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POV Oikawa
Am nächsten Morgen wachte ich recht spät auf und das Erste, was ich spürte, war der flauschige Hügel neben mir. Gleichmäßig hob und senkte er sich und gab dabei leise Schnarchgeräusche von sich. Ich lächelte und strich behutsam über Buckys Fell. Davon offenbar geweckt schlug der grau braune Hund seine niedlichen Knopfaugen auf und sah mich prüfend an. Sanft stubste er mit der feuchten Nase gegen meine Wange. "Guten Morgen." Sagte ich leise und kraulte ihn noch eine Weile weiter. "Danke dass du heute Nacht auf mich aufgepasst hast." Flüsterte ich und stand auf. Ob Iwa schon wach ist? Fragte ich mich und nahm die Teetasse mit nach draußen. Bucky folgte mir schwanzwedelnd. Leise lief ich durch die Wohnung und sah mich vorsichtig um. Offensichtlich nicht. Was mache ich jetzt? Vielleicht Frühstück? Er wird schon nichts dagegen haben... Hoffe ich. Dachte ich und ging in die Küche. Auf dem Weg dahin, kam ich an einem Spiegel vorbei und blieb stehen. "Gott seh ich scheiße aus." Hauchte ich. Meine Augen waren von gestern noch ganz rot, meine Haare standen wirr ab. Aber in seinen Klamotten irgendwie auch ganz cute... Bemerkte ich schmunzelnd. Ich richtete meine Haare und ging dann endlich in die Küche. Ich sah mich ein bisschen um und entdeckte seine Kaffeevorräte.
Ich war gerade dabei den Kaffee in Tassen zu füllen, als ich ein tapsendes Geräusch hinter mir hörte. "Morgen." Gähnte Iwa. "Morgen..." Murmelte ich leicht, verblüfft. Er stand oberkörperfrei vor mir und zeigte mir dabei all seine Tattoos. Sprachlos reichte ich ihm seinen Kaffee.
Nichts. Kein Danke oder sonstiges. Er nahm nur die Tasse und schlurfte zum Tisch. Oh wow... Dachte ich und musste aufpassen, seinen Rücken nicht ganz so extrem anzustarren, auf dem sich ein wunderschöner Phönix gerade in die Lüfte schwang. Schnell zwang ich mich weg zu sehen und lief ihm hinterher. "Hast du gut geschlafen?" Fragte ich, bemüht ein Gespräch anzufangen. Ein Brummen und dann... Stille. Iwa saß schweigend über seinem Kaffe und es sein Kopf sank immer tiefer nach unten, bis er ihn ruckartig wieder hoch riss. Ich lachte leise und schlürfte an meinem eigenen Getränk. So ein Mensch war er also. "Danke für gestern Abend übrigens. Du hattest recht. Tee und Hund haben wirklich geholfen." Sagte ich schmunzelnd.
Als Antwort ein müdes Nicken. Ich wusste nicht so richtig, etwas mit ihm anzufangen. Okay... Dachte ich und schwieg dann auch erstmal.
"Wie spät haben wir es?" Fragte Iwa plötzlich und ich, völlig abgedrifted in meine Gedanken, zuckte leicht zusammen. "Ähm..." Ich sah auf die Uhr hinter ihm. "12:30 Uhr. Warum?" Fragte ich. Iwa gähnte und streckte sich. "Sei in einer Stunde fertig, dann gehen wir deine Sachen abholen." Brummte er und stand auf. Ich sah ihm überrumpelt nach. "Ah okay." Murmelte ich und schluckte den Unmut herunter.
Und so stand ich eine Stunde später nervös in seiner Wohnung herum, bereit zu gehen. Alles wird gut Tooru. Ihr geht nur ein paar Sachen abholen. Vielleicht ist Raiko ja auch gar nicht da. Beruhigte ich mich selbst und spielte nervös an meinen Fingernägeln herum.
"Wir laufen übrigens. Bucky braucht Auslauf." Sagte Iwa und ich blickte auf. "Und wie sollen wir den ganzen Krempel transportieren?" Fragte ich jnd dachte an die Anzahl der Dinge, die bei Raiko gelagert waren. "Wie wärs mit tragen? Wir schaffen das schon irgendwie." Meinte er, entspannt grinsend und befestigte die Leine an Buckys Halsband. "Okay, wenn du meinst." Murmelte ich und folgte ihm nach draußen.
Während wir die Straßen entlang liefen, brachte Iwa es fertig mich in ein völlig sinnlose Diskussion zu verwickeln, die mich jedoch so sehr ablenkte, dass ich sogar für einen Moment meinen Kummer und die Angst Raiko zu begegnen vergaß. Lachend schlenderten wir die Strandpromenade entlang. Ich fühlte mich zunehmend wohler und sicherer bei ihm und boxte ihn lachend in die Seite, als er sich darüber lustig machte, dass ich an außerirdische Lebensformen glaubte. "Komm schon. Diese ollen Kornkreise können doch auch von irgendwem dahin gesetzt worden sein!" Argumentierte Iwa. Entrüstet sah ich ihn an. "Also erstens: Diese Kornkreise sind überhaupt nicht oll. Und zweitens: Warum bist du dir da so sicher?" Konterte Ich. Er grinste. "Ich spreche aus eigener Erfahrung." Ich blinzelte verwirrt. "Wie bitte?" Iwa lachte. "Hab mal zusammen mit Makki und Ayla in der Oberschule nen Traktor geklaut und ein paar Kreise ins Feld gesetzt. Was soll ich sagen. Wir waren besoffen und fandens lustig. Vor allem als die Zeitung dann darüber berichtet hat und jeder sich gefragt hat, wo die mysteriösen Kreise wohl herkommen." Sprachlos starrte ich ihn an. "Aber..." Iwa lachte und wir bogen um eine Ecke. "Wie kann man nur so dreist sein..." Murmelte ich kopfschüttelnd in mich hinein. "Jaja. Wir sind übrigens da, nicht?" Fragte er und ich sah mich verwirrt um. "Oh äh ja." Antwortete ich. Unwohl war mir immer noch, doch nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Er ist echt cool. Dachte ich und musterte meine Begleitung, welche gerade auf die Klingel drückte. Ich schluckte, als ich vertraute Schritte hörte und kurz darauf die Person an der Tür erschien, die ich geglaubt hatte besser zu kennen als alle anderen. Raiko staunte nicht schlecht, als er uns vor der Tür stehen sah. "Hey Schatz, wer... Iwa? Was zum Teufel!" Sagte eine drahtige Frau mit gefärbtem Haar. Iwa sah auf und jetzt erkannte ich die Frau auch. Sie war das Mädchen, welches Iwa auf dem Foto im Arm gehalten hatte. "Hm? Oh Mikki. Hi." Brummte er teilnahmslos. Ich konnte nicht anders als ihn für seine Gelassenheit zu bewundern, bevor mir bewusst wurde, was das hieß. Verletzt funkelte ich Raiko an und konnte nicht verhindern, dass sich das Übelkeitsgefühl wieder ausbreitete. "Ist das dein Scheiß Ernst? Du betrügst mich seit über drei Wochen und machst dann per SMS Schluss?!" Presste ich hervor. "Tooru beruhig-" Wollte er beginnen, doch meine Hand war schneller. Mein Arm hatte wie ferngesteuert reagiert und hatte meine Hand gegen seine Wange geschleudert. Raikos Kopf flog zur Seite und kurze Zeit später sah man den Umriss meiner Hand, als roten Abdruck auf seinem Gesicht.
"Auch egal. Wir sind nur hier um die Sachen abzuholen, also macht Platz." Brummte Iwa plötzlich, und schob sich rücksichtslos zwischen Mikki und Raiko durch. "Ähm Entschuldigung?" Fragte mein Ex verwirrt und der Schwarzhaarige schenkte ihm einen abschätzigen Blick. "Angenommen." Meinte er schlicht und sah sich um. Er lief ein paar Schritte weiter und rempelte auffällig unabsichtlich gegen eine Komode. Dabei viel ausversehen eine hässliche, alte Vase zu Boden und meine Augen wurden groß. Ich wusste, was das für eine Vase war und kannte die Bedeutung. "Alter! Was soll das!? Das war die Urne meiner verstorbenen Großmutter." Rief Raiko aufgebracht und Iwa tat, als wäre er erschrocken. "Oh nein, das tut mir so leid." Sagte er und ich hörte, wie seine Stimme von Sarkasmus nur so triefte. "Iwa! Was soll das!? Man spielt nicht so leichtfertig mit den Gefühlen anderer Menschen!" Meinte Mikki entsetzt und Iwas Augen nahmen einen Ausdruck an, der ganze Meere hätte zu Eis erstarren lassen können. "Ach nicht?" Fragte er und die Frau wich zurück. "Hör auf. Nur weil du eifersüchtig bist-" "Eifersüchtig? Auf was denn?" Fragte er seelenruhig und sie rollte verunsichert die Augen. "Oh komm schon. Du brauchst nicht hier auf cool zu spielen. Ich kenn dich doch." Iwa lachte kurz. "Wow, wow, wow. Du glaubst doch nicht ich wäre auch nur ein kleines bisschen in dich verliebt gewesen? Nein, nein. Mir war nur langweilig, mach dir keine Sorgen, es gibt nichts an dir, was ich auch nur ansatzweise lieben könnte." Er drehte sich zu Raiko. "Aber du bist ja mal ein richtiges Arschloch. Wenn du schon jemand anderen knallst, hab wenigstens die Eier und mach Schluss." Murmelte er herablassend und gähnte. "Komm schon. Retten wir deinen Kram aus den Händen dieser Idioten." Brummte er, packte mein Handgelenk und zog mich herein. Sprachlos stolperte ich ihm nach, nicht glaubend, was ich eben gesehen und gehört hatte, nicht glaubend, dass Mikki fast weinend neben der Komode stand und Raiko verzweifelt auf dem Boden kniete.
"Wo muss ich hin?" Fragte Iwa gelangweilt und riss mich aus meiner geistigen Schockstarre. "Ähm... Hier vorne links."
Er ist so verdammt cool...

Eine Tasse Kaffee (IwaOi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt