Kapitel 4- Umkleiden und Deppen

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Genervt schob sie sich mit Skulls in der Hand durch die Gruppe, die gerade den Vierer wieder aus dem Wasser ziehen wollte. Sie war schlecht gerudert, hatte beinahe jeden Schlag einen Frosch gefangen. Die Techniklehrstunde war das einzig gute gewesen an diesem Training.

Schon wieder suchte dieser Niklas ihren Blick. Lässig stand er wie schon beim Try-out neben der Rolle und machte keinerlei Anstalten seinen Leuten zu helfen. Eine Hand locker in der Hosentasche seiner schwarzen Trainingshose, die Schultern locker hängen und wieder dieses unsäglich selbstsicheres Lächeln auf den Lippen. Dieses Lächeln könnte sie rasend machen. Sie hasste Männer, die so lächelten. Dieses Lächeln bedeutete Ärger, Herzschmerz und einiges mehr auf das sie verzichten konnte. Er schien ihren Blick bemerkt zu haben, zumindest legte er etwas den Kopf schief und blinzelte sie interessiert aus diesen Rehaugen an. Sie wusste ganz genau, was das hieß und lief einfach weiter, als wäre nichts. Er sollte ja nicht auf die Idee kommen, sie hätte Interesse an ihm. Er sah vielleicht gut aus, naja obwohl auch das war etwas hochgegriffen. Niklas war durchschnitt, höchstens. Langweilige dunkle Haare, langweilige gerade Nase, langweilige Grübchen und noch langweiligere volle Lippen. Sie sollte nicht starren, korrigiere, sie wollte nicht starren. Aber sie musste sich versichern, dass Niklas wirklich immer noch zu 100 % langweilig war. Ja, ja das war er und dazu auch noch zu nichts zu gebrauchen. Er machte nicht mal Anzeichen irgendwie seiner Crew zu helfen. Vollidiot! Stattdessen sah er ihr nur dumm nach. Wahrscheinlich mahlte er sich schon in Gedanken aus, wie er sie um den Finger wickeln könnte und in sein Bett zerren. Da waren sie doch alle gleich. Es ging immer bei allem nur um Sex.

Ihr Laune sank noch weiter Richtung Kellerebene. William nickte ihr zu, als er ihr entgegenkam "Zieh nicht so ein Gesicht! Du warst ziemlich gut". Sie schüttelte bestimmte den Kopf und stoppte "Auf gar keinen Fall! Viel zu viele Frösche" ein kehliges Lachen entkam William und er rückte sich seine dunkelblaue No-name Kappe zurecht "Das ist am Anfang normal, das legt sich. Deine Balance ist wirklich gut. Vielleicht bekommen wir dich ja bis Oktober noch in eines der Rennboote" Sie zuckte bloß mit den Schultern. Ihr wäre das nur recht. Aber irgendwie fühlte sie das noch nicht so und das Rennboot schien in unerreichbarer Ferne. "Wird schon" nickte William ihr noch einmal zu, eher dem Vierer zubrüllte "Sach mal, was macht ihr Lappen denn da! Setzt den Vierer doch mal ordentlich auf die Ablage! Mann, mann, mann! Niklas?! Hab deine Crew mal im Griff!" Sie drehte sich ebenfalls in die Richtung und sah, wie die Crew des Vierers Probleme hatte sein Boot auf den Holzaufleger mit den Rollen zu hieven. Niklas trottete gechillt hinterher und hatte dabei auch noch beinahe unbeteiligt wirkend sein Handy in der Hand. William seufzte und sah sie noch einmal entschuldigend an, ehe er schnellen Schrittes zum Vierer rüberlief und sie endlich ihre Skills auf die Halterung an der Wand hängen konnte. Sie sah sich schnell noch einmal um, ehe sie die Holztür zum Clubgebäude öffnete und etwas missmutig weiter zu den Umkleiden stiefelte.

Anna holte mit schnellen Schrittes zu ihr auf "Na Spaß gehabt?" grinste sie breit und legte Leah eine Hand auf die Schulter. Augenblicklich verkrampfte sie sich etwas und versteifte den Rücken. Sofort zog Anna ihre Hand wieder weg und warf Leah einen fragenden Blick zu. "Nicht wirklich" entgegnete sie kühl. "Oh!" kam es Anna erstaunt über die Lippen. Leah strich sich eine Haarsträhne, die ihr aus ihrem langen geflochtenen Zopf gerutscht war, hinters Ohr. Anna grinste wieder "Wir hatten ne Kaffeefahrt laut Niklas". Leah zuckte lediglich mit den Schultern. Ihr war jetzt nicht nach reden, wenn es nicht um Analyse ihrer Leistung ging. "Mensch, Launentechnisch, tust du dir echt nichts mit Niklas." lachte Anna und knuffte sie freundschaftlich in die Seite. Also ob der schlechten Laune gehabt hätte. So wie er darauf war, als er die Technik mit ihr trainiert hatte. Aber Leah warf ihr nur einen verwirrten Blick zu "Okay! Ich habe verstanden. Nicht anfassen" hob die dunkel Haarige abwehrend die Hände. Leah zog nur kurz, etwas versöhnlich die Mundwinkel hoch. "Was hast du jetzt noch vor? Kommst du mit in die Sauna?" plapperte Anna weiter, hatte sie wohl noch nicht registriert, dass Leah nicht nach reden war. "Ich muss lernen." gab Leah die naheliegenste und schlichteste Erklärung. Gedanklich war sie noch bei ihren Fröschen.

Wie kann es sein, dass sie heute so viele Frösche gefangen hatte? War sie unkonzentriert gewesen? Wo hatte es in der Technik geharkt? Man! Das ärgerte sie ungemein. Sie müsste das doch um einiges besser wissen!

"Was studierst du eigentlich?" funkte Anna wieder zwischen ihre innere Analyse. Man! Leah war kurz verwirrt. Was hatte das jetzt mit rudern zutun? "Ähm... International Management. Und du?" druckste sie etwas herum. Irgendwie schien es ihr immer etwas irrelevant Leute zu fragen, was sie studieren. Anna schob die Tür zur Umkleide auf und warme Luft schlug ihnen entgegen "Nice, ich bin im Mediendesign. Hast du dann nicht Kurse mit Niklas?" Leah zuckte wieder nur mit den Schultern, als sie sich hinter Anna durch die Tür schob und sie hinter sich schloss "Nicht, dass ich wüsste. Warum?" Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, Niklas je in einer ihrer Vorlesungen gesehen zu haben. Sie musste aber auch zugeben, sie wusste selten wer mit ihr in einem Kurs saß, da sie nicht so umbedingt auf ihre Kommilitonen achtete und meist in der ersten Reihe saß. Anna wirkte ehrlich überrascht "Na ja, er studiert Marketing-Management, obwohl... Ja gut.. Ist zwei Semester über dir" als ob sich alle Leute von der Wirtschaftsfakultät kennen würden. Über 1000 kennen sich natürlich alle mit Namen. Da konnte sie ja auch fragen ob die an der Technischen sich auch alle kannten und schon zusammen getrunken haben. "Marketing Management, süß" murmelte Leah leise und zog sich ihr rosafarbenes Lieblings Sport-Top über den Kopf.

Er sah gar nicht aus wie so ein Marketing-Heini. Nicht hip genug irgendwie und die Klischee-Hornbrille fehlte auch. Dieser Typ war unmöglich im Marketing. Zumindest rein optisch. Na ja was wusste sie schon was er wohl darauf hatte, wenn es darauf ankam. Garantiert mehr als sie. Marketing war ihr rotes Tuch! Dafür mochte sie Finanzen eigentlich ganz gerne. Irritierte sie selbst etwas und wenn sie ehrlich war, freute sie sich sogar etwas drauf heute wieder etwas Finance lernen zu können. In der Schule war Mathe eigentlich nicht so ihr Thema gewesen, aber jetzt im Studium machte plötzlich alles Sinn und hatte Hand und Fuß. Es gab irgendwie mehr Sinn zu brechen wie viel man der Bank zurückzahlen musste, wenn man einen Kredit auf sein Haus aufnahm und ob das Leasing eines neuen Firmenwagens nun sinnvoller war, als den Wagen zu kaufen und nach seinem "sinnvollem Leben" wieder zu verkaufen, als einfach nur stumpf eine Matrize nach der Nächsten rechnen zu müssen.

Anna lachte "Du vertu dich da mal nicht. Hast du unser Social Media gesehen? Das macht und organisiert alles Niklas!" ja gut, Social Media... Schön und gut, ganz klar auch kein Kinderspiel, aber trotzdem kein Hexenwerk, das sie hätte beeindrucken können. Ein müdes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, da war es wieder, das leidige Thema Marketing und die vielen Kurse, die sie dazu schon besucht hatte. "Na ja, so was Krasses ist es eigentlich gar nicht. Er macht das schon gut ja und hat auch meinen Respekt dafür, das so locker neben dem Leistungssport zu machen. Aber na ja... Im Endeffekt nutzt er nur sein Wissen aus denselben Kursen, die wir alle machen müssen und seine Kontakte, die eben gute Fotos und Videos liefern können." Anna verging das Lachen. "Hmh" kam es ihr nur über die Lippen und Leah ärgerte sich, dass sie nun als überhebliche Bitch dastand. Sozial war sie wohl immer noch ein Reinfall. "Versteh mich nicht falsch. Ist, glaube ich auch etwas der Ruf, den die MMler an der Uni haben" versuchte sie sich noch irgendwie zu retten. "Was ist da eigentlich der Unterschied zwischen euren ganzen Richtungen, wenn ihr eh mehr oder weniger dieselben Kurse habt?" heuchelte Anna zumindest noch sowas wie Interesse. Sie und Niklas waren augenscheinlich befreundet und Leah geradewegs in ein Fettnäpfchen gelaufen, das glaubte sie jedenfalls. "Die Kurse die wir nicht zusammen haben" versuchte sich Leah an einem Witz, über den Anna zum Glück schmunzeln musste. "Dann will ich euch beide unbedingt mal über Marketing oder sowas streiten sehen!" Anna schmiss ihr T-shirt in ihre große schwarze Sporttasche, die vor ihr auf der Bank stand. Leah konnte darauf eher verzichten und öffnete die Schnürung im Bund ihrer Leggins, um sich das Stück schwarzen Funktionsstoff, dann von den Beinen zu ziehen. Anna zog sich nicht weiter um, tauschte lediglich das T-shirt zu einem langärmeligen Funktionsshirt.

"Du magst Niklas nicht, kann das sein?" fragte sie als sie in das Shirt schlüpfte. Leah hielt im Umziehen inne "Ähm... Keine Ahnung. Ich kenne ihn ja nicht." Dass es sie störte wie er sie ansah, behielt sie bewusst für sich. "Du musst ihn und Paul zusammen erleben. Das ist wirklich witzig. Die Jungs sind wirklich klasse." Anna blinzelte sie freundlich an und hob dann die Hand "Ich lasse mich jetzt von William im Renndoppel quälen. Viel Spaß beim Lernen" "Viel Spaß" wünschte Leah ebenfalls und war ehrlich etwas neidisch. Das wäre es heute gewesen. Renndoppel mit einem Trainer! Anna winkte noch einmal, dann fiel die Tür hinter ihr ins Schloss, wurde jedoch wieder von der Masterstudentin aufgestoßen.

"Du, ich glaube das ist nichts für mich" schnaufte sie und fuhr sich durch den kurzen Pferdeschwanz. Leah lächelte ihr aufmunternd zu "Das wird schon. Was lässt dich das denn glauben?". Insgeheim konnte sie sich das schon denken und es tat ihr etwas in der Seele weh. "Ich bin übrigens Leah" warf sie noch schnell ein. "Ich bin Katrin." ließ Katrin sich auf die Bank sinken. "Ihr seid alle so sportlich und dünn. Dann komme ich, da können, wir ja direkt finde den Fehler spielen" bestimmt schüttelte Leah den Kopf "Ach komm, das ist doch quatsch! Ich bin auch meilenweit vom Rudererkörper entfernt" Katrin seufzte "Aber näher dran als ich. Eine Wintersaison und du hast es. Ich müsste erstmal ein halbes Jahr Diät machen" Die Kappen ihrer Schnürsenkel machten ein klackendes Geräusch als sie auf dem kühlen Fliesenboden aufkamen. Wieder schüttelte Leah vehement den Kopf "Nein, dafür esse ich zu gerne und vor allem Schokolade" bekannte sie sich ihrem Laster, bekam von Katrin jedoch nur einen müden Blick ab. Leah fühlte sich plötzlich doch etwas unwohl nur in Sport-BH und Unterhose in der Umkleide zustehen und griff schnell nach ihrer Jeans, die ganz klar eine 38 war und keine 36... Da würde sie wohl auch nie wieder reinpassen. Katrin musterte sie "Du passt hier her. Ich nicht!" sagte sie bestimmt und schlüpfte aus ihren Laufschuhen. "Sag sowas nicht! Hat jemand so etwas gesagt? Nein. Ich habs zumindest nicht mitbekommen und du hast doch Spaß. Lass dich doch von so etwas nicht abhalten etwas zu machen an dem du Spaß hast" Leah hatte ehrlich Mitleid. Sie hatte sich über solche Sachen nie Gedanken gemacht. War vielleicht auch etwas naiv, aber sie konnte sich kaum vorstellen, dass in einem Larifari-Uniruderclub jemand aufgrund seines Aussehens ausgeschlossen wurde. Katrin schüttelte betrübt den Kopf "Lieb von dir, aber... Nein. Ich glaube, das war's für mich hier. War nett dich kennengelernt zuhaben" Leah wurde augenblicklich etwas schwer ums Herz, aber sie hatte das Gefühl nichts mehr sagen zu können um Katrin aufzumuntern "Okay" meinte sie kleinlaut und zog sich ihren Pulli über, ehe sie ihre Sportschuhe und die Legins in ihren Jutebeutel stopfte. Sie schlüpfte schweigend in ihre Schuhe und nahm ihre Jacke vom Harken, ehe sie sich noch einmal an Katrin wandte "Ich fände es schade, wenn du gehst. Ich wäre gerne mal mit dir gerudert, du wirkst nett" Katrin presste die Lippen fest aufeinander und nickte ihr kaum merklich zu "Ich überlege es mir." Das klang jedoch eher halbherzig. Leah schlüpfte in ihre Jacke und lächelte Katrin zu "Tschüss. Hab noch einen schönen Abend" Ihre Wut auf sich selbst war verraucht. Da war nur dieser Schwermut, weil Katrin schon so schnell wieder aus der Crew ausscheiden wollte. "Dir auch!" schenkte Katrin ein warmherziges Lächeln und ihre Augen funkelten sie freundlich an.

Leah stieß die Tür auf und entschied sich durch das Bootshaus ihren Rückweg anzutreten in der Hoffnung Anna noch einmal vor Ablegen zuzuwinken. Die Jungs waren entweder schon weg oder standen mitten im Raum und schielten immer wieder zum Kraftraum, in den man durch große rechteckige Fenster blicken konnte. Was gab es da bloß so spannendes, dass sie alle da so blöd standen. Ne Blondine mit üppiger Oberweite und Knackarsch, in knappen und hautengen farblich passenden Sportklamotten, die Kniebeugen machte, war es wohl kaum. Ein "Tschüss" murmelnd lief sie an den Jungs vorbei und konnte es nicht lassen nicht doch zumindest einen kurzen Blick in das Innere des Raumes zuwerfen. So gleich verdrehte sie etwas die Augen über sich.

Natürlich war es keine Blondine gewesen, sondern Niklas. Er trug jetzt auch keine hautengen Klamotten, farblich passend war auch nichts. Zumindest ergaben in ihren Augen schwarze, etwas weitere Shorts und ein dunkelblaues Funktionsshirt mit Clublogo kein passendes Set. Das, was die Jungs wohl so beeindruckte war, dass er Gewichte stemmte. Für ihr Laienauge sah die Stange mit den bunten Scheiben auf seinen Schultern zumindest nicht sooo leicht aus. Gut, sie würde sich wahrscheinlich direkt einen Bruch heben. Gewichte waren für sie absolutes, schon immer unberührtes und mit großem Bogen umrundetes Neuland. Die meisten Männer pumpten doch eh nur und meinten, sie wären die Größten. Na gut, das sah bei ihrem Co-Trainer irgendwie anders aus. Vielleicht sollte sie noch mal etwas mehr ins Rudertraining von Topruderern gucken. Der Kraftraum musste ja einen Sinn haben.

Schnell schüttelte sie den Kopf. Niklas Training ging sie nichts an und war auch irrelevant für sie. Regatten würde sie in ihrem Leben wohl nie rudern, also konnte sie ruhig etwas vor sich hin dümpeln. Schnell stieß sie die Tür zum Bootshaus auf, das verwaist dalag und wären die Tore nicht Sperrangelweit geöffnet, würde wohl niemand draufkommen, dass noch Leute am Club waren. Flink schob sie sich zwischen Gigboot und einem großen rollbaren Bootsaufleger durch nach draußen. Anna und William standen noch auf dem Steg und hängten die Skulls ein. Leah pfiff einmal und winkte zum Abschied, als beide den Kopf hoben. Sie bekam von beiden ein Lächeln und ihr winken wurde erwidert.

Sie beobachtete noch wie das Boot ablegte und sich langsam vom Steg entfernte, ehe sie am See entlang auf dem asphaltierten Spazier- und Radweg zurück in die Stadt lief, die sich in greifbarer nähe vor ihr aufbaute.

Irgendwie schien der Club wirklich nicht so schlimm. Alle waren nett und sie musste gestehen sie fühlte sich wohl dort. Wenn Niklas sie nicht angaffte. Was hatte dieser Typ bloß mit ihr? Hatte sie vielleicht etwas falsch gemacht? Aber was sollte sie denn falsch gemacht haben? Sie hatte sie Skulls doch korrekt über der Schulter. Wobei, sie kannte diesen Blick. Dieser Blick, den Männern hatten, wenn sie glaubten, sie hätten leichtes Spiel. Aber sie war kein Spiel! Das hatte sie sich fest geschworen. Nie wieder würde sie für jemanden nur das Spielzeug sein. Nie wieder würde sie sich von einem Mann nicht ernst nehmen lassen und nie wieder wollte sie sich verarschen lassen. Es war genug gewesen. Genug für eine Lebenszeit. Sie hatte daraus gelernt und würde diese Fehler auf keinen Fall nochmal machen, nur weil ein Mann sie graue Maus sah.

Ja, das war sie, eine graue Maus. Jemand durch den Leute durch gucken. Uninteressant, unauffällig und langweilig. Jemand den man übersah, oder der zumindest so interessant schien, dass man nicht mehr mit ihm zutun haben wollte. Aber das war alles Absicht! Sie wollte keine Aufmerksamkeit. Ihre Einsamkeit war gut, richtig, schützend. Nein, was anderes wollte sie nicht! Nie! Nie wieder! Prinzen auf dem weißen Pferd gab es nicht und sie, sie schütze sich, indem sie eben unscheinbar war. Manchmal war das auch nervig oder unangenehm. Wenn keiner ihrer Freunde da war, stand sie etwas verloren bei Veranstaltungen irgendwo. Sie war nicht der Typ der auf Leute zuging. Auch, wenn sie es eigentlich wollte.

Sie stopfte sich ihre Kopfhörer ins Ohr und suchte auf ihrem Handy nach einer passenden Playlist. Ihr war nach... Ja wonach war ihr... Eigentlich nicht wirklich auch Musik, oder zumindest nicht nach der, die ihr vorgeschlagen wurde. Sie seufzte und klickte einfach auf irgendein Lied und versuchte dann das Doppel noch einmal zu erspähen, bevor sie in die Stadt abbog, um ihren Bus zunehme. Die Cafés waren noch gut gefüllt und leise Barmusik wehte zu ihr rüber, als sie ihre Kopfhörer für einen Moment aus dem Ohr zog. Sie musste unbedingt mit Nele nochmal irgendwann trinken gehen, so lange es zumindest noch etwas länger hell war und noch nicht so verdammt kalt. Aber Nele würde wohl wieder einen ihrer Multiplayer vorziehen oder was auch immer sie gerade zockte und zu einer Kneipentour entschieden nein sagen. Vielleicht könnte sie ja Anna fragen oder Katrin oder,... Quatsch! Sie würde nicht mit Leuten, die sie gerade erst kennengelernt hatte, trinken gehen! Da würde sie eher Nele am Kragen ihres Schlafanzugoberteils erst ins Bad und dann bitte perfekt umgezogen in die nächste Bar schleifen, ein-zwei Cocktails kippen und dann müde, aber etwas angetrunken nach einem hoffentlich netten Abend nachhause wanken, um direkt in ihr warmes Bett gekuschelt einzuschlafen. Das wäre echt mal wieder gut. Allgemein mal wieder etwas mit Nele zu machen. Tja, schwierig. Nele hatte momentan nicht wirklich Lust vor die Tür zugehen. Laut ihr lag es an den vielen Menschen, aber Leah fand das schade. Sie würden eh nicht angesprochen werden, also blieben sie wie immer den ganzen Abend für sich. Wo waren da die zu vielen Menschen? Gut laut Nele könnte man dann auch in ihrem Zimmer im Studentenwohnheim trinken und käme damit auch noch billiger. Leah fand den Vorschlag allerdings eher semi.

 Leah fand den Vorschlag allerdings eher semi

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