22.

280 10 0
                                    

Schweißgebadet und mit panisch klopfendem Herzen öffnete ich meine Augen. Das Erste was ich zu Gesicht bekam waren die besorgten Augen von Kai. Warte was? Kai und besorgt? Träumte ich etwa noch oder hatte ich jetzt Wahnvorstellungen?

Langsam setzte ich mich aufrecht hin. "Hey, ist alles in Ordnung bei dir?", fragte mich Kai fürsorglich. Oh wow, er hatte ja doch noch eine komplett andere Seite. Hatte diese mein Ich vor dem alten Ich etwa gekannt und geliebt? Wundern würde es mich auf jeden Fall nicht, um ehrlich zu sein.

"Geht so. Warum bist du hier?", erkundigte ich mich bei ihm. "Du hattest ganz laut geschrien, unter anderem meinen Namen. Sophia, wovon hast du geträumt?", wollte Kai direkt wissen. Ich schluckte, doch entschied mich dazu, ihm die Wahrheit zu sagen. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich in diesem Moment sehr wohl bei ihm. 

"Ich hatte dir doch erzählt, dass ich meine Erinnerungen verloren habe richtig?", versicherte ich und Kai nickte zustimmend. "Nun ja. Meine Erinnerungen kommen in Form von Träumen wieder", fuhr ich fort, doch Kai unterbrach mich, bevor ich weiterreden konnte. "Das heißt, dass du gerade eine Erinnerung an mich hattest?", fragte er nach. Ich nickte.

"Aber wie ist das möglich? Ich kenne dich doch nicht einmal", meinte er verwirrt. "Ich kann es dir erklären, auch wenn ich selbst noch nicht alles weiß", bot ich ihm an. "Dann erklär mir mal alles, soweit du es weißt", forderte er mich auf.

"In Ordnung. In meiner Erinnerung hieß es, dass wir eine geheime Beziehung geführt hatten, von der nur meine Mutter und deine Familie wussten. Einen Abend wollte ich zu dir, doch du hattest mich versetzt, weil deine Schwester Jo etwas von dir gewollt hatte. Ich bin dann erst einmal zu dir nach Hause gegangen, ehe ich eine schlimme Vorahnung hatte und zu dem Haus deiner Schwester gegangen bin", fing ich an. Kai hörte mir währenddessen aufmerksam zu.

"Als ich dann bei ihr ankam hörte ich einen lauten Schrei und hinten im Garten sah ich, wie du von Hexen umzingelt warst. Ich hatte geschrien, gefleht, dass sie dich nicht in die Zwischenwelt schicken sollten", fuhr ich fort. Kai unterbrach mich. "Du warst an dem Tag da? Daran erinnere ich mich garnicht mehr", teilte er mir mit.

"Ich weiß, ich eben auch nicht. Jo und dein Zirkel haben uns beiden die Erinnerungen aneinander genommen", erläuterte ich ihm. "Aber warum sollten sie so etwas tun?", fragte er nach. "Naja, sie dachten, dass ich dich aus der Zwischenwelt befreien würde", erklärte ich. "Denkst du, dass du das getan hättest?", fragte er neugierig nach. "Ich weiß es nicht, aber wir hatten uns sehr geliebt. Zumindest kam es mir so vor", antwortete ich ihm ehrlich. Kai sah mir tief in die Augen.

"Sophia, unsere Liebe muss stark gewesen sein. So wie ich meine Schwester kenne, ist der Zauber sehr stark, den sie gesprochen hatte, doch er scheint eine Schachstelle zu haben. Jo schien nicht damit zu rechnen, dass wir uns jemals wieder sehen würden, wodurch wir unsere Erinnerungen wieder bekommen würden", vermutete Kai nachdenklich und ich glaubte, dass er sogar recht hatte. "Gut möglich", stimmte ich ihm deshalb zu.

Einige Minuten lang sagte niemand von uns beiden etwas. 

"Kai?", fragte ich ihn. "Ja?", er sah nun wieder zu mir. "Ich habe Hunger", sagte ich schmunzelnd. Kai fing an zu lachen. "Dann lass uns etwas kochen", schlug er vor. "Gute Idee", meinte ich. Ich stand auf und ging mit Kai zusammen runter in seine Küche. "Auf was hat die Lady denn Appetit?", fragte er mich amüsiert.

"Hm", ich überlegte. "Hast du Pizza hier?", fragte ich. "Nein, leider nicht, aber ich hätte die nötigen Zutaten", sagte er verschwörerisch grinsend. Begeistert blitzen meine Augen auf. "Dann lass uns backen", verkündete ich freudig. Kai lachte einfach nur. Der anfängliche Hass und die Wut waren spätestens jetzt komplett verschwunden. Kai war mir sehr sympathisch, konnten die anderen doch sagen, was sie wollten.

Er war einer der Personen, die sich einen Ruf geschaffen hatten, sodass jeder vor ihnen Respekt hatte. Doch manchmal musste man auch einfach mal hinter die Fassade eines Menschen schauen um zu sehen, wie dieser in Wirklichkeit war.

Und ich hatte mich definitiv in Kai getäuscht. Als mir gesagt wurde, dass er ein Psychopath sein sollte, dachte ich, dass ich die Sache hier nicht überleben würde. Vor allem nicht, da ja auch Kol meinte, dass ich hier sterben könnte. 

Bei dem Gedanken an Kol verflog meine Freude für einen kurzen Moment. Doch ich konnte mich jetzt nicht von diesen negativen Gedanken runterziehen lassen. Ja es war blöd, dass ich sie nie wieder sehen würde, doch umso eher ich mit dieser Sache abschließen würde, umso eher könnte ich mich an mein neues Leben gewöhnen. 

An ein Leben mit Kai. Er war ja nicht hässlich, oh Gott nein, dass war er definitiv nicht. Trotzdem fühlte ich mich bei solchen Gedanken wie eine Verräterin Kol gegenüber. Doch vielleicht hatte er ja bereits eine Neue. Woher sollte ich das wissen? 

Ich wusste nicht, wie Kol tickte, geschweige denn, ob er sich in diesem Moment überhaupt Sorgen um mich machte. Machte er sich die denn? Verschwendete er überhaupt einen Gedanken an mich? Ich wusste es nicht und würde es wahrscheinlich nie erfahren können.

Auf einmal sah ich etwas weißes auf mich zu kommen und im nächsten Moment hörte ich ein lautes Lachen. Ich selber hustete einfach nur. Dieser Idiot hatte mich doch tatsächlich mit Mehl beworfen. Das würde Rache geben.

"Oh oh", sagte Kai, der anhand meines Grinsens eine Vorahnung zu haben schien. Und wie Recht er doch hatte. Ich lief auf ihn zu, griff in den Sack voller Mehl und bewarf ihn damit. "Ey", sagte er beleidigt, ich lachte laut auf. Erneut griff auch er nun in den Sack und bewarf mich wieder mit Mehl.

So ging das eine Weile weiter, bis ich geschlagen meine Arme erhob. "Oke, ich ergebe mich", sagte ich völlig aus der Puste. Triumphierend grinste Kai. "Da hat dich der mächtige Kai Parker also doch noch besiegt", sagte er. Ich rollte nur lächelnd mit den Augen. "Lass uns jetzt aber mal wirklich anfangen zu backen", verkündete ich strahlend.

Kai nickte mir zustimmend zu. "Wo sind die Schüsseln?", fragte ich ihn. "Dort drüben, in der zweiten Etage", sagte er mir und zeigte auf einen seiner Küchenschränke. Ich nickte und ging auf diesen zu. Ich suchte eine große Schüssel raus und stellte diese auf seine Kücheninsel. Hatte ich erwähnt, dass Kai eine absolut wunderschöne Küche hatte? Nein? Dann hatte ich es hiermit getan.

Ich holte noch schnell zwei Bleche aus dem Ofen, während Kai mit dem Sack Mehl zu mir kam. Er ließ mich an ihm vorbei, sodass ich an seinen Kühlschrank gehen konnte. Ich suchte Eier und Butter heraus. Um das Wasser kümmerte sich Kai. 

Wir stellten alle Zutaten zusammen und fingen an, diese in die Schüssel zu geben. Kai meldete sich freiwillig, dass Ganze umzurühren und ich ließ ihn machen. Ich musste zugeben, dass er dabei irgendwie süß aussah, da er unter anderem noch etwas Mehl in seinem Gesicht hatte. 

Nach drei Minuten war Kai fertig und wir fingen an den Teig sorgfältig auf die beiden Bleche zu verteilen, damit am Ende jeder eine Pizza hatte. Diese schoben wir dann in den Ofen, um den Teig vor zu backen. Kai meinte, dass der Teig so am Ende noch besser wäre.

Nach ungefähr 12 Minuten holten wir die Bleche dann wieder raus und belegten unsere jeweilige Pizza, ehe wir sie wieder in den Ofen schoben. Nun hieß es warten und diese Zeit nutzte Kai, um den Tisch zu decken. Ich passte währenddessen auf die Pizzen auf. 

Vergessen | Kol Mikaelson ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt