10. Walhalla

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„AAAAAAAH! Weg von ihr!", schallte ein Schrei durch die kühle Luft und Kazutora spürte einen Schlag, der ihn direkt in die linke Niere traf. Gegen Kayas Lippen keuchend sackte er kurz etwas in die Knie und drückte die Lider gequält zusammen.
„Verfluchte Scheiße noch mal!", presste das Walhalla-Mitglied gepresst hervor und fasste sich dabei selbst an die schmerzende Stelle. Die Augen zusammengekniffen, schielte er über seine Schulter und blickte damit direkt in die Zorn verschleierten Augen des Kleineren. Erneut holte der Jüngere aus und versuchte nach Hanemiya zu schlagen, doch eine weitere Hand griff nach dem Kragen seiner dunkelgrauen Jacke und zerrte ihn einige Schritte zurück.
„Komm mal runter, Knirps", erklang Bajis Stimme, der seinem Anhängsel einen warnenden Blick zuwarf und dann zu seinem Freund blickte. „Alter, du wusstest doch, dass ich mit dem hier auftauchen werde, was sollte das denn jetzt?"
Iroh trat nun aber auch nach dem Schwarzhaarigen, der ihn grob an der Jacke gepackt hatte: „Lass los! Dem werde ich die Zähne aus der Visage prügeln! Ach was, ich zertrümmere ihm gleich die ganze Fresse!", zeterte der Jüngere weiter und versuchte sich aus dem starken Griff zu befreien. Doch der Toman Kapitän dachte nicht mal im Traum daran, den Silberhaarigen loszulassen.
„I-Iroh?", brach es erschrocken aus Kaya hervor, die mit erstauntem Blick zu ihrem Bruder starrte und sich dann rasch wieder fasste. „Hör auf so rum zu schreien, wer bitte hat dir so nen Mist beigebracht? Und dann auch noch andere einfach zu schlagen! Kein Wunder, dass du dauernd Probleme hast", begann das Mädchen und trat an Kazu vorbei, um ihrem Bruder gegenüberzutreten „Was beigebracht? Na du und Dad! Wer sonst? Und darum geht's hier gerade nen Scheiß, warum küsst der Spast dich? Bist du jetzt vollkommen bescheuert? Wenn der dich gezwungen hat, werde ich ihm eine Abreibung verpassen!", brüllte der Jüngere noch immer und zog dabei den Reißverschluss auf, um aus dem Kleidungsstück zu gelangen, das Baji noch immer unerbittlich festhielt.

Augenblicklich lief die Mittelschülerin rot an und stockte für einige Sekunden in dem, was sie sagen wollte. „Da-das geht dich ja wohl nichts an und als ob mich irgendwer zwingen würde! Und hör endlich auf zu Schreien", dabei griff sie nach seinem linken Ohr und zog kräftig daran. „Warum zum Teufel schlägst du Kazu einfach? So was macht man nicht, du weißt genau, dass ich deine Scheiße immer ausbaden muss." Versuchte die Braunäugige rasch von dem Kuss abzulenken.
Doch der Jüngere zog nur verärgert die Brauen zusammen und zischte gefährlich: „Wenn irgend so ein Arsch meine Schwester küsst, kann ich den auch verprügeln. Was fällt dem eigentlich ein? Was soll das? Seit ihr plötzlich ein Paar oder was? Vor zwei Wochen hast du noch gesagt, dass ihr nur Freunde seit."
Verdammt, was sag ich denn jetzt? Überfordert wanderte ihr Blick zu Kazutora zurück, der sich noch immer über die linke Seite seines Rückens rieb, dabei aber ein schiefes Lächeln auf den Lippen hatte.
„Quatsch, das ist... also...", begann Kaya und wusste nicht so recht, wie sie das erklären sollte. Dabei ließ sie den Jüngeren auch wieder los und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Iroh, das sind Dinge, die dich noch nichts angehen", versuchte Baji die Situation zu retten und ließ seine bronzefarbenen Iriden zwischen den beiden anderen hin und her schweifen.
Es dauerte einen Augenblick, doch dann fiel es der Gepiercten auch auf. „Sag mal, warum bist du eigentlich mit meinem Bruder unterwegs?"
Schulter zuckend, ließ Keisuke den Kragen von Iroh wieder los und fuhr sich lässig durch die langen offenen Haare. „Naja, ich hab den Knirps in Roppongi aufgegriffen", erklärte er knapp und schielte bei seinen Worten zu dem jüngeren Iwasaki hinab. Dieser blickte sofort nach links, um dem bohrenden Blick Kayas auszuweichen.

Schmunzelnd beobachtete der Schwarzhaarige, wie das Mädchen ausholte und ihrem Bruder eine Kopfnuss verpasste. „Sag mal, spinnst du? Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du da nichts zu suchen hast! Bist du vollkommen bekloppt? Irgendwann wirst du da einfach verschwinden und was dann? Glaubst du ernsthaft ich bleib mit dem Alten alleine oder was?", begann sie zu schimpfen und schon war die Sache mit dem Kuss vollkommen vergessen. Zumindest für die beiden, die augenblicklich einen Streit begannen, dem er aber nicht weiter folgte.
Mit einigen Schritten ging Baji an den Geschwistern vorbei, um sich zu seinem Freund zu stellen. „Na, die scheint ja echt mit dir warm geworden zu sein, oder hast du sie am Ende doch gezwungen?", begann er mit einem schalkhaften Ton und legte eine Hand auf Kazutoras Schulter.
Dieser neigte den Kopf ein wenig zur Seite und grinste ihm glücklich entgegen. So viel aufrichtige Gefühle hatte der Schwarzhaarige schon lange nicht mehr in dem Gesicht seines alten Freundes gesehen. „Ach komm schon, als ob das irgendwer könnte", ging der Schwarzblonde darauf ein und rieb sich noch mal über seinen Rücken. „Hättest du den Kleinen nicht aufhalten können? Das war ein echt präziser Schlag."
Schulter zuckend, ließ das Toman Mitglied seine Hand wieder sinken und vergrub diese in seiner Hosentasche. „Warum? Ich hab ihn vor dem zweiten gestoppt, reicht doch. So was steckst du doch locker weg. Außerdem sollte er seine Schwester verteidigen dürfen, gerade, wenn es so ein Kerl ist wie du."

„Halt jetzt die Klappe! Wenn ich dich noch ein einziges Mal in der Gegend erwische, lernst du meine böse Seite kennen, hast du das kapiert?", drohte Kaya ihrem Bruder. Dieser griff nach ihren Handgelenken, da sie nach seinem Kragen gegriffen hatte und sah sie giftig an. „Na mach doch, schlimmer als der Alte bist du auch nicht. Außerdem bin ich alt genug, um da auch alleine hinzugehen."
Wie er es hasste, wenn seine Schwester so tat, als wäre er noch 5 Jahre alt oder könnte nicht selbst auf sich aufpassen. „Bin ich nicht, da hast du recht. Aber es tut mehr weh, wenn ich von dir enttäuscht bin, als wenn der Wichser dich verprügeln würde."
Blinzelnd starrte Iroh in die warmen karamellbraunen Augen seiner Schwester. Er wusste, dass sie recht hatte, nichts tat mehr weh, als wenn sie böse auf ihn war und eine enttäuschte Kaya war noch schlimmer. Etwas grob schlug er ihre Hände weg und drehte sich leicht zu Seite, sein Blick zu Boden gerichtet. „Und woher soll ich dann die Teile bekommen? Ich will doch nur das Bike wieder...", begann er zu murmeln, das Brennen in seiner Brust nahm dabei etwas zu. Denn die Maschine seines großen Bruders bedeutete ihm unheimlich viel und er wollte sie unbedingt irgendwann fahren. Doch da ihr Vater das Gefährt beinahe zu Klump gehauen hatte, als Daisuke verschwunden war, musste Iroh die Teile erst ersetzen, um sie wieder fahrtauglich zu machen.
„Hör endlich mit dem blöden Motorrad auf, nutz dein Hirn für was Sinnvolles und konzentriere dich auf die Schule. Das dumme Ding bringt nichts als Unglück", sprach die Ältere behutsam, doch die leise Wut in den letzten Worten, konnte er dennoch hören. Weswegen das so war, wusste Iroh nicht, doch seit ihr älterer Bruder weg war, brodelte ein Hass in Kaya, denn er nicht nachvollziehen konnte. Immerhin würde er irgendwann kommen und sie beide holen. Daisuke würde sie von ihrem Vater weg holen und sie könnten endlich ein schönes Leben führen.

„Ey, wer is der denn?", fragte Chome, als er gemeinsam mit den anderen beiden aus dem Inneren kam. Baji und Kazutora blickten die drei kurz an und der Größere antwortete lässig darauf: „Kayas kleiner Bruder."
Die sandbraunen Augen Hanemiyas hefteten sich wieder auf seine Kleine und ein Hauch an Bedauern wanderte durch seinen Körper. Wäre der jüngere Iwasaki hier nicht aufgetaucht, wäre der Kuss sicher noch etwas länger gegangen. Doch er wusste da schon, dass er sich irgendwann noch mehr holen würde. Es war einfach zu schön, diese weichen Lippen auf seinen zu spüren. Die Zuneigung, die das Mädchen für ihn übrig hatte, konnte er deutlich fühlen und genau diese hatte sein Herz nun fest im Griff. Kein anderer Mensch auf der Welt durfte sie je bekommen. Niemand!
„Is was passiert? Oder warum keifen die beiden sich so an?", unterbrach Chonbo die Gedanken Kazutoras, mit dieser einfachen Frage. Auch ihm fiel dabei auf, dass Kaya und Iroh sich richtig in den Haaren lagen. Es ging wohl um ihren älteren Bruder, doch alles, was er aufschnappte, ergab keinen Sinn. Dafür fehlten ihm einfach Informationen. „Daisuke... das war ihr Bruder, aber er ist vor drei Jahren plötzlich verschwunden. Was genau passiert ist, weiß ich aber auch nicht. Er und ich waren Freunde, daher kenne ich auch Kaya", begann Choji ernst und beobachtete die beiden Streitenden.
Neugierig fanden Kazutoras Augen zu dem Blonden, er wusste eindeutig mehr über seine Kleine, als er selbst und das gefiel ihm kein bisschen. Doch er wollte es auch nicht von seinem Kumpel hören, immerhin wollte er, dass sich Kaya ihm anvertraute, mit allem und sei es noch so banal und unwichtig. Sie sollte ihm vertrauen, ihr Leben anvertrauen und ihre Gedanken, einfach alles.


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Mittwoch, 26.10.2005

„Ich will dir was zeigen", schmunzelte Kazutora ihr entgegen, als er Iwasaki am Eingang zur Schule abpasste. Seit dem Tag in der Karaokebar, hatte sich ihre Beziehung deutlich vertieft. Es war zwar nichts Offizielles, doch sie beide wussten genau, dass sie mittlerweile ein Paar waren. Und das auch, ohne dass sie es so nennen mussten. Noch hatte keiner gesagt, was er dem anderen gegenüber empfand, doch das war auch nicht nötig. Da sowohl Kaya wie auch Kazutora es spürten, dieses unzertrennbare Band, das sich zwischen ihnen gebildet hatte und von Tag zu Tag stärker wurde.
Hin und wieder hatte es der Junge sogar geschafft, ihr einen weiteren Kuss zu stehlen, heimlich und verborgen hinter einer Ecke in der Schule, oder aber wenn sie gemeinsam mit den anderen unterwegs waren. Nur in Gegenwart von ihren Freunden ließ die Gepiercte es mittlerweile auch zu, wenn er sie auf die Wange küsste, oder die Lippen erwischte, weil sie absichtlich den Kopf drehte. Was er aber nicht wusste, da Kaya dann immer sehr überrascht tat. Ganz so leicht wollte sie es ihrem Pünktchen nicht machen und das bisschen spielen sorgte dafür, dass ihr nicht langweilig wurde.
„Mh? Was denn? Ich dachte, du hast heute keine Zeit", bemerkte die Kleinere und sah dabei Mai hinterher, die mit ihrem ersten festen Freund händchenhaltend das Schulgelände verließ.
Ohne zu fragen, schwang Hanemiya wieder einen Arm um ihre Schultern und zog sie einfach mit sich, die verwirrten und teils bösen Blicke ihrer Schulkameraden waren so auffällig, dass sie beiden nicht entgingen. Stören tat es aber nur Kaya, die seinen Arm sofort wieder abschüttelte und etwas genervt murrte: „Ich hab dir gesagt, nicht hier. Sonst müsste ich mich ja nicht so verstellen!"

Leise kichernd legte Kazu seinen Arm wieder um die Kleinere. „Und ich hab gesagt, mir ist das egal. So kommt dir schon mal keiner der anderen näher. Die haben zu viel Schiss."
Gekonnt brachte der Schläger die Gepiercte dazu, neben ihm herzugehen. „Ist doch besser, wenn die wissen, dass du zu mir gehörst. Dann passiert so was, wie mit deinen Aufgaben, nicht noch mal. Sonst müsste ich irgendwem die Arme brechen", gab er mit fröhlichem Klang von sich. Doch seine Augen versprühten dabei eine gefährliche Ernsthaftigkeit, die der Junge bei sehr wenigen Dingen zeigte.
Kaum waren die beiden ein Stück von der Schule weg, griff auch Kaya nach seiner Hand und fuhr leicht über die beinahe verheilten aufgeschlagenen Knöchel. „Ich hab aber keinen Bock drauf, dass du meinetwegen so was machst! Ich kann mich auch Selbstverteidigen und wenn es in der Schule passiert, geb ich halt ab sofort einfach nach. Dann passiert da auch nichts mehr, wobei ich bezweifle, dass die beiden es je wieder wagen auch nur einen Finger an meine Unterlagen zu legen."
Das leichte Schmunzeln auf den schönen Lippen entging Hanemiya nicht, doch alleine der Gedanke, dass ein anderer Mensch seiner Kleinen weh tun könnte, ließ sein Blut kochen.
Er wusste das Kaya nicht davor zurückschreckte auch mal aus zuteilen, doch war sie noch immer ein Mädchen und ihre Kampferfahrung begrenzte sich auf kurze aufeinander treffen mit Typen, die ihrem Bruder schaden wollten. „Ich will mich halt nicht auf dich verlassen müssen! Also lass das ab sofort, wenn du nicht da bist, muss ich es auch alleine schaffen", bei diesen entschlossenen Worten wand sich ihr Kopf leicht zu ihm und Kazu konnte einfach nicht widerstehen.
Rasch überbrückte er die Distanz und versiegelte ihren Mund mit seinem, strich kurz mit seiner Zunge darüber und entfernte sich dann wieder von der Mittelschülerin. „Na, wenn du meinst, aber ich kann nichts versprechen."
Als ob er es je zulassen würde, dass ihr was zustoßen würde. Bestimmt nicht, nicht wo er endlich Kayas Herz in seiner Hand hatte, nicht wenn ihm diese braunen Augen so viel Wärme schenkten und ihr Duft seine wirbelnden Gedanken beruhigte.
Und dennoch.... immer wieder durchbrach eine kurze Kälte das aufgebaute Vertrauen, irgendetwas schwebte noch zwischen ihnen. Jedoch wusste Hanemiya einfach nicht, was es war, ihre Liebe hatte er, doch bei dem Vertrauen fehlte immer noch ein Teil. Dabei hatte er erwartet, dass er es gemeinsam mit ihrer Zuneigung bekommen würde.

Gute 20 Minuten führte der Sandäugige sie durch Gassen und zu einem bestimmten Ziel hin, doch bekannt kam ihr nichts vor. Aber Iwasaki wohnte auch am anderen Ende des Bezirkes und kam hier eher seltener her.
Das einzige, das Kaya mit Sicherheit sagen konnte, war, dass hier erst recht keine Sau herkommen würde. Kein Laden war geöffnet und auch die Wohnhäuser sahen verlassen aus. Musternd betrachtete sie die vernagelten Fenster und die zertrümmerten Scheiben.
Wo bringt der mich denn bitte hin?
Seit dem Kuss hatte keiner von ihnen ein Wort verloren, dafür genossen sie die Ruhe und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Jedoch wurde die Umgebung von Minute zu Minute verlassener und das gefiel Kaya kein bisschen.
Automatisch fuhren ihre Finger in die Löcher der kühlen Waffe in ihrer linken Jackentasche, denn ganz wehrlos würde sie nicht sein, egal was auf sie zukommen würde.
Ihr war klar, dass ihr Pünktchen sie nicht absichtlich in Gefahr brachte, doch war ihr auch klar, dass er zwielichtige Typen kannte und diesen traute sie nun mal nicht.

Ihm war nicht entgangen, dass Kaya mit zunehmender Zeit, die er sie weiter in dieses verlassene Viertel führte, immer unruhiger wurde. Doch er wollte ihr unbedingt zeigen, wo er sich immer herum trieb und in welcher Position er sich befand.
Als seine Schritte stoppten, blieb auch das Mädchen stehen und sah sich das Schild über dem Eingang genauer an. Auf seine Lippen zog sich von ganz alleine ein breites Lächeln, die Schwarzweißhaarige hingegen schien nur noch misstrauischer zu werden.
„Eine verlassene Spielhalle?", schwang die sanfte Stimme in seine Ohren. „Was soll das werden?", setzte sie sofort noch nach und runzelte dabei die Stirn. Seine Augen fanden ihre, wobei erneut das leise Glöckchen erklang, als er den Kopf schief legte: „Vertraust du mir nicht?".
Kayas Gesichtsausdruck veränderte sich kaum, als sie auf diese Frage einging: „Nur bedingt."
Mehr schien er sich wohl nicht erhoffen zu dürfen und das, was Hanemiya hier vorhatte, konnte entweder bewirken, dass seine Kleine ihm schließlich doch endlich vollkommen vertraute, oder aber sie würde ihn endgültig abweisen.
Wie auch immer, er wollte auf keinen Fall, dass sie irgendwann von einem anderen erfuhr, mit welchen Menschen er sich sonst noch umgab. Denn wenn er ihr Vertrauen wollte, musste er ihr erst alles von sich zeigen und bei dem Mädchen fiel ihm das nicht schwer. Zu sehr klammerte sich sein Herz und seine Seele an diesen Menschen.
Gekonnt setzte er seine Schritte fort und stieg über die Kette hinweg, fasste nach dem Griff der mit Pappe abgeklebten Glastür: „Du vertraust mir aber schon mehr als zu Beginn und daher will ich dir alles von mir zeigen." Dabei öffnete er den Eingang und ging ohne sie hinein, in dem Wissen, dass Kaya zu neugierig war und ihm sicher folgen würde.

Nervös trommelten die schlanken Finger des Mädchens auf ihrem rechten Oberschenkel herum, während ihre warmen Augen erst über die verdunkelten Glasscheiben fuhren und schließlich zu dem Graffiti glitten. Sie erkannte das Symbol, denn es war das gleiche, dass ihr Pünktchen auch in seinem Zimmer an der Wand hatte. Also handelte es sich hierbei um die Zentrale Walhallas.
Er bringt mich wirklich zu der ganzen Gang? Überlegte die Schlägernovizin und sah sich noch mal um, doch schließlich siegte ihre Neugierde und der Drang nach einem Tag der nicht in endloser Langeweile versank.
Also stieg auch sie über die niedrige Kette und fasste gerade noch so nach der wieder zufallenden Tür, durch die ihr Begleiter so eben verschwunden war.
Darin konnte die Braunäugige im ersten Moment kaum etwas erkennen, zu düster waren die Lichtverhältnisse und schienen erst weiter im Inneren besser zu werden. Doch die abgestandene Luft, in der sich Zigarettenrauch, Schweiß und Alkohol mit hineinmischten, konnte ihr Geruchssinn augenblicklich wahrnehmen.
Keine sehr angenehme Duftnote, doch etwas, dass ihr nun auch nicht vollkommen fremd war und an das sich die Gepiercte ziemlich schnell gewöhnte.
Der Größere stand noch immer bei der Tür und schien nur noch darauf zu warten, dass ihre Hand endlich von dem kühlen Griff fiel, sodass der Eingang wieder vollkommen verschlossen war.
Nach dem unangenehmen Geruch, nahm Kaya jetzt aber auch die vielen Stimmen wahr und kurz überlegte die Schülerin, ob es nicht doch besser wäre einfach zu gehen.
Prüfend blickte sie zu dem Jungen hinauf, sah in die großen Augen, welche ihre Gestalt nicht aus dem Fokus verloren. Entschlossen umklammerte sie den Schlagring in ihrer Tasche wieder fester und machte einen Schritt auf Kazutora zu.

Der Mittelschüler konnte spüren, wie sein Herz aufgeregt zu flattern begann, als Kaya von der Tür weg ging und ihm weiter nach hinten folgte. Er konnte es kaum abwarten seine Kleine Hanma vorzustellen. Wie sie wohl reagieren würde, wenn ihr bewusst wurde, dass er nicht nur Mitglied einer Gang war, sondern auch noch einer der Kapitäne, die Nummer drei.
Sicher wäre sie überrascht, oder? Abgeschreckt bestimmt nicht, dafür war sie ja selbst zu sehr an so Sachen gewöhnt. Und wer einfach so auf größere und stärkere losging und das mit nicht mehr als einem Baseballschläger, den schreckte sicher auch so eine Tatsache nicht ab.
In seinen Gedanken saß Kaya schon neben ihm, wenn er sich mit Baji unterhalten würde. Denn auch dieser war seit einigen Tagen endlich richtiges Mitglied von Walhalla.
Das leichte ziehen an seiner Jacke, zog ihn aus diesem Tagtraum wieder zurück. Als er seinen Kopf etwas neigte, erkannte er wie die vorzeige Schülerin, die es eigentlich nicht gab, stehen geblieben war und die umstehenden Typen mit stechendem Blick anstarrte.
Als einige von den, ihr vollkommen unbekannten, Kerlen weiter auf sie und Kazu zukamen, huschten ihre Augen aufmerksam über die Typen.
Abwartend sah er zu dem Mädchen hinab, sie stand zu seiner linken und sondierte den kompletten Raum. Langsam fuhren seine Augen zu ihren Händen, die sie mittlerweile aus den Taschen gezogen hatte. Kayas Finger zierten nun zwei silbern glänzende Schlagringe, an jeder Hand einer und wie Hanemiya fand, standen diese ihr unheimlich gut.
Er konnte sehen, wie sich ihre Augen gefährlich verengten, als einer der Jungs noch näher trat, dagegen etwas unternehmen wollte der Schläger allerdings nicht. „Keine Sorge, sie tun dir nichts, oder befürchtest du, dass du ihnen was antun könntest?"

Kaya machte es nichts aus unter Menschen zu sein, doch das hier war etwas vollkommen anderes. Sie konnte in den Augen der Typen sehen, dass mit denen nicht gut Kirschen essen war. Mit einem oder zwei wäre sie schon irgendwie klargekommen, doch das hier waren deutlich mehr als sie auch nur ansatzweise ins Nirwana prügeln könnte.
Der einzige Mensch, dem sie gerade noch vertraute, war Kazutora und genau zu diesem schielte sie, bewegte sich aber sonst nicht weiter. Kaum dass sich die sandbraunen und die karamellfarbenen Iriden fanden, verschwand ihre Furcht von diesen ganzen Schlägern.
Und als Kazu weiter ging, schien das leise Klirren seines Ohrrings plötzlich lauter als die Stimmen um sie herum und schließlich zog ein süßlich-holziger Duft in ihre Nase und lullte ihre Wahrnehmung vollkommen ein. Kakao und Moschus umgab ihren Geist mit einem Mal vollständig und sie folgte unbewusst dem schlank gebauten Körper, um den angenehmen Geruch weiter in sich aufzunehmen. Ihre Muskeln entspannten sich und erst die glockenhelle Stimme von Kazutora ließ die Schülerin erkennen, dass sie weiter gegangen waren und nun vor einem gigantischen Typen mit blondem Streifen in den aufgestellten Haaren angekommen waren. Er saß auf einer alten abgewetzten Couch, die hier und da auch Löcher aufwies. Seine langen Beine hatte er auf einem niedrigen Tisch abgelegt und die Arme hinter sich auf der Rückenlehne ausgebreitet.

„Wen hast du denn da mit angeschleppt?", fragte Hanma, als sich seine Augen auf Kaya fixierten, die noch immer hinter Kazutora stand. Der Riese musterte das Mädchen aufmerksam, welches von Walhallas Nummer drei mitgebracht wurde. Als Erstes vielen ihm die Schlagringe auf, die sie fest umklammert hatte, dann die Schuluniform und der stechende Blick.
Neugierig geworden, zog er seine schweren Stiefel von der Tischplatte, wobei ein widerliches Kratzen erklang und lehnte sich dann auf seinen Oberschenkeln mit den Ellbogen ab, um sein Kinn in den Händen zu betten.
Hanemiya schwang einen Arm um die Kleinere und zog sie damit dicht an seine Brust. „Das ist Kaya, meine Kleine!"
Erneut wanderten die lila Iriden über das Mädchen, sie hatte einige blaue Flecken auf den blassen Beinen und wirkte nicht wirklich, als wäre sie über irgendetwas hier überrascht. Nur in ihren Augen erkannte der Größere, dass sie keinem der Anwesenden auch nur einen Millimeter weit traute.
Verwundern tat ihn diese Tatsache aber nicht sonderlich, immerhin handelte es sich um eine Gang und keiner der Jungs hier war ein Unschuldslamm.
„Und warum bringst du deine Freundin mit?", fragte Shuji nach und blickte dabei wieder zu Kazutora. Dieser lächelte wie ein Engel, der er eindeutig nicht war und zuckte leicht mit den Schultern. „Warum nicht? Meine Kleine soll wissen, womit ich meine Tage so verbringe! Außerdem kennt sie die anderen Kapitäne auch schon, also weswegen nicht auch noch die Nummer zwei vorstellen?"
Aufmerksam starrte der Größere das Mädchen eine weile an, ohne ein einziges Wort von sich zu geben. Die stechenden karamellfarbenen Iriden der Kleineren bohrten sich in seine und ihre Finger schlossen sich noch fester um die beiden Waffen. Jedoch wich die Gepiercte keinen Schritt zurück. Schließlich breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, das Shujis Mundwinkel weit auseinander trieb. „Hahaha na wenn das so ist, willkommen bei Walhalla, Kaya!" Dabei setzte er sich wieder aufrecht hin und hob seine Arme nach rechts und links, um sie Willkommen zu heißen.

Zufrieden grinsend, legte die Nummer drei seinen Kopf ein wenig zur Seite und lehnte damit an dem Schopf von seiner Kleinen. „Das ist übrigens Shuji Hanma." Stellte der Größere den Lilaäugigen vor und trat einen Schritt weiter, mit dem er Kaya weiter zog.
„Und was soll ich hier?", erklang ihre sonst eher zarte Stimme deutlich härter als der Tätowierte es gewohnt war. Wie schon bei dem aufeinander treffen mit Chome, Chonbo und Baji, zeigte sie wieder nicht, dass ihr die menge an unbekannten Schlägern dennoch angst machte.
Da Hanma ein wenig rutschte, drehte sich Hanemiya gemeinsam, mit der Schwarzweißhaarigen im Arm, herum und ließ sich in die durchgesessene Polsterung fallen. „Na ich wollte halt, dass du weißt, mit wem ich mich umgebe. Diese Typen hier sind so was wie meine Familie und gemeinsam werden wir Toman stürzen und Mikey zu Fall bringen!", begann der Rowdy glücklich lächelnd und schielte bei seinen Worten zu der Nummer zwei. Ein irrsinniges Funkeln blitzte in den sandbraunen Augen auf, als der Schläger daran dachte, Mikey, denn Kerl, der für all sein Leid verantwortlich war, endlich zu töten.
Ein Zischen riss ihn aus dem Wahn, der sich allmählich in seinem Kopf ausbreitete und zerrte ihn gekonnt zu Kaya zurück. Diese sah mehr als missbilligend über die Typen, die sie noch immer mit gefährlichen Augen betrachteten. „Die Vollgeigen enden irgendwann genau wie mein Alter, verbittert, alleine und mit nichts als einer Leere im Herzen.", bei diesen eisigen Worten griff sie nach Kazutoras Hand. „Ganz sicher werde ich nicht zulassen, dass du auch so endest!"

Wie sie diese Gruppierungen hasste, Gangs waren einfach das schlimmste, sie brachten nichts als Schmerz und Einsamkeit hervor. Hinterließen all ihre Opfer mit tiefen Wunden und zerrissenen Familien. Und all dieser Dreck begann mit solchen Jugendgangs, die noch nichts zu melden hatten, sich aber für die Größten der Welt hielten, weil sie anderen auf die Schnauze gaben.
Ich lass nicht zu, dass Kazu auch so endet! Niemals!
„Was is denn hier los?", erklang die dunkle Stimme von Baji, der mit einem schiefen Lächeln durch einen der Lichtkegel trat, den eine der flackernden Lampen warf. Kayas Augen sprangen zu dem Schwarzhaarigen, dabei zogen sich ihre Brauen ein wenig zusammen. Denn auch wenn sie wusste, dass Keisuke ebenfalls zu Walhalla gehörte, überraschte es die Kleinere doch, ihn hier zu sehen.
„Hach ja, Kazutoras Freundin erklärte gerade, dass wir alle verbittert und alleine enden werden", lachte Shuji etwas auf und machte dabei eine über dramatische Handbewegung.
Bohrend suchten Iwasakis Iriden die von dem Riesen: „Wirst schon sehen, was ich meine, falls ihr das überhaupt bis dahin schafft."
Erneut griffen ihre kühlen Finger fester nach denen von ihrem Pünktchen. Kazutora war nicht so, er war ein herzlicher und aufmerksamer Mensch. Klar hatte er seine brutale Seite, jedoch hatte diese auch Kaya, doch würde sie diese nie nutzen, um einem anderen einfach so weh zu tun.
Und irgendwas in ihr glaubte fest daran, dass auch der Mensch, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, so war.
Baji ließ sich auf einem alten Klappstuhl nieder und lehnte sich lässig gegen die Rückenlehne. Seine Aufmerksamkeit huschte kurz zwischen den dreien auf der Couch hin und her, schließlich schmunzelte er und ließ dabei seine spitzen Eckzähne etwas hervorblitzen. „Hat er dir endlich gesagt, was er vorhat? Schön. Ich sag dir jetzt auch was, Kaya. Er hat allen Grund Mikey so zu hassen, denn dieser ist an allem schuld."

Dem Schwarzhaarigen war klar, dass er dieses Schmierentheater mitspielen musste, um seinem Freund zu helfen und wenn er dem Irrsinn, den Kazutora sich zusammen gesponnen hatte, zustimmen musste, war das erst mal so. Doch er würde ihm helfen, er würde seinen Freund wieder zurückholen.
Verwundert sah ihm das Mädchen entgegen und begann auch mit genau so einem Ton zu sprechen: „Meinst du das mit der Jugenderziehungsanstalt? Das hat er mir schon mal erzählt, ich weiß, dass er die Schuld auf sich genommen hat, um dir den Arsch zu retten. Aber warum is dieser Mikey daran schuld?" Dass sie es nicht verstehen würde, hatte sich das frühere Toman-Mitglied schon gedacht, doch die ganze Sache hier und jetzt genauer zu besprechen würde nichts bringen.
Zu seiner Rettung kreuzte in diesem Augenblick aber auch Chome gemeinsam mit seinem Bruder auf. „Wenn das nicht die Kleine ist." Grinste er und kramte schon wieder in einer Chipstüte herum.
Überrascht musste Hanma lachen und wirkte tatsächlich nicht ganz so gelangweilt wie sonst. „Ach, sie kennt die also echt schon. Hatte ich nicht erwartet!"
Damit nahm die ganze Unterhaltung eine deutlich angenehmere Wendung.
„Klar doch, Kazutora hat sie uns vor einigen Wochen vorgestellt", erläuterte Chonbo auf die Worte seines Bosses. Noch immer wirkte das einzige Mädchen angespannt, doch die Anwesenheit der Jungs, die sie schon kannte, lockerte ihre Haltung nach und nach ein wenig auf.
Plötzlich tippte Shuji ihr gegen die Waffe, die noch immer über ihre rechte Hand gezogen war. „Rennst du immer mit so was rum?", harkte er mit deutlich zu viel Interesse in der Stimme nach.

Ein leichtes Kribbeln rann durch Hanmas Venen, als er die Schlagringe ansprach. Er kannte Weiber, er hatte schon viele von denen gesehen, aber die meisten rannten schreiend und weinend davon, wenn sie ein Gang-Mitglied sahen. Irgendwie erwartete er schon, als Kazutora sie hier herbrachte, dass etwas nicht mit ihr stimmte und nach den ersten Worten von der Schwarzweißhaarigen, war er sich sicher, dass die genau so eine Schraube locker hatte wie auch seine Nummer drei.
Dennoch war das ganze unheimlich spannend, lenkte ihn von der Langeweile ab, die sich noch bis vor einigen Minuten in seinen Gedanken breit gemacht hatte.
Erneut trafen ihn die eiskalten braunen Augen und er musste sich ein breites Grinsen verkneifen, wie es überhaupt sein konnte, dass so ein warmer Farbton so eisig wirkte, war echt faszinierend. Sicher würde er in Zukunft noch seinen Spaß mit dem Paar haben, denn auch Hanemiyas Augen sprachen von Wahn und Irrsinn. Eine interessante Kombination.
„Hat sie, immer und das auch in der Schule", antwortete aber der Schwarzblonde und zog die Hand, auf die er eben getippt hatte, weiter zu sich.
Musternd beobachtete der Tätowierte, wie sich die Haltung von Kazutora etwas veränderte. War er beim Eintreten noch ziemlich locker und beobachtete selbst das Verhalten seiner Freundin. So schien er nun jeden mit seiner Ausstrahlung von ihr fern halten zu wollen.

„Was genau is denn deine Position hier in der Gang?", fragte Kaya nach und sah zu den sandbraune Augen hinauf. In diesen spiegelte sich ein stolzes Funkeln ab und er grinste zufrieden. „Ich bin hier die Nummer drei", erklärte er seiner Kleinen und sah dann über die Mitglieder. „Keiner von denen kann mir was anhaben, sie sind alle schwächer und müssen meinen Befehlen folgen."
Überrascht blinzelte Iwasaki ihm entgegen, als er seine Iriden wieder zu ihr senkte, doch sagen tat sie dazu nichts.
Er konnte nur die unerwartete Erkenntnis über seine Stärke darin erkennen und die stille Bewunderung darüber. Dieser Blick gefiel ihm sehr, denn Kaya schien ihm immer mehr und mehr zu verfallen. Sie sollte vollkommen in seinen Bann gezogen werden und keinen anderen Menschen auf der Welt mehr sehen können.
Seine Kleine sollte sich bei ihm wohlfühlen und nur ihm vertrauen, nur ihm ihre Zuneigung schenken, die so kostbar für Kazutora war, wie das Wissen darüber, dass er Toman vernichten würde.
„Wo hast du die Kleine den aufgegabelt?", unterbrach Hanma den Blickkontakt der beiden, als er sich mit dieser Fragen an sie wand. Grinsend wanderten die sandbraunen Augen zu der Nummer zwei und er erklärte ihm kurz, wie er Kaya bei der Flucht von dem Schulgelände beobachtet hatte. Wie er sie dann später vor einer Gasse wieder gesehen hatte und sie auf zwei ältere Kerle losging, jedoch keine Chance hatte und er ihr den Arsch gerettet hatte.

Den kompletten restlichen Tag, verbrachte das Mädchen bei der Gang und stellte fest, dass Hanma eigentlich ein ziemlich angenehmer Mensch war. Auch wenn er seine Eigenarten hatte. Doch diese hatte jeder und irgendwie verstand sie sich auch mit dem Großen ganz gut. Auch wenn er ihre Einstellung bezüglich der Gang und ihrer Beziehung zu Kazutora nicht verstand. Jedoch tolerierte er das ganze und erklärte ihr, dass es Dinge gab, die sie tun mussten, um die Gesellschaft von solchen Kerlen wie Mikey zu befreien. Dass der Toman Leader ein furchtbarer Mensch war und alle, die mit ihm zu tun hatten, nur in ihr Unglück stürzte.
Seltsamer weiße verstand Kaya das auf eine verdrehte Art und Weise, denn es gab immer Leute, die man am besten schon aufhielt, bevor etwas Schlimmeres geschah. Sie selbst war zu schwach, um irgendetwas ausrichten zu können.
Dass sie sich hier auf eine vollkommen verdrehte Sicht einließ, fiel ihr kein bisschen auf, denn auch ihre Ansichten waren alles andere als normal. Dennoch würde sie keinem der anderen mehr trauen, als ihrem Pünktchen. Auch wenn Baji sich mittlerweile in ihr Leben geschlichen hatte, in dem er ihren Bruder von Orten wie Roppongi fern hielt. Sie war dem Schwarzhaarigen unheimlich dankbar dafür, dass er sich so gut mit dem Jüngeren verstand und dieser so etwas wie ein Ersatz für Daisuke darstellte.
„Ach was? Du hast einen kleinen Bruder?", fragte Shuji nach, als das neueste Mitglied davon erzählte, wie er mit Iroh einige Ersatzteile besorgt hatte. Darüber war Kaya allerdings weniger erfreut, denn noch immer hielt sie die Maschine für einen Unglücksbringer.
Einen Schluck aus der Flasche nehmend, die ihr Choji gegeben hatte, verzog sie etwas das Gesicht. „Ja, hab ich, aber lass die Finger von ihm! Er ist kein Typ, der in eine Gang passt, verstanden?", ihre Aussage hatte eine unterschwellige Warnung inne, die dem Größeren nicht entging.
Auf keinen Fall sollte ihr Bruder in so etwas hinein gezogen werden und das wollte die Mittelschülerin auch gleich mal klarstellen.
Hanmas Züge wurde ein wenig verschlagen: „Wenn er selbst mitmachen will, kannst du das nicht ändern. Aber ich werde einen Knirps sicher nicht anwerben, davon haben wir schon genug."

Kazutora beobachtete genau, wie seine Freundin mit Shuji umging, die Angst, die sie beim Eintreten noch hatte, hatte sich wieder in Selbstvertrauen gewandelt. Genau wie er es von ihr kannte und so wirkte sie nun eher wie eine Freundin, als eine Außenstehende.
Denn auch wenn sie etwas gegen Gangs hatte, kam sie doch erstaunlich gut mit den Schlägern klar. Langsam erhob sich der Schwarzblonde und zog auch die Kleinere mit hoch. „Komm schon, es ist schon spät. Ich bring dich noch nach Hause."
Gelassen warf er Baji einen Blick zu und legte gleich wieder einen Arm um die schmalen Schultern. Die anderen erhoben sich ebenfalls. „Stimmt, is schon spät", begann Choji und nickte Hanma kurz zu, dann drehte er sich zu Kazutora und Kaya. „Ich kann sie bis zu unserem Wohnhaus begleiten, wir müssen ja eh in dieselbe Richtung."
Erneut flammte Eifersucht in dem Tätowierten auf, denn es gefiel ihm noch immer nicht, dass sich die beiden so nahestanden. Doch es war besser als sie alleine durch die Gegend laufen zu lassen und wenn er seine Kleine, seinen Freunden nicht anvertrauen konnte, wem sonst?
„Na gut, aber pass auf, dass ihr nichts passiert", brachte er mit einem warnenden Unterton hervor.
Doch das Mädchen in seinem Arm lachte nur kurz auf: „Mach mal nicht so ne Welle, was soll mir schon passieren? Und wenn, hab ich immer noch die beiden dabei." Damit zog sie ihre Arme etwas hoch und zeigte ihm die Schlagringe, die noch immer ihre Finger zierten.
Zwar war sie im Laufe des Abends entspannter geworden, doch ihre Waffen hatte sie dennoch nicht abgelegt. Schweigend drückte Kazu seine Lippen auf ihren Schopf und schmunzelte dann etwas gegen die weichen Haare.
So verabschiedete sich das Mädchen von den Gang-Mitgliedern und verließ zusammen mit Choji und Kaztora den Sitz von Walhalla, um sich auf den Weg nach Hause zu machen.

Vicinity [Tokyo Revengers]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt