Mittwoch, 12.10.2005
Quiekend stemmte Mai ihre Handflächen auf Kayas Tisch ab, lehnte sich dabei dicht zu ihr hinab und lächelte bis über beide Ohren. Überrascht davon und der ungewollten Aufmerksamkeit, die ihre Freundin damit auf sie beide zog, sahen sich die karamellbraunen Augen kurz in dem Klassenraum um. „Mai, was soll denn das?", sprach die Musterschülerin etwas gedämpft aus, denn die aufmerksamen Blicke der anderen Schüler entgingen ihr keineswegs.
Beinahe schmerzhaft, zogen sich die Mundwinkel der Kleineren noch ein Stück weiter auseinander, sodass Iwasaki glaubte, ihrer Freundin würde gleich das Gesicht in der Mitte zerreißen.
Erneut erklang ein widerlich hoher Ton aus der Kehle, der Rothaarigen, wobei sich ihr schmaler Leib wieder vollkommen aufrichtete und sie in die Tasche ihres Rocks fasste, um einen zerknitterten und beschmierten Zettel hervorzuholen.
Mit zittrigen Fingern faltete die Schülerin, das Stück Papier auseinander und hielt es Kaya anschließend direkt unter die Nase. Ganz kurz schielte die Schwarzhaarige und versuchte zu erkennen, was genau Mai ihr da zeigte.
Doch nach wenigen Sekunden begannen ihre Augen zu schmerzen. Also lehnte sich die Größere ein wenig zurück, fasste dabei mit einer Hand an den unteren Rand, den ihre Freundin nicht zwischen den Fingern hielt und nahm ihr die Notiz ab.
Komm heute nach dem Unterricht zu Lawson, dann geb ich dir eine Antwort auf das von gestern.Natsuo.
Noch während die Schülerin, die krakeligen Schriftzeichen gelesen hatte, verzog sich ihre Miene zu einem nicht sonderlich überzeugtem Ausdruck.
Mai kribbelte noch immer der komplette Körper, sie hatte schwören können, dass selbst ihre Haarspitzen diese elektrische Ladung abbekommen hatten. Das erste Mal, seit sie sich überhaupt für Jungs interessierte, wollte einer von ihr etwas Zeit haben, nachdem sie ihm eine Liebeserklärung gemacht hatte.
Seit des vergangenen Tages, hatte die Schwarzäugige kaum geschlafen, Hunger hatte sie seit dem auch nicht mehr und ihr Körper fühlte sich an, als wäre er nur noch so schwer wie eine Feder im Wind. „Natsuo! Er hat mir den vorhin zugesteckt, als wir wieder in die Klassenräume mussten!", entkam es der aufgedrehten Schülerin euphorisch, dabei entriss sie Kaya die Notiz wieder und strich behutsam über die Zeichen darauf. „Hat er nicht eine schöne Handschrift?"
Sie konnte es kaum glauben, dass sich der beliebte Ishikawa Natsuo, wirklich mit ihr treffen wollte.
„Dein Ernst? Der schmiert schlimmer als mein kleiner Bruder. Außerdem halte ich es für keine gute Idee, wenn du dich alleine mit ihm triffst. Was weißt du schon über ihn?", erklangen augenblicklich Kayas Bedenken, oder wie auch immer sie das auffassen sollte.
Leise schnaubend, blies der Rotschopf ihre Wangen auf und sah schmollend zu der Größeren hinab. Das Papier gelangte bei der Geste wieder zurück in die Rocktasche und Mai presste anschließend ihre Lippen zusammen, ehe ihr etwas einfiel, dass sie darauf antworten konnte. „Na und, dann schmiert er eben, ich mag das. Is doch süß und obendrein will er mich im Konbini zwei Straßen weiter treffen, was soll da schon passieren? Da sind Verkäufer und andere Schüler", entgegnete die Verknallte leidenschaftlich, konnte sich bei dem Gedanken an das bevorstehende Treffen das Lächeln aber nicht verkneifen.
„Ich wette, wenn hier gleich dein Pünktchen reinspazieren würde und dich einfach mit nehmen würde, wärst du auch sofort dabei!", argumentierte die Rothaarige weiter und beobachtete, wie Kaya sich von ihrem Stuhl erhob, dabei die Tasche weiter einräumte und sie dann mit einem abwartenden Ausdruck ansah. „Du würdest dich sicher auch noch unheimlich darüber freuen, oder etwa nicht? Also lass mir doch meine Freude, immerhin ist er der erste der wirklich auf meine Gefühle eingeht. Sei eine gute Freundin und freue dich auch für mich, ok? Ich erzähl dir morgen auch alles, wie wäre das?"
Leise ausatmend schüttelte die Größere ihren Kopf und ging dann um ihren Tisch herum, nahm die kühlen Hände ihrer Freundin in ihre und sah ihr fest in die Augen. „Das mit Kazutora war ja wohl deine Idee, immerhin hast du mich einfach mit einem wildfremden Jungen mitgeschickt und wenn er hier reinkommen würde, würde ich mich sicher nicht drüber freuen. Wenn er hier ist, ist es immer unheimlich laut und die anderen Mädchen fragen mich Dinge, auf die ich keine Antworten habe", ihre ernste Miene lockerte sich ein wenig. „Ich mach mir halt Sorgen, immerhin bist du ziemlich naiv und wenn er dir weh tut oder so, werde ich zu extremen Mitteln greifen müssen, die ich nicht einsetzen will."
Der Gepiercten war klar, dass Mai gerade Tausend Schmetterlinge im Magen hatte und sich ihr Kopf nicht mit Folgen oder eventuellen Hinterhalten auseinandersetzte, doch konnte sie ihre beste Freundin nicht einfach so gehen lassen. Zumindest nicht, ohne ihr noch mal deutlich zu sagen, dass sie vorsichtig sein sollte. „Pass einfach auf, ok? Wenn es wirklich was wird, mit euch, dann freue ich mich. Ist das ok für dich?", sacht legte Kaya ihren Kopf etwas zur Seite und sah die Kleinere abwartend an.
Fest wurden ihre Finger umfasst und ein breites Lächeln auf Mais Gesicht zeigte Iwasaki, dass sie die richtigen Worte gefunden hatte. In den meisten Fällen war das nicht so einfach, denn so einfühlsam war Kaya leider nicht.
„Ich pass auf alle Fälle auf, mach dir keine Sorgen. Und ehrlich, du wirst ihm wohl kaum ein Haar krümmen können, du bist doch genauso weich und wabbelig wie ich... naja, also auf alle Fälle würdest du keinen anderen Schlagen", begann die Drittklässlerin wieder zu plappern.
Schließlich zog die Schwarzäugige rasch an der Größeren, zog sie an sich, wobei ihr roter Schopf sich eng an den dunklen drückte und ihre Arme hinter Kayas Nacken überkreuzt zusammen fanden.
Keuchend überkam das Mädchen ganz kurz Luftmangel, doch ihre überschwängliche Freundin raunte aufgeregt: „Du bist echt eine tolle Freundin."
DU LIEST GERADE
Vicinity [Tokyo Revengers]
أدب الهواةKazutora langweilte sich gewaltig, doch dann sah er etwas das ihn zumindest kurz aus diesem Zustand befreite. Ein Mädchen, wer hätte das erwartet? Doch bei was er die Kleine beim zweiten Mal erwischte, weckte sein Interesse an der Schülerin und so b...