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POV: Jungkook

"Es tut mir Leid..."

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Schweißgebadet schrecke ich hoch und muss erst einmal meinen Atem wieder in den Griff bekommen. Immer und immer wieder träume ich davon, wird das denn nie aufhören? Wieso musste das alles passieren, ich gehe langsam kaputt daran...

Es ist jetzt bereits der dritte Tag seit dem Vorfall und seit ich zusammengebrochen bin, aber es fühlt sich immer noch so an als hätte ich ihn vor zwei Minuten noch gesehen und ich sehe sein Lächeln noch ganz genau vor mir. Dieses Lächeln... Ich weiß inzwischen gar nicht mehr, wann es echt und wann gefälscht war.

Da ich dank dem Alptraum jetzt ohnehin an nichts anderes mehr denken kann, kann ich auch gleich nochmal meine Zeit mit ihm Revue passieren lassen, vielleicht finde ich ja noch weitere Anzeichen, die es mir hätten früher zeigen können. Dank denen ich ihm hätte helfen können...

-Ein Jahr zuvor-

"Es war das Ende des zehnten Schuljahres und ich saß neben ihm in unserem Klassenraum, da kein Lehrer da war, war es dementsprechend laut und die Stimmung war recht ausgelassen. Es war der Tag der Zeugnisvergabe.

"Was machst du in den Ferien eigentlich so, hast du Lust mit mir wegzufahren? Ich würde gern mal wieder weg von Zuhause, auch wenn es nur zwei oder drei Tage sind." Normalerweise hätte er mir jetzt fröhlich zugestimmt, so war es auch die letzten Ferien, aber dieser Tag war der erste an dem er irgendwie... anders war. Er war weitaus weniger enthusiastisch als sonst und lehnte mein Angebot ab. Denn er hatte eine Stelle bei einem gut bezahlten Ferienjob, den er nicht aufgeben wollte. Natürlich war ich ein wenig misstrauisch, aber weiter nachgefragt habe ich selbstverständlich nicht, denn eigentlich habe ich gar kein Recht ihm nicht zu vertrauen. Er hat mich schließlich nie belogen. Doch möglicherweise war es schon der erste Fehler, ihn nicht zu fragen, ob etwas nicht stimmt.

Jedenfalls sah ich ihn dann in anderthalb Monaten nur zwei Mal, drei Wochen war ich mit meinen Eltern im Urlaub und in den anderen meinte er so gut wie jedes Mal, er habe keine Zeit. Das Misstrauen meinerseits wuchs, aber als ich mich dann doch endlich mit ihm treffen konnte, verwarf ich meine Zweifel direkt wieder. Er sah nicht aus als würde es ihm schlecht gehen und seinen Angaben nach zu urteilen hatte er wirklich zu viel zu tun. Hätte ich den Concealer, der die tiefen Furchen unter seinen Augen verdeckt doch nur bemerkt, dann wäre mir aufgefallen wie krank er eigentlich wirkt. Ich glaube er hat sogar ein bisschen abgenommen.

In das neue Schuljahr starteten wir beide mit wenig Optimismus, denn wir empfanden Schule schon immer als Qual. Nicht das Lernen an sich ist das Problem, aber dieses Leistungsdrucksystem und jeden Tag aufs neue diese großen Menschenansammlungen haben uns beiden offensichtlich zugesetzt. Dass ich - und er vermutlich auch - Soziophobie habe, war mir da allerdings noch nicht klar. Wir beide ließen uns demotiviert auf unsere Standartplätze in der vorletzten Reihe fallen und ließen die Hölle über uns ergehen, im ersten Halbjahr mussten wir uns auch noch mit Musik herumschlagen. Die reinste Plage, insbesondere dann wenn man ein wenig unmusikalisch ist.

Eine Sache, die mir an ihm erst im Nachhinein aufgefallen ist, ist dass er ein unglaublich verschlossener Mensch war. Ich selbst hatte zu der Zeit sehr wenig Probleme, abgesehen von dem Schulstress, daher ist es mir nicht sonderlich aufgefallen, dass wir so wenig über unsere Psyche sprachen. Aber ihm ging es auch zu der Zeit schon miserabel, wieso nur hat er nicht mit mir geredet. Ich muss ein schlechter Freund gewesen sein, sonst hätte er sich mir ja anvertrauen können.

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Ein Tag aus der Zeit am Anfang des Jahres blieb mir besonders in Erinnerung. Es war einer der vielen Tage an denen wir Vorträge halten mussten und er hatte dort zum ersten Mal in seinem Leben -wie er mir erzählt hat- eine Panikattacke. Er konnte nie sonderlich gut vor Menschen sprechen und tendierte immer mal dazu, vorher ein bisschen Panik zu haben, aber so hatte ich ihn noch nie erlebt. Als wir aufgestanden sind um nach vorne zu gehen hielt er sich kurz an einem Tisch fest und bat darum, kurz rausgehen zu dürfen, sodass wir den Raum verlassen haben. Und dann ging die Panikattacke erst richtig los. Er begann sehr nach Luft zu schnappen und taumelte ein wenig, bis er mit dem Rücken an der steinernen Flurwand lehnte und an dieser herunterrutschte. Er war vollkommen gefangen in der Panik und ich kam gar nicht richtig zu ihm durch. Es war wirklich erschreckend, ihn so schwach zu sehen, so zerbrechlich, dass ich Angst hatte ihm passiert etwas schlimmeres. Denn ich weiß ganz genau wie furchtbar sich Panikattacken anfühlen, insbesondere die erste wenn man vorher noch nie welche hatte. Obwohl ich mir damals einbildete, dass ich mental vollkommen gesund bin, hatte ich in ähnlichen Situationen des Öfteren mit Panikattacken zu tun und die erste fühlt sich wirklich so an als würde man sterben. Helfen konnte ich ihn dabei trotzdem nicht, denn auch wenn ich es selbst erlebt habe, weiß ich nicht, was man am besten dagegen tun kann. Unser Lehrer war genauso hilflos und Gott sei Dank war es nach fünf Minuten vorbei und es ging ihm wieder soweit gut, dass er normal atmen konnte und nach Hause gehen durfte.

Und damit kam der zweite Moment, der mich schockiert hat. Denn als ich ihn herausbegleiten sollte, habe ich einen Arm um seine Hüfte und über seine Schultern gelehnt um ihm halt zu geben, spürte ich wie dünn er geworden war. Meine Vermutung aus den Ferien hat sich definitiv bestätigt, er ist zwar noch lange nicht so dünn, dass es gefährlich werden könnte, aber was viel gefährlich war, war der Grund. Auf die Nachfrage, ob und weshalb er so abgenommen hat, sagte er einfach nur er habe kaum Appetit.

Ein wenig Appetitlosigkeit hat zwar jeder Mal, aber so schlimm, dass man davon mehrere Kilos abnimmt kann nicht mehr normal sein und ab da war ich mir endgültig sicher, dass es ihm nicht mehr gut gehen kann...

Mein bester Freund war krank und ich habe es erst nach über zwei Monaten bemerkt. Taehyung, ich vermisse dich...

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Afterdeath° ~ Jungkook & Taehyung FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt