Als ich einige Stunden später wieder aufwache und einen Blick auf die Uhr erhasche, ist es noch ziemlich früh. Harry und ich haben uns, seitdem wir eingeschlafen sind, keinen Millimeter bewegt. Er liegt noch immer schlafend in meinen Armen und atmet leise vor sich hin.Schön und gut, dass er so tief schläft, aber langsam wird es dann doch ein wenig ungemütlich. Ich winde mich vorsichtig aus seinem Griff, lasse alle meine Knochen knacken, in dem ich mich ausgiebig strecke und kehre Harry dann den Rücken zu. Natürlich darauf bedachtet, ihm nicht die ganze Decke zu stehlen.
Kaum liege ich auf der Seite und habe eine bequeme Pose eingenommen, kuschelt Harry sich grummelnd von hinten an mich heran und streift mit seinem heißen Atem meinen Nacken. Sein Bein schiebt er ebenfalls zwischen meine und sein Arm findet den Weg über meine Taille.
Als ob er wirklich bemerkt hat, das ich mich umgedreht habe. Komm schon, er war am Schlafen.
Ich grinse kurz vor mich hin, streiche ihm dann aber einmal über den Arm, bevor ich die Augen schließe und einfach die Wärme genieße, die von ihm ausgeht und mich umgibt. Da könnte ich gerade wieder einschlafen.
Tue ich auch. Und das nicht einmal zwei Minuten später.
Ich sollte mich wirklich nicht mit dem Gedanken anfreunden, mich daran gewöhnen zu können und das jeden Tag haben zu wollen.
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Etwas später beschließe ich dann doch aufzustehen. Mein Magen grummelt schon vor sich hin und schließlich muss ich mir noch überlegen, wie ich Liam und vermutlich auch Niall, der sowieso wieder bei uns ist, erkläre, dass Harry in meinem Bett liegt, ohne dass sie etwas falsches denken.
„Morgen." murmele ich noch halb verschlafen und streiche mir durch die Haare, während ich mich an den Türrahmen lehne und meinen besten Freund und meinen Mitbewohner ansehe.
„Morgen, Lou." antworten mir die beiden im Chor, bevor ihre Augen sich weiten. Was ist denn jetzt los?
„Morgen, Harry." Liam räuspert sich und augenblicklich schlägt mein Herz schneller. Als ich mich umdrehe, steht Harry tatsächlich direkt hinter mir und schenkt mir ein kleines, müdes Lächeln, bevor er wieder an mir vorbei, zu den beiden am Tisch, sieht. „Morgen."
Etwas beschämt kratzt er sich am Nacken, doch als Niall uns einfach andeutet, dass wir uns setzen sollen, bildet sich erneut ein Lächeln auf seinen Lippen ab.
„Sorry, ich wollte dich nicht blamieren, aber ich konnte nicht mehr einschlafen, ohne dich." nuschelt er mir beim Vorbeigehen ins Ohr und lässt sich dann gegenüber von Niall nieder, der ihm die Brötchentüte hinhält, als wäre es das Normalste der Welt, dass Harry hier bei uns am Frühstückstisch sitzt.
Ich blinzele einige Male, bevor ich neben Harry Platz nehme und mir seine Kaffeetasse schnappe, um darauf erstmal einen kräftigen Schluck zu nehmen.
„Lass das, Lou." seuftzt er und schlägt meine Hand weg, grinst aber dennoch dabei. Es könnte mir in dem Moment nicht egaler sein. Ich trinke die Tasse leer und stelle sie ihm dann wie in Trance wieder vor die Nase.
„Und, also, ihr beide?" beginnt Niall, weshalb ich ihm einen warnenden Blick zuwerfe. Er soll sich bloß zurückhalten.
„Ich weiß, es sieht komisch aus, aber es ist tatsächlich nicht so." beginnt Harry und lächelt leicht, während er seuftzt. „Ich war letzte Nacht noch unterwegs und hab mich dann ausgesperrt. Zayn hat nicht aufgemacht, also bin ich zu Louis."
Vielsagend grinst Niall mich an, weshalb ich meinen Blick wieder auf das Brötchen vor mir senke.
„Warum warst du denn so spät noch unterwegs?" möchte Liam wissen und legt seine Zeitung beiseite, ehe er Harry seine volle Aufmerksamkeit schenkt. Dass er diese vermutlich gar nicht will, weil er nicht darüber sprechen will, lasse ich mal außen vor.
„Liam-" beginne ich, doch Harry unterbricht mich mit einem Kopfschütteln. „Schon gut, Louis. Muss ja ziemlich merkwürdig aussehen, die ganze Situation. Sie haben eine Erklärung verdient."
Ich seuftze und nicke leicht. Es ist seine Entscheidung.
Aufmerksam hört Liam als zu, während Harry seuftzend über die Geschehnisse mit seinem Vater spricht und mir dabei immer wieder unsichere Blicke zuwirft. Unauffällig lege ich deshalb meinen Arm auf seine Stuhllehne und streife mit meinen Fingerspitzen seinen Nacken, was ihn ab und zu unwillkürlich lächeln lässt.
„Das heißt ich bin im besten Fall noch zwei Monate hier..." seuftzend schüttelt Harry den Kopf. „Vielleicht auch weniger, keine Ahnung. Ich gehe davon aus, dass das College mich direkt rauswirft, sobald keine Zahlungen meinerseits mehr kommen. Und von dem bisschen, dass ich nebenbei verdiene, kann ich das alles weiß Gott nicht zahlen."
Ich beiße mir auf die Unterlippe und schließe die Augen einige Sekunden, bevor ich einen tiefen Atemzug nehme. Es sträubt mich, bei dem Gedanken, dass Harry uns bald verlassen könnte.
Dass er mich bald verlassen könnte.
„Komm schon, Liam. Du bist das Superhirn der Gruppe, dir muss einfach etwas einfallen." erwartungsvoll sehe ich meinen braunhaarigen Freund an, welcher seuftzt und sich die Brille auf der Nase zurück recht, ehe er Harry ansieht.
„Hast du mit deiner Mutter gesprochen? Vielleicht könnte sie einen Teil dazu beitragen."
Sanft schüttelt Harry den Kopf. „Ich will sie da ungern mit reinziehen. Sie muss sich schließlich auch um meine Schwester kümmern und das College ist nun mal abartig teuer." er seuftzt. „Hätte ich gewusst, dass mein Dad mir so einen Strich durch die Rechnung macht, hätte ich mich nie für's College beworben."
Und wir hätten uns nie kennengelernt.
„Sorry, ist mir echt peinlich, die ganze Situation." Harry sieht auf seinen Teller und ich hätte schwören können, mein Herz kurz knacksen gehört zu haben.
„Muss es wirklich nicht, Harry." überlegend sieht Liam durch die Gegend. „Du könntest auch Hilfe beantragen, sodass du das College quasi bezahlt bekommst."
„Du könntest dich auch für ein Stipendium anmelden." kommt mir plötzlich der Gedanke. Harry ist schließlich superschlau, auch wenn sein Vater gerne anderes behauptet. Arschgeige.
Harry nickt leicht und nimmt sein Croissant in die linke Hand, bevor er abbeißt und seine rechte Hand unauffällig auf meinen Oberschenkel gleiten lässt.
„Ich werde es auf jeden Fall versuchen, danke euch." er lächelt kurz durch die Runde und erntet von allen ein Lächeln zurück.
Ich kann ihn absolut verstehen, ich habe doch selber bloß Glück, dass meine Mum das Geld für's College gespart hat, seitdem ich geboren wurde. Sonst wäre ich sicherlich heute auch nicht hier.
„Wir kriegen das hin." verspreche ich ihm und lege meine Hand kurz auf Harry's, die noch immer auf meinem Bein liegt, bevor ich mein Rührei aufesse.
Harry's Daumen streift sanft über meinen Oberschenkel und ich muss mich wirklich zusammen reißen, nicht zu grinsen wie ein Vollidiot.
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favorite crime [L.S.]
FanficLouis war noch nie einer von der loyalen Sorte. Jetzt, wo sein zweites Semester begonnen hat, hat er es sich zur Mission gemacht, mit so vielen Kerlen wie möglich vom College zu schlafen. Bis er auf Harry trifft. Denn dieser hat gar kein Interesse...