke zählen, mit denen sie erwischt wurde. Zwei wahren es an der Zahl und da hatte die Kleinere seiner Meinung nach echt noch Glück, hätte der Riese sie ordentlich getroffen, wäre die Schülerin sicher nicht mehr so schnell zu sich gekommen.
Als seine Pupillen zu ihren hochsprangen, blickte Kaya ihm mit einem 'Was glaubst du denn' Ausdruck entgegen und fixierte dann ganz kurz seine Lippen.
„Und was ist mit dir, Pünktchen?", konterte die Freizeitschlägerin wobei er spüren konnte, wie sie nach seinem Handgelenk fasste, um seinen Arm erneut von ihrer Schulter zu ziehen.
Im nächsten Augenblick schwang die Gepiercte den Baseballschläger von der rechten Schulter auf die linke und schien damit bewusst zu verhindern, dass er sofort wieder einen Arm um sie legte.
Kurz verzog er seine Lippen zu einer enttäuschten Schnute, da Kaya einfach nicht zulassen wollte, dass er sie berührte und dabei wollte er nicht mehr als genau das. „Ach, das ist doch nichts!", lächelte Kazutora schließlich aber doch wieder, immerhin schien sich das Mädchen für ihn zu interessieren.

Kurz fuhr sich die Braunäugige über die Wange und fühlte auch gleich den Schmerz, der davon ausging. „Wo gehen wir dieses Mal hin? Wir waren schon Eisessen auf dem Dach und was nun? Zu einem klassischen Date gehört doch noch sowas wie ein Film, oder?", aufmerksam huschten ihre Augen zu dem neben ihr laufenden.
Dieser schob seine Hände lässig in die Taschen der schwarzen Schuluniform und grinste ihr entgegen. Mit zuckersüßer Stimme begann Kazutora zu sprechen: „Ach, will da jemand mit mir in einen dunklen Raum?".
Eine verbale Antwort gab Kaya ihm auf diese dumme Frage allerdings nicht, sie verdrehte nur etwas genervt die Augen und zischte dann beiläufig. „Also verrätst du es mir wieder nicht", stellte die Kleinere dann ganz nüchtern fest, ließ den Schläger wieder etwas zwischen ihren Fingern rotieren und folgte Kazutora schweigend weiter die Straße entlang.
„Du bist ganz schön ungeduldig, oder?", begegnete der Drittklässler ihrer Aussage mit einer Beobachtung ihrer Person. Doch auch darauf erhielt er keinerlei genauere Antwort, nur das leichte zucken Kayas Schultern und ein 'Mh'.
Neugierig sah sich das Mädchen in den belebten Straßen um, durch die Kazu sie führte, noch kam ihr hier nichts bekannt vor und das würde wohl auch so bleiben.
Angespannt umfassten ihre Finger das Holz in ihrer Hand, immer wieder sah sie zu dem lockeren Typen neben sich, doch dieser schien ihr nicht verraten zu wollen, wohin es ging.
Noch immer dachte Kaya daran einfach wieder zu gehen, auch wenn Hanemiya sie eben nicht hatte fallen lassen, flüsterte etwas leise in ihrem Hinterkopf, dass sie das Weite suchen sollte. Doch wo sollte sie dann hingehen?
Ihre Augen fanden zu einer Uhr, die in einem der Schaufenster auf dem Bildschirm angezeigt wurde. Es war eindeutig noch viel zu früh, um nachhause zu gehen.

Schlendernd bog Kazutora um eine Ecke ab, achtete darauf, dass die Kleinere ihm weiter folgte und steuerte auf einen Platz zu, auf diesem standen nur ein paar Bänke und Getränkeautomaten.
Schmunzelnd sah er den Größeren schon dort stehen und ging geradewegs auf diesen zu.
Kaya ging noch immer neben ihm, wobei er nun sehen konnte, dass sie misstrauisch zu dem Schwarzhaarigen blickte.
Baji hatte sich so eben zu ihnen herumgedreht und musterte seinen Freund, schließlich besah er sich das Mädchen an Kazutoras Seite. Er hoffte, dass sich seine neue Bekannte mit seinem Freund verstehen würde, immerhin wollte er, dass sie in seinem Leben blieb. Weswegen genau konnte Hanemiya nicht sagen, es war einfach ein Gefühl, dem er nachgab. Schon jetzt war die Schülerin etwas Besonderes für ihn und das hatte sie in nur zwei Tagen geschafft. Eine unbestimmte Anziehung zog ihn zu ihr und dieses unbestimmte wärmte seine Glieder, seine Gedanken und beruhigte ihn auf eine merkwürdige Art und Weise. Und das wo Kaya selbst noch lange nicht so wirkte, als würde sie ihm voll und ganz vertrauen, doch das würde sich sicher bald ändern. Es würde nur etwas Zeit in Anspruch nehmen und sie würde nicht mehr von seiner Seite weichen. Nie wieder.

„Wen hast du den da mit angeschleppt?", fragte Baji, als sich seine Augen auf Kaya fixierten, die neben Kazutora stand. Der Schwarzhaarige musterte das Mädchen aufmerksam. Als Erstes fiel ihm der Baseballschläger auf, den sie fest umklammert hatte, dass nächste waren die weißen Strähnen und der verwischte Kajal. Langsam ließ er seine bronzefarbenen Augen über die Statur der Mittelschülerin fahren. Sie hatte den Kopf ein wenig gehoben und starrte ihm aus leicht zusammengekniffenen Augen entgegen, ihre rosa Lippen waren drohend verzogen und ihre Finger spielten nervös mit dem Holz dazwischen. Er konnte einen blauen Flecken an ihrem Unterkiefer auf der linken Seite ausmachen.
Langsam sah er weiter hinab, sie trug eine Schuluniform, die aber weniger ordentlich daher kam. Die lose gebundene Krawatte fiel über ihre durchschnittliche Oberweite, dafür hatte sie lange schlanke Beine, die in schwarzen Strümpfen steckten.
Sonst stand sein Kumpel doch eher auf Ältere, die ordentlich Holz vor der Hütte hatten. Doch dieses Mädchen war eindeutig noch eine Mittelschülerin, wenn er sich auf die Uniform bezog, die ihren zierlichen Körper umgab.
Hanemiya lächelte sachte und zog die Kleinere mit einem Ruck etwas dichter an sich, legte dabei seinen Kopf auf ihren und antwortete: „Das ist Kaya, meine Kleine!".
Eine Vorstellung, mit der Baji nun wirklich nicht gerechnet hatte, dennoch schmunzelte er: „Ach, du hast ne Freundin?", stellte er neckend fest und besah sich die Schwarzweißhaarige noch mal genauer.
Sie hatte einige schwarze Ohrringe, die ihr Äußeres deutlich von dem unterschieden, was er so in der Schule zu Gesicht bekam.
Dazu ihr eher unordentliches Auftreten und der wohl am auffälligsten hervor stechende Schläger. Sie schien zumindest kein unscheinbares Mauerblümchen zu sein und eventuell war es das, was sie für seinen Kumpel so interessant machte.
Als sich seiner und Kayas Blick traf, konnte er allerdings noch etwas anderes erkennen, diese unglaubliche Leere in den warmen karamellfarbenen Augen. Etwas, das sie mit seinem Freund gemeinsam hatte, ob sie wohl auch so verloren war wie Kazutora?

Kaya betrachtete den Unbekannten vor sich genau, er hatte lange schwarze Haare und trug ebenfalls eine Schuluniform. Als er sprach, bemerkte sie die überdurchschnittlich spitzen Eckzähne, die ihm ein animalisches Erscheinungsbild verliehen. Seine dunkle Stimme köderte ihre Aufmerksamkeit wieder, weswegen sie starr in seine bronzefarbene Iriden sah. Diese schienen sie bis ins Kleinste zu durchleuchten.
Dass Kazutora sie dichter an sich gezogen hatte, bemerkte Iwasaki auch erst jetzt und dieser antwortete auf eine Frage, welche sie selbst nicht mitbekommen hatte. Zu sehr war die Schülerin darauf fixiert, eine rasche Einschätzung des Dunkelhaarigen hinzubekommen.
„Quatsch, so weit sind wir noch nicht. Ich wollte ihr erst mal meinen besten Freund vorstellen und ihr zeigen, wo ich mich so rumtreib", gab Kazu gelassen von sich.
Kaya verstand einfach mal gar nichts und blickte die beiden Jungen verwirrt an: „Darf ich fragen, wovon ihr redet?", fragte sie weitaus höflicher nach, als sie sich den vergangenen Tag gezeigt hatte. Erneut fand ihr Blick den von dem Schwarzhaarigen, der sie deutlich überragte.
„Entschuldige, ich hab mich noch nicht vorgestellt", begann die Schülerin dann zuvorkommend und befreite sich aus dem Arm, nahm den Schläger von der Schulter und lächelte ihr Gegenüber an. „Kaya Iwasaki, freut mich sehr", dabei verneigte sie sich ein wenig, wobei die dunklen Strähnen über ihr Gesicht fielen.
Als die Gepiercte wieder hochblickte, schmunzelte der Größere und steckte lässig eine Hand in die Hosentasche: „Baji Keisuke. Freut mich auch und ich hatte Kazutora gerade gefragt, ob er etwa eine Freundin hat."
Das freundliche Lächeln auf Kayas Gesicht verschwand augenblicklich, als Baji seine Worte beendete.
„Was? Er und ich?", ihre warmen Iriden sprangen kurz zu dem Jungen neben ihr und dann wieder zurück zu dem Schwarzhaarigen. „Von wegen, ich hab den gestern das erste Mal getroffen", und dahin war ihre Höflichkeit und wich wieder dieser eher groben Art.

Ein leises Lachen erklang von Baji, doch Kazutora fand das nicht so lustig: „Das war mal ein Korb!", erklärte der Größte der drei und sah den Schwarzblonden an. Einen Moment brauchte dieser, um sich von diesem Seitenhieb zu erholen, doch dann grinste er glücklich: „Und dennoch bist du mit mir heute schon auf ein Date ausgegangen."
Darauf wusste Kaya nichts mehr und blickte zur Seite weg und schüttelte sie etwas den Kopf: „Eis essen, das waren wir und dabei auf einem verdreckten Dach! Und nun hast du mich hier hergeschleppt", fing sie sich rasch wieder und ließ die Augen über den leeren Platz gleiten.
Kazu beobachtete, wie sich ihre Hand wieder fester um die Waffe schloss, dabei beugte er sich weiter zu ihr und hauchte: „Ein Date!", in ihr Ohr.

Rasend breitete sich eine Gänsehaut auf Kayas Körper aus und ihr Magen begann zu kribbeln, als der heiße Atem über die gepiercte Ohrmuschel fegte.
Erneut fragte sie sich, wie er es schaffte, solche Körperreaktionen bei ihr hervorzurufen.
Das warme Gefühl in ihren Gliedern konnte sie nicht leugnen und dennoch, Vertrauen tat sie ihm deswegen noch nicht vollständig. Schon alleine, weil der Größere sie hier hergebracht hatte. Was soll das werden?
„Also, Pünktchen, was soll ich hier?", aufmerksam beobachtete Kaya einen Jungen, der direkt auf die drei zu kam.
Er hatte eine Tüte Chips in seinen Händen, seine Augen waren weit aufgerissen und die blond gefärbten Haare zierten dunkle Kringel. Irgendwie verursachte der starre Blick ein unwohles Gefühl und dass zwei weitere Typen dem unheimlichen Jungen folgten, machte es nicht besser. Der eine hatte eine Glatze und ein geschwungenes Tattoo über das linke Auge bis zu seinem Kiefer hinab, der zweite trug eine schwarze Mundmaske, hatte seine Kapuze über den Kopf gezogen und betrachtete Kaya mit ernsten blauen Augen.
Wo bin ich hier nur gelandet? Fragte sich die Mittelschülerin und versteifte sich ein wenig.

Baji musste leise lachen, als er den Spitznamen hörte: „Pünktchen? Na da hast du dir ja einen tollen Namen eingehandelt, Pünktchen!", zog er Kazutora sofort auf.
Dieser aber betrachtete Chome und Chonbo, die gefolgt von Choujo bei ihnen ankamen. Grinsend sah er die drei an und wartete erst mal ab, was nun geschehen würde, wie würde sich seine Kleine jetzt wohl verhalten?
Derweilen warf er seinem Kindheitsfreund einen kurzen Blick zu: „Nur Kaya darf mich so nennen."
Schließlich besah er sich die Situation wieder und musste feststellen, dass die Mittelschülerin ihre Schultern gestrafft hatte, den Schläger beinahe schon drohend mit den Fingern tätschelte und starr in die weit aufgerissenen Augen von Chom stierte.
Sie will ihnen also nicht zeigen, dass die ihr Angst machen?
Nicht schlecht.

Doch er wollte ja nicht, dass sie den Aufenthalt hier mit etwas unangenehmen verband, weswegen Kazutora lächelnd einen Schritt nach vorne tat und damit ein Stück näher an ihrem Rücken stand. „Das sind Chom, sein Bruder Chonbo und der da hinter ist Choujo. Alles Freunde von mir", unterbrach er das starren der vier und stellte somit auch die Jungen vor. Dabei schwang er seine Arme über ihre Schulter und deutete auf die entsprechenden Kerle, drückte sie fest gegen seinen Körper und versuchte ihr damit ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Sein Kinn bettete er auf der Schulter und klemmte damit den Schläger zwischen ihren Köpfen ein.

Der Kleinste von ihnen griff in die Tüte und nahm sich eine Hand der Chips: „Du bringst ein Mädchen mit? Das ist mal was Neues."
Sein Bruder nickte: „Allerdings, sonst schleppst du nur komische Kerle an, die nichts taugen", dabei zog sich ein schiefes Lächeln auf seine Lippen.
Choujo blieb erst mal vollkommen still, auch sein Blick änderte sich kein bisschen.
„Seit nett zu ihr, ich mag sie und will nicht, dass eure düsteren Fressen sie verscheuchen", erklärte Kazutora vollkommen ernst, wobei er seine Finger vor ihrer Brust verhakte.
Er konnte das leichte Zucken ihres Körpers deutlich spüren, auch den Seitenblick, der ihn beinahe durchbohrte, spürte er auf seiner Haut. Weswegen sein Kopf sich ein wenig nach links legte, sodass er Kaya ansehen konnte. Erneut erklang das sachte Klirren des Glöckchens und zog ihren Blick kurz auf den Ohrschmuck.

Die warmen Augen fixierten den Ohrring, ehe sie wieder in die aufgeschlossenen Tiefen des Größeren sah: „Du magst mich also? Nicht sehr überzeugend, du weißt nichts von mir. Ich kann zumindest schon sagen, dass du offensichtlich ziemlich komische Freunde hast?", konterte die Gepiercte stumpf.
Leise kichernd strich Kazutora ihr einige der dunklen Strähnen hinter das Ohr und fuhr dabei ihren Hals entlang: „Dann musst du mir eben mehr von dir zeigen, du Musterschülerin", sacht zeichnete er ihr Schlüsselbein nach und fuhr dabei fort: „Die Jungs sind so was wie meine Familie, mit ihnen habe ich schlimme Zeiten durchgestanden".
Seine Stimme war kaum mehr als ein Säuseln und dennoch schwang darin Belustigung mit.
Dass das Mädchen auch so herablassend sein konnte, hatte er nicht erwartet. Dennoch war es interessant zu sehen, dass Kaya so abweisend und feindselig reagierte, wenn sie sich bedroht fühlte.
Denn mehr war es nicht, er konnte das leichte zittern spüren, dass ihren Körper nicht vollkommen losließ.

„Ganz schön frech deine Kleine", bemerkte Baji und drehte sich um, um auf eine der Bänke zuzugehen. Kazutora wand sich ebenfalls herum und zog Kaya mit sich, die ihn noch immer anstarrte. „Deine Freunde also? Familie? Na, das klingt ja super toll. Aber ihr wirkt eher wie so verkappte Bandenmitglieder, die früher oder später auf der falschen Bahn landen."
Überrascht betrachtete der Größere das Mädchen an seiner Seite, diese Worte kamen unerwartet und das, obwohl sie ja eigentlich recht hatte. Sicher erkannte sie so etwas auf den ersten Blick, immerhin war ihr Vater ja auch ein Bandenmitglied.
Wie der Typ wohl drauf ist? Ob er auch so gewalttätig ist, wie mein eigener Vater? Überlegte er beim Gehen und driftete kurz vollkommen ab. Was, wenn der Mann Kaya schlägt? Abrupt wallte Wut in ihm auf, denn das wollte Kazutora sich nicht mal vorstellen. Eine Kaya, die von einem Erwachsenen verprügelt wurde, während sie weinend darum flehte, dass er aufhörte. Was, wenn sie etwas Ähnliches erlebt hat, wie ich?
„Autsch!", zischte das zierliche Mädchen, dessen Schulter er bei seinen Überlegungen fest umfasst hatte.
Entschuldigend lächelte er zu der Gepiercten hinab und ließ sich dann neben Baji auf der Bank sinken, was zur Folge hatte, dass auch die Kleinere neben ihn auf das kühle Holz sank. „Da hast du richtig geraten", begann Kazutora und lächelte sie warm an: „Wir sind Mitglieder einer Gang."

Genervt rollte die Schwarzweißhaarige mit den Augen und zischte dann abfällig: „War ja irgendwie klar, dass ihr auch zu diesen Trottel gehört, die sich so einer bekloppten Gruppierung anschließen müssen. Reicht ja nicht, dass es eh schon viel zu viele davon in Tokyo gibt. Und, wie heißt eure? Der Volltrottel Trupp?", zischte die Baseballschlägerin abfällig.
„Nö, Walhalla. Hast du was gegen Gangs?", murrte Chonbo und sah sie düster an, der ihnen gefolgt war.
„Woher kommt den diese Einstellung?", fragte Chom nach, als er sich vor ihnen auf den Boden setzte und starr zu Kaya hinauf starrte, dabei schob er erneut Chips in seinen Rachen.
Sein Bruder blieb neben ihm stehen, auch der blonde Maskenträger gesellte sich dazu und lehnte sich an einen der Automaten, die in unmittelbarer Nähe standen.
Aufmerksam betrachteten die Jungen das einzige Mädchen.

Kaya schüttelte zum wiederholten male den Arm von ihren Schultern, dieser landete dabei lässig hinter ihr auf der Rückenlehne.
„Ganz einfach, weil mein Vater auch zu so einer scheiß Gruppierung gehört!", sprach sie frei heraus und donnerte den Schläger mit voller Wucht zu Boden. Ihr bis eben eher abweisender Gesichtsausdruck verzog sich zu einer angewiderten Grimasse.
Aufmerksam wand Kazu seinen Kopf, um ihr folgen zu können, auch die anderen schienen mehr hören zu wollen. Die Mittelschülerin wusste nicht genau, weswegen sie ihnen davon erzählte, vielleicht weil die Jungs hier so oder so genau so enden würden, oder aber weil sie sonst keinen hatte, mit dem sie das teilen konnte. Was auch immer es war, ihre Lippen bewegten sich beinahe von alleine und da war es ihr auch egal, dass sie die Typen nicht kannte. Wenn sie Glück hatte, würde sie nur noch Kazutora über den Weg laufen und der hatte ihr schon versprechen müssen, nichts über ihre außerschulischen Aktivitäten zu erwähnen.
Langsam zog sie den Schläger wieder etwas heran, wobei er unstet über die Betonplatten schliff, stützte ihre Hände darauf und bettete das Kinn auf den gefalteten Fingern.
Ihre Augen fixierten einen Punkt weiter weg, ehe ihre Stimme monoton ansetzte: „Mein Vater gehört zu den Blue Tigers, ich kann mich nicht mal daran erinnern, dass es mal nicht so war", die dunklen Brauen zogen sich wütend zusammen und ein drohendes Murren erklang aus ihrer Kehle.

Kazutora zog ein Bein auf die Sitzfläche und lehnte sich dann weiter zu Kaya: „Also gehört dein Vater auch zu einer berühmten Gang, was macht er da denn?", auch wenn er es schon wusste, gefiel es ihm deutlich mehr, das von ihr selbst zu hören. Immerhin wollte er das Mädchen besser kennenlernen und wenn sie schon so frei heraus erzählte, würde er sie nicht aufhalten.
Vielleicht bekam er dann ein Bild davon, wie es bei ihr Zuhause zuging. Ob das einer der Gründe war, aus dem sie so bescheuert war und wegen 6000 Yen auf zwei Ältere einprügeln wollte?
Natürlich hatten sie alle schon mal von den Blue Tigers gehört, doch eines der Mitglieder hatte noch keiner von ihnen gesehen, dafür bewegten diese sich einfach zu sehr in anderen Kreisen.
Sicher war auch, dass die Typen nichts mit ihnen als jung Schläger anfangen konnten.
Der Tätowierte konnte spüren, dass sein Freund, auf der anderen Seite von Kaya, ihn ansah und nun wohl begriff, was er an Kaya so interessant fand. Doch das war es ja nicht alleine, immerhin hatte sie ihn schon angezogen noch ehe er das gewusst hatte.
Er konnte sehen, wie sich ihre Hände um das Holz klammerten, wie ihre Fingernägel sich leicht verbogen durch die Kraft, die sie dafür aufwand und wie sich ihr Kopf in seine Richtung drehte.
Plötzlich war all die Wärme aus ihrem Blick verschwunden, ein trüber Schleier verdunkelte die sonst so warmen Augen. „Er ist ein Arsch, mehr musst du dazu nicht wissen", knurrte sie ihm entgegen, als würde jedes weitere Wort über diesen Mann eine Bestie in ihr wecken.
Ihr Blick richtete sich wieder zu Chom, der ja erst mit dem Thema angefangen hatte: „Mein ganzes Leben sehe ich Trottel, die meinen, sie sind die Kings der Welt, weil sie einer scheiß Gang angehören. Dass sie die Leben ihrer Familien und Freunde mit diesem Dreck zerstören, merken diese Arschgeigen nicht mal. Ist ja wichtiger, wer alles Schiss vor ihnen hat. Ich hasse Menschen, die so sind, besonders die, die zu meiner eigenen Familie zählen!", eine Eiseskälte flutete ihre Aussage und ließ den kauenden Jungen, vor ihrer Nase, innehalten. Seine weit geöffneten Augen noch immer an ihre gehaftet. Sein Bruder begann plötzlich zu grinsen: „Na zumindest weißt du auf was du dich hier einlässt. Aber Kazu gehört zu meiner Familie und ihn konnte ich mir aussuchen. Alle anderen, die mit mir verwandt sind nicht, diesen Trottel zum Beispiel", dabei schubste er seinen kleinen Bruder mit dem Fuß, sodass dieser zur Seite kippte.

Baji betrachtete Kaya bei ihrer kurzen Erzählung genau, etwas an ihrem Verhalten verriet ihm, dass das noch lange nicht alles war. Schon dass sie nicht aussprach, was ihr Vater für die Gang machte, ließ ihn das schlimmste annehmen. Denn bei den Älteren war es nicht mehr so, dass sich alles nur auf Schlägereien beschränkte und so wie das klang, war er schon lange Mitglied. Ihre Einstellung war nicht ganz falsch, dass musste er zugeben und dennoch fühlte er sich Kazutora und seinen weiteren Freunden mehr verbunden als irgendeinem anderen Menschen auf der Welt. Für sie würde er einfach alles tun. Er würde sein Leben geben, wenn er ihnen damit helfen konnte. Natürlich gab es Gangs, die vollkommen von seinen eigenen Vorstellungen einer solchen Gruppe abwichen. War es möglich, dass Kaya von genau diesen Sprach? Dann musste aber zumindest noch ein weiterer Bekannte von ihr in einer Gang sein und einen schrecklichen Einfluss auf ihr Leben haben.
Brummend erhob nun auch Baji seine Stimme: „Die Familie, die du dir aussuchst, ist das, woran du hängen solltest und nicht ein Mann, der sich Vater schimpft."
Kazutoras Augen sprangen plötzlich zu seinen und in ihnen erkannte er seit langen mal wieder etwas Warmes, eine gewisse Zuneigung, die er früher immer dort entdecken konnte.
„Ganz genau! Wenn er ein Arsch ist, dann komm einfach zu mir. Ich würde dich nie scheiße behandeln und meine Freunde auch nicht. Wir sind jetzt deine Familie und werden dich sicher nicht wegen irgendetwas im Stich lassen oder dir weh tun", erklärte der Sandäugige als sich sein Blick wieder von seinem Freund löste.
Baji erkannte, wie Kaya seinen Kumpel überrascht ansah und ein kurzes Lächeln auf ihre Lippen huschte. Doch kaum war dieser Ausdruck über ihr Gesicht geschlichen, verhärtete sich das ganze wieder und sie ließ sich nach hinten gegen die Rückenlehne sinken. Ihre Augen starrten in die von Kazutora. „Ach glaubst du? Als ob es das erste Mal wäre, dass ich solche leeren Worte höre. Niemand wird so etwas halten. Also red hier nicht als könnte ich auch nur einem von euch Vertrauen."

Kazutora starrte angespannt in die eisigen Iriden, die bis vor einigen Minuten noch so lebendig wirkten, doch nun beinahe tot erschienen. Nichts darin erinnerte ihn noch an den ersten Eindruck, den er gestern noch hatte, dieses einnehmende, faszinierende Karamell war nur noch mit tiefer Abneigung und Distanz gefüllt.
„Das sind keine leeren Worte", begann er und hob seine Arme, packte plötzlich nach ihrem Körper und zog sie dichter an sich heran. Etwas schrie, dass er nicht zulassen durfte, dass sie ihm so sehr misstraute. Dass er nicht gestatten durfte, dass Kaya ihn so einfach wieder von sich stieß. Hanemiya spürte, wie sich ihre Hände um seine Arme schlossen, wie sie versuchte seine Glieder loszuwerden, doch einfach zu schwach dafür war. Das Aufkommen ihres Schlägers war nur ein Hintergrundgeräusch, dass keinerlei Bedeutung für Kazutora hatte.
Leise flüsterte er: „Ich bin nicht so, Kleine."
„Alle sind so! Niemand meint es ernst, wenn er sagt, dass er bleiben wird! Du auch nicht, weswegen sollte ich dir glauben?", keifte sie giftig und sprach diese paar Worte mit einer solchen Überzeugung aus, dass dem Tätowierten ein eisiger Schauer über den Rücken lief.
Es klang in seinen Ohren so, als hätte seine Kleine niemanden. Keinen Menschen, auf den sie sich verlassen konnte, der ihr seine Hand reichte, wenn es ihr schlecht ging oder immer hinter ihr stand.
Irgendwie hatte er das Gefühl, zu verstehen, was sie meinte. Kurz verloren seine Augen den Fokus und er musste an Mikey denken, an den Kerl, wegen dem er im Knast gelandet war. Nur weil dieser genau so war, nicht an die anderen dachte, war ihm das zugestoßen. Selbst seine Mutter dachte nicht an ihn, nur daran, dass er sich auf ihre Seite stellen sollte und damit gegen seinen Vater, was für ihn nur noch mehr Schmerz bedeutete.
Wenn Kaya Zuhause einen Mann hatte, der skrupellos genug war, Jahre lang Mitglied einer solch großen Gang zu sein, konnte er ahnen, warum sie ihren Bruder so schützte.
Nie würde er einen Menschen verlieren wollen, der ihm etwas bedeutete, nie würde er diese im Stich lassen. So war es auch bei Baji, er hatte all die Schuld für Shinichiros Tod auf sich genommen, hatte dafür gesorgt, dass sein bester Freund deswegen nicht eingeschlossen wurde und dieser war nun wieder an seiner Seite.
Das Gefühl der Verbundenheit war etwas, dass ihn in der Erziehungsanstalt am Leben hielt. Und das wollte er auch dem Mädchen in seinen Armen zeigen, er wollte der Mensch sein, dem sie vertraute.
„Ich lasse dich nie alleine", hauchte er erneut und ließ seinen Griff ein wenig lockerer werden. Langsam nahm er etwas Abstand zu Kaya, umfasste beinahe fürsorglich ihr Gesicht mit seinen Händen und sah ihr tief in die Augen. „Du kannst mir vertrauen, ich würde meine Freunde nie im Stich lassen", sacht fuhren seine Finger über die erhitzte Haut ihrer Wangen.

Kaya verstand nicht, weswegen sie plötzlich so überreagierte. Denn sie kannte die Wahrheit, wusste genau, dass die Welt nicht so war und hatte damit schon vor langer Zeit abgeschlossen. Eigentlich konnte sie bei solchen leeren Worten ruhig bleiben, bekam dann nur innerlich den Drang diesen verlogenen Arschlöchern eine in die Fresse zu donnern. Doch die Worte, welche ausgerechnet Kazutora von sich gegeben hatte, von wegen Familie, einander nie im Stichlassen und für einander da zu sein. All das waren Worte, die sie schon viel zu oft gehört hatte und die immer gelogen waren.
Menschen waren Lügner, immer, egal was sie von sich gaben. Sie konnten noch so sehr beteuern, wie viel ihnen ein anderer bedeutete, am Ende stand man immer alleine da. Musste noch viel mehr ertragen als davor und hasste sich selbst dafür, wieder auf diese süßen Silben einer kleinen Hoffnung hereingefallen zu sein.
Doch als er sie plötzlich so packte, seine gewallt einer ungewohnten Zärtlichkeit wich und in seinen Augen die pure Aufrichtigkeit sprühte, konnte sie nicht mehr anders. Ihr Widerstand verebbte mit einem Schlag und sie hielt still.
„Du kannst mir vertrauen, ich würde meine Freunde nie im Stich lassen."
Misstrauisch sprangen ihre Augen hin und her, suchten nach der Lüge, nach der offensichtlichen Lüge, die sich immer in solchen Aussagen verbarg, doch da war nichts.
Wie kann das sein? Für einige wenige Sekunden brach die dumme Hoffnung wieder hindurch, flüsterte ihr zu, dass sie Kazutora vertrauen konnte. Dass er kein Lügner war und schon bewiesen hatte, dass er sie nicht fallen lassen würde.

Baji beobachtete das ganze aufmerksam, er hatte wohl recht, als er dachte, dass Kaya genau so verloren aussah wie sein Kumpel. Doch vielleicht war es genau das, was Kazutora brauchte, jemanden, der wie er war. Ein Mädchen, das ihm Vertrauen entgegenbrachte, ohne schon vorbelastet zu sein, wie es die Beziehung zwischen ihm und dem Tätowierten war.
Außerdem schien Hanemiya einen Narren an der Kleineren gefressen zu haben, denn diese Aufrichtigkeit, die er hier in den sandbraunen Augen erkennen konnte, war genau das, was er auch früher immer sehen konnte. Immer dann, wenn es um Mikey ging, wenn es um Toman ging und Kazutora alles gegeben hätte, um seinen Freunden zu helfen.
„Ich vertraue dir nicht!", schallte es plötzlich wieder durch die kühler gewordene Abendluft und der Langhaarige starrte auf den Hinterkopf des Mädchens.
So leicht wird das wohl nicht.
Doch anderes als er erwartet hätte, lächelte Kazutora sie an und schlang seine Arme um ihren schmalen Körper. „Ist ok, aber du stößt mich nicht mehr von dir, das reicht erst mal."
Ein erleichtertes Lachen erklang, während seine rechte Hand in Kayas dunkle Haare fand und er seine Nase in diesen vergrub.

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