Kapitel 7- Training und Bier

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Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Ungeduldig schaute Niklas zum gefühlt 20. Mal auf seine Uhr. Er war mal wieder unpünktlich gewesen, aber hatte eigentlich gehofft, Paul schon am Bootshaus anzutreffen. Pustekuchen. Von seinem Partner fehlte jede Spur und er hatte sich nicht mal die Mühe gemacht ihn anzurufen oder sich sonst irgendwie bei ihm zu melden.Warum gerade heute?! Das war das letzte Training, bevor sie am Wochenende auf der Regatterstecke ran mussten. Sie hatten zu beweisen, dass sie nicht umsonst zu Deutschlands besten gehörten.

Genervt zog Niklas sein Handy aus der Jackentasche und wählte Pauls Nummer. Wehe der Idiot nahm nicht ab, dann würde ihm der Kragen platzen und das jawohl zurecht! Es tutete in der Leitung. Es klingelte also. Ungeduldig spielte Niklas mit dem Schlüsselbund in seiner Hand. Idiot! Es klingelte und klingelte, aber nichts tat sich.Wütend legte Niklas auf und stapfte in das Clubhaus, sein Fahrrad stand schon im Flur und innen hörte man, dass andere Clubmitglieder im Kraftraum trainierten. Kurz hob er die Hand, als er an dem kleinen Raum vorbeilief, in dem William gerade ein paar Bauchübungen machte. Der Trainer grüßte zurück und stellte dann die Musik aus.Niklas lief weiter, aber William stoppte ihn, „Wo ist Paul?" Niklas seufzte schwer und zuckte mit den breiten Schultern „Ich hab keine Ahnung. Ich hab versucht, ihn anzurufen, aber er geht nicht ran". Man sah William an, dass er mindestens genauso enttäuscht war wie Niklas. Die Stirn legte er in Falten, dann meinte er „Dann ruder du Einer, Ich komme mit und gebe vielleicht noch mal ein paar Tipps. Du sollst nicht darunter leiden müssen, dass Paul andere Dinge vorzieht und so komme ich heute auch noch etwas aufs Wasser." Das stimmte Niklas zumindest etwas versöhnlicher. „Ich ziehe mich eben um und dann können wir meinetwegen los. Ich nehme dir dann übernächste Woche die erste Indoorstunde der Studenten ab." bot Niklas daher an. „Darauf können wir uns gerne einigen" grinste William zufrieden, zog die markante Nase etwas kraus und klopfte ihm auf die Schulter „Ich schaffe es vielleicht nicht immer 100 % mit dir mitzuhalten, aber dafür hast du heute noch mal etwas Technik Lehrstunde. Sowas schadet ja nie."

Etwas versöhnlicher stieß Niklas die Tür zur Umkleide auf, deren Luft noch etwas feucht war, von der letzten Person, die dort geduscht hatte. Sofort machte Niklas das Fenster auf Kipp und ärgerte sich darüber, dass es mal wieder vergessen worden war. Paul konnte genau das auch mit Bravour.

Manchmal fragte er sich echt, wie sie nur Freunde werden konnten. Pauls Zuverlässigkeit war eigentlich nie vorhanden gewesen und manchmal hatte Niklas den Eindruck Paul war nur zu 100 % bei der Sache, wenn auch wirklich etwas für ihn drin war. Diese Attitüde nervte ihn zunehmend und machte ihn sogar etwas traurig, da Paul ihnen so Chancen nahmen. Er schadete ja nicht nur sich selbst mit diesem Verhalten, sondern auch ihm und seinen sportlichen Zielen, die schon seit Jahren Olympia hießen. Sie waren ein gutes Doppel. Eingespielt und perfekt in ihrer Kommunikation miteinander auf dem Wasser. Ihre hatten immer gesagt, dass aus ihnen etwas hätte werden können, aber seit sie studierten und Paul das Partyleben für sich entdeckt hatte, war all das wohl Geschichte. Niklas war wohl auch nicht mehr sein bester Freund. Abseits vom Training sahen sie sich kaum noch, vielleicht einmal im Monat, wenn Niklas sich der widerwillig ins Studi bequemte, nur um Paul dabei zuzusehen, wie er trank, schlechte Witze riss und sich eine Neue aufriss. Manchmal erkannte er den früher so schüchternen, rot haarigen Jungen, der in der Schulzeit eigentlich so unter dem Gespött ihrer Mitschüler gelitten hatte, nicht mehr wieder. Wann hatte Paul nur beschlossen, ihm so in den Rücken zu fallen? Galt ihre Freundschaft etwa nichts mehr?

Niklas seufzte und öffnete seinen Spind. Vielleicht war es Zeit das Foto von ihrer ersten großen Regatter von Spindtür zu nehmen und vergessen, dass sie sich geschworen hatten es zusammen bis an die Spitze zu schaffen. Da waren sie beide 13 gewesen, etwas verwachsen, aber hatten ihre Wochenenden beinahe jedes Wochenende auf einer anderen Regatter und ihre Ferien in einem der vielen Trainingslager verbracht. Eigentlich war es eine Zeit, an die Niklas gerne zurückdachte, aber langsam wurde sie überschattet von der Realität und wie sehr sich Paul seit ihrem Abitur verändert hatte.

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