Nächtliche Geheimnisse

39 8 0
                                    

Am Abend, kurz vor halb neun, durchbrach das hartnäckige Klingeln eines Telefons die Stille der gemütlichen Wohnung in der Bloomsbury Straße, Hausnummer 16. Das Läuten, einmal, zweimal, dann ein drittes Mal, ließ Alice Dawson von ihrem Sofa auf-blicken. Sie war in entspannter Hauskleidung, ein lockeres, weißes T-Shirt und eine weiche, dunkelblaue Jeans, die Bequemlichkeit versprach. Ihre Füße steckten in flauschigen, weißen Socken, verziert mit kleinen Otter Motiven - ein leises Bekenntnis zu ihrer Tierliebe. Um sich vor der abendlichen Kühle zu schützen, hatte sie sich in eine Strickjacke in sanftem Lavendel gehüllt, die ihre Vorliebe für Lila unterstrich und das Outfit mit einer warmen, behaglichen Schicht komplettierte.

Mit einem genervten Seufzen erhob sie sich, ihre blonden Locken umspielten sanft ihre Schultern und bildeten einen leichten Kontrast zu ihren tiefgründigen, graublauen Augen, die im schwachen Licht der Wohnung fast zu leuchten schienen.

„Hey Ally, es gibt einen neuen Job für dich. Kannst du ein Paket, mit Kleidungsstücken von Romero Fashions, zur Monroe Straße 616 und in die Tillary Straße 91 bringen? Sie brauchen es in einer halben Stunde!", kam die dringende Nachricht über das Telefon.

„Okay, ich bin auf dem Weg", erwiderte Ally, ihre Stimme ein Spiegelbild ihrer Resig-nation, als ihr klar wurde, dass ihr der wohlverdiente Feierabend nun durch den Regen, der leise gegen die Fenster ihrer Wohnung trommelte, gestrichen worden war. Kurz ließ ihr Blick über den Raum schweifen, über die Fotos und Postkarten, die von den USA bis nach Griechenland reichten, und die viele Fotos ihrer Lieblingstiere, die mal hier, mal dort einen Platz gefunden hatten. Es war ein Blick, der Abschied von der Wärme ihres Heims nahm, bevor sie das Telefon etwas zu heftig zurück auf die Ladestation knallte.

Alice warf einen letzten Blick in den Spiegel neben der Tür. Ihr Spiegelbild zeigte eine junge Frau, deren Erscheinung die lebhafte, abenteuerlustige Seele kaum verbergen konnte, auch wenn die Schatten ihrer Geheimnisse und der Einsamkeit ihres Doppellebens in ihren Augen tanzten.

Mit schnellen Schritten zog sie ihre blaue Regenjacke an und griff nach ihrem weißen Fahrradhelm, bereit, sich einmal mehr den Elementen und den Straßen Londons zu stellen. Das Leben als Agentin und Fahrrad-Postbotin war nie einfach, doch für Ally war es der einzige Weg, den sie kannte - oder kennen wollte. Draußen, in der kühlen Londoner Nacht, warteten Abenteuer und vielleicht auch Antworten, die sie seit Langem suchte.

Unter dem Deckmantel der Dunkelheit, als Alice Dawson auf ihrem gelben Post-botenfahrrad durch die beleuchteten Straßen Londons pedalierte, verbarg sich eine Wahrheit, die weit über das alltägliche Leben einer Fahrrad-Postbotin hinausging. Alice, besser bekannt unter ihrem Codenamen „Ally", war in der Tat eine Schlüsselfigur innerhalb von W.E.L.T. (Warriors, Everyone, Life, Technology) - einer geheimen Organisation, die sich den dunkelsten Bedrohungen der Welt entgegenstellte.

Geboren wurde sie 1980 in Brooklyn, New York, in eine Welt, die sie schon früh zum Kampf rief. Ihre außergewöhnliche Intelligenz und ihr unerschütterlicher Wille führten sie auf einen unkonventionellen Pfad: Mit gerade einmal 18 Jahren schloss sie ihr Medizinstudium ab, ein jugendliches Wunderkind, das mit einem Doktortitel nicht nur Erwartungen übertraf, sondern auch Schicksale veränderte.

Im Jahr 2004 trat sie einer der Akademien von WELT bei, angezogen von deren Mission, Gerechtigkeit und Frieden in einer zunehmend chaotischen Welt zu fördern. Es dauerte nicht lange, bis ihre Fähigkeiten erkannt und von der Direktorin Ling persönlich gewürdigt wurden, was ihr eine Beförderung zur Spezialagentin im geheimen
Hauptquartier der Organisation einbrachte.

Zusammen mit ihrem Cousin Chris Mc. Constantin und Happy dem Otter, einer Meisterspionin unter den Tieragenten, hatte sie zahlreiche Missionen erfolgreich ausgeführt. Ihre Zusammenarbeit war geprägt von tiefer Verbundenheit und einem unerschütterlichen Glauben an ihre Sache. Doch der Auftrag, der in diesem Monat auf sie wartete, stellte alles in den Schatten, was sie bisher gekannt hatte: Es ging um nichts Geringeres als um: „The Man in The Van".

Während die Räder ihres Fahrrads über die nassen Straßen Londons rutschten. dachte Ally über den Weg nach, der sie hierhergeführt hatte. Jede Drehung, jede Kurve brachte sie nicht nur ihrem aktuellen Ziel näher, sondern erinnerte sie auch an die vielen Leben, die sie berührt hatte, und die ständige Balance zwischen Licht und Dunkelheit, die sie in ihrem eigenen Leben zu finden suchte.

The Man in The VanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt