Sein lebloser Körper wurde am nächsten Morgen am Ufer, etwas flussabwärts, gefunden und zwei Tage später ging ich zur Beerdigung. Einen Tag verbrachte ich noch im Krankenhaus und danach schloss ich mich bei mir Zuhause ein, dort befinde ich mich auch jetzt. Jetzt, wo ich all das hier in meinen Abschiedsbrief schreibe. Es tut mir Leid, aber ich muss zu ihm, ich halte diese Schuldgefühle nicht eine Sekunde länger aus und nichts hält mich mehr hier.
Falls das hier tatsächlich jemand ließt, meine Eltern zum Beispiel, es tut mir Leid aber ich schaffe das nicht. Der Gedanke meinen besten Freund in den Tod getrieben zu haben schickt mich hinterher und weiß, dass ich niemals lernen werde, damit umzugehen. Es ist besser so, ich muss mich bei ihm entschuldigen.
Es tut mir unglaublich Leid, aber leb wohl, wer auch immer das hier ließt..."
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Nachdem ich den Brief vor die Badezimmertür gelegt habe, schließe ich mich darin ein. Ich spüre den kalten Boden unter meinen Beinen und es ist irgendwie beruhigend, dass es das letzte ist, was ich spüren werde. Endlich kann ich all das beenden und muss diese Schuldgefühle nicht mehr haben, meinen Tae in den Suizid getrieben zu haben.
Aus der Kommode neben mir nehme ich meine Schlaftabletten, die ich im Krankenhaus bekam. Durch seinen Tod konnte ich keine Ruhe finden und das war die einzige Möglichkeit, irgendwie Schlaf zu bekommen. Hätten sie gewusst, dass ich sie für das hier verwenden werde, wären sie mir wohl nie verschrieben worden...
Zig Tabletten, genau nachgezählt habe ich nicht, schütte ich mir in die Hand und schlucke sie mit Wasser herunter. Jetzt gibt es kein zurück mehr, ich werde wirklich sterben. Ein komisches Gefühl... Ob Taehyung sich auch so gefühlt hat in dem Moment, als er fiel? Diese Erleichterung in der Ohnmacht, etwas gegen den sicheren Tod tun zu können. Die Erleichterung, dass es endlich vorbei ist.
Aber irgendwie ist es falsch. Ich habe nie diese Schmerzen gespürt, die er gespürt hat. Ich musste diese Schmerzen nie erleiden, wenn er sich aus Versehen in die Pulsader schnitt. Ich sollte genau das selbe durchleben wir er, sonst fühlt es sich einfach nicht gerecht an. Aus einer der Schubladen hole ich, schon leicht schwindelig, die Schachtel mit Rasierklingen, eine der unbenutzten Klingen nehme ich aus ihrem Papier und setze mich wieder auf den Boden.
Einen Moment zögere ich, doch dann steche ich ihre Spitze vorsichtig in mein Handgelenk. Ein wenig Blut kommt sofort herausgequollen, aber der Schmerz hält sich in Grenzen. Dann ziehe ich sie weiter durch meinen Arm. Es kostet viel Überwindung und auch der Schmerz wird schlimmer, aber ich muss das machen. Für Taehyung. Für mich selbst.
Minutenlang fließt das Blut unaufhaltsam aus meinen Armen, inzwischen hatte ich mir die zweite Pulsader auch durchgeschnitten und konnte meine Arme kaum bewegen. Aber das musste ich auch nicht und hoffentlich werde ich das auch nie wieder. Denn ich spüre, dass ich dem Tod näher komme. Näher, als ich je zuvor war. Ähnlich nah wie Taehyung während des Fallens.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es jetzt 00:01 Uhr ist. Zum Glück habe ich noch so lange durchgehalten, denn heute ist Taehyungs Geburtstag. Ich hätte es schon vor Tagen beenden können, aber ich habe extra bis heute gewartet. Ich weiß nicht einmal wieso, ich denke es hat sich einfach richtig angefühlt. Wie eine Art Geschenk, dass ich genau an seinem Geburtstag zu ihm komme und mich entschuldigen kann.
Wenige Sekunden später wurde meine Sicht schwarz. Ich hörte kein Geräusch mehr und in mir spürte ich nichts als Erleichterung. Auch der Schmerz in meinen Armen endete abrupt, was mir zeigte, dass es jetzt wirklich vorbei war. Taehyung ich komme zu dir und endlich kann ich mich entschuldigen...
"Jungkook..."
Endlich konnte ich seine Stimme wieder hören und ich weiß, dass es nicht nur meine Einbildung ist.
~Ende~
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Afterdeath° ~ Jungkook & Taehyung FF
FanfictionWieso habe ich es denn nur nicht früher bemerkt? Ich hätte ihn retten können. Oder vielleicht wollte er nie gerettet werden... POV: Jungkook No smut No shippings TW: sh, su!c!de, mental illness #1 in suicideawareness 27.03.22