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"Wie lautet deine Name, Kind?" Die Beine unter dem weiten Kleid überkreuzt sah Elonda von ihrem Thron auf die junge Frau herunter.
Ängstlich sah diese zur Herrin auf, die Augen noch feucht von den Tränen. Sie hatte geweint, als sie in Anda erwacht war. Noch war kein Herr gekommen und hatte ihr Gedächtnis gelöscht.

"Ich fresse dich nicht, Mädchen." Elonda lächelte und ließ ihre Magie wirken. Sofort beruhigte sich das Herz der Frau und die Angst verschwand.

"Feenja.", murmelte sie leise und senkte eilig den Blick. Sie musterte den dicken, roten Teppich zu ihren Füßen, wogegen die hellen, fast weißen Haare strahlten wie Kerzen in der Nacht. Ihre schuhlosen Füße versanken in den langen Fasern, die noch aus alter Zeit stammten und durch Magie vor dem Verfall geschützt wurden. Ohne Magie, wären selbst die Mauern der Paläste schon lange zu Staub zerfallen.

Wieder lächelte Elonda und zog ihre Magie zurück. "Dann lass mich dich begrüßen, junge Feenja. Willkommen in meinem Palast der Schatten. Du kannst hier fortan leben und arbeiten. Doch ist das Tor zur Freiheit nie bei uns verschlossen." Sie deutete hinter sie, wo sich die ewige Nacht hinter der geöffneten Flügeltür erstreckte. Die Dunkelheit und Leere des toten Landes. "Bei Fragen wende dich an die anderen Dienerinnen. Sie werden dir jederzeit helfen."
Dann wandte sie sich an den Andarr, der hinter der Frau stand. Er war es, der sie gefunden und zum Palast gebracht hat. "Bucad, bringe sie zu Ania. Sie soll ihr neue Kleidung und ihre Aufgaben geben."

"Jawohl Herrin." Er verneigte sich knapp, trat vor zu der Frau und berührte sie vorsichtig an der Schulter. Langsam sah sie wieder auf, lächelte scheu und versuchte sich an einem Knicks, der kläglich scheiterte, bevor sie Elondas Wächter aus der Empfangshalle hinaus folgte. Nicht durch das geöffnete Portal sondern eine kleinere Seitentür.

Elondas Lächeln verschwand, kaum war die Tür wieder ins Schloss gefallen. Sie atmete lang aus und erhob sich von dem Thron, strich dabei sanft über die Schnitzereien an den Armlehnen. Dieser Thron stand schon lange im Palast. Länger als sie sich erinnerte, doch es war noch zur Zeit des Lichts, als sie ihn das erste Mal sah. Das erste Mal über die Schnitzereien fuhr, die die Geschichte Andas erzählten.

Sie blinzelte einige Tränen weg, die Erinnerungen in ihr auslösten und wandte sich zum gehen in die andere Richtung des Wächters und der neuen Frau.
Anda hatte sich zwar verändert und der Ewigen Nacht, doch noch immer gingen Diener und Herrscher getrennte Wege.
Wege, die den anderen stets verborgen blieben.

Gebrochenes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt