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Zu enttäuschtAls ich aus dem Bad komme, ist Inho wach. Er hat die kleine Lampe neben dem Bett angemacht und schaut mich mit runtergezogenen Mundwinkeln an. Zwar wirkt er sehr gefasst, aber ich erkenne sein Pokerface, wenn ich es sehe. Außerdem sind auf seinem leicht geröteten Gesicht schon wieder Spuren von Tränen zu sehen.
Zögerlich setze ich mich neben ihn auf die Matratze und versuche sie wegzuwischen, aber Inho schiebt meine Hand von sich weg. "Was willst du noch hier?", fragt er leise.
Mal wieder frisst das schlechte Gewissen mich auf, als ich Schlimmes ahne. Blöd bin ich ja nicht, nur unerfahren was Beziehungskram angeht. "Ich nehme an, du hast etwas mitgehört?"
Schulterzuckend dreht er sich von mir weg.
"Du hast wahrscheinlich genau den falschen Teil gehört." Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es einen richtigen Teil gegeben hätte.
"Geh einfach."
"Nein. Lass es mich erklären", bitte ich ihn.
"Nein. Geh. Ich will es gar nicht wissen. Du brauchst mir keine Gefühle vorspielen", schreit er flüsternd, damit es niemand sonst im Haus hört.
"Es ist nicht so einfach wie du denkst."
"Pfff. Sicher. Verschwinde einfach."
"Gib mir bitte eine Chance. Ich musste nur erst-"
"Lass gut sein."
Für den Bruchteil einer Sekunde halte ich tatsächlich den Mund, als mir klarwird, worüber ich hier gerade mit streite. Das wäre meine Chance gewesen, aus der Sache herauszukommen, und was tue ich als erstes? Versuche zu verhindern, dass er mich loswird.
"Ich muss mir nur erst über meine Gefühle klar werden", beende ich meinen Satz.
"Als ob da welche wären! So verarscht zu werden, das ist der beschissenste Tag seit... seit immer! Was sollte das Ganze?" Schluchzend dreht er sich um und sieht mich böse an. Jetzt will er es wohl doch wissen, obwohl es auch eine rhetorische Frage sein könnte. Aber immerhin lässt er mich jetzt reden.
"Ich wollte dich nicht direkt wieder unglücklich machen, deswegen dachte ich, wir klären das entweder später... oder ich raffe endlich, was los ist, ich glaube da ist wirklich was... mit mir...?"
"So ein Quatsch. Lüg mich nicht an."
"Küsse lügen nicht, Inho! Ich hab doch nicht einfach so mitgemacht..."
Das gibt ihm zu denken. Mir selbst auch. Mein Kopf konnte mein Herz vielleicht eine Weile ignorieren, aber was wird passieren, wenn ich Inho jetzt erneut küsse, nachdem Changsun mir einiges klar gemacht hat? Beziehungsweise versucht hat, denn so ganz klar ist mir vieles immer noch nicht.
Fest steht zumindest, dass ich Inho mag. Sehr. Vielleicht noch mehr als sehr? Die Küsse waren schön. Ist da Potential für mehr oder mache mir etwas vor? Oder ist da längst mehr? Wenn ich das nur wüsste, nur leider kann ich mich nicht mehr an den Großteil der Liste von damals erinnern, und Inho gern anzusehen und in seiner Nähe sein zu wollen, kann ja wohl nicht alles sein, was Liebe ausmacht.
Minutenlang blicken wir uns stumm an, er zunächst vorwurfsvoll und zweifelnd, ich hingegen bittend und möglichst sanft, bis auch seine harte Miene anfängt zu erweichen. Sein Blick nimmt mich gefangen. Vorsichtig beuge ich mich nach vorn und nehme sein Gesicht in meine Hände. Er lässt es zu, dass ich unsere Lippen verbinde und macht nach kurzem Zögern sogar mit.
Irgendwas ist da, wenn wir uns küssen. Ich weiß nur noch nicht, was genau es ist. Hoffentlich lässt er es mich herausfinden. Ich glaube, ich würde es ziemlich traurig finden, wenn nicht.
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Zu blöd zum Verlieben - Hyunho FF
FanfictionEigentlich will Hyunuk seinen guten Freund nur ein wenig aufmuntern. Dass er der Grund für den ganzen Kummer ist, hätte er nie geahnt - und was das in ihm auslöst erst recht nicht. Wenn er nur mal von selbst darauf kommen würde, was mit ihm los ist...