𝐭𝐡𝐢𝐫𝐭𝐲/𝐭𝐰𝐨

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Den restlichen Abend ist das Thema Harry dann gottseidank doch endlich Geschichte und auch den nächsten Tag, lassen die beiden Jungs gut sein. Mal ganz abgesehen davon, dass ich Harry heute auch noch nicht gesehen habe. Bestimmt treibt er sich wieder bei diesem komischen Nash rum.

Nach meiner letzten Stunde stehe ich an meinem Spind und packe die Bücher hinein, die ich die nächsten Tage nicht mehr benötige, da ich morgen und den Tag darauf keinen Unterricht habe. Manchmal ist Uni dann doch gar nicht so schlecht.

„Louis!" vernehme ich eine Stimme aus geraumer Entfernung rufen und augenblicklich bildet sich eine Gänsehaut auf meiner Haut ab. Es ist Harry. Und es ist auch schon fast einen ganzen Tag her, seitdem ich ihn das letzte Mal gesehen habe.

Schnell klappe ich meinen Spind zu, um ihm meine volle Aufmerksam zu schenken, da steht er schon unmittelbar vor mir, hebt mich hoch und dreht mich einmal im Kreis. Was ist denn jetzt los?

Als er mich wieder absetzt, lache ich leise und ziehe fragend eine Augenbraue in die Höhe. „Harry?"

„Ich habe eine eins in Physik, Louis! Eine glatte eins!" begeistert sieht er mich an, bevor er mir den Test unter die Nase hält.

„Das ist Fantastisch." ich lächele ihn ehrlich an, während ich einen Blick über das Blatt gleiten lasse.

„Das verdanke ich dir." überglücklich lächelt er mich an, bevor er instinktiv mein Gesicht zwischen seine Hände nimmt und seine Lippen auf meine drückt. Einfach so; hier, vor allen anderen, die das sehen könnten. Nicht, dass mich das stören würde.

Auch Harry scheint zu merken, was er da gerade tut, denn er löst sich von mir und sieht mich aus großen Augen an. „Oops, sorry." er beißt sich beschämt auf die Unterlippe, doch ich kann nicht anders, als zu lächeln.

„Du küsst mich ganz schön oft, um dich zu bedanken, ist dir das schon mal aufgefallen? Erst als ich dich betrunken nach Hause gebracht habe, dann als ich dir im Restaurant geholfen habe und jetzt wegen der guten Note." ein kleines Lachen kommt über meine Lippen, doch Harry's Wangen werden nur noch rosaner, als zuvor schon.

Ich verdrehe lächelnd die Augen und boxe ihm sanft gegen die Schulter. „Das war ein Witz, Harold, du darfst ruhig lachen."

Er grinst tatsächlich etwas, bevor er sich leicht nach vorne beugt und beginnt zu flüstern. „Das stimmt gar nicht, Louis. Ich habe dich nicht immer nur geküsst, um mich zu bedanken. In der Nacht, in der du es mir so richtig besorgt hast, habe ich dich auch die ganze Zeit geküsst. Und das war nicht bloß zum Dank." seine Stimme wird zum Ende hin ein Raunen und ich habe das Gefühl, ich sabbere gleich, weshalb ich den Speichel schnell hinterschlucke und ihn ansehe.

„Wir sehen uns nachher bei deinem Fußballspiel." er tippt mir lächelnd auf die Nase, bevor er das Gebäude verlässt und über den Schulhof schlendert.

Wie zum Teufel hat sich das Blatt bitteschön so schnell gewendet? Gott, ich muss echt aufpassen, dass es hier nicht gleich vor versammelter Schule eng in meiner Hose wird.

Harry kommt nicht zum Spiel. Ich hatte ihm extra nochmal geschrieben, dass es um acht losgeht, aber er ist nicht aufgetaucht. Er hat nicht mal die Nachricht gelesen.

Die ganze erste Halbzeit, lag mein Blick fast ausschließlich auf den Steintreppen, auf denen er sonst immer sitzt, aber kein Harry weit und breit. Ich bin in der Halbzeit sogar extra nochmal nachschauen gegangen, aber er war nicht da. Nicht mal Zayn weiß, wo er abgeblieben ist. Er hat ihn wohl scheinbar seit heute Mittag auch nicht mehr gesehen.

Seuftzend lasse ich mich nach dem Spiel auf die Bank in der Umkleide fallen. Dass wir 3:2 gewonnen haben, macht Harry's Fehlen auch nicht besser.

Man, man, man. Ich führe mich wirklich auf, als wäre Harry verpflichtet gewesen, hier zu sein. Nein, aber ich hätte mich einfach verdammt gefreut und die Enttäuschung, die sich nun in mir breit macht, kann ich nun mal nicht verhindern.

Ich werde mein Trikot und meine Shorts los und geselle mich dann zu den anderen unter die Dusche, um mir den Schweiß vom Körper zu waschen.

„Sophia und ich gehen gleich noch etwas Essen." höre ich Liam Zayn erzählen, woraufhin dieser nickt. „Voll süß, wie sie die ganze Zeit am Rand stand und dich angefeuert hat."

Na danke auch.

Ich wasche mir den Schaum vom Körper und bin der erste, der die Duschen wieder verlässt. Normalerweise lasse ich mir ausgiebig Zeit und genieße das heiße Wasser in vollen Zügen auf meinen überreitzen Muskeln, aber heute nicht. Heute möchte ich einfach ins Bett.

Als ich mir mein frisches Tshirt drüber ziehe, fällt mir auf, dass Harry noch immer meine Fußball-Jacke hat. Die hat er schon seit dem ersten Spiel, als ich sie ihm geliehen habe, weil es frisch draußen war.

Ich verabschiede mich kurzerhand von den Jungs aus der Mannschaft und steuere geradewegs auf meine und Liam's Wohnung zu. Es ist bereits halb elf und so langsam, aber sicher macht sich die Müdigkeit in mir bemerkbar.

Ich bin froh, dass die anderen nach dem Spiel noch etwas trinken gehen und ihren Sieg feiern wollen. So kann ich Niall wenigstens heute noch der Frage entgehen, was denn los sei und wieso ich nicht mit ihnen trinke, obwohl wir eines der wichtigsten Spiele gewonnen haben.

Ich kuschele mich in meine Decke ein und schnappe mir mein Handy, bevor ich auf den Chat mit Harry tippe. Er war den ganzen Tag nicht online und so langsam kommt mir das Ganze suspekt vor. Kurzerhand beschließe ich, ihm noch eine Nachricht zu schreiben, egal wie enttäuscht ich auch sein mag, dass er nicht da war.

Ich: Hey, alles okay bei dir? Habe dich heute bei dem Spiel vermisst. Geht's dir gut?
Louis x

Ich lege mein Handy auf dem Nachttisch ab und drehe mich auf den Rücken. Kaum sind meine Augen geschlossen, spielen sich die verrücktesten Szenarien vor meinem inneren Auge ab.

Vielleicht wurde Harry entführt oder er hatte einen Unfall. Oder vielleicht hat er auch ganz einfach keinen Bock mehr auf mich. Dabei dachte ich heute morgen in der Schule noch, dass alles okay sei.

Vielleicht ist Harry auch bei Nash. Vielleicht ziehen die beiden gerade um die Häuser und Harry ist viel zu betrunken, um mir zu antworten. Gott, bei dem Gedanke wird mir schlecht.

Er hat gesagt, sie seien nur Arbeitskollegen und Freunde und auch Nash hat mir bestätigt, dass die beiden nichts am laufen haben und ich hatte wirklich das Gefühl, er ist ehrlich zu mir, aber irgendwie lässt mich dieser Gedanke nicht los.

favorite crime [L.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt