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"Die Quelle. Oder was davon übrig ist." Der Herr hatte Baza unter den Palast geführt. Ein riesiger, leerer Raum erstreckte sich vor ihm, eine Höhle.
Kahle, steinerne Wände lagen um die Reste eines Sees, der durch ein großes Tor hinausgeleitet würde.

Nun war vom See nicht mehr als eine Pfütze geblieben - und vom Fluss der durch das Tor führte nur mehr ein Rinnsal.
"Er hatte sich mehr erwartet.", murmelte der Wächter und sprang in das Becken hinab. Feiner Sand knirschte unter seinen Schuhen.

"Nun, mehr gibt es nicht." Er hörte hinter sich die leisen, vorsichtigen Schritte des Herrn. Auch nach vielen Jahren war seine Zeit als Attentäter der Könige nicht in Vergessenheit geraten. Erstaunlich viele Herren standen dem letzten König sehr nah.

"Damit muss er sich begnügen." Baza hielt vor der winzigen Pfütze,ging in die Knie und holte eine Phiole aus der Tasche, die er in das Wasser tauchte. Gefüllt verschloss er sie und tauschte sie gegen ein weiteres Röhrchen aus. In dieses ließ er Wasser aus dem Rinnsal fließen. Eine weitere füllte er mit Sand vom Boden des Beckens, die vierte mit kleinen, bunten Steinen.

"Vielen Dank für Eure Hilfe." Er verneigte sich knapp und verstaute die Proben. Gerade als er an dem anderen vorbeigehen wollte hielt dieser ihn jedoch auf. Er griff ihn an der Schulter, worauf Baza Ian ansah.
"Ich weiß nicht, was dein Herr versucht zu erreichen, Wächter. Aber es gibt da noch etwas, das sicher interessant ist."

"Interessant?" Eigentlich war seine Aufgabe erledigt und er sollte sich auf den Rückweg machen, doch was auch immer der Herr noch anzubieten hatte konnte ihm eine weitere Reise ersparen. Und in Elondas Gunst könnte er auch noch steigen. "In Ordnung. Was ist es?"

Ian winkte ihn hinter sich her, führte ihn aus der Höhle hinaus und durch den Palast in einen kleinen, mit Glas überdachten Garten.
"Dort hinten." Er führte durch die vertrockneten Reste von Blumenbeeten und Rasenflächen hin zu einem abseits gelegenen Beet.

Was Baza dort sah erstaunte ihn. Mehr als nur ein wenig.
Inmitten vertrockneten Stiele, toter Sträucher und staubtrockener Erde kämpfte sich eine schneeweiße Blume Richtung Himmel.
"Wächst sie?" Der Wächter streckte die Hand aus, wagte es jedoch nicht das Gewächs zu berühren. Zu unwirklich war es, inmitten des Todes.

"Ja, sie wächst." Der Herr schnaubte. "Und ist stur wie ein Esel. Ich habe sie schon oft ausgegraben oder gepflückt. Sie ist immer wieder gekommen."

Baza lächelte. "Ich werde meinem Herrn davon berichten. Dann werde ich sicher wiederkommen."
"Ach was." Der Herr trat vor, packte die Blume und zog sie aus der Erde. Vom Wurzelgeflecht bröselte die staubige Erde einfach ab. "Nimm' sie gleich mit. In ein paar Tage wächst wieder hier."

"Danke. Aber dann brauche ich auch noch Proben von dieser Erde und Erde, in der nichts wächst."

"Bedien' dich." Er wandte den Kopf zurück. Baza sah den Schatten einer Frau in der Tür stehen. In der Hand ein Brief. "Das ist wohl wichtig. Ich schicke jemanden, der dich nach draußen führt." Damit stellte er die Blume an, nickte zum Abschied und verließ den Garten.

Der Wächter beeilte sich die Proben zu nehmen, packte dann alles ein und nahm die Blume vorsichtiger in die Hände.
Ein Schatten, der an derselben Stelle wie zuvor stand, führte ihn wieder hinaus.

Grinsend verwandelte der Andarr sich und erhob sich in die Lüfte. Er brauchte nur Stunden zurück in die Wüste.

Gebrochenes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt