Kapitel 37-Verständnis

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Sanft trafen seine Lippen wieder auf ihre. Ihre Lippen waren so himmlisch weich. Er konnte kaum genug davon bekommen sie zu küssen! Aber gleichzeitig wollte er sie auch nicht überfordern. Auch wenn er ihr Problem jetzt kannte, er wollte sie einfach nicht triggern.

Langsam zog er sich nach dem Kuss wieder zurück, auch wenn er lieber weiter von ihren Lippen Besitz ergriffen hätte. Er konnte nicht anders er blickte ihr tief in die Augen und sucht nach irgendeinem Zeichen, dass etwas nicht stimmte oder dass es ihr zu viel Nähe war. Vergebens.

Ihre grauen Augen glitzerten, sprachen Bände und ließen sein Herz nur noch schneller und höher schlagen. Verdammt wie er diese Augen liebte, besonders wenn sie ihn so ansahen. Warum hatten sie bloß so einen scheiß Start hinlegen müssen? Es hätte alles so einfach sein können! Noch nie hatte er sich mit einer Frau so wohl gefühlt wie mit ihr. Sie war einfach alles nachdem er sich so lange gesehnt hatte. Beinahe wünscht er sie wären sich früher im Leben begegnet. Er hätte ihr so gerne all das erspart.

Leah lehnte sich leicht an ihn. Ihre Wange presste sie gegen seine Schulter und er hielt sie in dem Moment einfach nur fest. Sie gehörte nun unwiderruflich zu ihm. Besonders nach ihrem Geständnis vor noch wenigen Sekunden.

Niklas würde Anna wohl später noch eine Nachricht schreiben müssen und sich bei ihr bedanken. Ohne sie wäre das hier wohl nie soweit gekommen. Er war ihr nun eindeutig etwas schuldig. Eine bessere beste Freundin könnte man sich wohl kaum wünschen. Eigentlich müsste er sauer sein, weil sie sich eingemischt hatte, aber dazu war das Resultat ihrer Einmischung einfach zu gut.

Leah hob den Kopf wieder. Ihr warmer Atem streifte seinen Hals und jagte ihm einen wohligen Schauer über den Rücken. Sie sahen sich einfach nur an, niemand wagte es etwas zu sagen. Zu fragil wirkte das zwischen ihnen in dem Moment noch. Niklas hatte plötzlich Angst vielleicht doch etwas falsches zu sagen, obwohl sie ihm ja gerade noch gesagt hatte sie würde ihm so schnell nicht mehr wegrennen.

"Hattest du nicht eigentlich noch etwas vor?"

Hatte er das? Was es auch war, es war wohl inzwischen so unwichtig für ihn geworden, dass er es vergessen hatte.

Suchend wanderte sein Blick über ihr Gesicht, als könne er an ihrer Nasenspitze ablesen was er eigentlich hatte tun wollen. Natürlich fand er die Antwort dort nicht. Stattdessen schien es ihm nur noch mehr den Kopf zu vernebeln sie anzublicken. Wie konnte ein Mensch nur so hübsch sein? Dieses liebliche Gesicht mit den großen grauen Augen machte ihn fertig. Schon am Anfang hatte sie etwas in ihm ausgelöst, das er sich einfach nicht erklären konnte und schon wieder war es als würde er vor einem Rätsel stehen. Sie war etwas was er beschützen wollte, mit all seiner Macht. Normalerweise war das nicht seine Art, aber bei ihr war das anders.

Sie lächelte. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben und ihre Augen funkelte ihn belustigt durch ihre langen dunklen Wimpern an. "Danke"

Mehr sagte sie nicht. Einfach nur danke und sorgte dafür dass er plötzlich wieder sehr unsicher wurde.

Was sollte das heißen? Würde sie aufstehen und gehen? Bitte sie sollte bloß nicht aufstehen und ihn einfach in seinem Gefühlschaos alleine lassen!

"Wofür?", krächzte er verwirrt. Der Gedanke damit wäre jeden Moment wieder alles vorbei lief in seinem Kopf Amok und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er konnte förmlich spüren, wie er langsam an Farbe verlor und sein Mund wurde plötzlich ganz trocken. Konnte es nicht einfach mal schön sein?

Leah musterte ihn kurz, schien zu versuchen aus ihm schlau zu werden. Leise hauchte sie, "Für alles. Für heute... für die Nacht nach der Weihnachtsfeier... irgendwie auch für alles was wohl noch kommen mag"

Niklas musste sich bemühen nicht erleichtert auszuatmen, trotzdem schlich sich ein befreiendes Lächeln auf seine Lippen. Er konnte es einfach nicht zurückhalten. Erleichterung flutete seine Adern und er ärgerte sich über seine eigenen Zweifel.

Leah war ihm so wichtig geworden. Er kam sich fast schon obsessiv vor. Wäre sie heute gegangen wäre eine Welt für ihn zusammengebrochen. Danach hätte er sie wohl nie zurückbekommen.

"Ist doch alles kein Problem gewesen." Seine Stimme klang leichtfertig in seinen Ohren nach. Na super, nicht dass sie jetzt glaubte er würde sie nicht ernst nehmen. Sein Gehirn, oder viel mehr der Teil, der für das Sprachzentrum zuständig war hatte wohl seinen Dienst quittiert. Das war ja zum verrückt werden!

Leah schmunzelte und schüttelte den Kopf. Fest schloss sie die Augen und ließ sich wieder gegen ihn sinken. Die Nase vergrub sie in seiner Halsbeuge. Er konnte spüren wie sie tief einatmete.

Nie hätte er auch nur im Traum daran gedacht, dass sie beide jemals so einen intimen Moment miteinander teilen würden. In seinem Kopf hatte er sich das zwar schon oft ausgemalt, in einem dieser heimlichen stillen Momenten vor dem einschlafen. Diesen Moment nun zu erleben war beinahe magisch und ließ ihn kurz den Atem anhalten.

"Du weißt gar nicht was du für mich getan hast," wisperte sie leise an sein Schlüsselbein. Plötzlich war da wieder dieser Schwermut in ihrer Stimme.

Sofort wurde ihm das Herz schwer. Niklas konnte nicht anders. Vorsichtig fasste er ihr Gesicht mit beiden Händen und zwang sie dazu ihn anzusehen.

Ihre grauen Augen waren spiegelnd geworden, ihre Unterlippe zitterte und sie atmete unregelmäßig. Man konnte deutlich sehen, dass alles hochkam. Als sich ihre Blicke kreuzten schloss sie die Augen und versuchte den Kopf zu senken.

Vertrauensvoll legte er ihr eine Hand an die Wange, während er ihr mit der anderen die Haare hinter das Ohr strich. "Alles gut. Wenn du weinen willst, kann ich das verstehen. Das war vielleicht etwas viel heute." Mit dem Daumen strich er ihre Wange auf und ab. Irgendwie wollte er ihr vermitteln, dass sie sich nicht scheuen musste ihre Gefühle zu zeigen und schon gar nicht in sich hinein fressen. Verurteilen würde er sie dafür nie, schon gar nicht mit ihrem Hintergrund. Bestimmte schüttelte sie den Kopf und schob seine Hand weg. "Ich will hier nichts kaputt machen!"

"Du machst hier gar nichts kaputt. Keine Sorge!" Sein Herz zog sich mitleidig in seiner Brust zusammen, trotzdem fragte er, "Brauchst du einen Moment?"

Stumm nickte sie und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht.

Eher widerwillig erhob er sich und besann sich in dem Moment tatsächlich wieder darauf was er tun wollte. Das würde ihr genug Zeit geben, wieder etwas runterzukommen.  

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