:anxiety:

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Sie hassen mich sicherlich. Ich bin mir sicher, sie hassen mich. Ich bin so unruhig. Mein Körper am zittern, meine Hände schweißgebadet und mein Blick der durch den Raum hin und her wandert. Tik Tak Tik. Die Uhr tickt so laut. Das Klassenzimmer kommt mir so klein vor, die Wände kommen näher, ich ersticke. Aber bloß nichts anmerken lassen. Gelächter. Ich sollte glücklich sein, wie alle anderen, aber bin's nicht. Alles ist gut und dennoch fühle ich mich schlecht. Ein bedrückendes Gefühl in meiner Brust. Mein Bein zittert ununterbrochen. Ich habe keine Kontrolle über meinen Körper. Möchte im Erdboden verschwindet. Den Blickkontakt muss ich halten. Schöne Blumen blühten im Park. Ein frischer kalter Luftzug strich mir durchs Gesicht. Endlich konnte ich Atmen. Niemand hier. Rot, gelb, grün - so viele Farben und der Himmel so klar blau. Endlich war ich ruhig. Ich fühlte mich frei. Alles Täuschung. Vorgegaukelte/ vorgetäuschte Akzeptanz. Sie tolerieren mich nur, doch wenn sie könnten - Ich denke zu viel. Warum verschwenden sie ihre Zeit mit mir? Nicht das Atmen vergessen. Das Wasser war kalt. Es war so überraschend angenehm. Ein erholsames Bad, nach einem langen anstrengendem Tag. Ich ließ mich tiefer in die Wanne sinken. Das Wasser lief noch immer ein, würde gleich überlaufen. Der Duft von Lavendel füllte das Bad. Leichte Wellen bewegten sich sanft über mein Gesicht. Am liebsten wollte ich untertauchen. Das Wasser lief über. Langsam breitete es sich über den Boden. Ich tauchte unter und verschwand in eine andere Welt. Das Bad sollte sich bis zur Decke mit Wasser füllen. Ein Traum. Witzig. Sie spricht mit mir, aber ich höre kein Wort. Ich beobachte, wie sich ihre Lippen bewegen, während mich der Gedanke nicht los lässt - Sie hasst und verachtet mich. Und dieser eine Gedanke wiederholt sich wieder und wieder und wieder. Wie eine Gedankenschleife, in der ich gefangen bin. Ich blute - habe meine Haut aufgekratzt. Passiert. Balle meine zu Fäusten, bin sehr angespannt, halte es kaum noch aus. Die Sonne ging unter und mit ihr meine Sorgen. Im Hintergrund vernahm ich das friedliche Rauschen des Meeres - der Sand unter meinen Füßen. Mein Kleid spielte im Wind, ich fühlte mich leichter als eine Feder. Ich wollte nimmer weg von hier. Niemals einen der wenigen Orte verlassen, an dem ich keine Unruhe kannte. Aber es musste immer anders kommen. Alles ist verzerrt - mir ist schlecht. Ich reibe mir durchs Gesicht. Wieder alles so schwer - ich zerbreche fast unter dem Gewicht. Einfache Aufgabe, doch so einschüchternd, das ich unsichtbar werden möchte. Ob sie es wohl merken? Ob sie es verstehen würden? Erschöpfung. Ich habe Angst. Ich will hier weg. Bitte. In einer Welt so kalt, war die Wärme der Sonne sehr erfrischend. Ich genoss jede einzelne Sekunde, da ich wusste es würde nicht lange wären. Die Vögel sangen, wir sangen zusammen und nebenbei erzählten sie mir, was sie schon alles gesehen hatten. Ich beneidete ihre Freiheit. Gutes und schlechtes, schönes und Zerstörung. Aber das war in dem Moment nicht von Bedeutung. Ich kletterte auf die Spitze des Baumes und für diesen Moment fühlte ich mich wie sie. Eine Fassade, die aufrecht gehalten muss, aus Angst vor Verurteilung. Ein jemand der durch diese hindurchschaut, mich sieht, wie ich wirklich bin - aber die Angst ist zu groß und ich verstecke mich. Aber dann stelle ich mir die Frage, wer bin ich überhaupt? Was wenn da nicht mehr ist. Ich nicht mehr als eine Leere Hülle bin, einzig und allein am existieren. In der Zeit werde ich mich auflösen und vergessen so wie viele vor mir. Die Farbe streicht sanft über die Leinwand. Wo nichts war entstand nun etwas. Ich konnte Welten erschaffen - sichere Orte kreieren. Mit jedem Pinselstrich verschwanden meine Sorgen. Ich konnte für einen Moment vergessen. Es gibt einiges, dass ich noch nicht verstehen. Vieles gespielt um dazu zupassen. Ich lerne und muss noch vieles lernen. Aber ist nicht alles erlernt? Also ist das normal oder nicht? Aber es ist egal, denn so sehr ich versuche es zu verstehen, es zu erlernen und zu beherrschen, ich schaffe es nicht. Ich gehöre nicht hierher. Ich sehne mich nach Erlösung. Ich drehte die Musik lauter auf. Mein Körper bewegte sich frei zu der Musik. Viele Umdrehungen. Meine Haare fliegen in der Luft. Große Bewegungen. Und so wurde aus einem einsamen Schlafzimmer ein Glück bringender Ort. Weit weg von den bösen Absichten der Welt mit ihren hohen Erwartungen, mit denen ich nicht mithalten konnte. Fürchtete den Abgrund, doch war schon so tief drinnen. Aber wenigstens wäre ein weiterer Fall kein tiefer. Außer Atem, werfe ich mich auf mein Bett. Meine Mundwinkel springen hoch - ja, ich lache sogar. Friedlich schlief ich ein. Immer fühle ich mich, als würde ich nicht dazugehören. Ein Fehler der nicht sein sollte. Ein Fehler, der behoben werden sollte. Ich irre durch den Wald herum. Suche nach einer perfekten Stelle. Der Ort an dem ich mein Leid beenden würde. Es ist dunkel, nur der Mond scheint mir den Weg. In der Ferne erkenne ich eine Gestalt - ein Mädchen? Sie scheint verletzt, kann sich kaum auf ihren Beinen halten. In dem Moment vergaß ich alles und wollte ihr einfach nur helfen, doch hätte ich nicht gedacht, was mich dabei erwarten würde. Alles voller Blut, dennoch war das Krankenhais keine Option. Wahrscheinlich würde sie vom Militär oder so gesucht. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was sie mit ihr anstellen würden - Experimente? Autopsie? Bei dem Gedanken wurde mir schlecht. Schweißperlen liefen mir über die Stirn, als ich vorsichtig versuchte die Blutung zu stoppen. Nachdem ich sie erfolgreich verarztet hatte, setzte ich mich ans Bett und betrachtete sie. Sie sah so friedlich aus mit ihrer zarten Magenta farbigen Haut, ihrem wunderschön lang und glänzendem türkisen Haar. Ihr zartes Gesicht - sie wurde wach. Da bemerkte ich auch erst, dass sie drei Paar Augen besaß - eins in mitten der Stirn, von dem ich erst gedacht hatte es sei eine Narbe. Ihre zauberhaft leuchtenden türkisen Augen richteten sich auf mich. Sie wirkte verwirrt. Verständlich, ich war's auch. Doch dann lächelte sie, als würde sie sich bedanken. Sie verströmte eine angenehme Wärme. Tage vergingen. Es war das erste Mal, dass ich sie das Haus verlassen ließ. Sie besaß die Fähigkeit ihre Gestalt zu ändern - sah nun aus wie ein Mensch. Wegen der Verletzungen fiel es ihr schwer eine andere Gestalt aufrecht zu halten, weshalb wir gewartet hatten. Ich sah die Neugier in ihren Augen. Sie erkundigte eine ihr völlig unbekannte Welt. Wie das wohl war? Sie fühlte sich bestimmt total fremd. Fürs erste gingen wir in den Park. Ich wollte sie nicht mit einer großen Menschenmenge überfordern. Naja und mich selbst auch nicht. Alles war so schön bunt. Sie hatte mir erzählt, dass dort wo sie herkam nur Sand lag, eine Wüste. Deshalb hatte ich es als sinnvoll erachtet sie an einen Farb-frohen lebendigen Ort zu bringen. Langsam tastete sie die Pflanzen an, nah sie in die Hand und schnüffelte auch an ihnen. Es war interessant und auch etwas amüsant sie dabei zu beobachten. Ihre Augen strahlten. Wir verbrachten den Tag im Park - die Sonne ging schon unter. Wir saßen auf einer Brücke über einem Fluss. Das Licht funkelt und spiegelt sich im Wasser. Ich nehme einen tiefen Atemzug, hebe meine Arme weit in die Luft und lege mich dann nach hinten. Sie lacht und macht mir nach. Wir schauen auf in die ferne des Himmels - ich frage mich wo ihr Heimatplanet liegt. Ob man sie noch verfolgt? Langsam wird's dunkel. Abendessen. Mutter hilft mir sie zu verstecken. Sie hatte sie gefunden als ich in der Schule war aber versprach es geheim zuhalten. Wir haben immer angst davor, dass sie sich eine Lebensmittelvergiftung einfängt, da sie irgendwas irdisches nicht verträgt, doch bisher war nichts passiert. Es wird gelacht, erzählt - ich habe Spaß wie nie zuvor beim Essen. Nachts gehen wir noch auf den Balkon. Wir sitzen gemeinsam in einer warmen Decke. Die Bäume tanzen sanft in Mondlicht. Bei ihr fühle ich mich dazu gehörig. Keine Ängste, keine Fassade - alles ist real. Sie sieht mich wie ich wirklich bin und akzeptiert mich. Sie lehrt mich inneren Frieden. Die einzige Angst die ich besaß war die, dass der Frieden nicht für immer andauern würde.

:C H A O S:Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt