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Am nächsten Tag, einem Samstag, findet keine Uni statt. Ich soll 18 Uhr beim Club sein, also habe ich mehr als genug Zeit um mich vorzubereiten - körperlich und, mehr als alles andere, geistig. Nach dem Mittagessen, es gab Spaghetti mit Bolognese wie fast immer (ist halt günstig und macht satt), sitze ich auf meinem Bett und starre die 200 Dollar an, die mir Mister Rodriguez gegeben hat. Ich weiß nicht, was genau ich mir davon kaufen soll, oder in welche Läden ich gehen soll, um etwas Passendes zu finden. Ratlos schnappe ich mir mein Handy und schreibe Kelly, ob sie Zeit und Lust hat, mich zu begleiten und zu beraten. Nach nicht mal einer Minute antwortet sie mit "Na klar, wann soll ich dich abholen?" Ich muss lächeln, sie ist ja wirklich netter als ich gedacht habe. Ich habe ja nicht wirklich Freunde hier, aber es fühlt sich gerade so an, als könnte hieraus wirklich eine Freundschaft entstehen. Ich frage, ob in zwei Stunden okay ist und sie willigt ein. So habe ich noch genug Zeit um zu duschen und mich nochmal gründlich zu rasieren. Ich hab zwar ein wenig Bammel vor nachher, aber der Gedanke an das Geld lässt die Angst in den Hintergrund rücken.

Also Kelly vor meiner Tür parkt, stehe ich in Jogginghose und Shirt vor ihr. In meinen Taschen wie üblich Handy, Schlüssel und Portemonnaie, nur dass letzteres mehr Bares enthält als die ganzen letzten Jahre. Ich steige ein, umarme sie kurz und bedanke mich bei ihr für ihre Hilfe. "Kein Problem, das mache ich doch gerne. Ich weiß wie verloren man am Anfang ist, aber umso besser, wenn man eine helfende Hand hat. Ich kenne den perfekten Laden. Wart's nur ab." Circa eine halbe Stunde später stehen wir auf dem Parkplatz vor einigen Geschäften. Sie führt mich in einen Laden für Sexspielzeuge und all so einen Kram, absolut nicht meine Welt und bei manchen Sachen, die ich da sehe, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Aber dafür sind wir nicht hier. Am Ende des riesigen Verkaufsraumes gehen wir eine Treppe hinab in eine weitere Etage, die voll steht mit Kleiderträgern und Regalen. Hier war alles voll mit Klamotten, die einzig und alleine den Zweck hatten, aufzureizen. Ich suche mir Unterwäsche aus, die mir gefiel, in schwarz und mit Spitze, während Kelly sich um die anderen Sachen kümmert. Sie kommt mit einer Auswahl an Kleidung zu mir und möchte, dass ich alles anprobiere. Letztendlich entscheide ich mich für 3, 4 verschiedene Outfits sowie schwarze High Heels, bezahle und wir verlassen den Laden wieder und steigen in Kelly's Auto. "Also, hör zu Beth, ich sag dir, wie du am meisten Geld abstauben kannst. Schminke ist ein Muss, da regnet es definitiv mehr Scheinchen. Und reiß dir die Klamotten nicht zu schnell vom Leib, sie bezahlen dafür, dass du dich ausziehst. Je mehr sie es wollen, desto mehr Geld bekommst du." Klingt logisch. "Okay, alles klar, danke. Bist du nachher auch dort?" "Ja, ich fange heute schon früher an als du, aber wir werden uns noch sehen." Wir sind bereits an meiner Wohnung angekommen. "Also, bis später. Du schaffst das schon!" Sie winkt nochmal, als ich aussteige und fährt dann davon. Ich stürme regelrecht in meine Wohnung hinauf. Die Zeit wird langsam knapp, dafür, dass ich mich noch schminken muss. Ich entscheide mich für ein etwas düsteres Make Up, was zu meiner überwiegend schwarzen Kleidung passt. Dazu kirschrote Lippen. Nachdem ich fertig und vollkommen zufrieden mit dem Ergebnis bin, packe ich alle Sachen in meine Tasche, die neuen Schuhe in einen Beutel und mache mich in Jeans, Shirt, Lederjacke und Sneakern in Richtung U-Bahn.

Fünfzehn Minuten bevor ich anfangen soll, betrete ich den Club und gehe in die Richtung des Büros. Ich sehe mich um und entdecke Kelly, vor ihr sitzen einige Männer und schauen ihr zu, wie sie sich gerade halb nackt auf dem Boden räkelt. Sie sieht mich auch und zwinkert leicht, was ich mit einem Lächeln beantworte. Ich klopfe an die Bürotür und nachdem ich hinein gebeten werde, trete ich ein. "Beth, du rothaariger Engel, da bist du ja", werde ich von Mister Rodriguez begrüßt. Er steht von seinem Schreibtisch auf und stürmt auf mich zu. "Siehst gut aus. Und, was hast du mitgebracht?", fragt er und deutet auf meinen Beutel. Ich packe zuerst die Schuhe aus und danach die restliche Ausbeute aus meiner Tasche. Er mustert jedes einzelne Teil und schaut mich dann an. "Da hat dich wohl jemand gut beraten. Los, zieh das hier an", sagt er, während er mir einige der Teile zu wirft, "du bist bald dran. Warte darauf, dass dich der Dj ansagt. Dann spazierst du einfach raus, da hin, wo der Scheinwerfer hin leuchtet und machst deine Show. Viel Erfolg, Kleines. Achso, und du kannst dich hier umziehen, ich bin erstmal draußen." Er verlässt den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Look at me - Reiner Braun x OC fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt