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Die Fahrt war ganz schön rasant und in null Komma nichts kommen wir bei dem Polizeirevier an. Dort wird der Verbrecher, der mittlerweile wieder zu sich gekommen ist, gleich abgeführt. "Du miese Hure, das wirst du noch bereuen!", ruft er im Vorbeigehen und spuckt in meine Richtung, ich kann gerade so noch ausweichen. Den Detective neben mir macht das wütend und er macht einen Satz nach vorne, und lässt ihn erneut seine Faust schmecken. Danach wird er noch schneller weg geschafft. Ich setze mich im Wartebreich auf einen der Stühle und schaue auf den Boden. "Ich bin gleich wieder bei dir. Aber ich muss bei dem Verhör dabei sein. Hier bist du sicher." Der Mann dreht sich um und geht. Sehnsüchtig blicke ich ihm nach, jetzt fühle ich mich nicht mehr so sicher wie zuvor.

Als das Verhör von dem Typen und die Aufnahme der Aussage von mir beendet sind, ist es bereits vier Uhr morgens. Müde, gereizt und noch immer leicht unter Schock steige ich in das Auto vom Detective, dessen Namen ich immernoch nicht erfahren habe. "Also, wo musst du hin?", fragt er mich und schaut zu mir herüber. Ich blicke nach unten und überlege kurz. "Ich... Ich kann jetzt nicht alleine sein. Ich fühle mich alleine nicht sicher... Ich weiß, es ist viel verlangt, aber bitte, nimm mich mit zu dir. Ich werde dir keine Umstände machen und morgen früh wieder gehen, versprochen, aber bitte lass mich nicht alleine. Wir können auch zu mir gehen. Bitte." Wie aus einem Reflex schnappt meine Hand nach seinem Arm und ich schaue ihn flehend an. Er sieht mich überrascht und verwirrt an, aber er nickt. "Kein Problem, das können wir so machen. Ich denke, bei mir ist genug Platz für uns beide. Ich habe ein Gästezimmer." Er sieht dann wieder nach vorne, ich lasse seinen Arm los und bedanke mich mehrmals, dann fährt er los.

Wir kommen in einem ganz anderen Stadtteil an, als den, in dem ich lebe. Die Häuser sind groß und schön, es gibt auch viele Hochhäuser und etliche, polierte Glasfassaden. Begeistert schaue ich durch das Fenster, als er auf ein riesiges, umzäuntes Grundstück abbiegt. Ich sehe einen großen Pool und einen Jacuzzi, das Haus hat zwei Stockwerke und wirkt viel zu groß für eine Person. Mein Herz sticht ein wenig, als ich realisiere, dass der Mann bestimmt eine Familie hat. Achso, da war ja noch was. "Entschuldigung, dass ich so doof frage, aber wie heißt du eigentlich?", frage ich, als der den Wagen in eine große Garage fährt. "Reiner. Für die meisten Detektive Braun, aber du darfst mich beim Vornamen nennen." Wir steigen aus."Heißt du wirklich Bethany?" Ich schaue ihn an und nicke. "Ja, der Vorname stimmt. Aber nicht Black, sondern Lewis." Er lächelt mich an. "Alles klar, es ist schön, dich kennen zu lernen, Bethany Lewis." Ich lächele ihn an. "Dankeschön, dass ich hier übernachten darf. Werde ich auch Missus Braun kennen lernen?" Er hat immernoch ein Lächeln auf den Lippen, schließt den Wagen ab und deutet mir, durch eine Tür ins Haus zu gehen. "Es gibt noch keine Missus Braun, also nein. Aber nett, dass du fragst. Komm mit, möchtest du etwas essen oder trinken? Oder lieber gleich schlafen?" Ich folge ihm in einen großen, hell erleuchteten Flur, in dem einige große Landschaftsgemälde hängen, und bei dieser Antwort hüpft mein Herz kurz nach oben. Er hat also doch noch niemanden. Warum kümmert mich das überhaupt? Verdammt, einfach nicht darüber nachdenken. Ich bemerke, dass ich leicht durstig bin und mir mittlerweile sehr kühl ist. "Hast du vielleicht einen Tee? Das wäre wirklich lieb von dir." Er nickt, winkt mich hinter sich her und wir betreten ein riesiges, helles Wohnzimmer und hier drin ist wirklich alles riesig: Die Couch, der Fernseher, der Kamin, die Stereoanlage mit Plattenspieler und ein prunkvoller Kronleuchter direkt in der Mitte des Raumes. Einige Regale befinden sich an den Wänden, die voll gestellt sind mit Platten, Büchern und CDs. Als Kontrast zu dem weißen Raum befindet sich zwischen Fernseher und Couch ein runder, schwarzer Flauschteppich, auf dem ein Sofatisch aus Glas steht. Vom Flur aus zur Linken befindet sich die Küche, ohne Raumtrennung zum Wohnzimmer, in schwarzen Farbtönen gehalten und genauso groß und edel wie die Möbel im Wohnzimmer. Vor der Küchentheke mit Kühlschrank, Herd und Geräten befindet sich eine Kücheninsel mit gepolsterten Barhockern. Zwischen Wohnzimmer und Küchenbereich befindet sich außerdem ein großer, schwarzer Esstisch mit sechs gleichfarbigen Stühlen. "Setz dich doch, ich mach dir den Tee. Lieber fruchtig oder Kräuter?", fragt er mich, als er auf die Barhocker zeigt und ich setze mich. "Fruchtig, bitte. Beeren oder so, das ist nett. Dankeschön." "Du brauchst dich nicht die ganze Zeit zu bedanken, mach dir keine Sorgen. Ich mache das gerne." Er schmeißt den Wasserkocher an und holt eine schwarze, große Tasse heraus, schmeißt einen Teebeutel hinein und lehnt sich an die Theke, sodass er in meine Richtung schaut. Ich muss lächeln, weil er so nett zu mir ist und werde leicht rot im Gesicht. Er schaut an mir herab, auf mein Shirt, dann verschwindet er kurz ein Stockwerk höher und kommt mit einem schwarzen Shirt wieder zurück. "Hier, du kannst das anziehen. Dein Shirt, es ist doch... Kaputt." Ich blicke an mir herab. Ich habe total vergessen, dass mein Shirt zerrissen wurde. Beschämt halte ich meine Hände vor meinen Körper, dann entschuldige ich mich und verschwinde schnell in den Flur. Dämlich, denke ich mir, dieser Mann hat mich letzte Woche jeden Tag nackt gesehen und vorhin habe ich sogar die Beine breit gemacht, als er direkt vor mir stand. Aber jetzt ist es ganz anders, als im Club. Jetzt stehen wir uns als richtige Personen gegenüber, nicht mehr als Kunde und Produkt. Ich ziehe das Shirt an, in dem ich fast verschwinde und kehre zu ihm zurück. Auf der Kücheninsel steht bereits mein Tee und ich setze mich wieder auf den Barhocker, stopfe das kaputte Shirt in meine Tasche und Reiner nimmt sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, öffnet sie und setzt sich mir gegenüber. Dann herrscht Stille und wir schauen uns, wie so oft, direkt in die Augen.

Look at me - Reiner Braun x OC fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt